Erörterung - Ist die multikulturelle Gesellschaft eine Utopie?

Schlagwörter:
Definition einer multikulturellen Gesellschaft, Deutschland und Belgien, Pro und Contra, Referat, Hausaufgabe, Erörterung - Ist die multikulturelle Gesellschaft eine Utopie?
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Deutsch : Erörterung - Ist die multikulturelle Gesellschaft eine Utopie?



Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung :

a) Definition einer multikulturellen Gesellschaft

b) Ist die multikulturelle Gesellschaft überhaupt erreichbar?


2) Hauptteil :

a) Einwanderungsländer : Deutschland und Belgien

b) Pro :

1. Aufbau von Toleranz
2. Wirtschaftlicher Wachstum und Wohlstand
3. Die Vereinigung Europas
4. Kultureller Austausch
- Die Sprache
- Die Bräuche und die Religion
- Der Lebensstil : Z.B. Essgewohnheiten

c) Contra :

1. Nebeneinanderleben der verschiedenen Ausländergruppen.
- Bsp. : Chinatowns
2. Probleme beim sprachlichen Verständigung.
- Bsp. : Belgien ( 3 Sprachgemeinschaften )
3. Die ursprüngliche Kultur des Landes geht verloren.
- Bsp. : Feiertage und Silvester
4. Zusammenstoß verschiedener Religionen, ihrer Werte und Ethiken.
- Der Islam : a) 17 Ehrenmorde in Belgien
b) Moralische Differenzen : Bsp. : Kopftuch



3) Fazit :

Im Großen und Ganzen ist die multikulturelle Gesellschaft eine Utopie

Ist die multikulturelle Gesellschaft eine Utopie?

Der Begriff „multikultureller Gesellschaft“ steht für eine Gesellschaft, in der Menschen unterschiedlicher Herkünfte, Nationalitäten, Sprachen und Religionen zusammenleben. In der Politik nennt man die Förderung solch einer Gesellschaft „Multikulturalismus“ und sein Ziel ist es, kulturelle Unterschiede durch den Staat zu schützen und anzuerkennen. Er steht dem Gedanken einer dominanten Nationalkultur entgegen. Ebenso ist der Multikulturalismus ein Gegner des Melting Pot, der von dem in den USA weit verbreiteten Gedanken einer Angleichung der verschiedenen Kulturen ausgeht.
Die multikulturelle Gesellschaft ist einer der wichtigsten Streitpunkte der Politik, da es um die Zukunft unserer Gesellschaft und daher um die Zukunft von uns allen geht. Doch ist das Zusammenleben verschiedener Kulturen in einem Land überhaupt erreichbar?

Die Deutschland ist seit langem ein Einwanderungsland und die Einwanderung nach Deutschland steigt seit den frühen 50er Jahren stetig an ( Anh. 1 ). In Belgien besitzen knapp 8% der Bevölkerung eine andere Staatsangehörigkeit. Niederländer, Deutsche, Luxemburger, Franzosen und zahlreiche Ausländer aus ferneren Regionen leben hier zusammen in einem Land. Dies ist keinesfalls überraschend angesichts der Größe des Landes und seiner geöffneten Grenzen für den Personen-, Güter- und Dienstleitungsverkehr. Um das Zusammenleben von Einheimischen und Ausländern zu regeln, bietet sich das Konzept der multikulturellen Gesellschaft. Hierbei werden die Ausländer zwar politisch integriert, aber müssen ihre Kulturen nicht an die der Einheimischen anpassen, d.h. sie können weiterhin ihre verschiedene Traditionen, Lebensstile und Vorstellungen von Werten und Ethik bewahren. Dies kann ein großer Vorteil für unsere heutige Gesellschaft sein, doch es bringt auch negative Aspekte mit sich:

Für die multikulturelle Gesellschaft spricht zum einen, dass sie zum Aufbau der Toleranz führt. Jeder muss lernen, den anderen zu respektieren und niemanden wegen seiner Religion, seiner Bräuche, etc. zu verurteilen, denn sonst kann diese Gesellschaft nicht existieren. Wenn die Menschen lernen, andere Menschen und ihre Lebensweisen zu respektieren, fällt es ihnen auch wesentlich leichter anderen Dingen gegenüber tolerant zu sein.

