Der Deutsche Orden

Schlagwörter:
Brüder und Schwestern vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem, Referat, Hausaufgabe, Der Deutsche Orden
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Referat

Fach: Geschichte und Sozialkunde
Klasse: 8.a
Zuständige Professorin: Dr. H. J.
Schüler: C. R.
Jahr: 1999/2000

Der Deutsche Orden

Brüder und Schwestern vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem

Die Vorgeschichte

Auf dem Konzil in Clermont 1095 rief Urban II. zum Glaubenskrieg auf, um das Heilige Land zu befreien, nachdem er von Byzanz und von Christen aus dem Nahen Osten um Hilfe gebeten worden war. Seine Rede wurde begeistert aufgenommen und ohne Beteiligung von Kaisern und Königen brachen einzelne Gruppen nach Palästina auf. Nach schweren Kämpfen in Kleinasien und vor Antiochia wurde am 15. Juli 1099 Jerusalem erobert. Danach kehrten die meisten Ritter wieder nach Hause zurück. Der einzige beteiligte Reichsfürst, Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, ließ sich zum Beschützer des Heiligen Grabes wählen. Nach seinem frühen Tod übernahm am 11. November 1100 sein jüngerer Bruder Balduin von Bouillon die Führung des päpstlichen Lehens.

Eine wichtige Stütze des Königs waren christliche Organisationen, vor allem die Ritterorden. Als erster wurde 1071 der Johanniterorden von Papst Alexander II. gegründet. Dieser Orden kümmerte sich zu Beginn nur um das Spital in Jerusalem, das schon seit 603 bestand. Er beschäftigte Mönche und Ordensschwestern und im Laufe der Zeit erweiterte er ständig seinen Zuständigkeitsbereich. Dieser beschränkte sich bald nicht mehr nur auf die Gesundheitsversorgung, sondern erstreckte sich auch auf die Verteidigung und Verwaltung der Stadt Jerusalem. Aus einem Hospizorden wurde der erste Ritterorden. Man erkannte seine Mitglieder an ihrem roten Mantel mit einem achtzackigen weißen Kreuz.

Einigen französischen Rittern arbeitete der Johanniterorden militärisch nicht effizient genug. Darum gründeten sie 1119 eine Mönchsgemeinschaft, die als Palastwache arbeiten sollte. Der Schwerpunkt dieses Ordens lag noch stärker auf der Verteidigung der Pilger als bei den Johannitern. Er wurde in einem Flügel des Jerusalemer Königspalastes untergebracht, wo früher der Tempel Salomons gestanden ist. Nach diesem Tempel wurde der Orden auch benannt: „Milites Christi und des Tempels Salomons“, woraus sich dann bald die Abkürzungen Tempelherren, Tempelritter, Templerorden oder kurz Templer bildete. Der Templerorden wurde 1128 von Papst Horonius II anerkannt. Der Orden war in Frankreich besonders beliebt und erhielt dort viele Spenden und Schenkungen. Sein Zeichen ist ein weißer Mantel mit einem achtzackigen roten Kreuz. Der Templerorden wurde bald zur Hauptstreitmacht des Königreiches Jerusalem. Nach seinem Vorbild entstanden in Spanien mehr als sieben ähnliche Ritterorden, die den Islam aus Südeuropa vertreiben wollten.

Nach dem Tod von König Balduin kam es zu einem zweiten Kreuzzug, der aber erfolglos endete. Zur gleichen Zeit wuchs in den islamischen Reihen der wichtigste und erfolgreichste Regent seiner Zeit heran: Saladin (Salah ad-Din Jusuf ibn Ajub). Von seiner Machtbasis in ägypten aus eroberte er bis 1189 ganz Palästina bis auf einen schmalen Küstenstreifen. Am 30. September 1187 fiel Jerusalem. Der christliche König Guido von Lusignan war durch innere Streitereien geschwächt und versuchte nach der verheerenden Niederlage wenigstens den Hafen Akko zurück zu erobern.

Gleichzeitig wurde im Abendland nach Hilfe gerufen und König Richard I. von England, der unter dem Namen Löwenherz bekannt ist, König Philipp II. August von Frankreich und vor allem Friedrich I. Barbarossa nahmen mit ihren Heeren daran teil. Das Landheer stand unter Leitung des Herzogs Friedrich von Schwaben, nachdem sein Vater, Kaiser Friedrich Barbarossa im Fluß Salef (oder Kalykadnos, heute Gök-Su) ertrunken war. Die Flotte führte Prinz Löwenherz. Als dieses Heer, zusammen mehr als 100.000 Mann, am 7.Oktober 1190 im Heiligen Land eintrafen, unterstützten sie als erstes die Belagerung von Akkon. Da die Zahl der Verwundeten im Kampf um Akkon sehr großwar, kam es zu deren Versorgung zur Gründung des dritten und letzten der geistlichen Ritterorden in Palästina: Des Deutschen Ordens.

Die Stadt wurde Akkon wurde schließlich erobert. Der Versuch, auch Jerusalem zu erobern, blieb erfolglos. Am 2. September 1192 wurde zwischen Saladin und Richard Löwenherz Frieden geschlossen, der lange hielt. Der Erfolg dieses Dritten Kreuzzuges blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Das einzig bleibende Resultat dieses Kreuzzuges war der Deutsche Orden.

