Kanada - Ein Überblick

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St. Lorenz, Niagarafälle, Appalachen, Kordilleren, Permafrost, Tundra, Referat, Hausaufgabe, Kanada - Ein Überblick
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VON KLAUS PIETERSTEINER 8S

Kanada

1. EINLEITUNG

Erste Kenntnisse des nördlichen Amerika gelangten durch die Franzosen nach Europa, die unter Jacques Cartier 1534 den unteren St. Lorenz befuhren. Bald danach tauchte der Name Canada das erste mal auf einer Karte auf. Die Berichte der französischen und englischen Kundschafter bestimmten ein erstes Image des nur in groben Umrissen bekannten Landes: Unendliche Weite und Leere, kahle Felsen, Wälder und Flüsse, Schnee und Kälte gehörten zu den prägenden Eindrücken. Erst mit der zunehmenden Besiedelung wurden die reichen Ressourcen des Landes bekannt: Holzvorräte und Erzvorkommen, fruchtbare Böden für die Landwirtschaft, Fischreichtum in den Seen und vor den Küsten, Flüsse zur Energiegewinnung. Daraus entstand ein zweites Image von unermesslichen Rohstoffreserven, mit denen man die wachsenden Märkte beliefern kann.

Wenn auch beide Vorstellungen zum Land gehören, werden sie dem heutigen Kanada nicht mehr gerecht. Besonders seit Mitte des 20. Jahrhunderts, nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges, hat sich das Bild stark verändert. Es wird bestimmt von modernen Betrieben der Rohstofferzeugung und –verarbeitung, von hoch technisierten Industrien und einem überragenden Dienstleistungssektor. Kanada ist weltoffen und beteiligt sich an vielen Einsätzen der UNO und unterstützt deren Arbeit. Seine Geltung kommt als Mitglied der „Gruppe der Sieben“, der reichsten Industrieländer zum Ausdruck. Von den Vereinten Nationen wird Kanada seit 1995 als Land mit der höchsten Lebensqualität eingestuft, wobei Bildungsstand, Einkommen, Lebenserwartung, soziale Versorgung u.a. gewertet werden.

Natürlich steht ein Land, das sich in einer relativ kurzen Zeit zu einem modernen und wohlhabenden Industriestaat entwickelt hat, vor Problemen und Auseinendersetzungen. So erstreben zum Beispiel viele Menschen der frankokanadischen Provinz Quebec eine Separation, an der Kanada zerbrechen könnte. Erst vor kurzem sind die Forderungen der Indianer oder First Nations sowie der Inuit im Norden nach Landrecht und Selbstbestimmung mutig aufgenommen worden (1999: Nunavut als separates Territorium anerkannt). Mit der Politik des Multikulturalismus sollen die vielen Einwanderer und Asylanten, besonders aus der Dritten Welt, in die Gesellschaft integriert werden, was von vielen kritisiert wird. Ein weiterer Konflikt dem Kanada ausgesetzt ist, ist der zwischen Wirtschaft und Umweltschutz. Auch hierbei kam es zu Vereinbarungen, die weltweit beachtet werden, doch viele noch nicht befriedigen konnten.

2. LAGE UND GRÖßE DES RAUMES

Kanada gliedert sich in 10 Provinzen und 3 Territorien mit insgesamt 30,0 Mio. Einwohnern. Seine Flächengröße von 10 Mio. km², die nur noch von Russland übertroffen wird erweckt die Vorstellung eines „Riesenreiches“ mit weiten, unterschiedlichen Naturräumen und ergiebigen Bodenschätzen. Dieses Bild wird allerdings durch die Lage im Gradnetz eingeschränkt. Die exionisiertesten Landmarken sind: im Norden Cape Columbia auf Ellesmere Island bei 83°07’ nördl. Breite, im Süden die Middle-Insel im Eriesee bei 41°41’ nördl. Breite. Beide Punkte liegen über 42 Breitengrade, etwa 4600 km Luftlinie voneinander entfernt.

Die Ost-West-Erstreckung von Cape Spear auf Neufundland (52°37’ westl. Länge) bis zum Mount Elias an der Grenze zu Alaska (141° westl. Länge) beträgt fast 90 Längengrade oder 5500 km Luftlinie.

