Loerke, Oskar - Blauer Abend in Berlin (Gedichtanalyse)

Schlagwörter:
Oskar Loerke, Gedichtanalyse, Expressionismus, Gegensatz zwischen Mensch und Natur, Analyse, Gedichtsinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Loerke, Oskar - Blauer Abend in Berlin (Gedichtanalyse)
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Referat

Gedichtanalyse ,,Blauer Abend in Berlin" von Oskar Loerke

Oskar Loerke (* 13. März 1884, † 24. Februar 1941 in Berlin) war ein deutscher Dichter des Expressionismus. Der 1884 in Jungen (Westpreußen) geborene Oskar Loerke studierte ab 1903 in Berlin Geschichte, Germanistik, Philosophie und Musik. 1906 brach er das Studium ab, im gleichen Jahr lernte er seine spätere Lebensgefährtin Clara Westphal kennen. Zwischen 1908 und 1912 unternahm er lange Reisen in Deutschland und Frankreich. Seine Erlebnisse dokumentierte er in ausführlichen Reisetagebüchern. Den Beginn seines Hervortretens als Schriftsteller markiert das Erscheinen seiner ersten Erzählung, "Vineta", im Jahr 1907. 1911 erschien sein erster Gedichtband. Loerke wirkte mit seinen formstrengen, von intensiver Bildlichkeit, Musikalität und mythischen Zügen geprägten Gedichten wegbereitend für die Naturlyrik.

In dem Gedicht "Blauer Abend in Berlin", 1911 von Oskar Loerke geschrieben, geht es um den Kontrast zwischen dem Fortschritt der Industrie und der Natur. Die Form des Gedichts ist die älteste, strengste lyrische Form, die es gibt. Es handelt sich hierbei um das klassische Sonett und besteht aus insgesamt 14 Verszeilen. So stehen am Anfang zwei Quartette. Den Schlussteil, sprich die letzten zwei Strophen, bilden zwei Terzette. Dies ist, wie schon erwähnt, das klassische Sonett, das häufig von Andreas Gryphius verwendet wurde. In den Quartetten wird der Vergleich zwischen der Stadt und der Wasserlandschaft aufgebaut. Es wird das Aussehen der Stadt beschrieben. In den Terzetten fällt im Schlussteil das Hauptaugenmerk auf die Menschen, die in einer solchen Stadt wohnen. Es lassen sich Rückschlüsse auf ihr Leben ziehen. Des Weiteren ist zu erwähnen, dass es nicht große Abweichungen in der Gestaltung der Zeilenlängen gibt, das heißt jede Strophe hat 11 Silben. Das Gedicht ,,Blauer Abend in Berlin" von Oskar Loerke beleuchtet das Verhältnis zwischen der Stadt und den Menschen, die in ihr Leben, auf. Es kommt zum Ausdruck, dass der Mensch von der Stadt eingenommen wird und dadurch seine eigenen Wurzeln verloren hat. Man könnte es so ausdrücken, dass der Mensch von der Stadt beherrscht wird. Die Stadt zwingt ihm seinen Willen auf. Außerdem bestimmt sie sein Lebenstempo und die Richtung, in die er sein Leben zu steuern hat. Man erkennt, dass die Stadt den Menschen völlig vereinnahmt hat. Dieses Verhältnis zwischen Mensch und Stadt wird mittels von Vergleichen zu einer Wasserlandschaft aufgebaut. Dennoch ist keine negative Stimmung in bezug auf die Stadt zu erkennen.

In dem Gedicht wird ein Gegensatz zwischen Mensch und Natur aufgebaut. Die Natur wird in Form einer Wasserlandschaft dargestellt, die als Vergleichsbasis zur Stadt genutzt wird. Mit diesem Punkt wird der Gegensatz festgesetzt. Dieser Gegensatz bleibt bis zum Ende des Gedichts bestehen und wird auch nicht aufgehoben. Im gesamten Verlauf des Gedichtes bleibt das lyrische Ich neutral. Es gibt sich an keiner Stelle des Gedichtes zu erkennen und nimmt eindeutig eine Beobachterposition ein, aus der die Stadt beschrieben wird. Da das lyrische Ich eine Art Position des Beschreibenden einnimmt, also eine Art Distanz zur Stadt hat, spricht man hierbei von einem lyrischen Subjekt. Es wird an keiner Stelle direkt benannt, sondern es wird nur der Gegensatz zwischen Mensch und Natur aufgebaut. Es beschreibt die Stadt mit Hilfe von Bilder einer Wasserlandschaft und schafft es so einen Eindruck von den Menschen zu vermitteln, die in einer solchen Stadt leben. Um dies zu erreichen ist diese Beobachterposition des lyrischen Subjektes wichtig. Weiterhin liegen in diesem Gedicht zwei unterschiedliche Reimarten vor. In den ersten beiden Strophen handelt es sich um den umschließenden Reim der Form abba. In der dritten und vierten Strophe tritt der Schweifreim auf. Er hat die Form cdd.

