Schiller, Johann Christoph Friedrich von

Schlagwörter:
Johann Christoph Friedrich von Schiller, Lebenslauf, Religiosität, Sturm und Drang, Freiheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Frauenbild, Referat, Hausaufgabe, Schiller, Johann Christoph Friedrich von
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Referat

Lebenslauf Schillers

von Anna Schestag

Eckdaten:

Johann Christoph Friedrich von Schiller (1802 geadelt)

Geburt: 10. November 1759 in Marbach

Vater: Offizier und Wundarzt Johann Caspar Schiller

Mutter: Elisabeth Dorothea Schiller (geb. Kodweiß)


1766: Eintritt in die Lorcher Lateinschule
1773: Auf den Befehl des Herzogs Carl Eugen: Eintritt in die Militärakademie Hohe
Karlsschule in Stuttgart (gegen den Willen der Eltern)
1774: Beginn des Jurastudiums
1775: Schiller wechselt das Studierfach und widmet sich nun der Medizin
1776: Beginn mit „Die Räuber“
1780: Schiller wird als Militärarzt von der Militärakademie entlassen
1781: Vollendung der „Räuber“
1782: Uraufführung der „Räuber“

9.5. 1805: Tod in Weimar, Beisetzung im Landschaftskassengewölbe

(Dieser Lebenslauf dient der zeitlichen Übersicht.)



Alle nachfolgenden Textangaben beziehen sich auf das Reclam Heft der Universal Bibliothek
( ISBN: 3-15-000015-7) 

Schillers Religiosität

Johann Christoph Friedrich Schiller (Schiller wurde erst im Jahre 1802 geadelt und erhielt den
Namen Friedrich von Schiller) wurde am 10. November 1759 als zweites Kind, nach seiner
Schwester Christophine, geboren.
Seine Mutter, Elisabeth Dorothea Schiller, geborene Kodweiß, hatte es in den ersten drei Jahren nicht leicht, denn der Vater, Johann Caspar Schiller, befand sich als Offizier im siebenjährigen Krieg gegen Preußen.
Dennoch wurden die Kinder (Schiller bekam später noch insgesamt 4 Schwestern) sehr sorgfältig erzogen. Auf die Religiöse Bildung achtete die pietistische Mutter besonders.
So wurde Schillers Religiosität durch das Elternhaus bereits in frühester Kindheit geprägt.
Schillers Mutter verstand es, in ihren Kindern ein Gefühl für das empfindsame und poetische der Religion zu wecken.
Damit war sie das Gegenteil ihres Mannes, Schillers Vater, der zwar auch an pietistische Grundsätze glaubte, sich aber genau an die strengen Regeln, Lehrsätze und Handlungen der Kirche hielt.

Nach dem Krieg zog die Familie 1763 nach Lorch um.
Mit 5 Jahren kam Schiller in die dortige Dorfschule, die jedoch nachlässig geführt wurde, und die Schiller und seine Geschwister gerne schwänzten.
Mit 6 Jahren bekam Schiller Lateinunterricht bei dem Pfarrer Philipp Ulrich Moser. Der Pfarrer war ein äußerst freundlicher, gütiger, sanfter Pastor, ganz anders als all die jenen Pfarrer, die den Kindern den Katechismus mit Gewalt „einbläuten“, und dabei auch von dem Prügelstock Gebrauch machten.
Schiller sah in diesem Pfarrer den idealen Menschen, und setzte ihm später in seinem Werk „Die Räuber“ ein Denkmal. (Vergleiche dazu 5. Akt, 1. Szene, S. 132- 136)
Bereits hier werden die ersten Bezüge zu einem seiner berühmtesten Werke, „Die Räuber“, deutlich.

Unter anderem das Vorbild dieses Pfarrers und die geistliche Stimmung, in der Schillert aufwuchs, regten in dem jungen Friedrich Schiller, damals noch ein Kind, den heftigen Wunsch, später als Beruf Pfarrer zu wählen.
Schillers Schwester Christophine berichtet aus ihrer gemeinsamen Kindheit, dass Schiller es bereits als kleiner Junge liebte, auf Stühle zu klettern und Predigten zu halten.
Trotz seines noch sehr jungen Alters verstand es Schiller bereits, geschickt biblische Sprüche aneinander zu reihen und seinen Predigten Sinn zu verleihen.
Auch später noch in seinen Werken lassen sich deutliche Spuren des verhinderten Pfarrers nachweisen.
So spricht aus vielen seiner Gedichte der „Moralprediger“, wenn er etwa Tugenden wie die Liebe, Treue und Freundschaft anpreist.
Besonders deutlich werden seine Appelle an die Freiheit im Allgemeinen, als auch die Freiheit des Geistes und des Gewissens in seinem Werk „Die Räuber“.
Hier nennt er Willkür und Tyrannei beim Namen, nimmt Stellung dazu und ruft dazu auf, etwas dagegen zu unternehmen.