Die weit nach Norden reichende Lage führt dazu, dass große Teile des Landes zur arktischen und subarktischen Klimaregion gehören. Da die nördlichen Luftmassen durch keine Gebirge gebremst werden, können sie weit in die besiedelten südlichen Landesteile vordringen, sodass Kanada, abgesehen von kleineren Bereichen an den Küsten, ein Land des Nordens ist. Eine flächendeckende Landnutzung durch Ackerbau und Weidewirtschaft sowie eine

dichtere Besiedlung sind nur auf etwa 11 bis 12% der Gesamtfläche möglich und beschränken sich auf den äußersten Süden im Grenzraum zu den USA.

Kanada erstreckt sich über 6 Zeitzonen, von der Newfoundland Standard Time im Osten über die Atlantic, Eastern, Central, Mountain bis zur Pacific Standard Time im äußersten Westen. Der Unterschied zur Mitteleuropäischen Zeit beträgt 3,5 in Neufundland, in Victoria 9 Stunden.

Die enormen Entfernungen bedeuten einen ebenso großen Aufwand im Bereich der verkehrsmäßigen Erschließung. Vor allem die Einbindung der Bewohner des Nordens, die in weit verstreuten Siedlungen leben und betreut werden müssen, ist eine schwierige und vor allem kostspielige Aufgabe.

3. REGIONEN UND REGIONALISMUS

Definition:

Regionen sind komplexe Gebilde, die von Umwelt, Geschichte und Wirtschaft und nicht zuletzt von den Bewohnern geprägt werden.

Ein möglicher Ansatz zur Einteilung Kanadas in verschiedene Regionen ist die Teilung in vier Zonen:

  1. Die besiedelte und weitgehend in die wirtschaftliche Nutzung einbezogene Zone im Süden, die etwa 12% der gesamten Landfläche umfasst. Hier sind die Bevölkerung und Wirtschaft konzentriert, und fast ausschließlich liegen hier die Städte mit allen wichtigen Funktionen.
  2. In der anschließenden Zone des „Nahen Nordens“ nehmen die Bevölkerungsdichte und Siedlungen erheblich ab. Wenige Verkehrswege führen zu den inselhaft und weit auseinander liegenden Standorten der Wirtschaft. Es sind vor allem Erzförderung und –aufbereitung, Holzeinschlag und Verarbeitung zu Zellulose und Papier sowie Wasserkraftwerke. Eine landwirtschaftliche Nutzung ist nur auf einigen zusammenhängenden Flächen möglich.
  3. Die Zone des „Mittleren Nordens“ nimmt über die Hälfte des kanadischen Raumes ein. Siedlungen und Wirtschaft beschränken sich hier auf wenige Standorte des Bergbaus, die vor allem im Westen und um den Grat Slave Lake mit Yellowknife liegen, und auf die Gewinnung von Wasserenergie an Flüssen, vor allem an der James Bay. An den Küsten des Festlandes im Norden, an der Hudson Bay und am Atlantik leben in kleinen Siedlungen Inuit, die Fischfang und Jagd betreiben. Der größte Teil dieser Zone ist nur wenig erschlossen.
  4. Der „Ferne Norden“ umfasst die arktischen Inseln einschließlich eines Teil von Baffin Island. Abgesehen von vereinzelten Standorten des Bergbaus ist eine wirtschaftliche Tätigkeit ausgeschlossen.

4. GEOLOGISCH- GEOMORPHOLOGISCHE GLIEDERUNG

Kern und geologisch ältester Teil des nordamerikanischen Kontinents ist der Kanadische Schild. Er nimmt den größten Teil Kanadas ein und greift in den Superior Uplands im Bereich der westlichen Großen Seen auf die USA über. Das bestehen dieses verfestigten Gesteinskörpers kann bis in die frühesten geologischen Zeitepochen nachgewiesen werden. Die letzte Faltung erfolgte vor 800 bis 1100 Mio. Jahren, seitdem ist der Raum, von einzelnen Bruchstellen abgesehen, stabil. In der Tiefe setzt sich der Kanadische Schild weit nach Westen und Süden fort, und auch der größte Teil von Grönland ist einbezogen.