Die Entstehung und die ersten Jahre des Deutschen Ordens

Es gibt eine Legende, welche die Entstehung des Ordens etwas anders erzählt: Als 1099 das Kreuzfahrerheer Jerusalem eroberte, wurden auch viele christliche Soldaten verwundet. Ein altes Ehepaar nahm sich dieser an und versorgte sie bei sich zu Hause. Sie steckten schließlich ihr gesamtes Vermögen in die Krankenpflege und gründeten eine feste Organisation, die vom Patriarchen von Jerusalem anerkannt wurde. Es wurde ein Krankenhaus und ein Bethaus errichtet, das der heiligen Maria gewidmet war. Dieses Hospital wurde den Johannitern unterstellt und soll sogar von Papst Cölestin einmal erwähnt worden sein. Aber das ist alles nur Legende und geschichtlich nicht beweisbar, es erklärt aber den Namen des Deutschen Ordens: „Orden des Hospitals zu Sankt Marien der Deutschen zu Jerusalem“. Es heißt weiter, dass der junge Friedrich I. Barbarossa, der auch am 2. Kreuzzug teilgenommen hatte, dieses Hospital gesehen einmal hat und es wieder aufbauen wollte. Er hatte diese Geschichte wohl einmal seinem Sohn Friedrich von Schwaben erzählt und dieser hat dann im dritten Kreuzug vor Akkon das „Vermächtnis“ seines Vaters erfüllt.

Der Orden der „Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“, kurz „Deutscher Orden“, entstand jedenfalls historisch gesichert 1190 während der Belagerung Akkons aus einer Hospitalgenossenschaft, die von Bremer und Lübecker Bürgern gegründet und betrieben wurde. Diese hatten die Segel ihrer Schiffe für die Versorgung von Verwundeten zur Verfügung gestellt. Im Oktober 1190 traf Friedrich von Schwaben in Akkon ein, übernahm das Hospital und bekam vom König von Jerusalem Guido von Lusignan ein Grundstück in der Stadt Akkon zugewiesen. Friedrich von Schwaben starb bald und wurde in diesem ersten Ordenshaus beerdigt. Zuvor hatte er noch seinem Bruder, Kaiser Heinrich VI., Nachfolger von Friedrich I. Barbarossa, geschrieben und der hatte beim Papst um die Anerkennung des Ordens angesucht.

Am 6. Februar 1191 wurde der Orden durch Papst Klemens III(1187-1191) in päpstlichen Schutz genommen. Zum ersten Prior wurde 1193 Heinrich Walpot von Passenheim ernannt. Er war ein deutscher Ritter, der dem Johannniterorden angehörte. Unter ihm wurde der Orden in einen Ritterorden umgewandelt, um Kreuzfahrer des nächsten Kreuzzuges aufzunehmen. Dieser wurde schon von Kaiser Heinrich VI. vorbereitet. Der Tod des Kaisers 1197 vereitelte dieses Unterenhmen.

Im Jahre 1198 wurde der Orden als Geistlicher Ritterorden von Papst Innozenz III. (1199-1216) endgültig bestätigt. Dieses Jahr gilt als offizielles Gründungsjahr des Ordens. Der Orden ähnelte den beiden älteren Ritterorden: Die Ordensregeln wurden nach dem Vorbild der Johanniter, die Regeln der Ritter nach jener der Templer gestaltet. Die Mitglieder des Ordens gliederten sich in Ritter, dienende Brüder und Priester, die sich alle an die drei Mönchsgelübde zu halten hatten: Armut, Keuschheit und Gehorsam. Neben den Brüdern gab es auch noch sehr viele Halbbrüder, die sich nur an manche Gelübde halten mußten, aber trotzdem die Vorrechte eines Ordensritters erhielten. Sogar Verheiratete durften sich dem Orden als Halbbrüder anschließen. Neben den Ordensbrüdern gab es bald auch Ordensschwestern und neben den Halbbrüdern auch Halbschwestern.

Das Zeichen des Deutschen Ordens ist ein einfaches schwarzes Kreuz, das zuerst nur auf weißem Hintergrund getragen wurde, später auf allen Farben. Dieses schwarze Kreuz auf weißem Grund diente 1813 im Befreiungskrieg gegen Napoleon als Vorbild für eine militärische Auszeichnung: Das Eiserne Kreuz, das auch noch in den beiden Weltkriegen in der Deutschen Wehrmacht als Auszeichnung diente.

An der Spitze des Orden steht der Hochmeister, der von einem Ordenskapitel beraten und überwacht wird. Diesem gehören alle Schwestern und Brüder an. Es hatte sehr weitreichende Befugnisse, wie die Aufnahme neuer Mitglieder oder die Wahl eines neuen Hochmeisters. Daneben standen fünf weitere Gebieter an der Spitze des Ordens: der Großkomtur (der Stellvertreter und Statthalter der Hochmeisters), der Ordensmarschall (der für den kriegerischen Teil des Ordens zuständig war), der Spittler (der das Hospitalwesen leitete), der Trapier (der sich am Anfang nur um die Bekleidung der Ordensbrüder und Schwestern kümmerte, dessen Befugnisse später aber auf die innere Verwaltung und das Bauwesen ausgedehnt wurden), und der Treßler (der Schatzmeister). Der Hochmeister und die Leitung des Ordens befanden sich in Akkon, daneben gab es bis 1196 schon fünf weitere Burgen in Gaza, Jaffa, Ascalon, Rama und Zansi. Später kam noch die Burg Montfort östlich von Akkon dazu, wo dann zwischen 1224 und 1275 der Hochmeister residierte, bis die Burg von den Arabern zerstört wurde.

Durch Spenden erhielt der Deutsche Orden zahlreiche Liegenschaften im ganzen Mittelmeerraum, das Zentrum in Europa lag aber in Deutschland und österreich. So waren etwa die Babenberger in österreich dem Orden gegenüber sehr großzügig. Auch die Leechkirche in Graz ist ein sehr frühes Besitztum des Deutschen Ordens. Sie wurde 1233, also ungefähr 50 Jahre nach der Gründung, dem Deutschen Orden geschenkt und der erbaute dort 1275 eine Kirche, die älteste noch erhaltene Kirche in Graz. Auch ein Haus in der Sporgasse wurde dem Deutschen Orden geschenkt, auf dem noch immer eine Inschrift an den früheren Besitzer erinnert.