Durch die Wasserlandschaft schließt man auf einen strömenden Rhythmus. Eine Wasserlandschaft steht niemals still und es ist immer irgend etwas in Bewegung. Dazu braucht man sich nur einen Gebirgsbach vorzustellen, der sich seinen Weg ins Tal bahnt. Oder man nimmt nur einmal die Wellen, die bei Wind auf jedem größeren Gewässer zu finden sind. Man kommt zu dem Schluss, dass die Klangmittel auch die inhaltlichen Aussagen in diesem Gedicht unterstützen und sie eindringlicher machen. In diesem Gedicht wird sehr viel mit Bildern und Vergleichen gearbeitet. So wird schon in der ersten Verszeile das Bild eines Flusses aufgebaut. Es wird erstmals der Vergleich zwischen der Stadt und der Natur hergestellt, denn ,,Der Himmel fließt in steinernen Kanälen;" (Zeile eins). Mit der Umschreibung ,,steinernen Kanälen" (Zeile eins) werden die Hochhäuser der Stadt umschrieben, zwischen denen sich der Himmel seinen Weg bahnen muss. Auf dieses Beispiel wird auch in den Versen zwei bis vier eingegangen. So sind die Straßen die Kanäle, die ,,vom Himmelblauen" durchströmt werden. In der vierten Verszeile wird mit Hilfe eines indirekten Vergleiches ,,Kuppeln gleichen Bojen, Schlote Pfählen" (Zeile vier) dieses Bild noch einmal konkretisiert. Der Leser gewinnt so eine genaue Vorstellung über den Symbolgehalt des Gedichtes, den er benötigt, um es verstehen zu können. Ein Enjambement befindet sich zwischen der ersten und zweiten Strophe. Es erfolgt kein Stop am Strophenende, denn der Inhalt und der Sprechfluss drängen in die nächste Strophe. In der fünften Verszeile befindet sich eine Alliteration ,,Schwarze Essendämpfe schwelen". Mit dem direkten Vergleich in Zeile sechs, dass diese ,,wie Wasserpflanzen anzuschauen" sind, beschreibt er wieder das Bild der Stadt. Diese beiden Punkte sind eigentlich kontrastiv gesetzt, denn die Wendung in Zeile fünf schwingt negativ und die in Zeile sechs positiv mit. Durch diese Verbindung erreicht er, dass dies als nicht so schlimm angesehen wird und verleiht somit auch noch Rauch aus Schornsteinen einen schönen Touch. Die Menschen in der Stadt sehnen sich nach der Freiheit und einen unbeschwerten Leben. Diesen Eindruck erwecken die Verszeilen sieben und acht, in denen das Substantiv ,,Himmel" (Zeile acht) vorkommt. Dieses Substantiv ist als Symbol für grenzenlose Freiheit, das Paradies und für die unendliche Schönheit der Natur zu betrachten. Die Menschen wollen ausbrechen und sehnen sich nach der Freiheit, denn sie ,,beginnen sacht vom Himmel zu erzählen," (Zeile acht). Sie sind aber zu weit entfernt von dem erlösenden Himmel und bleiben somit in der Stadt gefangen. In der neunten Verszeile wird eine Synestie verwendet. Gemeint ist die Verbindung von zwei unterschiedlichen Sinneseindrücken. Dies ist die Wortverbindung ,,blaue Melodien". ,,Wie eines Wassers Bodensatz und Tand" ist ein weiterer Vergleich. Dieser Vergleich wird in der Verbindung der Melodien gebraucht. Die Menschen sind in diesem Gedicht ein Teil des Wassers. Die Melodie ,,regt ... des Wassers Wille und Verstand" (Zeile elf). Die Personifikation drückt aus, dass dadurch der (Stadt-) Mensch auch geleitet wird und fast keinen Einfluss auf den Verlauf seines Lebens in der Stadt hat. Es ist immer das gleiche monotone Spiel für die Menschen in der Stadt, aus dem sie nicht ausbrechen können. Des ,,Wassers Wille" (Zeile elf) ist weiterhin eine Alliteration. In der Zeile zwölf wird eine Kette mit den Verben ,,Dünen, Kommen, Gehen, Gleiten, Ziehen" aufgebaut. Dies verdeutlicht die Bewegungen, die das Wasser auf Grund der Melodie nur ausführen kann. Da, wie schon beschrieben, der Mensch in diesem Gedicht auch nur ein Teil des Wassers ist, ist so das Tempo und die Richtung seines Lebens schon vorgegeben. Der letzte direkte Vergleich dieses Gedichtes befindet sich in der dreizehnten Verszeile. Demnach seien die Menschen ,,wie grober bunter Sand". Sand ist ein Stoff, der aus winzigen kleinen Steinchen besteht. Wenn der Mensch nun wie Sand ist, könnte das bedeuten, dass das einzelne Individuum an Bedeutung verliert und ganz einfach in der Masse untergeht. So werden sie von der ,,Wellenhand" (Zeile vierzehn) gesteuert. Dies ist eine Metapher, die noch einmal den Fakt unterstreicht, dass der einzelne Mensch in der Stadt mit dem Strom mit schwimmt und in der Masse untergeht. Auffällig bei der Betrachtung der sprachkünstlerischen Gestaltung des Gedichtes wird eine Verbkette, die sich durch das Gedicht zieht. Es sind die Verben ,,fließt" (Zeile eins), ,,schwelen" (Zeile fünf), ,,stauen" (Zeile sieben), ,,entwirrt" (Zeile neun) und die schon erwähnte Verbkette in der Zeile zwölf. Es sind alles Verben der Bewegung. Sie drücken das schnelle Leben in der Stadt aus. In diesem Gedicht ist ein starker Kontrast zwischen Natur und Mensch vorhanden, denn es wird ausschließlich nur von der Natur gesprochen. Die Bilder der Natur sind dazu da, damit der Leser sich das Aussehen der Stadt besser vorstellen kann. Wie oben beschrieben, ist in diesem Gedicht eine große Bildhaftigkeit vorhanden.

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