Die um den Schild liegenden geologischen Einheiten werden als border lands bezeichnet. Dazu gehört ein innerer Kranz aus Tiefländern und Plateaus: im Norden das arktische Tiefland, im Westen die breiten und nach Süden fortsetzenden Inneren Ebenen (Interior Plains), im Südosten das St.-Lorenz-Tiefland. Der äußere um den Schild gelegene Ring geologischer Einheiten umfasst Gebirge mit eingeschlossenen Hochplateaus: die Appalachen im Südosten, die Arktischen Innuitians und die Kordilleren im Westen. Sie hängen nicht zusammen und weisen aufgrund verschiedener Entstehungszeiten und Abtragungsbedingungen eine unterschiedliche morphologische Formung auf.

4.1. Kanadischer Schild

Mit über 5 Mio. km² und einem Flächenanteil von 43% ist der Kanadische Schild die größte Region des Landes. Die Abgrenzung im Westen verläuft durch den Great Bear Lake und den Great Slave Lake sowie am Ostrand des Lake Winnipeg; im Süden besteht eine ziemlich klare Abgrenzung zu den kleinen Tiefland-Regionen in Südontario und am St.Lorenz.

Die Oberflächengestalt des Schildes wurde bestimmt durch die pleistozäne Vereisung und man kann allgemein von einer Fastebene sprechen, die sich aus zahllosen flachen Rücken glatt geschliffener Felsen und dazwischen liegenden Hohlformen zusammen-setzt. Die Meereshöhe liegt zwischen 200 und 600m und nimmt zur Hudson Bay ab.

Die Bedeutung des Kanadischen Schildes für die Wirtschaft bezieht sich vor allem auf den außerordentlich breiten Reichtum an Erzen. Die Palette der Bodenschätze des Schildes ist breit; sie umfasst zum einen Metallerze, aber auch viele andere Mineralien für eine industrielle Verarbeitung. Die wichtigsten Vorkommen sind: Eisen, Nickel, Kupfer, Zink, Gold, Uran (U308), Platin und Silber, außerdem Asbest, Feldspalt und Graphit.

Ein weiterer Gunstfaktor für die Wirtschaft sind die zahlreichen Flüsse mit ihrer konstanten, starken Wasserführung. Vor allem Aluminium- und Papierfabriken sind große Abnehmer der, durch sie gewonnen Wasserenergie.

Eine flächendeckende wirtschaftliche Einbetziehung des Schildes ist jedoch nicht möglich.

4.2. Innere Ebenen

Die Inneren Ebenen erstrecken sich vom Arktischen Meer über 2600km bis zur Staatsgrenze zu den USA, wo sie sich weiter nach Süden fortsetzt. Vom Kanadischen Territorium nehmen sie rund 15% ein. Die Interior Plains sind eine Schichtstufenlandschaft; die Region wird unterteilt in das Manitoba- / Saskatchewan- / Great Slave Lake – Tiefland, die Saskatchewan-Ebene und die Alberta-Ebene. Die Höhenlage steigt von Osten nach Osten an.

Von den natürlichen Ressourcen der Inneren Ebenen war zunächst die Eignung für die Landwirtschaft wichtig. In großen Teilen ermöglichen fruchtbare Böden und ausreichende klimatische Bedingungen den Anbau von Getreide, wodurch das Präriegebiet zu einer der bedeutendsten Weizenkammern der Erde wurde. Das relativ ebene Gelände erleichterte zudem den Einsatz großer Maschinen.

In neurer Zeit war die Suche nach Bodenschätzen erfolgreich. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Erdöl und Erdgas.

4.3. Tiefland am St.Lorenz und Südontarios

Mit knapp 3% Anteil am Kanadischen Raum ist diese Region relativ klein. Sie umfasst einen schmalen Bereich beiderseits des St.Lorenz, der im Süden durch höher gelegene Hügelgebiete der Appalachen und im Norden sehr markant durch den Kanadischen Schild begrenzt wird.