Um diesen Besitz in Europa zu verwalten und um Mitglieder zu werben wurden in Europa mehrere Ordenshäuser nach dem Vorbild Palästinas gegründet. Die Gebiete in Europa unterstanden zwar auch dem Hochmeister, der wurde dort aber von einem eigenen „Meister“, dem Deutschmeister vertreten.

Nach dem ersten Hochmeister Heinrich Walpot von Passenheim folgte im Jahre 1200 der Johanniter Otto von Karpen und 1208 der erste Hochmeister, der kein Johanniter war: Heinrich Bard. Unter ihm wurde der Deutsche Orden endgültig als eigenständige Organisation anerkannt. Er suchte sich einen besonders wichtigen Nachfolger aus: Hermann von Salza.

Der Deutsche Orden unter Hermann von Salza

Hermann von Salza wurde im Jahre 1178 oder 1179 in Thüringen geboren und 1210 Hochmeister des Deutschen Ordens. Hermann erkannte, dass das Königreich Jerusalem keine Zukunft hatte und sah sich deshalb nach einem neuen Betätigungsfeld für seinen Orden um. Schon 1211 wurde der Orden vom ungarischen König Andreas II. gebeten, das Burzenland in Siebenbürgen gegen die Kumanen zu verteidigen. Nachdem dieses Vorhaben von Papst Innozenz III.(1198-1216) genehmigt worden war, gelang es dem Orden bald dort wieder Ruhe herzustellen. Anschließend baute der Orden mehrere Burgen und siedelte deutsche Bauern in deren Umgebung an. Andreas II. gab dem Orden viele Rechte, so dass er fast als eigenes Lehen in Ungarn existierte. Diese Rechte wurden aber schon 1225 wieder rückgängig gemacht und der Orden mußte das Land ganz verlassen.

Bei der Krönung des Kaisers Friedrich des II. 1215 in Aachen lernte dieser den Hochmeister Hermann von Salza kennen und es entwickelte sich eine lange Freundschaft, die beiden, dem Deutschen Orden und Kaiser Friedrich II. sehr zugute kam. Hermann von Salza war sowohl bei der päpstlichen Kurie als auch beim Kaiser sehr beliebt und mußte öfter zwischen diesen vermitteln. Nachdem die erste Frau Friedrich des II., Konstanze, gestorben war, überredete Hermann von Salza den Kaiser, Jolande, die Thronerbin von Jerusalem, zu heiraten. Damit wollte er auch erreichen, daß Kaiser Friedrich sein Versprechen, einen Kreuzzug durchzuführen, einlöste.

Als nächster bat 1226 Herzog Konrad von Masowien, ein polnischer Fürst, den Deutschen Orden um Hilfe im Culmer Land, um dort gegen die heidnischen Pruzzen zu kämpfen. Damit begann das wichtigste Kapitel in der Geschichte des Deutschen Ritterordens, den ich später noch ausführlich besprechen werde.

Inzwischen hatte Friedrich II. einen weiteren, den vierten, Kreuzzug vorbereitet und er landete 1228 in Akkon. Es kam aber zu keinen kriegerischen Auseinandersetzungen, denn Friedrich II. erreichte durch Verhandlungen, dass das gesamte westliche Galiläa, das Gebiet um Sidon und vor allem die Stadt Jerusalem kampflos an die Christen abgetreten wurde. Friedrich krönte sich selbst am 18. März 1229 zum König von Jerusalem. Diesen Titel führten seit damals alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (also auch die Habsburger) bis 1806, der formellen Auflösung des Römischen Reiches. Danach wurde der Titel von den Kaisern von österreich noch bis 1918 geführt, bis er mit dem Ende der k.u.k. Monarchie ebenfalls unterging.

Hermann von Salza hatte sich sein Leben lang für ein gutes Verhältnis zwischen Friedrich dem II. und dem Papst eingesetzt und war auch recht erfolgreich dabei gewesen. Da er am Ende seines Lebens schwer erkrankt war, konnte nicht mehr zwischen Kaiser und Papst vermitteln und deren Verhältnis wurde immer schwieriger. Als Hermann von Salza am 20. März 1239 starb, wurde Kaiser Friedrich II. am gleichen Tag exkommuniziert.

Die letzten Jahre im Heiligen Land

Auf Hermann von Salza folgte Konrad Landgraf von Thüringen und Hessen, doch er starb schon 1240. Sein Nachfolger war Gerhard von Mahlberg, der 1243 wegen seines zu freizügigen Lebensstiles zurücktreten und aus dem Orden ausscheiden mußte. Am 23. August 1244 wurde Jerusalem von den Türken erobert. Kurz darauf wurde Heinrich von Hohenlohe zum Hochmeister gewählt. Er versuchte den Orden neu zu organisieren. Auf einer Reise nach Preußen, um die dortigen Ritter zu unterstützen, starb er 1249 in Prag.

Die nächsten beiden Hochmeister waren Poppo von Osternau und Anno von Sangershausen. Sie verbrachten den Großteil ihrer Zeit in Deutschland und die Lage im heiligen Land wurde immer schlimmer. Die Mamelucken unter Baibars besiegten zuerst die Mongolen und eroberten dann beinahe alle christlichen Städte im nahen Osten, nämlich Caesarea, Haifa, Toron, Jaffa und Antiochia. Nur Akkon konnte sich erfolgreich verteidigen. Das Abendland wollte helfen, doch der siebente und letzte Kreuzzug endete, bevor er begonnen hatte, weil Ludwig IX. in Tunis starb. Baibars setzte seine Eroberungen fort und nahm dabei die Festung des Deutschen Ordens, Montfort, ein. Der Hauptsitz des Ordens wurde nach Akkon verlegt. Als Baibars 1277 starb, bestand das Königreich Jerusalem nur noch aus Akkon, Tyros, Sidon, Tripolis und zwei kleineren Burgen.

