KDV Beispiel 6

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KDV Beispiel 6 Kriegsdienstverweigerungen Wehrdienstverweigerungen, Referat, Hausaufgabe, KDV Beispiel 6
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Referat

Darlegung der Beweggründe für die Gewissensentscheidung



Ich möchte Ihnen hiermit erklären, warum ich den Kriegsdienst mit der Waffe aus Gewissensgründen verweigere.

Mein Gewissen ist der oberster innerlicher Richter meines Tuns und Handelns. Es ist wie eine "innere Stimme", die sich durch Gefühle - seien sie gut oder schlecht - äußert. Es ist nicht so, das ich bewußt "höre", was mein Gewissen mir sagt, sondern eher, daß ich spüre, wenn ich etwas falsch oder richtig gemacht habe und nach meiner Erfahrung mit diesen Gefühlen handele. Wenn ich also etwas falsch getan habe, dann lerne ich aus diesem Fehler, nicht noch einmal das Gleiche zu tun. So hilft mir mein Gewissen bei all meinen Entscheidungen herauszufinden, was richtig oder falsch, was gut oder böse ist. Ich handle also, wie man so schön sagt nach bestem Wissen und Gewissen.

Wie oben schon gesagt drückt sich das Gewissen durch Gefühle aus, denn wenn ich etwas falsches getan habe (z.B. jemanden angelogen habe oder etwas, von den Eltern Verbotenes getan habe), dann habe ich ein schlechtes Gefühl, ein schlechtes Gewissen, bis ich etwas dagegen tue, z.B. mich dafür entschuldige und versuche es wiedergutzumachen. Tue ich aber nichts dagegen, so bleibt dieses Gefühl bestehen und läßt sich nicht mehr loswerden.

Man kann sein Gewissen zwar umgehen, ihm ausweichen, man kann ihm aber nie entkommen. Natürlich gibt es Situationen, in denen das Gewissen durch Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse oder vielleicht sogar Druck von außen abgedrängt wird. Aber dem Gewissen entgeht dabei nichts, denn es ist nicht ausgeschaltet worden, sondern nur verdrängt worden. Und so kehrt es irgendwann als "schlechtes Gewissen" wieder, da man ja etwas falsches getan hat. Es ist eine festsitzende Größe und unumstößlich, denn man kann es "zur Seite schieben", aber wie ein Steh-Auf-Männchen, kommt es immer wieder zurück.

Das Gewissen entwickelt sich mit der Erziehung und nach den Maßstäben der Erziehung. Das Gewissen ist keine angeborene Sache und somit bei jedem Menschen verschieden, da jeder anders erzogen wurde.
Meine Eltern haben mich sehr gewaltfrei erzogen und haben mich niemals geschlagen (außer dem gelegentlichen Klaps auf den Po), mich aber immer zurechtgewiesen, wenn ich etwas falsches oder böses getan habe, z.B. etwas kaputtgemacht habe, nicht auf das gehört habe, was sie sagen oder jemanden anderen weh getan habe.

In der Grundschule in xxx mußten wir uns fast täglich mit der Gewalt der Großstadt auseinandersetzen, was wir durch viele Gespräche mit Lehrern in der Klasse und auf dem Schulhof taten, wenn es z.B. wieder einen Toten in der Umgebung gegeben hatte oder "nur" eine Prügelei auf dem Schulhof.

Bei den Pfadfindern in xxx, sowie in Deutschland lernte ich in einer Gemeinschaft zu leben, mit anderen zu teilen, Konflikte gewaltfrei zu bewältigen, den "Schwächeren" zu helfen und mit anderen zusammenzuarbeiten, nach den Regeln des Gründers Lord Baden Powell. Auch in der KJG (Katholisch Junge Gemeinde) haben wir uns oft mit unserem Gruppenleiter über Gewalt in der Gesellschaft und dem Umgang mit Gewalt unterhalten, da er gerade selbst in dem Prozeß war seine Gewissensbegründung zu schreiben und die Gewaltbereitschaft der Jugendlichen und der Gesellschaft in der Zeit extrem zunahm. Aber auch die weltpolitischen Geschehen führten zu Gesprächen in der KJG, in der Klasse oder im Freundeskreis, die zu meiner Gewissensentwicklung beitrugen: Tschernobyl, Golfkrieg, Auseinandersetzung in Südafrika (Apartheid), Bosnien-Herzegowina.