Das natürliche Potential dieser Region umfasst nur geringe Bodenschätze aber es ist ein Gunstgebiet für eine intensive Landwirtschaft. Ehemaliger Seeuntergrund hat sich zu feinstrukturierten Böden ausgebildet, die bei sorgfältiger Bewässerung den Anbau von Spezialkulturen ermöglichen und gute Ernten einbringen.

Hervorragender Gunstfaktor des Raumes am St. Lorenz und im Bereich der Großen Seen ist die Verkehrslage. Mit einer Länge von über 3000km bietet der St. Lorenz-Strom einen natürlichen Zugang vom Atlantik bis weit in das Landesinnere. Allerdings bestehen Nachteile durch Stromschnellen und eine etwa 4 Monate andauernde Vereisung.

4.3.1. Niagarafälle

Die berühmten Niagarafälle verbinden den Erie- mit dem Ontario-See. Durch eine Insel im Fluss getrennt entstanden die amerikanischen Fälle (64m hoch, rd. 300m breit) und die kanadischen Fälle (54m hoch, rd. 675m breit), die nach ihrer halbkreisartigen Form Horseshoe Falls genannt werden. über sie fließt der überwiegende Teil des Wassers von ca. 6000m³/Sekunde ab. Unterhalb der Fälle hat sich eine bis zu 75 m Tiefe Schlucht (Niagara Gorge) gebildet. Sie ist durch rückschreitende Erosion entstanden, wobei die obere harte Dolomitschicht unterhöhlt wird und in größeren Zeitabständen abbricht. Die durchschnittliche Rückverlegung der Niagarafälle lässt sich mit etwa 1,20m pro Jahr ermessen.

4.4. Appalachen

Die Appalachenregion nimmt den östlichen Teil Kanadas ein. Sie schließt an das Tiefland des St. Lorenz an und umfasst die Gaspè-Halbinsel und die südlichen Grenzbereiche des St. Lorenz-Golfes mit den Atlantischen Provinzen. Der Anteil am kanadischen Gesamtraum beträgt nur 4%.

Allgemein können die nördlichen Appalachen als Rumpfgebirge bezeichnet werden. Die größten Erhebungen finden sich im Nordwesten mit über 1200m und die Höhe nimmt von hier nach Südosten, zum Atlantik hin ab. Das Relief wurde stark durch die Pleistozäne Vereisung geprägt und man kann die Appalachen mit den deutschen Mittelgebirgen vergleichen. Dazu trägt auch die dichte Bewaldung vor allem der höher gelegenen Bereiche bei.

Von den vielseitigen Ressourcen der Appalachen-Region sind als erste die ergiebigen Fischgründe in den Schelfbereichen vor der Küste sowie die ausgedehnten Mischwälder genutzt worden. Das Potential der Bodenschätze ist zwar relativ weit gestreut, doch erlangten nur Asbest und Zink-Blei-Kupfer-Erze wirklich wirtschaftliche Bedeutung. Des weiteren wird Steinkohle und Erdöl gefördert. Eine weitere Energiequelle wäre die Nutzung des bis zu 15m hohen Tidenhub der Fundy Bay, doch eine Umsetzung ist bis jetzt noch nicht erfolgt.

4.5. Kordilleren

Die kanadischen Kordilleren sind ein „Zwischenstück“ des Gebirgszuges, der den gesamten amerikanischen Kontinent von Norden bis Süden durchzieht. Sie erstrecken sich von den US-Staaten Washington, Idaho und Montana im Süden bis Alaska über etwa 2200km; die Breite wechselt zwischen 400 und maximal 800km. Der Flächenanteil am Gesamtraum Kanadas beträgt rund 15%:

Faltungen und Bruchbildungen, tektonische Hebungen und Senkungen sowie begleitender Vulkanismus haben eine komplizierte geologische Anlage ergeben. Die nachfolgende Abtragung und Zerschneidung sowie das Wirken der pleistozänen Gletscher haben schließlich das Oberflächenbild in den einzelnen Regionen geformt. Die grobe Dreigliederung der Kordilleren in den USA setzt sich im kanadischen Bereich des Gebirges fort: Deutlich lassen sich die östlichen Rocky Mountains, die intermontanen Hochbecken und das Pazifische Küstengebirge voneinander trennen. Die Formen der Berge sind je nach Zusammensetzung der Schichten sowie dem Wirken von Wasser und Eis unterschiedlich, ähneln aber den Alpen. Es finden sich vielfach scharfe Brüche, Kämme, Vorsprünge und Kare, U-förmige Täler, Wasserfälle und Bergseen. Teile des Gebirges sind auch gegenwärtig vergletschert.