1283 wurde der Schweizer Burchard von Schwanden Hochmeister. Er versuchte noch ein letztes Mal mit einem 6000 Mann starken Heer, Akkon zu retten. Doch die Mamelucken griffen die Stadt mit 240.000 Mann und modernen Kampfmaschinen an und eroberten Akkon am 18. Mai 1291. Damit war die letzte Stellung der Christen in Palästina gefallen. Die Johanniter und Templer zogen sich nach Zypern zurück und der Deutsche Orden, der seinen Hochmeister im Kampf um Akkon verloren hatte, baute in Venedig seinen neuen Hauptsitz auf. Dort wurde der neue Hochmeister Konrad von Feuchtwangen gewählt.

Die Anfänge des Ordens in Preußen

Heinrich von Masowien regierte einen Teilstaat im Norden von Polen. Unter dem Vorwand, er wolle die Heiden missionieren, besetzte er 1222 das Culmer Land, das ist der südwestliche Teil des Pruzzenlandes, das ungefähr dem späteren Preußen entspricht. Doch die anderen Pruzzenfürsten vereinigten sich und eroberten nicht nur das Culmer Land zurück, sondern sie drangen auch in Masowien ein, verwüsteten es und konnten fast die Hauptstadt Plock, das heutige Warschau, erobern.

Obwohl Heinrich von Masowien mit vielen anderen polnischen Fürsten verwandt war, schickten diese ihm keine Hilfstruppen. Daher bat er den Deutschen Orden unter Hermann von Salza um Hilfe. Dieser war sofort zur Hilfe bereit. Da der Orden aber erst kurz davor aus dem Burzenland vertrieben worden war, begann Hermann von Salza zuerst mit ausführlichen Verhandlungen. Bei diesen erreichte er bis 1226, dass das ganze Culmer Land dem Orden abgetreten wurde und dass dieser Vertrag sowohl vom Papst als auch vom Kaiser mit der goldenen Bulle von Rimini genehmigt und garantiert wurde. Mit dieser Bulle erhielt der Hochmeister den Titel Reichsfürst und durfte den schwarzen Adler auf weißem Hintergrund in sein Wappen aufnehmen.

Mit Herzog Konrad von Masowien mußte noch länger über die Abtretung des Culmer Landes verhandelt werden. Mit ihm kam es erst 1230 zum Vertrag von Kruschwitz. Auch Bischof Christian, dem dieses Gebiet unterstanden war, verzichtete im Vertrag von Rabenicht auf seine Rechte. Da Hermann von Salza zwischen dem Papst und der Kirche verhandeln mußte, setzte er Hermann Balk als Statthalter im Pruzzenland ein und ernannte ihn zum Landmeister in Preußen. Als ersten Schritt mußte Hermann Balk das Gebiet von den Pruzzen zurück erobern. Er stand mit seinen 1000 Mann und 8 Rittern ungefähr dreimal so vielen Feinden gegenüber, konnte sie aber durch erfolgreiche Verhandlungen und mehr Kampferfahrung aus dem Culmer Land vertreiben. Balk errichtete seinen Sitz in Culm, dem heutigen Chelmno, und baute dort 1232 eine feste Burg und in deren Bannkreis eine kleine Siedlung.

Während Hermann von Salza mit dem Kaiser zu tun hatte, lernte er auch die fortschrittliche Verwaltung in Unteritalien und Sizilien kennen, die er jetzt in dem neuen Ordensland einsetzte. 1233 wurde die „Culmer Handfeste“ als Verfassung veröffentlicht. Darin erhielten die Einwohner sehr große Freiheiten, jeder Bürger war nur zu einem kurzen Kriegsdienst und zu einem geringen Zins verpflichtet. Hermann Balk schickte Werber, sogenannte Lokatoren, aus, die um Siedlern warben, die sich in dem neuen Ordensland ansiedeln sollten. Sie hatten Erfolg und der Orden erreichte eine sehr große Beliebtheit und viele neue Mitglieder nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den Niederlanden, aus Burgund, aus Böhmen oder aus Polen. Die einheimischen Pruzzen wurden gleich wie die Siedler behandelt, sie assimilierten sich bald und im 17. Jahrhundert war ihre Sprache schon vollständig ausgestorben.

Der Orden dehnte sein Gebiet immer weiter aus und gründete zwei neue Burgen, die Burg Marienwerder und die Burg Rehden. Trotz des starken Zulaufes war er nicht stark genug, alleine einen Krieg gegen die übrigen Pruzzen zu führen. Er bekam jedoch bald Unterstützung vom Papst, von Bruchard IV. aus Querfurt , von Markgraf Heinrich von Meißen, der das rechte Weichselufer eroberte und indirekt auch von Polen selbst. 1237 wurde die Elbinger Burg gegründet und 1239 wurde die Burg Balga erobert und ausgebaut. Der Orden drang weiter vor und gründete die Burgen Heilsberg, Braunsberg, Bartenstein und Rößel. 1237 unterstützte der Deutsche Orden den Schwertritterorden (eine in Anlehnung an die geistlichen Ritterorden des Heiligen Landes vom Bischof von Riga gegründete Organisation), vereinigte sich mit diesem und erweiterte dadurch seinen Wirkungsbereich auf das Baltikum. Damit hatte der Deutsche Orden nun vier Meister, von denen drei ungefähr gleich mächtig waren: Nach dem Hochmeister, der das Oberhaupt des Ordens ist, gab es den Deutschmeister, der für alle Gebiete im alten Europa zuständig war, den Landmeister in Preußen und den Landmeister in Livland. Jetzt trennte nur noch das heidnische Litauen die Besitzungen des Ordens im Preußen und in Livland.