Kurz nach Friedrich Schillers 7. Geburtstag ließ sich der Vater nach Ludwigsburg versetzen. Ludwigsburg war zu diesen Zeiten die neue Residenz des Herzogs Carl Eugen. Eben dieser Herzog war es auch, der Schillers Eltern schließlich zwang, den 14- jährigen Jungen in seine „militärische Pflanzschule“, die Militärakademie Hohe Karlsschule in Stuttgart zu schicken.
Bereits ein Jahr später, mit 15 Jahren, muss Schiller gegen seinen Willen und seinen Wunsch, Pfarrer zu werden, das Rechtsstudium beginnen.
War Schiller in seinen jungen Jahren noch ein eifriger Christ, gelehrt von seinen pietistischen Eltern und seinem Idol, dem Pfarrer Moser, so begann sein fester religiöser Glaube während der Zeit in der Militärschule zu wanken. Schiller machte sich immer wieder Gedanken über das Christentum und den Monotheismus, und stellte ihn zum Beispiel dem Glauben der Griechen an mehrere Götter gegenüber.
Schiller kritisiert unter anderem die vom christlichen Gottesbild geprägte europäische Kultur, welche die Sinnlichkeit verleumde und die Welt mit Hilfe des „neuen Gottes“; der Vernunft, verleumde. Schiller befürwortete zwar die Vernunft und lebte auch die „Sturm und Drang Epoche“ sehr intensiv mit, dennoch unterschied er zwischen den gefühlvollen, an einen Gott glaubenden Menschen, und den rein von der Verantwortung geprägten, gefühlskalten Menschen.
Gerade diesen Konflikt zwischen den beiden Extremen verarbeitet Schiller in seinem Werk „Die Räuber“ in den beiden Brüdern Karl und Franz.
Karl ist ein emotionaler Gefühlsmensch, er wurde in seiner Kindheit bevorzugt und verwöhnt, und wird hauptsächlich aus einer privaten Enttäuschung heraus ein Rebell. Er möchte Freiheit erlangen und Gutes tun, verwendet dazu aber die falschen Mittel. Er lässt sich immer wieder von seinen Gefühlen hinreißen und hat „Durchhänger“, in denen er mit Gedanken an den Freitod spielt und in seinen Depressionen voll aufgeht. Er verbirgt seine Gefühle nicht, und ist daher auch in der Lage zu lieben. Karl ist zwar eine gute Führungspersönlichkeit und wird von seiner Räuberbande (beinahe) bedingungslos unterstützt, dennoch ist er der großen Verantwortungsvollen Aufgabe nicht immer gewachsen. Karl weiß, dass er etwas falsche tut, ist aber inkonsequent und traut sich nicht, alles wieder rückgängig zu machen. Er weiß, dass er dem Räubertum nicht mehr entkommen kann, auch wenn er es sehr gerne würde. Unter anderem auch sein Starrsinn und seine revolutionären Gedanken treiben ihn immer wieder dazu, weiterzumachen.
Franz hingegen ist das komplette Gegenteil seines Bruders Karl. Von Kindheit an von dem Vater benachteiligt, ist er verbittert und hegt eine große Eifersucht gegen seinen älteren Bruder. Er ist, im Gegensatz zu Karl, überzeugter Atheist. Er lästert über Gott, das Christentum und alle die daran glauben, vor allem natürlich über den Dorfpfarrer, für den er nur Hohn und Spott übrig hat. Franz kann seine Gefühle nicht zeigen und ist nicht in der Lage richtig zu lieben. Seinen Vater hasst er, da er von ihm immer benachteiligt wurde und sich nie von ihm geliebt gefühlt hat, auf seinen Bruder ist er neidisch, mit den Bediensteten des Schlosses geht er herrschend und kalt um, er schreckt nicht einmal vor Morddrohungen zurück (Vgl. dazu 4. Akt, 2. Szene, S. 99 Z.14- S.103, Z.14, Franz will Daniel unter Todesandrohung zwingen, Karl zu vergiften). Amalie wird von Franz zwar begehrt, jedoch ist er nicht in der Lage, richtige Gefühle zuzulassen geschweige denn sie zu zeigen, und so will er Amalia erst durch eine List für sich gewinnen, später auch mit Gewalt (Vgl. 1. Akt 3.Szene, S. 37 Z. 21- S. 42, Z. 31 und 3. Akt, 1. Szene, S. 81, Z. 1- S. 84, Z. 9)

Franz ist hinterlistig und intrigant, er plant seine Handlungen lange und Sorgfältig ( Vgl. hierzu, wie lange und sorgfältig Franz sich Gedanken macht, wie er seinen Vater schnell und unauffällig töten könne) Gefühle lässt er bei seinen Planungen und auch bei den Handlungen völlig außen vor. Er verdrängt seine Gefühle als eine Art Selbstschutz. Lediglich Pfarrer Moser schafft es in der 1. Szene des 5. Aktes, starke Gefühle wie Angst und Panik aufkommen zu lassen. Außerdem gelingt es Pfarrer Moser, Franz an seinem sonst so starken Atheismus zweifeln zu lassen und verunsichert ihn zutiefst. Pfarrer Moser ist der einzige Mensch dem es je gelingt, in Franz solche Empfindungen zu wecken, bis er sogar so weit ist, seine bisherige Lebenseinstellung zu verwerfen und im Angesicht des Todes an Gott zu glauben und zu beten. Diese hohe Leistung ist eine Anerkennung Schillers an den Pfarrer Moser seiner Kindheit, für den er immer noch die größte Hochachtung hat.
Letzen Endes hatten die Brüder das gleiche Ziel, die Freiheit, die sie auf unterschiedliche Weise zu erreichen und versuchen und beide letztendlich Scheitern. Gerade die Freiheit als Ziel der Anstrengungen der Brüder ist kein Zufall. Schiller litt sehr unter dem militärischen Drill seiner Schule (weiteres dazu später).
Ein weiterer Kritikpunkt an der christlichen Kirche wird im 2. Akt in der 3. Szene deutlich, in der ein Pater in den von den Räubern bevölkerte Wald eindringt und versucht, die Räuber zu überreden, ihm den Räuberhauptmann, Karl, auszuliefern. Der Pater handelt in missionarischem Eifer, wird jedoch von den Räubern nur verspottet. Er, der Pater, verspricht den Räubern, dass er es „bei dem Rad bewenden lasse“ (s. S. 76, Z. 17), sollten die Räuber den Hauptmann ausliefern. Hier lässt Schiller seine Ironie sprechen, den gerädert zu werden, bedeutete den qualvollen Tod. Mit dieser Ironie kritisiert Schiller das radikale Vorgehen der Kirche, die Folter bis zum Tod und die anderen harten Strafen bei aufbegehren gegen die bestehenden Gesetze.
Letzten Endes muss der Pater unverrichteter Dinge unter Hohngelächter wieder abziehen, denn die Räuber haben treu zu ihrem Hauptmann gehalten und ihn nicht ausgeliefert. Gegen die mächtige Überzahl der Räuber können der Pater und die böhmischen Reiter, von der Kirche geschickt, nichts ausrichten und sie müssen den Rückzug antreten.