Unsere Klasse unterstützt ein bosnisches Kind aus Sarajewo, und so kam letztes Jahr ein Mitarbeiter des Caritas Offenburg und hat einen Vortrag über die Gegend und die Lebensumstände unseres Patenkindes gehalten. Zum Abschluß zeigte er uns Dias von Kindern, die unter anderem mit anschauen mußten, wie ihre Familien und Freunde vor ihren Augen erschossen worden sind. In diesen Augen sah man nur noch Leere; keine Liebe, keine Freude: nichts mehr. Diese Bilder haben mich sehr geschockt und geprägt.

Mein Gewissen schreibt mir somit gewisse Sachen vor und verbietet mir andere gewisse Sachen zu tun. So ist zum Beispiel das Gesetz der Nächstenliebe das höchste Gebot meines Gewissens. Denn man kann in keiner Gemeinschaft friedlich zusammenleben, wenn man nicht lernt die Anderen als gleichwertige Mitglieder zu respektieren und ihre Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse zu achten. Und somit ist es natürlich verboten ein Mitglied der Gemeinschaft anzugreifen - sei es verbal oder körperlich - und ihn somit zu verletzen, vielleicht sogar zu töten. Denn man kann Gewalt mit nichts rechtfertigen. Gewalt erzeugt nur Gegengewalt.

Daraus folgt das wichtigste Verbot meines Gewissens: das Tötungsverbot. Tötung ist die härteste Form von Gewalt, die es gibt. Einen Menschen zu töten, eine Existenz auszulöschen, eine Familie ins Unglück zu stürzen ist eine grausame Vorstellung. Denn keinem ist das Recht gegeben über das Leben eines anderen Menschen zu entscheiden. Das Leben jedes einzelnen Menschen ist heilig und muß von jedem anderen als solches geachtet werden. Ich würde gegen meine zwei obersten Gewissensgrundsätze verstoßen, wenn ich einen Menschen töten müßte. Ich müßte also ein Leben lang mit einem "schlechten Gewissen" leben, denn ich könnte ja absolut nichts dagegen machen. Natürlich könnte ich mich bei den Angehörigen entschuldigen, aber ich könnte das von mir begangene Unrecht niemals wiedergutmachen. Und so bleibt das schlechte Gefühl, das mich langsam innerlich "auffrißt". Wenn ich etwas - im Vergleich dazu - "kleineres Übel" begangen habe, dann kann ich erst wieder ruhig schlafen, bis ich es wiedergutgemacht habe. Bis dahin aber schlafe ich schlecht, träume allerlei Blödsinn und kann mich absolut nicht konzentrieren. Und das Leben nach einer Tötung stelle ich mir wie die Hölle vor: ich hätte wahrscheinlich keine ruhige Minute mehr und stünde unter einem Dauerstress, was mich wahrscheinlich irgendwann in den Wahnsinn treiben würde.

Sich zum Kriegsdienst an der Waffe ausbilden zu lassen, heißt diese Waffe irgendwann auch einmal benutzen zu müssen. Der Krieg ist ein grausamer und unsinniger Zustand, indem alle Gesetze - weltliche, wie moralische - aufgehoben zu sein scheinen. So müßte ich im Kriegsfall irgendwann einmal vielleicht gegen Menschen kämpfen, auf sie schießen und sie töten. Aber genau dies verbietet mir mein Gewissen, denn ich soll etwas vernichten, was ich meinem Gewissen nach achten soll. Und das ist ein Widerspruch in sich selbst. Und diesen Gewissensbruch kann ich nicht verantworten, weswegen ich den Kriegsdienst mit der Waffe aus Gewissensgründen verweigere.



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