1246 gab es in Preussen einen Aufstand, der von Herzog Swantopolk von Ostpommern unterstützt wurde. Die Aufständischen eroberten mehrere Burgen und konnten die Kontrolle über große Teile des Landes erhalten. Die Lage wurde so ernst, dass sogar der Hochmeister Heinrich von Hohenlohe aus Palästina anreiste, um seine Soldaten zu unterstützen. Auch die Polen konnten zur Hilfesleistung für den Orden gewonnen werden. Sie griffen zwar nicht in Preussen ein, bedrängten den Herzog aber direkt in Pommern an. So konnte der Aufstand bis 1249 nieder geschlagen werden.

Immer wieder kamen Reichsfürsten dem Orden zu Hilfe. 1255 unterstützte ein slawischer Fürst, Ottokar II., Przemysl, König von Böhmen den Deutschen Orden mit einem starken Heer und wieder wurde ein neuer Teil des Pruzzenlandes unterworfen. König Ottokar empfahl dem Deutschen Orden auch, an der Mündung des Flusses Pregel eine Burg zu errichten: Die sie umgebende Stadt wurde nach König Ottokar Przemysl Königsberg genannt und wurde später zur Hauptstadt des Landes. Königsberg ist bis heute eine so wichtige Stadt, ein Handelsplatz und ein Marinestützpunkt, daß sie als Exklave im Baltikum nach wie vor von Russland beansprucht wird. Zwischen 1260 und 1273 kam er zu einem zweiten Aufstand, der den Orden in große Schwierigkeiten brachte, aber auch dieser konnte abgewehrt werden. Bis 1293 war die Besitznahme und Sicherung des gesamten Preußenlandes durch den Deutschen Orden abgeschlossen.

Der Hochmeister kommt nach Preußen

1291 eroberten die Türken die letzten christlichen Gebiete in Palästina. Die großen Ritterorden mußten sich nach einer neuen Heimat umsehen. Die Templer zogen zuerst nach Zypern und von dort weiter nach Frankreich. Dort wurden sie 1307 verboten, die hohen Würdenträger verbrannt, die Ritter gefoltert und eingesperrt und das gesamte Vermögen vom französischen König Philipp IV. beschlagnahmt.

Die Johanniter gingen ebenfalls zuerst nach Zypern und besetzten dann bis 1510 die byzantinischen Inseln Ios, Kos und Rhodos. Auf Rhodos bauten sie einen Ordensstaat auf, der aber 1523 von den Türken erobert wurde. Der Orden zog weiter nach Malta und heißt seit dieser Zeit „Malteser Ritterorden“.

Der Deutsche Ritterorden übersiedelte zuerst nach Venedig. Von dort zogen der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen und alle hohen Gebieter des Deutschen Ordens 1309 in das Pruzzenland, wo sie ihren Sitz in der Marienburg nahmen, die als Haupthaus des Deutschen Ordens in Preußen und als Hochmeistersitz gebaut worden war.

Zur gleichen Zeit, als die Templer vom Papst verurteilt wurden, richteten auch der Bischof von Riga und der König von Polen eine Anklage gegen den Deutschen Orden. Der Orden schickte den neuen Hochmeister Karl Beffert von Trier 1314 nach Avignon, damit er mit dem Papst verhandle. Er hatte Erfolg und der Orden durfte weiter bestehen. Auf seinem Weg zurück nach Preußen starb der Hochmeister in Trier. Sein Nachfolger wurde Werner von Orselen. Er war der erste Hochmeister, der in Preußen aufgewachsen ist und nie in einem anderen Land gearbeitet hat; er war damit der erste wirklich preußische Hochmeister.

Der weitere Ausbau der Macht

Wie schon erwähnt, schloß sich der Schwertritterorden 1237 dem Deutschen Orden an und vergrößerte dadurch das Ordensgebiet um Livland, das geographisch dem heutigen Estland und Lettland entspricht. Estland mußte eine Zeit lang an Dänemark abgetreten werden, es wurde aber 1346 zurück gekauft. Der Orden wollte als nächstes Pommerellen, den nordöstlichen Teil von Pommern mit der Hauptstadt Danzig erobern, doch auch Brandenburg und Polen waren an diesem Land interessiert. In Pommerellen kam es 1307 zum Kampf zwischen Wladyslaw Lokietek von Polen und Markgraf Waldemar von Brandenburg. Die Stadt Danzig rief den Deutschen Orden um Hilfe und dieser rückte sofort ein und eroberte zuerst Danzig, dann Dirschau und Schwetz und zuletzt ganz Pommerellen. Dem Markgrafen wurde das Gebiet dann noch formell abgekauft und ging damit rechtmäßig in den Besitz des Ordens über. Mit Polen mußte noch lange verhandelt werden und es kann erst 1335 zu einer Einigung. Den größten Anteil daran, dass dieser Vertrag zu Stande kommen konnte, hatte Luther von Braunschweig geleistet, der den Orden von 1331 bis 1335 leitete und zusätzlich Kunst und Kultur in Preußen sehr gefördert hat.