Schiller und die Sturm und Drang- Epoche 

Die Sturm und Drang Epoche ist in den Zeitraum von 1769 bis 1785 einzuordnen, Friedrich Schiller war also etwa 10, als sie begann, und wurde stark von ihr geprägt. Die Sturm und Drang Epoche ist von der Aufklärung und der Vernunft geprägt. Oft wird in ihrem Zusammenhang von der Geniezeit gesprochen. Als Genie galt damals jeder, der sich gegen bestehende Ordnungen, vor allem von Seiten der Kirche, aufbegehrte und eigene Gedankengänge entwickelte.
Die Menschen lernten richtig lesen und schreiben, was zuvor hauptsächlich Priestern und Dienern der Kirche, wie Mönchen, zu eigen war. Auf diese Weise konnten die Menschen selbst nachlesen und Forschungen anstellen und waren nicht mehr auf die Auslegungen der Kirche angewiesen, die ihre Lehren natürlich auch zu eigenen Gunsten gestaltete.
Es kam zu Rebellionen, viele Forscher trauten sich endlich, mit ihren Schriften und Forschungsergebnissen an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Erfindung des Buchdrucks trug ebenfalls weitgehend zur Verbreitung neuer Erkenntnisse bei. Auch durch wachsende Kommunikation unter den Forschern konnten Ergebnisse in ganz neuen Dimensionen erreicht werden.
Die Kirche stand den aufklärerischen Gedanken und der Rebellion nahezu ohnmächtig gegenüber. Sie sorgte für Zensur und immer neue Gesetze, die „Demagogen“ wurden scharf verfolgt und hart bestraft, in der Regel mit dem Tod. Dabei war vor allem die Inquisition das Organ der Kirche, mit derer sie die für sie eintretende Katastrophe zu verhindern suchten. Aus Rebellion gegen die harten Gesetze und Auflagen und aus Protest gegen Gesellschaft, in der die Reichen und Adligen gemeinsam mit der Kirche regierten, entstanden überall in Deutschland die berühmten Räuberbanden, über die Friedrich Schillers erster erfolgreicher Roman „Die Räuber“ handeln wird.
Diese Räuberbanden waren Zusammenschlüsse vor allem Besitzloser, die gegen die Obrigkeit und ihre Gesetze aufbegehrten und ihre Kritik gegen das duale System äußerten.
Sie kämpften unter anderem auch für Gerechtigkeit, durch weniger edle Taten wie der Überfall von Kutschen etc. brachten sie ihren Zorn zum Ausdruck. Die scharfen Strafen, Folter und Tod waren dabei „einkalkuliertes Berufsrisiko“. Die Mitglieder der Räuberbanden waren meist jung und sehr emotional, „Die jungen Wilden“ wurde eine der charakteristischsten Bezeichnungen für die Sturm und Drang Epoche.
Der typische „Stürmer und Dränger“ charakterisiert sich hauptsächlich durch große Emotionalität, explosive Sprachform mit teilweise unvollständigen Sätzen oder bloßen Ausrufen und den großen Zorn auf die Obrigkeit und alles was damit zu tun hat.
1773, also im Alter von 14 Jahren, wurde Friedrich Schiller wie bereits erwähnt gegen seinen und den Willen der Eltern in die Militärakademie der Herzogs Carl Eugen eingeschult und dort gezwungen, erst Jura, später Medizin zu studieren. Schiller litt stark unter dem militärischen Drill der Schule. Höchstwahrscheinlich auch deswegen wurde er mit 15 Jahren Bettnässer. Das verstärkte seine Aversion gegen die Schule noch, und er begann gegen sie zu rebellieren. Heimlich beginnt er, „Die Räuber“ zu schreiben. So wollte er dem Drill entkommen und sich Zufriedenheit verschaffen, da auch er sich gegen „seine Obrigkeit“, den Herzog, auflehnte. Beide seiner Hauptfiguren sind Stürmer und Dränge rund halten sich für Genies, denn beide wollen etwas erreichen:
Karl ist der Freiheitskämpfer, der gegen die Gesellschaft und die Kleinbürgerlichkeit rebelliert, Gerechtigkeit schaffen und Freiheit erreichen will. Er kämpft für die individuelle Freiheit, seine Freiheit, die durch die Gesetze eingeengt ist (Vgl. 1. Akt, 1. Szene, S. 21, Z. 25- S. 23, Z. 25, Karl Moor und sein Freund aus der Studienzeit, Spiegelberg, regen sich über die bestehenden einengenden Gesetze auf) Dabei zeigt Karl aber, obwohl er Räuberhauptmann ist, keine Verantwortung, mit Ausnahme dem Tagelöhner gegenüber, ganz am Schluss des Romans (Vgl. 5 Akt, 2. Szene, S. 149, Z.12- Z. 18)