Früher wurden hauptsächlich der Fischreichtum und die Wälder genutzt (fast 70% der Region sind bewaldet). An Bodenschätzen ist eine breite Palette von Metallerzen wie Kupfer, Blei, Zink und Gold zu finden. Zum natürlichen Potential der Kordilleren Region gehört außerdem die Schönheit der Landschaft, eine Szenerie mit vergletscherten Bergen und bewaldeten Tälern, Flüssen in tiefen Schluchten und ruhigen Bergseen. Die Attraktivität der Natur hat einen hohen Stellenwert für den Tourismus.

4.6. Arktisches Tiefland und Innuitians

Die arktische Region Kanadas umfasst im Wesentlichen den Inselarchipel nördlich des Festlandes. Sie wird unterteilt in das Arktische Tiefland, das den größten Teil der Inseln einnimmt, das Gebirge der Innuitians und einen schmalen Küstenbereich im Nordwesten. Von der Gesamtfläche Kanadas nimmt diese Region rund 15% ein.

Das Relief ist relativ eben und gleichförmig und liegt in großen Bereichen unter 100m Seehöhe. Die morphologische Gestaltung der arktischen Region geht besonders auf sie pleistozäne Vereisung zurück; an den Küsten, besonders von Ellesmere Island, befinden sich tief eingeschnittene Fjorde und Moränen weisen auf eine Vergletscherung der Bergregion hin.

Wie in keiner anderen Region Kanadas ist in dem arktischen Gebiet das natürlich Potential unter dem Aspekt der Rentabilität zu sehen. Mineralerze sind vorhanden, doch ist eine Ausbeutung schwierig und äußerst kostspielig. Die Aktivitäten konzentrieren sich auf Erdöl- und Erdgasvorkommen, was besonders durch die Entdeckung der Prudhoe Bay in Nordalaska verstärkt wurde. Aus Kostengründen werden neu entdeckte und vermutete Vorkommen meist nur als Reserven betrachtet.

5. KLIMA UND KLIMAREGIONEN

Das Klima Kanadas wird maßgeblich durch die nördliche Lage des Landes im Gradnetz bestimmt. Dementsprechend nehmen die subarktische (boreale) und arktische Zone den größten Teil des Landes ein. Nur der äußerste Süden gehört der gemäßigten Klimazone an: im Osten ein kühl-gemäßigtes Klima, im zentralen Bereich, den Prärien, ein winterkaltes Steppenklima und ganz im Westen ein mildes, sehr humides ozeanisches Klima.

Die ausgedehnte Landmasse bewirkt ein überwiegend kontinentales Klima mit starken Temperaturgegensätzen, die bis zu 40°C betragen. Die absoluten Extremwerte werden in Snag (Yukon T.) bei –63°C und in Midale (Saskatchewan) bei +45°C gemessen. Nur in relativ schmalen Küstenbereichen herrscht ozeanischer Einfluss vor, was sich in milden und ausgeglichenen Temperaturen zeigt. Hier wirken sich auch Meeresströmungen aus: im Westen bringt der warme Kuro Shio höhere Temperaturen, die sich vor allem im Winter an den Küsten Kanadas und Alaskas bemerkbar machen. Im Osten beeinflusst der kalte Labrador-Strom die Temperaturen negativ. Negative Temperaturveränderungen werden auch durch die weit nach Süden vordringende Hudson Bay ausgelöst. Das auch im Sommer kalte Wasser der Bay (auch „America’s Icebox“ genannt) verursacht eine deutliche Ausbuchtung der Isothermen.

