Kinderlähmung (Poliomyelitis)

Schlagwörter:
Polio, Impfung, Vorkommen, Inkubationszeit und Infektionswege, Erreger, Krankheitsverlauf, Pherapie, Prävention, Referat, Hausaufgabe, Kinderlähmung (Poliomyelitis)
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Referat

Die Kinderlähmung (Polio)

1. Definition
Die Kinderlähmung (Poliomyelitis; gr. polios= grau, mylos= Mark), ist eine hochansteckende und akut fieberhafte Infektionskrankheit, deren Erreger (Polio- Viren) bevorzugt die motorischen Ganglienzellen im Vorderhorn des Rückenmarks befallen, was im ungünstigsten Fall zu bleibenden Lähmungen oder gar zum Tod führen kann. Sie wird epidemische oder spinale Kinderlähmung genannt, der Zusatz "spinal" weist auf den Befall des Rückenmarks hin. Die Krankheit beginnt mit allgemeinen Krankheitssymptomen, die meist wieder spontan abklingen. In wenigen Fällen kommt es in der Folge zu Lähmungserscheinungen oder zur Gehirnhautentzündung, die mangels angemessener Medikamente nur symptomatisch behandelt werden können und meist bleibende Schäden hinterlassen.

Auf jeden Erkrankten kommen etwa 100 bis 1000 und mehr Menschen, die den Erreger in sich tragen, ohne zu erkranken. Diese sogenannten Virusträger können Antikörper gegen die Poliomyelitis bilden und die Viren auch auf anderen Personen übertragen, die entweder ebenfalls nicht erkranken (= stumme Infektion) oder nur den Anschein einer Grippe erwecken oder bei denen sich die klinische Erscheinung einer Kinderlähmung entwickelt.

2. Vorkommen
Die im Jahre 1838 von dem Chirurgen Jacob von Heine entdeckte Krankheit Kinderlähmung tritt in Ländern mit hohem Durchimpfungsgrad nur noch bei Impflücken durch eingeschleppte Erreger sporadisch auf. Vor Einführung der Schluckimpfung (1962) gab es weltweit regelmäßig verheerende Epidemien. Es gab zu der Zeit viele Krankheitsverläufe mit Tod, Atemlähmung und zurückbleibenden Defekten. Diese Verhältnisse finden sich auch heute noch in den Entwicklungsländern.

Im Jahre 1988 initiierte die WHO (World- Health- Organisation) das Globale Poliomyelitis- Eradikationprogramm, das ursprünglich die Ausrottung der Poliomyelitis bis zum Jahre 2000 zum Ziel hatte. Diese Initiative wurde international akzeptiert und hat - obwohl sich das Erreichen des Zieles verzögert hat - zu beachtlichen Erfolgen geführt. Der gesamte amerikanische Kontinent ist seit 1994 poliofrei. In der WHO-Region Europa wurden letztmalig 1998 in der Türkei 26 Polio-Erkrankungen gemeldet, seit 1999 sind keine Polio-Erkrankungen mehr bekannt geworden.

In Deutschland kam es nach 1990 zu keiner Polio-Erkrankung mehr. Im Jahr 1992 traten zuletzt zwei durch importierte Viren verursachte Polio-Erkrankungen auf. Erkrankungen durch Polio-Wildviren betreffen gegenwärtig noch Länder in Afrika (vor allem in der Subsahara- Region und am Horn von Afrika) und Asien (südostasiatische Länder mit dem Schwerpunkt Indien).

3. Inkubationszeit und Infektionswege

  • Inkubationszeit
    • Die Inkubationszeit beträgt 5 bis 14 Tage, in Einzelfällen maximal 35 Tage. Außerdem ist Poliomyelitis eine saisonbedingte Krankheit, Hauptansteckungsgefahr herrscht von Juni bis August und von September bis Oktober
  • Infektionsweg
    • Die Übertragung erfolgt durch Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektionen, also durch Ansprechen oder Anniesen, aber auch durch verunreinigte Nahrungsmittel und erregerhaltiges Wasser. Schon kurz nach Infektionsbeginn vermehrt sich jeder der drei Virustypen im Darm vier bis sechs Wochen lang und wird mit dem Stuhl ausgeschieden.

4. Erreger und Erregernachweis
Poliomyelitis-Viren sind kleine, unbehüllte RNA-Viren, die dem Genus Enterovirus und der Familie der Picornaviridae zugehörig sind. Die Polio- Viren lassen sich in 3 Typen unterteilen:

  • Typ 1 (Brunhilde): häufig und mit schweren Symptomen
  • Typ 2 (Lansing): milde Symptomatik
  • Typ 3 (Leon): selten aber schwere Symptome

Polio-Viren sind wie alle anderen Enteroviren als Voraussetzung für die Magen-Darm-Passage bei niedrigem pH-Wert (< pH 3) stabil und gegen eine Vielzahl von Enzymen resistent. Wegen der fehlenden Lipidhülle ist das Virus resistent gegen lipidlösliche Mittel (Äther, Chloroform).