Franz ist noch radikaler, er ordnet sich noch nicht einmal einem Gott unter. Er hat dasselbe Ziel wie sein Bruder, die Freiheit, die jedoch bei ihm dadurch definiert ist, dass er seinen Bruder und seinen Vater loswird, um endlich frei und tyrannisch herrschen zu können. (Vgl. 2.Akt, 1. Szene, S. 43, Z. 1- S.45, Z.4 und 2.Akt, 2.Szene, S.58, Z. 8- Z.34) Sein Motto ist, dass nur die Stärksten überleben (Vgl. 1. Akt, 1. Szene, S. 19, Z. 20- Z.21) und dass daher jeder das Recht hat, zu kämpfen und sich alles zu nehmen was er kriegen kann. Diese Einstellung äußert sich dadurch, dass er einen gezielten Plan ausheckt, den Bruder loszuwerden und den Vater zu töten, ohne irgendwelche Gefühle, alles eiskalt plant und durchführt. Wenn er seine Sache macht, dann richtig, also möchte er auch noch die Verlobte seines Bruders Karl, Amalia, für sich haben und damit beweisen, dass er der Stärkste ist. Letzten Endes geht alles gründlich schief, vor allem die „Mission Amalia“ konnte nicht glücken, da Franz nicht in der Lage ist, Gefühle zu empfinden geschweige denn sie zu äußern.
Die Räuberbanden bestanden hauptsächlich, wie bereits erwähnt, aus Jugendlichen/ jungen Erwachsenen und Besitzlosen. Sie schlossen sich zu Räuberbanden zusammen, die häufig mehr als siebzig Mitglieder hatten, und wählten einen Hauptmann als ihren Anführer. Sie hausten um Wald und lebten von der beute ihrer Raubzüge. Sie überfielen zum Beispiel Kutschen oder auch ganze Dörfer und plünderten sie aus. Dabei gab es immer Tote und zum Teil schwer Verletzte.
Vor allem aus diesem Grund waren sie vom Bürgertum gefürchtet und verachtet. Aus der Sicht des Bürgertums brachten die Räuberbanden keine Freiheit und Gerechtigkeit, sondern Angst, Schrecken, Zerstörung und Tod mit sich. Wenn die Räuber nicht gerade aus Raubzug waren, saßen sie im Wald bei Lagerfeuern zusammen und sangen ihre Räuberlieder, gerne in Begleitung einer Gitarre. Der Hauptmann war bei diesen Sangestreffen gerne gesehen. Selbst ihre Lieder begehrten gegen bestehende Ordnungen auf. Sie hatten eine andere Form, handelten meistens von Gemeinsamkeit, Gemeinschaft, Verbunden und dienten der Verherrlichung und Preisung der Toten. (Vgl. 4.Akt, 5.Szene, S. 112, Z.29- S. 113, Z.31) Häufig lässt Friedrich Schiller in den dargestellten Liedern auch seine Kenntnisse und sein Wissen über die griechische Antike mit einfließen (Vgl. z.B. 4. Akt, 5.Szene, S. 117, Z. 14- S. 118, Z. 26, Lied über Brutus und Cäsar) Die Musik hatte bei den Räuberbanden einen hohen Stellenwert, da Sie für die Volkstümlichkeit standen und vor allem die deutsche Sprache zurückbrachten. Vorher waren alle Lieder in Latein geschrieben, welches die Sprache der Kirche und Gelehrten war, während das Deutsche von allen, vor allem von den normalen Bürgern, verstanden wurde. Auch das brachte ihre Rebellion gegen die Obrigkeit zum Ausdruck.
Wurde den Räuber einmal langweilig, so dachten sie sich in ihren Augen „lustige Streiche“ aus. Einige davon werden in den „Räubern“ eindrücklich geschildert. Als Beispiel sei der Streich genannt, in dem die Räuberbande, unter Anführung Spiegelbergs, des nächstens in ein Kloster eindringt, und die schlafenden Nonnen brutal vergewaltigt werden. Anschließend wird das komplette Kloster ausgeplündert. (Vgl. 2. Akt, 3. Szene,S. 60, Z. 8- S. 61, Z. 15) Spiegelberg findet das lustig, Karl beteiligt sich nicht an solchen Aktionen.
Dass gerade ein Kloster für diese Barbarei gewählt wird, soll noch einmal den Konflikt zwischen den Räuberbanden und der Kirche verdeutlichen. Die Räuber demonstrieren ihre Überlegenheit, indem sie wehrlose schlafende Nonnen angreifen.