Von sehr großem Einfluss auf das Klima sind die Kordilleren, die eine Barriere im Westen bilden. Da Kanada im Bereich westlicher Luftströmungen liegt, werden die Winde hier blockiert und abgelenkt bzw. zum Aufsteigen gebracht. Die Feuchtigkeit der vom Pazifik kommenden Westwinde wird daher weitgehend an den Luvseiten der einzelnen Gebirgszüge abgeregnet. Der Luv-Lee-Effekt zeigt sich deutlich in einem West-Ost-Profil, denn erst im Osten steigen die Niederschläge wieder an.

Die inneren Ebenen bieten im Gegensatz zur Gebirgsbarriere einen breiten, offenen Durchlass für Luftmassen aus dem Norden bzw. Süden. Ohne Hindernisse können arktische Luftmassen weit nach Süden vordringen, was ein schnelles Absinken der Temperaturen zur Folge hat; wie auch umgekehrt warme Luft aus dem Süden einen plötzlichen Wetterwechsel bewirken können.

5.1. Winde

Hohe Luftdruck- und Temperaturgegensätze verursachen nicht selten gefährliche Stürme wie zum Beispiel Blizzards, die durch einen plötzlichen Vorstoß arktischer Luft ausgelöst werden. Diese vor allem in den Präriegebieten gefürchteten Schneestürme brechen schnell herein und entwickeln Geschwindigkeiten von über 100km/h.

Aus dem Süden einströmende Luftmassen können besonders im Osten Kanadas schwere Schnee- und Regenfälle auslösen. Gelegentlich sind die in tropischen Breiten entstehenden Hurrikane, die auf den Karibischen Inseln und in den USA zu Katastrophen führen können, im Osten Kanadas spürbar. Zwar haben die Stürme hier schon viel von ihrer Intensität verloren, sie werden jedoch von anhaltenden Regenfällen begleitet.

Tornados sind im Vergleich zu den USA seltener und normalerweise weniger gefährlich. Hauptverbreitungsgebiete sind die Prärieprovinzen, aber auch Ontario und Quebec.

Zu den besondern Winden gehört der Chinook, der gewöhnlich mehrmals im Winter, vor allem im gebirgsnahen Bereich von Südalberta, auftritt. Die Luftmassen haben das Gebirge überquert, sind relativ trocken und warm und fallen im östlichen Vorland der Rocky Mountains ab. Analog zum Föhn in den Alpen erwärmen sich dadurch die Luftmassen und der warme Wind führt zu einem plötzlichen Anstieg der Temperaturen.

5.2. Permafrost

Eine der weitreichendsten Folgen des nordischen Klimas ist die ständige Gefrornis im Boden, der sogenannte Permafrost. Die Ursachen dafür sind die allgemein geringe Strahlungsintensität der Sonne, die tiefen Temperaturen und eine relativ dünne Schneedecke. Der Untergrund wird stark ausgekühlt und kann nur während der kurzen sommerlichen Erwärmung in einer obersten Schicht auftauen. Fast die Hälfte des kanadischen Landes ist von gefrorenen Boden unterlagert; man unterscheidet den kontinuierlichen Permafrostbereich mit zusammenhängender Gefrornis und den diskontinuierlichen, in dem gefrorene und nicht gefrorene Bodenpartien vorkommen und wo sich der Permafrost allmählich auflöst. Der kontinuierliche Permafrost tritt vor allem im Bereich der Tundra auf, wo die Vegetationslosigkeit eine Abkühlung des Bodens begünstigt. Hier reicht die gefrorene Schicht bis über 500m in die Tiefe.

5.3. Vegetation, Böden und Tierwelt

Durch das Klima ist Kanada ein Land des Nordens, was sich auch in der Vegetation widerspiegelt. Einen großen Raum nimmt die baumlose Tundra im Norden ein, ein weiterer hoher Anteil entfällt auf die Wälder unterschiedlicher Zusammensetzung. Eine dritte Zone ist die Grassteppe der Prärien, welche weitgehend kultiviert ist und zu einem Anbaugebiet für Getreide wurde.

5.3.1. Wälder

Von der gesamten Waldfläche Kanadas entfallen auf den borealen Waldgürtel im Norden fast 80%. Die geschlossene nördliche Waldzone erstreckt sich über mehr als 5000km von der Atlantikküste Neufundlands bis zu den Rocky Mountains und den südlichen Gebirgen Alaskas; die Nord-Süd Ausdehnung ist wechselnd, sie kann über 1000km betragen.

