Ecstasy in der Technoszene
Eine Form integrierten Drogengebrauchs?
Diplomarbeit zur Diplomprüfung
an der Fachhochschule Dortmund, FB
Sozialpädagogik, SS 1997
vorgelegt von:
Jörn Dreißigacker
Münsterstraße 99
44145
Dortmund
Anmerkung von mir (offtopic): Er hat übrigens bestanden mit 1,0
!!!
Wie man sieht ist Jörn leider nicht online. Wer irgendwie die
snailmail scheut, kann auch mir eine e-mail schicken, ich leite es dann an ihn
weiter. Bitte schon im subject darauf hinweisen, damit ich weiß, daß
die e-mail nicht für mich ist !
Wer Anmerkungen, Kritik, Fragen oder
einen Job für Jörn hat, einfach melden :)
Das HTML habe ich auch verbrochen, mit dem composer von netscape 4. ]
Den ersten Kontakt zu Techno-Musik hatte ich, als mich ein Freund, mehr
oder weniger gegen meinen eigenen Willen, mit in eine Techno-Disko mitnahm. Als
eingefleischter Anhänger gitarrenorientierter Rockmusik konnte ich mir in
keinster Weise vorstellen, dieser Musik auch nur etwas Positives abzugewinnen.
Umso größer war mein Erstaunen, als ich vier Stunden später
feststellen mußte, daß ich drei davon tanzend verbracht hatte. Da
ich Techno noch nie vorher in einer solchen Lautstärke gehört hatte,
wurde ich von der Energie, die sie mir vermittelte, förmlich
„umgeblasen". Einige der folgenden Mittwoche besuchte ich diese Disko
wieder, und es hat mir immer besser gefallen, ich fing an, mich für diese
Musik ernsthaft zu interessieren. Ich habe zwar für mich persönlich
nie eine Raver-Identität entwickelt, und fühlte mich der Szene auch
nie zugehörig, aber gefallen hat mir auf den Parties besonders der
Spaß, den die Raver beim Feiern ausstrahlten. Besonders fasziniert war ich
von den Großveranstaltungen „Mayday" und „Love-Parade", da ich
nie vorher eine solche Massenhysterie erlebt habe.
Mir wurde natürlich
schnell klar, daß irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte,
wenn um 5 Uhr morgens die gesamte Party noch wie wild geworden herumhüpfte,
während ich müde und ausgelaugt nach Hause gehen wollte. Ecstasy war
schon zu diesem Zeitpunkt (vor etwa drei Jahren) sehr weit verbreitet, in der
Presse konnte man allerdings noch nicht viel darüber lesen. Richtig
aufmerksam auf diese Thematik wurde ich erst, als ein guter Bekannter aus meiner
Heimatstadt anfing, eine Menge der sog. Party-Drogen zu konsumieren. Ich sah
diesen Bekannten nicht sonderlich oft, und als einmal drei Monate seit unserem
letzten Treffen vergangen waren, hatte er ganz offentsichtlich eine recht
ungesunde Entwicklung mitgemacht. Er war nämlich um einige Kilo leichter
geworden, ganz abgesehen von seinem verhärmten Gesicht. Später ging er
dann noch dazu über, Opiate zu konsumieren, kam aber, wie ich gehört
habe, wieder davon weg, ich habe ihn leider aus den Augen verloren.
Aber ab
diesem Zeitpunkt begann ich, mich genauer für diese Drogen zu interessieren
und sammelte alle Informationen, die mir in die Finger kam. Da meine
Begeisterung für die Musik nachwievor vorhanden ist, kam mir die Idee,
diese beiden Dinge in meiner Diplomarbeit zu verbinden. Vor allem wollte ich
über eine Thematik schreiben, die noch nicht „breitgetrampelt" ist,
und auch wenn die Publikationen darüber mehr und mehr werden, ist es immer
noch ein sehr spannendes Thema. Auch für die Arbeitsfelder der
Sozialpädagogik wird die Thematik des Ecstsy-Konsums an Bedeutung gewinnen,
weil auch die Zahl der Konsumenten ständig ansteigt. Das Bundeskriminalmt
verzeichnet Sicherstellungszuwachsraten von jährlich 50-90 % im Bereich der
Partydrogen Ecstasy, Speed und LSD, und man geht von einer Anzahl von
Konsumenten aus, die irgendwo zwischen 300.000 und 900.000 Personen liegt.
Aufgrund fehlender Untersuchungen sind genaue Angaben leider nicht möglich.
Meine Diplomarbeit ist in drei Hauptbschnitte gegliedert. Im ersten Teil
wird die Droge Ecstasy beschrieben, deren Geschichte, Wirkung und Folgen des
Konsums, soweit bis heute erforscht, sowie Informationen über Konsum- und
Gebrauchsformen.