Doch Friedrich Schiller rebellierte nicht nur inhaltlich mit dem bloßen Schreiben eines Romans über Genies und Räuberbanden gegen den bestehenden Drill und die Zwänge der Militärschule, er tat es auch formal. Er verstieß auch gegen die damals bestehenden 3 Einheiten: Romane und Theaterstücke unterlagen zuvor strengen Kriterien. Sie spielten in dem knappen Zeitraum von nur 24 Stunden, hatten nur einen Handlungsort und vor allen Dingen nur eine Handlung.
Friedrich Schillers Roman „Die Räuber“ weicht von diesem Muster entscheidend ab. Der Zeitraum des Romans erstreckt sich über etwa 15 Monate, und es findet ein laufender Ortswechsel statt. Haupthandlungsorte sind die böhmischen Wälder, in der Karls Räuberbande haust und handelt, sowie das Moorsche Schloss und gelegentlich auch das Areal darum herum. Desweiteren finden mehrere Handlungsstränge gleichzeitig statt. So wird das Leben Karls in den Wäldern genauso behandelt wie das Intrigieren Franzens im heimischen Schloss.
Das gesamte Drama ist von dem Stil der Epoche Sturm und Drang geprägt. Dies macht sich vor allem in der Sprache bemerkbar:
1. Akt, 2. Szene. S. 35, Z. 9- 37; S. 34, Z. 31- 32: Regieanweisung: „tritt herein in wilder Bewegung und läuft heftig im Zimmer auf und nieder, mit sich selbst“; S. 34, Z. 32- S. 35, Z. 37; S. 36, Z. 10- S. 37, Z. 14; 4. Akt, 5. Szene, S. 123, Z. 8- 26, der alte Moor erzählt seine Geschichte und Karl wird, typisch für Sturm und Drang, sehr wütend Karl ist in allen genannten Textbeispielen sehr aufgebracht, was sich in seiner Sprache und Bewegung niederschlägt. Er läuft auf und nieder, stampft wütend auf, schreit, bringt vor Wut teilweise nur Wortfetzen und Satzteile hervor, keine vollständigen Sätze mehr.
Schiller beendet schließlich sein Werk „Die Räuber“ und beschließt sein Medizinstudium 1781, im Alter von 21 Jahren, mit Auszeichnung.
Das Ende seiner Gefangenschaft in der Militärakademie scheint nahe, doch dann folgt ein für Schiller schwerer Schicksalsschlag: Herzog Carl Eugen schickt ihn als Militärsarzt nach Stuttgart, verweigert im das Offizierspatent und unterstellt ihn dem kommandierenden General. Nur mit dessen Erlaubnis darf Schiller ausgehen. Vielleicht hat der Herzog Schillers für ihn gefährliche Neigung zum Sturm und Drang erkannt und will ihn so unter seiner Kontrolle behalten.
Noch 1781 gibt er in einem anonymen Selbstverlag „Die Räuber“ heraus, die dann am 13. Januar 1782 von Intendant Heribert von Dalberg am Hof- und Nationaltheater Mannheim uraufgeführt werden.
Vor der Uraufführung musste das Stück allerdings von Heribert von Dalberg etwas abgeändert worden. Das Originalstück war zu kritisch und zu radikal gehalten.
Die Vorstellung ist ungeahnt erfolgreich und wird vom Publikum frenetisch gefeiert. Vor allem beim jüngeren Publikum fand das Stück Beifall. In dem Applaus entlädt sich all die angestaute Wut und der Hass gegen die Willkür und Ungerechtigkeit des absolutistischen Staates. Das Stück, das leidenschaftlich gegen die bestehenden Ordnungen der Obrigkeit rebelliert, findet sehr großen Anklang. Das Aufbegehren der Hauptfigur Karl Moor wurde als „politisch-revolutionärer Aufschrei gegen tyrannische Staatsgewalt“ empfunden. Schiller wurde so auf einen Schlag berühmt.
Nachdem sich Schiller im Juli desselben Jahre noch ein weiteres Mal unerlaubt nach Mannheim begibt, um bei der Aufführung seines Stückes anwesend zu sein, wird er von herzog Carl Eugen auf 14 Tage arrestiert und es wird ihm auf alle Zeiten das „Komödienschreiben“ untersagt.
Schiller bleibt nichts anderes übrig als die Flucht. Mit seinem Freund, dem Musiker Andreas Streicher, quartiert er sich nach kurzen Aufenthalten in Mannheim und Frankfurt in Oggersheim ein. Als vermeintliche Häscher des Herzogs auftauchen, drängt man ihn erneut zur Flucht. Er reist nach Baerbach südlich von Meiningen, wo ihn Henriette von Wolzogen, die Mutter eines Kommilitonen, beherbergt.
Schiller wird also Opfer seines Aufbegehrens, er befindet sich in Gefahr und muss fliehen, doch auch das nimmt der Verfechter der Gerechtigkeit in Kauf.

Freiheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit- Die Leitwörter Schillers 

Friedrich Schillers Forderungen nach Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit werden schon in seiner frühesten Kindheit wach. Er war bereits als Kind gebrechlich und kränklich, mit seiner blassen Haut und den roten Haaren machte er schon damals einen kränklichen Eindruck, und er litt häufig unter Krankheiten und Gebrechen, oft fieberte er. Das weckte in seinen ersten Lebensjahren sein feuriges Temperament und den unbändigen Drang nach Gerechtigkeit und Ausgleich.
Stark beeinflusst wurde er dann durch die sieben Jahre in der Militärschule. Dort lernte er nicht nur militärischen Drill und Einengung kennen, er litt auch an der entwürdigenden und demütigenden Art, mit der er an der Schule, vor allem vom Herzog höchstpersönlich, behandelt wurde. So musste er sich beispielsweise die Haare weiß pudern, da das natürliche Rot seines Haares dem Herzog missfiel.
So stauten sich nicht nur abgrundtiefer Hass gegen den Herzog an, sondern auch sein Drang nach diesen drei Leitmotiven wurde verstärkt. Alle drei Grundprinzipien lagen dem jungen Friedrich Schiller am Herzen, und er verarbeitet sie besonders eindrucksvoll in seinem ersten großen Werk „Die Räuber“.
Beide Hauptfiguren, Karl sowie auch Franz, streben die Freiheit an und wollen sie beide, allerdings mit unterschiedlichen Methoden, erreichen. Die Definition von Freiheit geht bei den beiden auseinander. Während Karl die Freiheit von den einengenden Gesetzen und von Kirche und Obrigkeit fordert, will Franz die Freiheit von seinem Bruder und seinem Vater erreichen, um alleinig und unbeeinflusst herrschen zu können.
Die Gefangenheit in der Militärschule verarbeitet Friedrich Schiller in dem Roman darin, dass der alte Moor von seinem Sohn Franz über Monate in einem Turm eingesperrt wurde. (Vgl. 4. Akt, 5. Szene, S. 122, Z. 14- S. 124, Z. 10 Karl befreit den alten Moor und erfährt die Geschichte seiner Gefangenschaft) Karl erfährt die ganze Geschichte und ist entsetzt. Er schwört bittere Rache gegenüber seinem Bruder Franz (Vgl. 4. Akt, 5. Szene, S. 124, Z. 36- S. 125, Z. 14)
In allen seinen Hauptdarstellern lässt Schiller auf verschiedene Weisen die Unvollkommenheit der Menschlichkeit deutlich werden.
So zum Beispiel bei Karl, der, eigentlich vernünftig und gebildet, immer wieder zu emotionalen Einbrüchen neigt. Oft zweifelt er an seiner Existenz und auch an seinem Handeln als Räuberhauptmann. Deutlich wird dies zum Beispiel in der 2. Szene des 3. Aktes ab Seite 86. Karl zeigt tiefe Reue für seine Schandtaten, schwelgt wehmütig in Erinnerungen an vergangene Zeiten, die noch sorglos waren und in denen noch nicht die Last des Räuberseins auf ihm lastete. Er gesteht sich ein, als Mensch versagt zu haben und wird melancholisch- depressiv (S. 86, Z. 19-20: „Es war eine Zeit- Lasst mich allein, Kameraden“) Er hegt tiefe Reugedanken und will zurück (S. 87, Z. 1-3: „Und ich so hässlich auf dieser schönen Welt- und ich ein Ungeheuer auf dieser herrlichen Erde“) Doch dann erfährt er nach den kurzen Phasen der Depression immer wieder einen Stimmungsumschwung, so beispielsweise noch im 3. Akt, 2. Szene, Z. 27- 29: „Hier heb ich meinen Dolch auf! So wahr meine Seele lebt! Ich will euch niemals verlassen“
Das nächste Mal kehren schmerzvolle Erinnerungen an seine unbesorgte Kindheit und Jugend zurück, als er in der 1. Szene des 4. Aktes an das elterliche Schloss zurückkehrt. Er begrüßt den Ort seiner Kindheit mit Küssen und erinnert sich an seine geplatzten Zukunftsträume: S. 95, Z. 27- 30: „(…) da liegen die Trümmer deiner Entwürfe! Hier solltest du wandeln dereinst, ein großer, stattlicher, gepriesener Mann- hier dein Knabenleben in Amalias blühenden Kindern zum zweiten Mal leben- hier! (…) und der Knabe Karl war ein glücklicher Knabe“
Einen weiteren Einbruch der Gefühle durchleidet Karl, nachdem er in der 5. Szene des 4. Aktes von Spiegelbergs geplantem Mordanschlag auf ihn erfährt: „Die Blätter fallen von den Bäumen- und mein Herbst ist kommen (…) ich habe mich selbst verloren, seit ich dort war- meine Laute sag ich- ich muss mich zurücklullen in meine Kraft- verlasst mich“ (Z. 25- 33)