Allgemein ist der boreale Wald extrem arm an Baumarten. Vorherrschend sind Fichten, Lärchen und Tannen.

Wie zum Norden hin löst sich der boreale Waldgürtel auch am südlichen Rand auf. Im Osten geht er allmählich in einen Laubmischwald über, im Westen findet man einen sogenannten Parkgürtel, der aus Waldinseln und offenen Arealen bestehend den übergang zur Grassteppe markiert.

Der Boden der Nadelwaldzone ist weitgehend sauer und unfruchtbar, nur in den nördlichen Prärieprovinzen haben sich graue Waldböden gebildet, welche bebaut werden können.

Zu dem Holzreichtum der borealen Waldzone kommt ein reicher Wildbestand. Der Wals ist Teil des Lebensraumes von Karibus, die hier besonders im Winter Nahrung und Schutz finden. Bedeutender als das Großwild sind die zahlreichen Pelztiere, allen voran der Biber, dessen Jagd einen schwungvollen Pelzhandel zwischen den Europäern und den Indianern ermöglichte.

5.3.2. Grassteppe

Die natürliche Vegetation der Grassteppe ist heute weitgehend durch den Anbau von Getreide und anderen Kulturpflanzen verdrängt. Die ersten Siedler, welche in die Präriegebiete kamen standen vor weiten Grasflächen, die leicht gerodet werden konnten und auf fruchtbare Böden schließen ließen. Das Grasland wird in Langgras-, Mischgras- und Kurzgrasprärie unterteilt.

Im wesentlichen gibt es drei Hauptgruppen an Bodentypen, die nach ihren Anteilen an organischer Substanz und entsprechender Färbung in Braun-, Dunkelbraun- und Schwarzerde eingeteilt werden. Wie in den USA sind auch die Böden der kanadischen Präriegebiete seit ihrer Kultivierung durch Bodenerosion gefährdet, allerdings in einem geringeren Ausmaß. In erster Linie handelt es sich um Abtragung der Bodenteilchen durch den Wind. Besonders das „dry farming“, bei dem die Felder in bestimmter Reihenfolge nicht bestellt werden, ermöglichte dem Wind die brach liegenden Felder anzugreifen. Abhilfe verspricht das einsähen des aufgegebenen Landes mit Weizengras, welches durch seine dichte Narbe den Boden schützt. Schon um 1920 begann man mit dem sogenannten Streifenfarmen (strip farming). Dabei unterteilt man das Anbauareal in 50 bis 100m breite Streifen, die senkrecht zur vorherrschenden Windrichtung verlaufen. Auf ihnen wechselt Brache mit bebautem Land, sodass die Wirkung des Windes stark reduziert wird. Zu den besonderen Maßnahmen gehören Windschutzhecken oder Baum- und Strauchreihen als Barrieren gegen den Wind.

5.3.3. Tundra

Die Vegetation dieser Zone ist extremen klimatischen Bedingungen ausgesetzt. Maßgebend ist der kurze arktische Sommer, der nur bis zu 3 Monate dauert und geringe positive Temperaturen aufweist. Im Winter herrschen hohe Kältegrade und starke Winde vor, hinzu kommt eine relativ hohe Trockenheit. Diese Klimafaktoren haben zusammen mit dem Permafrost eine Bodenbildung erschwert. In großen Teilen der Arktis tritt der felsige Untergrund zutage bzw. sie werden von ewigem Eis eingenommen.
Unter den Bedingungen des Klimas und der Böden ist die Vegetation relativ arm an Arten. Im südlichen Teil findet man noch Weiden, Erlen und Birken in Buschformen, während weiter im Norden nur mehr Zwergsträucher , Flechten und Moose wachsen.

In der Tierwelt nimmt das Karibu einen wichtigen Platz ein, deren Bestand auf etwa eine Million Tiere geschätzt wird.