Im zweiten Teil versuche ich, die vielschichtige
Techno-Szene zu beleuchten, wobei es nicht möglich ist, einen Anspruch auf
Vollständigkeit zu erheben, was in der Größe der Szene
begründet liegt.
Im dritten Teil beschäftige ich mich mit bereits
bestehenden präventiven Organisationen und Einrichtungen, bevor ich
versuche, neue Ansätze in der Arbeit mit Gebrauchern synthetischer Drogen
aufzuzeigen. Hier wird der Bezug zur sozialpädagogischen Praxis
geknüpft.
[<<zurück nach oben]
1. Zur Geschichte der
Droge Ecstasy
Erstmals synthetisiert wurde MDMA im Jahr 1898. Zu einem offiziellen Status
kam es allerdings erst am 24.12.1912, als die Darmstädter Firma Merck das
Patent auf eine Gruppe von Stoffen anmeldete, zu denen auch MDMA gehörte.
Aber erst zwei Jahre später, am 16.05.1914 vergab das kaiserliche
Patentamtamt das Patent an die Firma.
An verschiedenen Stellen
(Zeitschrift „Tempo",1994, S.26, Rufer, M., 1995, S.202) wird behauptet,
daß MDMA ursprünglich ein Schlankheitsmittel sein sollte, allerdings
ist es fraglich, ob dies so richtig ist. Nach A.Schroers gibt es für diese
Feststellung keine Belege (ebd.,1996, S.8). Auch Saunders greift
diesbezüglich auf die sehr vage Formulierung „Es heißt,
daß..." zurück, so daß keine eindeutige Aussage getroffen
werden kann. Auf jeden Fall konnte Merck mit der Substanz keinen kommerziellen
Erfolg verzeichnen. MDMA rückte für die nächste Zeit erst einmal
aus dem Blickfeld des öffentlichen Interesses.
Aufgetaucht ist MDMA
dann erst wieder um 1950 herum, zur Zeit des kalten Krieges, als das
US-Militär Halluzinogene auf ihren „Nutzungswert" als Wahrheitsdrogen
untersuchte. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde MDMA anhand von
Tierexperimenten auf seine Toxität untersucht; es gibt aber keine Beweise
dafür, daß MDMA dabei Menschen verabreicht oder als Wahrheitsdroge
getestet wurde (Saunders, N., 1994, S.122).
Wieder in die
Öffentlichkeit gerückt ist die Droge 1965, als Alexander Shulgin, der
sich selber gerne als „Stiefvater" von Ecstasy bezeichnet, sie im Labor
herstellte und ausprobierte. Nach seinem Universitätsabschluß in
Berkeley erhielt der promovierte Biochemiker eine Anstellung in der
Chemieforschung bei der Firma „Dow chemicals" und erfand ein rentables
Insektizid. Daraufhin stellte ihm das Unternehmen ein eigenes Labor zur
Verfügung, in dem Shulgin damit begann, psychedelische Drogen zu
erforschen. Dabei ging es ihm vor allem darum, eine therapeutisch nutzbare
Substanz zu finden. Er ging dazu über, MDMA an sich selber zu testen und
anschließend auch an befreundete Psychotherapeuten weiterzugeben. Als das
Unternehmen jedoch bemerkte, daß es Inhaber mehrerer Patente zu
psychedelischen Drogen geworden war, wurde Shulgin entlassen. Dennoch fuhr er
fort, neue Substanzen an sich selber und an einer kleinen Gruppe von Freunden zu
testen.Noch heute betreibt er seine Forschungen-dank Beziehungen zu
einflußreichen Leuten- mit Genehmigung der US-Regierung weiter (vgl.
Saunders, N., 1994, S.19).
Die ersten PsychotherapeutInnen, die mit MDMA arbeiteten, waren sich
über dessen großes Potential durchaus im Klaren. Sie gingen
gleichzeitig aber auch davon aus, daß die Regierung es gleichbedeutend mit
LSD behandeln würde, was einer Kriminalisierung und einem daraus folgenden
Verbot gleichgekommen wäre.
So entschlossen sie sich, soviel an der
Droge zu forschen wie möglich, gleichzeitig aber die Ergebnisse, die
allerdings recht positiv waren, nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu
lassen. So kam es, daß MDMA nur von einer überschaubaren Zahl von
zumeist experimentellen PsychotherapeutInnen benutzt wurde. Dies war auch
dadurch begründet, daß MDMA nicht in typische
50-Minuten-Therapiesitzungen paßt. Außerdem bewegten sie sich
außerhalb der Legalität, auch wenn einige unter ihnen behaupteten,
„eine fünfstündige Sitzung mit Adam sei ebensogut wie eine
fünfmonatige Therapie." (Saunders, N., 1994, S.21).