Die Diagnose bzw. der Nachweis des Erregers erfolgt durch Virusisolierung aus Stuhl, Liquor, Rachensekret oder Blut.

5. Krankheitsverlauf

  • a) klinisch
    1. Initialstadium
      • unspezifische Krankheit (= "minor illness”)
      • 80- 90% der Infektionen, insbesondere bei Kleinkindern, verlaufen ohne ZNS- Beteiligung als fieberhafter Infekt, Übelkeit, grippalen Erscheinungen, Kopf- und Gliederschmerzen und Erbrechen (24- 72 Std.)
    2. Latenzstudium
      • fieberhaftes Intervall von 1- 3 Tagen, darauf folgt unter erneutem Temperaturanstieg das Präparalytische Stadium
    3. Präparalytisches Stadium
      • "major illness"
      • Rückenschmerzen, Muskelschmerzen, erhöhte Sensibilität auf äußere Reize
      • Hirnhautentzündung
    4. Lähmungsstadium
      • schlaffe Lähmungen treten plötzlich, meist gegen Morgen auf und sind asymmetrisch verteilt (kann bei Lähmungen in den Atemzentren zu Todesfällen kommen). Nach der Lähmung tritt meist eine spontane Heilung mit bleibenden Wachstumsstörungen auf.
  • b) auf zellulärer Ebene
    • Der Poliovirus dringt in den Körper ein und vermehrt sich, als Wirtzellen dienen ihm die Schleimhautzellen im Verdauungstrakt und im Rachenbereich. Anschließend befallen die Erreger die Vorderhörner (graue Substanz) des Rückenmarks (= spinale Form). Die Nervenzellen im Rückenmark sterben ab und dadurch wird die synaptische Verbindung, die im Vorderhorn liegt zerstört. Somit erfolgt keine Informationsübermittlung zwischen Gehirn und Muskel.

6. Prävention und Therapie

Impfstoffe

  1. Salk- Impfstoff
    • enthält inaktive Viren und wird gleichzeitig mit der DTP (Diphterie, Tetanus, Keuchhusten) und der HiB- Impfung (pitrige Hirnhautentzündung) verabreicht
    • Schutzdauer: bietet nach 3 Injektionen einen 94- 96% Schutz, es bilden sich zirkulierende Antikörper, sodass ein Eindringen der Poliomyelitis- Wild- Virus in das ZNS verhindert wird, Wiederimpfung nach 10 Jahren
  2. Schluckimpfung nach Sabin (wird seit 1998 in Deutschland nicht mehr verwendet)
    • sehr gut für Massen- und Individualimpfungen geeignet, wurde lange Zeit am häufigsten verwendet
    • enthält lebende Viren der Typen 1- 3 und imitiert weitestgehend den natürlichen Infektionsweg der Poliomyelitisviren
    • Schutzdauer: Die Schutzquote liegt bei über 98% und bietet einen 10- 15jährigen Schutz, im 10. Jahr folgt eine Wiederimpfung

Therapie
Strenge Bettruhe, auch schon bei Verdacht. Muskelentspannende, wechselnde Lagerung des Patienten bei auftretenden Lähmungen; langdauernde Krankengymnastik, Beatmung und intensivmedizinische Betreuung. Eine kausale Therapie, also eine direkte Bekämpfung des Virus mit Medikamenten ist (noch) nicht möglich. Da eine spezifische Therapie mit antiviralen Substanzen nicht verfügbar ist, erfolgt die Behandlung symptomatisch, dabei ist die pflegerische Betreuung außerordentlich aufwendig. Im Anschluss an die akute Behandlung sind meist längere physiotherapeutische und orthopädische Nachbehandlungen erforderlich.

Besteht der Verdacht auf eine Poliomyelitis, so muss eine sofortige Krankenhauseinweisung erfolgen. Polio-Infizierte sollten räumlich getrennt von anderen Patienten untergebracht werden. Konsequente Hygienemaßnahmen tragen zur Verhütung von Infektionen bei. Dazu gehören insbesondere die Vermeidung von fäkal-oralen Schmierinfektionen durch Händewaschen und -desinfektion, auch bei Kontaktpersonen.

7. Quellenangabe

Internet
http://www.m-ww.de/foren/index.html
http://www.vu-wien.ac.at/i123/spezvir/polio1.html
http://www.m-ww.de/krankheiten/infektionskrankheiten/poliomyelitis.html

Bücher
Kursbuch Gesundheit, Kiepenheuer& Witsch, 1990, Das neue große Gesundheitsbuch, Prof. Dr. med. H. Lucas, Südwest 1995

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