6. KURZER POLITISCHER ÜBERBLICK

Kanada in seiner heutigen politischen Gestalt wurde 1867 geschaffen und ist damit eine der ältesten Demokratien der Welt. Die Verfassungsstruktur des Landes beruhen im Wesentlichen auf folgenden Prinzipien:

  • Kanada ist eine Monarchie: Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth die Zweite und wird in Kanada durch den Generalgouverneur vertreten.
  • Kanada ist eine parlamentarische Demokratie: Der Premierminister und sein Kabinett gehört dem Parlament an und hängt von seinem Vertrauen ab. Das kanadische Parlament selbst hat zwei Kammern, das Unterhaus und den Senat.
  • Kanada ist ein Bundesstaat mit zehn Provinzen und drei Territorien: Die Provinzen besitzen eigene staatliche Qualität und haben ähnlich aufgebaute parlamentarische Regierungssysteme wie die Bundesebene, bestehen aus dem so genannten liutenant governor als dem Vertreter der Krone, dem Premierminister, seinem Kabinett und einem Parlament.
  • Die Territorien haben den Provinzen vergleichbare Institutionen und Kompetenzen, unterstehen aber formal der Verfügungsgewalt von Bundesparlament und Bundesregierung.
  • Kanada ist ein Verfassungsstaat: Politisches Handeln ist an Verfassungsprinzipien gebunden. Schon seit 1867 besteht mit dem British North America Act eine geschriebene, später um weitere Dokumente ergänzte Verfassung.

6.1. Politische Kultur – Das Verhältnis zu den USA

Das besondere Verhältnis der Kanadier zu den USA wurzelt in der Entstehungsgeschichte beider Staaten. Die Verlierer des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, die Loyalisten, emigrierten in großer Zahl in den unter britischer Oberhoheit verbleibenden nördlichen Teil des Kontinents und so entstand das anglophone Upper Canada, das spätere Ontario. Unter der kolonialen Mentalität der Siedler im britischen Nordamerika verbarg sich zwar wie in den USA eine liberale und kapitalistische Grundhaltung, doch konnte sie sich nicht wie in den Vereinigten Staaten als nationale Idee etablieren, schon allein, weil es die Ideologie des Siegers war. Die Niederlage wurde kompensiert durch „Anti-Amerikanismus“ und verstärkte Identifikation mit dem Mutterland England. „Peace, Order and Good Government“ spiegeln die Wertschätzung von Ordnung und Gemeinwohl, sowie das Vertrauen in den Staat wider. Die politischen Werte der Kanadier sind viel mehr „europäischer“ als US-Amerikanisch; folgende Unterschiede sind deutlich zu erkennen:

  • Kanadier sind gesetzestreuer als Amerikaner und eher bereit Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu tolerieren. In den USA dagegen wird Gesetz primär für die Verteidigung individueller Freiheiten betrachtet.
  • Im Gegensatz zum amerikanischen Prinzip der Selbstverantwortung treten die Kanadier verstärkt für kollektive Vorsorge und Hilfe durch einen aktiven Staat ein.
  • Kanadier zeigen mehr Respekt und Vertrauen gegenüber der politischen Führung und akzeptieren in der Regel auch Entscheidungen die ihnen nicht gefallen.
  • Kanada will kein melting pot für verschiedene Kulturen sein, sondern zielt auf Multikulturalismus.

Als Großbritannien nach und nach seine Rolle als Weltmacht verlor verschärfte sich das Dilemma kanadischer Identität. Seit den 1920er Jahren hat sich das Selbstverständnis vom Untertanen der britischen Krone zum Bürger Kanadas verschoben. Heute wird der Einfluss der USA, vor allem auch auf kultureller Ebene, immer größer, so kann sich schon ein Drittel der Kanadier eine Vereinigung beider Nationen innerhalb der nächsten 25 Jahre vorstellen. Als erstrebenswert betrachten diese Annäherung aber nur eine Minderheit und über 80% glaubt, dass Kanada besser gedeihen wird, wenn es seine eigenen Werte und Traditionen behaltet und nicht versucht sich den USA anzugleichen.

LITERATURVERZEICHNIS

  • Lenz Karl: Kanada. Geographie, Geschichte, Wirtschaft, Politik
  • Internet: http://www.kanada-info.de
  • http://www.kanada-studien.de
  • http://www.erdkunde-online.de
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