Der Grund, warum
MDMA nie von einem großem Arzneiunternehmen vermarktet wurde, hängt
erstens mit seinem geringen kommerziellen Potential zusammen. Des weiteren
besteht in den USA das Verbot der Nahrungsmittel- und Medikamentenbehörde
FDA, Versuche an Menschen durchzuführen. Das größte Hindernis
besteht aber darin, daß MDMA schon einmal patentiert wurde.
Denn
„obwohl das Patent der Firma Merck schon vor Jahren abgelaufen ist, kann
die Droge kein zweites Mal patentiert werden. Bevor ein Arzneiunternehmen eine
neue Droge auf den Markt bringt, muß es zeigen, daß die Wirkungen
der Droge als Medikament die Sicherheitsrisiken rechtfertigen, was jahrelange
und teure Versuche voraussetzt. Will man diese Kosten wieder einbringen,
muß man sich das exklusive Verkaufsrecht sichern, indem man das Patent
erwirbt."
(Saunders, N., 1994, S.21).
1991 veröffentlichte
A.Shulgin, zusammen mit seiner Frau Anne, das autobiographische Buch
„PIHKAL" (Synonym für Phenetylamins I Have Known And Loved =
Phenetylamine, die ich kennen und lieben gelernt habe), in dem er
persönliche Erlebnisse und Ergebnisse seiner Forschung seit dieser Zeit
beschreibt. Der Autor verteidigt sehr vehement die Vorzüge von MDMA, z.B.,
wenn er einen Psychiater zitiert, der sagt „MDMA sei Penicillin für
die Seele, und man verzichte nicht auf Penicillin, wenn man gesehen habe, was es
bewirken kann."
(Schroers, A., 1996, S.8)
Im Gegensatz zu Shulgins klar eingegrenzten Anwendungsbereich, dem
kontrollierten therapeutischen Gebrauch, tauchte MDMA 1972 als
Straßendroge in den USA auf und wurde zunächst nur vereinzelt von
„Hippies" konsumiert. In den darauffolgenden Jahren (die von
´77-´85 werden auch als „goldenes" Zeitalter von
Ecstasy bezeichnet) wurde das Einnehmen von MDMA bei PsychiaterInnen, Yuppies,
College-StudentInnen, New Age -AnhängerInnen und in der Homosexuellen-Szene
bekannt. Der Konsum vollzog sich dabei unabhängig von einem kontrollierten
Rahmen als rekreative- bzw. Genußdroge, wobei die Verbreitung mit der
heutigen auf keinen Fall vergleichbar war.
1981 kam MDMA dann als
„Ecstasy" (Ekstase) auf den Markt, wobei sich angeblich ein
Großhändler zunächst den Namen „Empathy" ausgedacht , dann
aber, spekulierend auf einen größeren Gewinn, auf „Ecstasy"
entschieden haben soll. Dieser Großhändler war ein Laboratorium in
Marin County, Kalifornien, das mit einer monatlichen Produktionskapazität
von einer halben Million Portionen einer der größten bekannt
gewordenen Hersteller war. Den von dort direkt vertriebenen Portionen war sogar
ein Informationspapier beigelegt, in dem darauf hingewiesen wurde, wie man am
besten mit der Droge umgehen sollte, um möglichen unangenehmen
Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen.
„In Fort Worth, Texas, konnte
Ecstasy sogar in Bars gekauft und mit Kreditkarte bezahlt werden. Es ersetzte
den Yuppies ihr Kokain und wurde sogar von Leuten genommen, die sich
normalerweise von Drogen fernhielten
(vgl. Saunders, N., 1994, S.21)
Im
Laufe des Jahres 1985 trat Ecstasy ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, als
eine kleine Gruppe von Leuten die amerikanische Drug Enforcement Agency DEA
(zuständig für die Beschaffung von Informationen über den
internationalen Drogenhandel) verklagt hatte, weil die DEA Ecstasy verbieten
wollte. Durch diese Kontroverse und die damit verbundene Präsenz in der
Presse verbreitete sich Ecstasy in ganz Amerika, so daß ein Verbot nicht
mehr lange auf sich warten ließ. Begünstigt wurde dieses durch einige
im Vorjahr aufgetretene Zwischenfälle mit einem sog. „Designeropiat",
dem gefährlichen Meperidin-Derivat MPPP.
"Bei einigen Personen traten
in Folge der Einnahme der durch unsaubere Herstellung mit einem hochtoxischen
Nebenprodukt (dem MPTP) kontaminierten illegal hergestelltenSubstanz Symptome
der Parkisonschen Krankheit auf" (Schroers, A., 1996, S.9).