Zum anderen bringt die multikulturelle Gesellschaft wirtschaftlichen Wachstum und Wohlstand mit sich. In Deutschland fließen allein durch die Ausländer 50 Milliarden Euro Steuern in die Staatskassen. Auf dem Arbeitsmarkt schlossen die Einwanderer die sich vergrößernde Lücken auf dem Arbeitsmarkt und ermöglichten damit das Wachstum auch in arbeitsintensiven Branchen. Sie besetzen auch Arbeitsplätze die schlecht bezahlt werden oder durch die Arbeitsverhältnisse durch die Einheimischen abgelehnt werden.

Ein weiterer positiver Faktor ist die Vereinigung Europas. Das Ziel ist ein vereintes, multikulturelles Europa. Die Nationalstaaten lösen sich langsam auf, d.h. es gibt keine Zollschranken mehr und es kommt zur europaweiten Arbeitserlaubnis, ein Traum für diejenigen, die sich für andere Länder und Kulturen interessieren und Auslandserfahrungen sammeln wollen.

Der wohl bedeutenste positive Aspekt der multikulturellen Gesellschaft ist der Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen. Ede Kultur kann etwas von der anderen lernen.

  • Die Sprache : Der Sprachenaustausch wird besonders gefördert, denn die Menschen müssen sich in allen Alltagssituationen untereinander verständigen. Ohne mindestens die Sprache des Landes zu lernen können die Einwanderer nicht dort leben. Aber auch die Einheimischen schnappen viel von den anderen Sprachen auf. Hier in Belgien hat man zum Beispiel auch viel mehr Möglichkeiten, sich eine andere Sprache, entweder Französisch oder Niederländisch, anzueignen.
  • Die Bräuche und die Religion : Hier bei uns sind die meisten Menschen christlichen Glaubens. Wir feiert Weihnachten, Silvester, Ostern, Pfingsten, usw. All diese Feiertage gibt es z.B. im Islam gar nicht. An ihrer Stelle feiern sie das Aschurafest, Hanuka, Ramadan, usw. jedes Volk kann die verschiedenen Religionen der anderen kennenlernen und für sich selber entscheiden, welcher Religion man sich anschließt. Die Religionsfreiheit wird durch die belgische Verfassung garantiert. Der Staat erkennt derzeit schon sechs Religionen an: die römisch-katholische (der die Mehrzahl der Gläubigen angehört), die evangelische, die orthodoxe, die israelische, die anglikanische und, seit 1976, auch die islamische Religion. Auf Grund der Einwanderungswelle ausländischer Arbeitskräfte ist der Islam zur Zeit die zweitwichtigste Religion in Belgien.
  • Der Lebensstil : Auch hier kann man Einiges von anderen Kulturen lernen. Die Spanier haben zum Beispiel die Gewohnheit, ihr Abendessen erst gegen 10 Uhr einzunehmen, wobei Belgier und Deutsche schon gegen 6 Uhr zu Abend essen. Dazu kommt dass die südländische Küche auch eine ganz andere ist als die mitteleuropäische.

Es gibt jedoch auch zahlreiche negative Gesichtspunkte, die eine multikulturelle Gesellschaft unmöglich machen :

Erst einmal möchte ich das Argument anführen, dass die Toleranz der verschieden Kulturen das Nebeneinanderleben der verschiedenen Ausländergruppen hervorrufen kann. Da sie sich nicht im Geringsten in die einheimische Gesellschaft integrieren müssen, können sich Menschen gleicher Nationalität, Religion oder Kultur zu Gruppen zusammenschließen, sogar Wohnviertel bilden, wie zum Beispiel das Judenviertel in Antwerpen, der Stadt, in der 20 000 Juden auf einem Haufen leben. Auch die sogenannten Chinatowns, in denen der überwiegende Bevölkerungsanteil chinesischer Abstammung ist, sind ein typisches Beispiel für solch ein Nebeneinanderleben. Sie befinden sich überall auf der Welt, allein in Belgien existieren zwei Chinatowns. Unter diesen Umständen ist es jedoch kein Zusammenleben mehr sondern ein Nebeneinanderleben der verschiedenen Kulturen ohne jegliche Vorteile aus der “multikulturellen“ Gesellschaft ziehen zu können.