Ein anderes Problem war Lettland. Es behinderte die Verbindung des Ordens zwischen seinen südlichen und nördlichen Landesteilen, war sehr schwer zugänglich und wurde von einem angriffslustigen Volk bewohnt. Schon 1236 hatte der Orden versucht, Lettland zu erobern, er wurde aber bei der Schlacht bei Saule besiegt. Danach griff der Orden nicht mehr an, sondern baute starke Burgen entlang der Grenze, um das eigene Land gegen die Letten zu schützen. Beinahe jedes Jahr fielen die Letten in Preußen ein und es kostete den Orden viel Kraft, sie immer wieder zurück zu schlagen. Sogar der Hochmeistersitz wurde von Marienburg nach Königsberg verlegt, um der Front näher zu sein. Endlich 1382 wurde der Friedensvertrag zu Dobissenwerder geschlossen, in dem Litauen einen Landstrich an den Orden abtrat, wodurch endlich die Verbindung zwischen Preussen und Livland hergestellt wurde.

Daß Litauen das einzige noch heidnische Land in Europa war, machte es dem Deutschen Orden leicht, seinen Kampf für das Christentum auch in diesem Teil der Erde glaubwürdig zu führen.

Die besten Jahre

Winrich von Kniprode wurde1352 Hochmeister und unter ihm erreichte der Ordensstaat seinen kulturellen Höhepunkt. Er förderte den Handel, Danzig, Königsberg, Thorn, Culm, Elbing, Braunsberg und Memel wurden Hansestädte und viele andere Städte wurden ausgebaut oder neu angelegt. Der Orden handelte auch selbst mit Getreide, Wachs, Holz und vor allem Bernstein und wurde dadurch immer reicher. Ein Problem für den Orden stellten die Seeräuber in der Ostsee dar. Sie hatten die Insel Gotland erobert und blockierten den gesamten Schiffsverkehr, was den Hansestädten sehr schadete. 1398 ließ Hochmeister Conrad von Jungingen heimlich eine Flotte bauen und eroberte mit 4000 Mann sehr schnell die Insel Gotland. Die Insel blieb bis 1408 im Besitz des Ordens, dann wurde sie an Schweden verkauft.

1402 verpfändete Sigismund Markgraf von Brandenburg gegen einen hohen Kredit des Ordens, den der Graf für einen Feldzug gegen die Türken in Ungarn brauchte, die Neumark. Damit hatte der Orden seine größte Ausdehnung erreicht, die mit 200 000 Quadratkilometern ungefähr der Fläche der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland (vor der Vereinigung mit der DDR) entsprach. Wenn man die Insel Gotland dazurechnet, dann war das Gebiet noch um 3000 Quadratkilometer größer.

Der Untergang des Ordenstaates

1386 heiratete Jagiello von Litauen, nachdem er sich und das ganze litauische Volk hatte taufen lassen, die Thronerbin von Polen Jadwiga. Die beiden Staaten bildeten nun eine Personalunion und stellten nun für den Orden eine neue Bedrohung dar. 1410 griff das polnisch-litauische Reich den Deutschen Orden an und es kam am 15. Juli 1410 zur Schlacht von Tannenberg. In dieser Schlacht erlitt der Deutsche Orden durch taktische Fehler eine große Niederlage und 100 000 Mann starben, darunter auch der Hochmeister Ulrich von Jungingen. Die Polen zogen weiter und belagerten die Marienburg, die aber gut vorbereitet war und den Angriffen standhalten konnte.

1411 kam es zum ersten Thorner Frieden, bei dem der Orden nur sehr wenig Land abtreten mußte, dafür aber sehr viel Geld. Es kam zu einem Aufstand und der Hochmeister Heinrich Reuß von Plauen wurde abgesetzt und Michael Küchmeister von Sternberg, der davor Ordensmarschall gewesen war, wurde neu gewählt. Heinrich wurde zuerst Komtur einer kleineren Burg und danach 15 Jahre lang wegen angeblichen Landesverrates eingesperrt.

Litauen wollte wieder unabhängig werden und 1431 kam es zu einem Bündnis zwischen dem Hochmeister und dem littauischen Großfürsten. Gemeinsam eröffneten sie den Krieg gegen Polen, der aber keine Erfolge brachte, weil dem Orden die Unterstützung des eigenen Volkes fehlte. 1440 bildete sich zwischen den Städten und Teilen des Adels der Preußische Bund, der die Rechte dieser schützen sollte. Er arbeitete gegen den Orden und wurde 1453 vom Kaiser verboten. Das führte zu einem offenen Aufstand und nach kurzer Zeit fielen 56 Burgen, darunter Thorn, Danzig, Elbing und Königsberg. Nur Marienburg und Konitz konnten gehalten werden.

Der Preußische Bund bot sogar dem König von Polen die Krone von Preußen an, was dieser sofort annahm. Er setzte Hans von Baysen, der den Preußischen Bund geführt hatte, als Statthalter ein. Dieser teilte das preußische Staatsgebiet in vier Palatinate ein: Thorn, Elbing, Danzig und Königsberg. Der Orden erhielt keine Unterstützung, weder vom Papst noch vom Kaiser, weil diese ihm selben Jahr durch die Eroberung Konstantinopels und dem Untergang des weströmischen Reiches abgelenkt waren. Doch der Orden besaß noch die beiden Burgen, Livland und einige andere Randgebiete, unter anderem Neumark. Der Orden hatte dieses Gebiet ja 52 Jahre davor als Pfand bekommen und jetzt löste der Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg das Pfand ein, wodurch die Kriegskasse des Ordens stark gefüllt wurde. Es begann ein Krieg, der 13 Jahre dauern sollte. Den ersten Erfolg konnte der Orden bei der Schlacht von Konitz verbuchen. Doch der Orden konnte seine Söldner bald nicht mehr bezahlen und mußte 1456 sogar die Marienburg verpfänden. Die Söldner verkauften diese an Polen und am 8. Juni 1457 marschierte der polnische König Kasimir IV. in der Marienburg ein. Der Hochmeister konnte nach Königsberg fliehen und führte von dort aus den Krieg weiter. 1456 verlor der Orden die Feldschlacht bei Czarnowitz, konnte jedoch den östliche Teil des Landes erfolgreich verteidigen.