In einem letzen Überschwang der Gefühle ermordet er schließlich in der 2. Szene des 5. Aktes, S. 147, Z. 10, seine Geliebte Amalia, und ist danach ein nervliches Wrack. Anschließend macht der das Einzige, zu dem er, ein gebrochener Mann, noch in der Lage war: Er stellt sich der Justiz und richtet sich selbst.
Doch Karl wird nicht nur emotional, wenn es um ihn selbst geht, er versucht auch andere zu schützen, in dem er versucht, ihnen die Fehler seines eigenen Handelns klarzumachen. Dies wird vor allem deutlich in der 2. Szene des 2. Aktes, in der er Konsinsky versucht zu überreden, die Idee, der Räuberbande beizutreten, zu verwerfen. 2. Akt, 2. Szene, S. 90 Z. 34- S. 92, Z. 4, in Auszügen: „Weil dir deine Lappereien missglücken, kommst du, und willst ein Schelm, ein Meuchelmörder werden? – Mord, Knabe, verstehst du das Wort auch? du magst ruhig schlafen gegangen sein, wenn du Mohnköpfe abgeschlagen hast, aber einen Mord auf der Seele zu tragen- (…) lern erst die Tiefe des Abgrunds kennen, eh du hineinspringst! (…) Du trittst hier gleichsam aus dem Kreise der Menschheit- entweder du musst ein höherer Mensch sein, oder du bist ein Teufel- Noch einmal, mein Sohn! wenn dir noch ein Funken von Hoffnung irgend anderswo glimmt, so verlass diesen schröcklichen Bund, den nur Verzweiflung eingeht, wenn ihn nicht eine höhere Weisheit gestiftet hat- man kann sich täuschen- Glaub mir, man kann das für Stärke des Geistes halten, was doch am Ende Verzweiflung ist- Glaub mir, mir! und mach dich eilig hinweg.“
Karl wird von den anderen Räubern außerdem als Edel beschrieben, als ein Mensch, der nicht aus reiner Barbarei zum Räuber geworden ist, sondern als ein Mensch, der noch viel mehr, tiefersinnigeres vorhat:
2. Akt, 3. Szene, S. 64, Z. 21- 26: „Er mordet nicht um des Raubes willen wie wir- nach dem Geld schien er nicht mehr zu fragen, sobald er`s vollauf haben konnte, und selbst sein Drittteil an der Beute, das ihn von Rechts wegen trifft, verschenkt er an Waisenkinder, oder lässt damit arme Jungen von Hoffnung studieren“
Hier wird deutlich, dass Karl nicht an dem Geld interessiert ist, sondern dass er ausschließlich nach seinem Ziel strebt, Freiheit und Gerechtigkeit zu erlangen.
Karl hätte sich auch schon längst aus dem Räubertum zurückgezogen, hätte er sich nicht in einem äußerst emotionalen Moment in einer menschlichen Schwäche von den Gefühlen mitreißen lassen und den folgeschweren Treueschwur geleistet, der ihm immer wieder begegnet und ihm das „aussteigen“ unmöglich macht (vgl. 1. Akt, 2. Szene, S. 37, Z. 1- 6; 5. Akt, 2. Szene, S. 145, Z. 24)
Franzens Menschlichkeit hingegen hält Schiller zurück. Franz ist das ganze Stück über größtenteils beherrscht, kalt und berechnend. Kleiner Anflüge der Menschlichkeit überkommen ihn lediglich in Situationen, in denen er versucht sich Amalia anzunähern. Doch da er nicht in der Lage ist, wahre Gefühle zu zeigen und auch zu empfinden, misslingen ihm diese Versuche immer. Richtige Gefühle verspürt Franz erst in der 1. Szene des 5. Aktes, in denen er panikartige Todesangst verspürt, die ihn sogar so weit treiben, sein nihilistisches Weltbild aufzugeben. Im Angesicht des Todes „wechselt“ er doch noch schnell zum Christentum und versucht zu beten. Doch dies bringt er in Anbetracht seiner Jahrelangen atheistischen Einstellung nicht zustande und richtet sich schließlich selbst. Er erdrosselt sich, um der Rache seines Bruders zu entkommen (Vgl. 5. Akt, 2. Szene, S. 139, Z. 4-5)
Auch die Gerechtigkeit ist Friedrich Schiller, wie bereits erwähnt, sehr wichtig. Aus diesem Grund endet sein Stück auch noch nicht nach der 4. Szene des 3. Aktes, da hier die Gerechtigkeit noch nicht wieder hergestellt ist. Erst nachdem alle für ihre Sünden gebüßt haben, lässt Schiller das Drama nach der 2. Szene des 5. Aktes zu Ende gehen, nachdem vor allem Franz und Karl über sich selbst gerichtet haben. Auch diese Forderungen nach Gerechtigkeit sind typisch für die Epoche des Sturm und Drangs.