Ein weiteres Problem könnte die sprachliche Verständigung darstellen: Ein Land verschiedener Kulturen und Völker bedeutet auch ein Land verschiedener Sprachen. Es würde nicht nur ein Problem im normalen Alltag sein ( Einkaufen, Arbeiten, Schule, ... ), sondern auch in öffentlichen Institutionen und in der Justiz. Man wird sich auf eine Sprache einigen müssen und dies würde einen weiteren unüberwindbaren Streitpunkt hervorrufen. Das beste Beispiel hierfür dürfte unser eigenes Land darstellen : Belgien besteht aus drei Sprachgemeinschaften und drei verschiedenen Lebensmentalitäten - Die flämische Gemeinschaft, in der Niederländisch gesprochen wird, die französischsprachige Gemeinschaft und die deutschsprachige Gemeinschaft. Es existiert keine einheitliche belgische Nation, das belgische Volk fühlt sich im Großen und Ganzen nicht zusammengehörig. Jede Sprachregion fordert ihre Eigenständigkeit; ein Resultat eines multikulturellen Landes.

Genauso negativ ist die Tatsache, dass auf die Dauer die einheimische Kultur verloren geht. Die Europäer werden bald keine kulturellen Grenzen mehr kennen, d.h. die Kulturen vermischen sich. Normalerweise feiert das ganze Land Feiertage zusammen, wie Weihnachten, Ostern, Silvester. Jedes Land hat seine eigene Art diese Feste zu feiern, es gibt alte Traditionen, die überall unterschiedlich sind. In China beispielsweise ist Feuerwerk zu Silvester nur auf dem Land erlaubt. In New York und London geht es an Silvester ohne Knallerei vergleichsweise ruhig und besinnlich zu, während in Deutschland und Belgien wild drauf los geballert wird. "Dinner for One" kennt in England kaum jemand. Dort weiß keiner, dass dieser englische Butler-Sketch bei uns zu Silvester gehört wie Sekt, Feuerwerk und Bleigießen. Im Islam ist der Freitag zum Beispiel der heiligste Tag in der Woche, wobei es im Christentum der Sonntag ist. Auch Feiertage fallen anders. Dies stellt besonders in der Wirtschaft ein Problem dar : Muslime wollen an anderen Tagen frei haben als die üblichen Feiertage. Und sie hätten das Recht dazu, denn in einer multikulturellen Gesellschaft muss die Religion mit ihren jeweiligen Feiertagen respektiert und anerkannt werden.

Zum Schluss komme ich zum wohl größten und ausschlaggebensten Hindernis einer multikulturellen Gesellschaft : Der Zusammenstoß verschiedener Religionen, ihrer Werte und Ethiken ! Die Einwanderer bringen beispielweise auch den Islam in unser Land und leben ihre Kultur hier aus. Zwangsehen und Ehrenmorde sind in ihrer Religion die Normalität und werden z.B. in der Türkei nicht strafrechtlich verfolgt. Doch hier bei uns ist es eine schwere Straftet. Es stellt eine riesige Kluft zwischen unseren Kulturen dar, die unüberwindbar ist. Doch die Islamisten leben auch in Belgien ihre Traditionen aus : In den vergangenen fünf Jahren sind in Belgien 17 Menschen Opfer sogenannter Ehrenmorde geworden. Das geht aus einer Untersuchung der Föderalen Polizei hervor, die der "Gazet van Antwerpen" vorliegt und die meisten der ermordeten Frauen stammen aus muslimischen Familien. Ehrenmorde werden von den eigenen Familien der betroffenen Frauen verübt, weil sie die Familienehre verletzt haben, entweder durch eine Beziehung zu einem nicht-muslimischen Mann, aus Rassismus oder Sexismus. Auch die moralischen Vorstellungen sind verschieden : Den Frauen im Islam ist es untersagt, ihre Haarpracht in der Öffentlichkeit zu zeigen. Manche Fanatiker gehen sogar so weit, dass ihre Frauen nur noch ihre Augen zum Vorschein kommen lassen dürfen. Frauen in mitteleuropäischen Ländern haben keine Kleidungsvorschriften und könnten von muslimischen Männern als „Freiwild“ betrachtet werden. Die Folge sind Gewalttaten. Christentum und Islam sind unverträglich.


Fazit:
Integration der Einwanderer ist nur möglich, wenn beide Seiten aktiv dazu beitragen. Auf der einen Seite muss die einheimische Bevölkerung und der Staat den Einwanderern die Integration in die einheimische Gesellschaft ermöglichen. Auf der anderen Seite müssen die Einwanderer auch den Willen zeigen, sich einzugliedern. Im Großen und Ganzen ist die multikulturelle Gesellschaft eine Utopie denn sie bringt zu viele Probleme mit sich und es ist unmöglich die unterschiedlichen Kulturen ohne Anpassung friedlich zu vereinen.

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