1466 wurde der zweite Thorner Friede geschlossen, bei dem der Orden den westliche Teil des Landes abtreten, sich unter die Schutzherrschaft des polnischen Königs stellen und ihm militärische Hilfe geben mußte. Damit wurde das ehemalige Ordensreich in zwei Hälften aufgeteilt, das westliche wurde direkt dem polnischen König unterstellt, das östliche wurde eine Art Lehen, das noch vom Deutschen Orden verwaltet werden durfte. Livland und die Besitzungen im Reich blieben unter der direkten Verwaltung des Ordens.

Es folgten einige Hochmeister, die versuchten, den Orden wieder aufzubauen. Als Wilhelm von Isenburg zum Großmeister gewählt werden sollte, verzichtete er zu Gunsten des Herzogs Friedrich von Sachsen, der 1498 zum Hochmeister bestimmt wurde. Der Orden wollte einen Prinzen aus einem regierenden Fürstenhaus zum Hochmeister haben. Nachdem Friedrich 1510 starb, suchte sich der Orden als nächsten Hochmeister Albrecht von Hohenzollern, Markgraf von Brandenburg-Ansbach aus. Er stammte aus Brandenburg, aus der Familie der Hohenzollern, die den Orden sehr oft unterstützt hatten. Er weigerte sich lange, den Treueid für den polnischen König zu leisten. 1520 marschierte er in Polen ein, erreichte aber nicht viel und es kam schon 1521 zu einem Waffenstillstand. Als Hochmeister wollte er mehr Macht über den Deutschmeister ausüben, der mittlerweile ziemlich unabhängig geworden war, mußte aber 1524 eine einen Vertrag unterschreiben, in dem der Deutschmeister für unabhängig vom Hochmeister erklärt wurde.

Durch die Reformation traten bis 1523 viele Bischöfe im Ordensgebiet zum evangelischen Glauben über und reformierten alle Einwohner. 1525 wurde der Rest des Ordensstaates schließlich in ein Fürstentum umgewandelt, das ein Lehen des polnischen Königs war. Der erste Fürst wurde Albrecht von Hohenzollern, der aber dem polnischen König direkt unterstellt war.

Livland blieb noch bis 1561 unter dem Landmeister selbstständig, dann wurde es von Rußland besiegt und es unterstellte sich Polen, um Hilfe zu erhalten. Damit hörte der Deutsche Orden in Preußen zu existieren auf.

Der Deutsche Orden im Heiligen Römischen Reich

Die übrigen Besitzungen des Orden blieben weitgehend unberührt von den Ereignissen in Preußen. Seit dem 13. Jahrhundert wurden dem Orden Länder in Elsaß, in Franken, in Thüringen, in Schwaben und in österreich geschenkt, die in dreizehn Balleien im Reichsgebiet und in acht weitere in Frankreich, Spanien, Italien, Zypern und Griechenland zusammen gefaßt wurden. Leiter dieser Balleien war der Landkomtur und ihm unterstanden die Komturen, die einzelne Kommenden verwalteten. Diese Besitzungen sicherten den Nachschub und den finanziellen Rückhalt des Ordens, zuerst in Palästina und dann in Preußen. Weil der Hochmeister immer in der Nähe der kämpfenden Truppen sein wollte, setzte er einen eigenen Verwalter für die Gebiete im Reich ein: den Deutschmeister. Er unterstand zuerst direkt dem Hochmeister, wurde aber dann immer selbstständiger und wurde 1524 vollkommen unabhängig. Er erhielt sogar den Titel Reichsfürst, obwohl er gar kein zusammen hängendes Reich regierte. Nachdem 1525 der Ordensstaat in ein Herzogtum umgewandelt worden war und es damit die Stelle des Hochmeisters nicht mehr gab, nannte sich der Deutschmeister seit 1529 „Hoch- und Deutschmeister“ um und übernahm alle Balleien, die bisher von Hochmeister direkt verwaltet worden waren.

Durch die Reformation verlor der Orden viele Anhänger und von den mehr als zwanzig Balleien blieben nur sieben übrig. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde der Orden dann noch weiter geschwächt. Als 1683 Wien von den Türken belagert wurde, fand der Orden wieder eine neue Aufgabe und er stellte mehrere Kontingente zusammen, die halfen, die Türken zu vertreiben. 1696 stellte er ein eigenes Regiment auf, das vom Kaiser Leopold II. den Namen Hoch- und Deutschmeister-Regiment erhielt und das in Wien stationiert wurde. Um dieses Regiment finanzieren zu können, mußten sogar einige Kommenden verkauft werden. Das Hoch- und Deutschmeisterregiment ist bis heute in Wien sehr geschätzt, es wurde durch einen Marsch sehr populär und wird heute in einem tradtionsregiment des österreichischen Bundesheeres fortgeführt.

1606 gründete der Orden ein Priesterseminar, um der Knappheit an Priestern im Reich entgegen zu wirken. 1667 baute der Orden das Haus in Wien, in dem heute der Hochmeister sitzt unmittelbar neben dem Stepahnsdom auf dem Platz einer alten Ordenskirche aus dem 12.Jahrhundert.

Bis zum 19. Jahrhundert änderte sich wenig. Der Orden suchte und bildete Priester aus und folgte der Politik österreichs. Auch als Hochmeister wurden meistens Angehörige des Kaiserhauses gewählt, die den Orden nicht immer sehr ernst nahmen. Doch durch Napoleon änderte sich die Lage schlagartig. Zuerst verlor der Orden seine Balleien in den von Frankreich besetzten Gebieten und 1809 wurde er vollständig verboten und seine Gebiete von Napoleon beschlagnahmt. Der Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Anton-Victor von österreich verlegte seinen Sitz von Mergentheim, wo er bis zu dem Zeitpunkt residiert hatte nach Wien. Das war das Ende des Deutschen Ritterordens im Heiligen Römischen Reich.