Schillers Bildung 

Friedrich Schillers schulische Ausbildung nimmt maßgeblich Einfluss auf seine Werke. Sie sind nicht nur von der gehobenen Sprache, dem expressionistischem Stil der Sturm und Drang Epoche und seiner religiösen Erziehung geprägt, er lässt auch sein Wissen aus dem Medizinstudium einfließen.
Schiller beendete sein Medizinstudium 1980 mit einer Abschlussarbeit, in der er sich mit dem Thema "Der Versuch über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen" auseinandersetzte. Ende des 18ten Jahrhunderts bestand ein dualistisches Menschenbild in der Gesellschaft. Dabei waren der Körper und die Seele zwei unvereinbare Individuen. So galt der Körper als schmutzig, animalisch, erdgebunden und ungöttlich, als bloßer Sitz der Seele zu Lebzeiten. Die Seele jedoch war das göttliche, reine, das nach dem Tod in den Himmel, ins Paradies aufsteigen wird. Zwischen den beiden, Körper und Seele, gab es eine klare Trennlinie. Schiller war einer der ersten, die sich mit dieser scheinbaren Unvereinbarkeit auseinandersetzte. In seinem Werk „Die Räuber“ finden sich immer wieder Vergleiche und Parallelen zwischen dem Körper, dem Geist und der Natur, so zum Beispiel im 3. Akt, 2. Szene, S. 86, Z. 11- 13: Schwarz: „Wie herrlich die Sonne dort untergeht! Moor (in den Anblick verschwemmt): So stirbt ein Held! – Anbetungswürdig.
Auch Franz vertritt in dem Drama seine Meinung zu diesem Thema. Durch sein nihilistisches Weltbild geprägt, empfindet er den Liebesakt zwischen zwei Menschen als reine Befriedigung ihrer tierischen Lust- Anfällen:
1. Akt, 1. Szene, S. 21, Z. 5- 8: „Wo stickt dann nun das Heilige? Etwa im Aktus selber, durch den ich entstund? – Als wenn dieser etwas mehr wäre als viehischer Prozess zur Stillung viehischer Begierden!“
1. Akt, 1. Szene, S. 20, Z. 19- 21: „Das ist dein Bruder! – das ist verdolmetscht: Er ist aus ebendem Ofen geschossen worden aus dem auch du geschossen bist“
Franz verachtet das Leben, diese Verachtung überträgt er sogar auf sich selbst:
1. Aktz, 1. Szene, S. 19, Z. 10- 14: „Wirklich, ich glaube, sie hat von allen Menschensorten das Scheußliche auf einen Haufen geworfen und mich daraus gebacken“
In der 1. Szene des 2. Aktes sinnt Franz darüber nach, wie er die Eintracht des Körpers mit dem der Seele lösen könnte, sprich: Mit welchen Mitteln er am geschicktesten seinen Vaterumbringen könnte (Vgl. 2. Akt, 1. Szene, S. 44, Z. 7-8)
In dem nachfolgenden Monolog überlegt sich Franz nun seinen Plan seinen Vater zu töten. Auch hier erkennt man Schillers Fachwissen aus dem Bereich der Medizin. Er lässt Franz alle möglichen Methoden, über Zorn bis hin zur Vergiftung abwägen, und ihn letztendlich zu dem Schluss kommen, dass die Verzweiflung das beste Mittel wäre, den Vater in den Tod zu treiben.
Vater- Sohn Konflikt
In seinem Drama haben beide Hauptpersonen, Franz als auch Karl, ein schwieriges Verhältnis zum gemeinsamen Vater.
Während Karl vom Vater bevorzugt und verwöhnt wurde, wurde Franz zeit seines Lebens immer abgelehnt und benachteiligt.
Dieses Fehlverhalten des Vaters wirkt sich auf beide negativ aus.
Karl wird von einer einzigen Zurückweisung völlig aus der Bahn geworfen, er erkundigt sich nicht beim Vater nach den genauen Gründen für dessen Entscheidung, sondern stürzt sich, schwer beleidigt, kopfüber in eine schicksalsträchtige Zukunft, die er mit dem Treueschwur besiegelt. Er hat kopflos gehandelt und kann nun nicht mehr zurück. (vgl. 1.Akt, 2. Szene, ab S. 28, Z. 20)
Franz wurde sein ganzes Leben lang vom Vater abgelehnt, dadurch wuchsen sein Neid und seine Eifersucht auf seinen Bruder. Er verachtet den Vater für die lebenslange Zurückweisung. Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass Franz so kalt und berechnend den verfrühten Tod seines Vaters plant. (vgl. 2. Akt, 1. Szene)
Dies alles könnte auf Schillers früheste Kindheit hinweisen. In Schillers ersten Lebensjahren war der Vater so gut wie nie zu hause, da er im Krieg diente. Doch auch danach herrschte nie ein gutes Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater. Als einziger Bruder zwischen lauter Mädchen wurde der junge Friedrich Schiller sehr streng erzogen. Sein Vater, ein Offizier, war Disziplin und Härte gewohnt und forderte dies auch von seinem Sohn. Und auch die Tatsache, dass sein Vater zulassen musste, dass Schiller auf die Militärakademie geschickt wurde, konnte er ihm wohl nie verzeihen.
Schiller verarbeitet diese Erlebnisse in seinem Werk „Die Räuber“, in dem er den Vater auf voller Linie versagen lässt. Vielleicht wollte er auch davor warnen, dass kleinere, eher als unwichtig eingestufte Erfahrungen in der Kindheit ein ganzes Leben prägen und dieses auch zerstören können. Das Leben der Protagonisten Karl und Franz, als auch das Amalias und das des Vaters endet schließlich in einem Disaster.
Dennoch baut Schiller die biblische Gleichung des verlorenen Sohnes in sein Werk mit ein. In der 2. Szene des 1. Aktes kehrt Karl als der verlorene Sohn wieder nach Hause zurück, jedoch schämt er sich seiner Untaten als Räuber zu sehr, und er gibt sich nicht zu erkennen, auch wenn er es gerne tun würde.



Schillers Frauenbild 

Friedrich Schiller erwähnt in seinem Drama „Die Räuber“ nur ein einziges Mal eine Frau, möglicherweise die Mutter der beiden Brüder Karl und Franz, nämlich im 4. Akt, 3. Szene, S. 106, Z. 4. Ansonsten kommt das ganze Drama über keine Mutter vor, sie wird nicht erwähnt.
Friedrich Schiller selbst hatte jedoch ein sehr gutes Verhältnis zu seiner Mutter. Sie umsorgte in liebevoll und war in Schillers ersten Lebensjahren nahezu alleinerziehend, da der Vater im Krieg diente und kaum zu Hause war. Möglicherweise verkörpert er seine Mutter in der Rollenfigur der Amalia, die in dem Drama idealisiert wird.
Beispiele hierzu:
4. Akt, 4. Szene, S. 111, Z. 22- 24: Moor: „Sie glaubt mich tot, und bleib treu dem Totgeglaubten – sie hörte wieder, ich lebe, und opferte mir die Krone einer Heiligen auf“
5. Akt, 2. Szene, S. 147, Z. 18- 19: Moor: „(…)ich hab euch einen Engel geschlachtet“ (nach der Ermordung Amalias)
Schiller kann in seiner Jugendzeit in der Militärakademie, in der das Drama entstand, keinen allzu großen Kontakt zu Mädchen gehabt haben, daher liegt die Vermutung nahe, dass er mit der Figur der Amalia seine in seinen Augen nahezu perfekte Mutter darstellt, die schließlich auch den kaum anwesend Vater geliebt hat und ihm treu zur Seite gestanden ist.



Quellenangaben:

http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/schiller.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schiller
http://www.dieterwunderlich.de/Friedrich_Schiller.htm
http://www.xlibris.de/Autoren/Schiller/Schiller-Biographie/Schiller-Biographie.htm
http://www.schillerjahr2005.de/friedrich_v_schiller/biografie/index.html
http://www.s-line.de/homepages/ebener/Schiller.html
http://www.tk79.de/facharbeit_goethe-schiller.php
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,1575829,00.html?maca=de-newsletter_topthemen-312-html
http://www.taz.de/index.php?id=archiv&dig=2005/06/04/a0253
http://www.odysseetheater.com/schiller/schiller.htm

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