Der Deutsche Orden in Österreich

Die Auflösung des Deutschen Ordens durch Napoleon wurde in Österreich nicht durchgeführt und es blieben einige wenige Ordenshäuser in Wien, Graz, Friesach und Troppau bestehen. Nachdem Napoleon besiegt worden war, kamen noch die Kommenden Bozen und Lengmoos dazu. Die restlichen Gebiete blieben in den Händen der Landesfürsten und wurden nicht zurückgegeben.

Unklar war, ob der restliche Besitz des Ordens dem Kaiser gehören würde. 1834 verzichtete der Kaiser darauf und der Orden wurde als selbständige Institution wieder eingeführt. Der Papst billigte die Reform des Ordens und ab 1838 wurden wieder Ordensschwestern aufgenommen und eine Feldambulanz eingeführt. 1840 bestätigete der Kaiser die Ordensregel. Der Orden nannte sich nun offiziell „Deutscher Ritterorden“. 1866 wird das Amt der Familiaren und Ehrenritter für Laien eingeführt, sie dienten zuerst als Hilfe für den Sanitätsdienst, heute arbeiten sie als Förderer und Verbreiter der Aufgaben des Deutschen Ordens.

Ab 1894 war Erzherzog Eugen von Österreich Hoch- und Deutschmeister. Er mußte lange verhandeln, um den Orden nach dem Ersten Weltkrieg vor der Auflösung zu bewahren. Schließlich trat er sogar 1923 zurück und nach ihm durften nur noch Ordenspriester Nachfolger werden. Als erster wurde Norbert Klein, Bischof von Brünn, gewählt. Er trug nur noch die Bezeichnung Hochmeister (nicht mehr Deutschmeister) und es gelang ihm, dass der Orden überall als rein geistlicher Orden und nicht als kaiserliches Lehen angesehen wurde.

Dazu wurde auch der Name von „Deutscher Ritterorden“ auf „Brüder des Deutschen Ordens Sankt Marien zu Jerusalem“ umgenannt. Auf Norbert Klein folgten Paul Heider und Robert Schätzky als Hochmeister.

Im zweiten Weltkrieg verlor der Orden seine Besitzungen in der Tschechoslowakei, aufgelöst wurde er aber nicht. 1947 wurde die Residenz des Hochmeisters endgültig in Wien eingerichtet. Seit 1988 ist Dr. Arnold Wieland Hochmeister des Deutschen Ordens.

Heute besteht der Orden aus drei Zweigen: Brüder, Schwestern und Familiaren. Der Orden gliedert sich bei Brüdern und Schwestern in die Provinzen österreich, Deutschland, Italien (Südtirol), Slovenien, Tschechische und Slowakische Republik. Die Familiaren sind in Balleien aufgeteilt: österreich, Deutschland, Südtirol, Böhmen/Mähren/Schlesien, dazu kommt noch eine Komturei in Rom.

Dem Orden gehören 120 Ordensbrüder an, die 44 Niederlassungen betreiben ( 6 in österreich, 17 in Südtirol, 9 in Slowenien, 9 in Deutschland und 3 in der Slowakei), weiters 240 Ordensschwestern, die auf 35 Niederlassungen aufgeteilt sind ( 2 in österreich, 15 in Südtirol, 2 in Slowenien, 9 in Deutschland und 3 in der Slowakei). Dazu kommen noch 692 Familiaren, das sind Laien, die den Orden unterstützen, aber nicht an die Mönchsgelübde gebunden sind.

Wichtige Hochmeister

Im folgenden sind alle jene Hochmeister angeführt, auf die ich dem vorhergehenden Text näher Bezug genommen habe:

Hochmeister

Heinrich Walpot von Passenheim 1198-1200

Otto von Karpen 1200-1206

Heinrich von Bard 1206-1210

Hermann von Salza 1210-1239

Heinrich von Hohenlohe 1241-1243

Konrad von Feuchtwangen 1291-1296

Karl Beffert von Trier 1312-1324

Werner von Orselen 1324-1330

Luther von Braunschweig 1331-1335

Winrich von Kniprode 1352-1382

Albrecht von Hohenzollern Markgraf von Brandenburg-Ansbach 1511-1525

Hoch- und Deutschmeister

Maximilian Erzherzog von Österreich 1590-1618

Karl Alexander von Lothringen 1761-1780

Anton-Victor von österreich 1804-1835

Eugen von österreich 1894-1923

Hochmeister im klerikalen Orden

Dr. Norbert Klein 1923-1933

Paul Heider 1933-1936

Robert Schätzky 1936-1948

Dr. Mairan Tumler 1948-1970

Ildefons Pauler 1970-1988

Dr. Arnold Wieland Seit 1988

Verwendete Literatur

Wolfgang Sonthofen, 800 Jahre Geschichte - Der Deutsche Orden, Augsburg 1995

Marian Tumler, Udo Arnold: Der Deutsche Orden - Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart, Bad Münstereifel 1986

Bernhard Demel, Wolfgang Krones: Das Deutschordenshaus zu Wien - Von den Anfängen des Ordens im Jahre 1190 bis heute, Wien

Personalstand des Deutschen Ordens 1999: Brüder, Schwestern und Familiaren vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem, Wien 1999

Dr. Bernhard Demel und Dr. Wolfgang Krones, Ordo Teutonicus, 800 Jahre Deutscher Orden, Wien 1996

Reclams Kunst Führer, österreich II, Stuttgart 1961

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