Zum einen dies, zum anderen die Tatsache, daß auf dem Schwarzmarkt
hochpotente Fentanyl-Derivate als heroinhaltige Substanz „china-white"
verkauft wurden, wurden zur Stimmungsmache gegen synthetische Designerdrogen
benutzt. So kam es, daß MDMA per Notfallverordnung in den gleichen
Gefährlichkeitsstatus wie Heroin eingeordnet, sowie Herstellung, Verkauf,
Verteilung und Besitz mit hohen Strafen belegt wurden.
Das Verbot, das zwar
die weitere Erforschung der Droge einschränkte, und sich nicht auf das
Verhalten der KonsumentInnen auswirkte, dauerte zunächst ein Jahr an. In
dieser Zeit entschied eine eigens dafür gebildete Kommission, welche
langfristigen Maßnahmen zu treffen seien. Durch aufgebauschte und
unsachliche Veröffentlichungen in der Presse verschärfte sich der
Druck, Ecstasy langfristig zu verbieten.
"Ein weitverbreiteter Bericht
verwies auf Ergebnisse, die beweisen sollten, daß eine andere Droge, MDA,
bei Ratten Hirnschädigungen hervorrufe, und zog den Schluß, daß
MDMA dasselbe bei Menschen bewirken könnte. Medien stellten Horrorszenarien
von den „Gehirnen unserer Kinder" auf, die zerstört sein würden,
bevor sie dreißig Jahre alt sein würden. Dabei war nicht bewiesen,
daß MDMA in Dosierungen, wie sie von Menschen eingenommen werden,
für Ratten schädigend ist."
(Saunders, N., 1994, S.22/23).
Auch eine Klage von VerteidigerInnen blieb ohne Erfolg, die DEA ordnete MDMA
entgegen der Empfehlung eines Richters, es in eine weniger strenge Kategorie
einzuordnen ( was wenigstens die Möglichkeit zur Weiterforschung bedeutet
hätte), dauerhaft in die strengste Kategorie, Schedule 1,ein.
In
Großbritannien sind psychedelische Amphetamine wie MDA, MDEA und MDMA seit
1977 illegal. MDMA wurde genauso wie in den USA in die strengste Drogenkategorie
eingeordnet.
Am 1.August 1986 wurde MDMA aufgrund internationaler
Verpflichtungen (internationale Konvention über psychotrope Substanzen
[ICPO]) auch in der BRD verboten. Neben sog. „harten Drogen" wie Heroin
und Kokain wurde die Droge in die Anlage 1 („nicht verkehrsfähige
Betäubungsmittel" zu § 1 Absatz 1 des
Betäubungsmittelgesetzes [BtMG] eingestuft. Von 1985-1993 hatte lediglich
die Ärztgesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT), mit Sitz
in der Schweiz, die Erlaubnis, mit MDMA zu arbeiten ( vgl. Schroers, A., 1996,
S.10).
Nach Europa kam Ecstasy Mitte der achtziger Jahre durch Anhänger
des indischen Gurus Bhagwan Rajneesh, bei denen die Droge sehr beliebt war. 1987
entwickelte sich auf der Ferieninsel Ibiza eine Rave-Szene, in der sich Ecstasy
zu LSD und Haschisch dazu
gesellte. Britische Touristen führten es dann
auch nach Großbritannien ein, wo große Parties im Freien oder in
alten, leerstehenden Lagerhäusern schnell in Mode kamen. Die Veranstalter
bereiteten die Lagerhäuser heimlich vor, aus Angst vor eventuellen
gerichtlichen Verfügungen. Eine geheimgehaltene Infrastruktur unter den
„partywilligen" Leuten machte es möglich, spontane Treffpunkte, wie
z.B. Autobahntankstellen, auszumachen, an denen sich dann bis zu tausend Autos
trafen, um dann gemeinsam zum Ort der Party zu fahren. Natürlich trafen
diese Partys auf den heftigen Widerstand seitens der Anwohner, die bedingt durch
die Lautstärke die ganze Nacht nicht schlafen konnten.
„Die
Polizei ging mit Spezialeinheiten gegen die Raves vor, führte Razzien durch
und setzte sogar Undercover-Agenten in der Szene ein. Doch die Hindernisse
machten die Sache nur noch attraktiver. Raves wurden populär- und mit ihnen
Ecstasy."
(Saunders, N., 1994, S.24).
So kam es, daß die britische
Regierung 1990 ein Gesetz erließ, mit dem gegen Veranstalter solcher
Parties ohne Lizenz scharf vorgegangen werden konnte und das diesen
Veranstaltungen weitgehend ein Ende setzte. Daraufhin verlagerten die Raver ihr
Treiben in die Clubs, und von Manchester aus verbreiteten sich die Clubparties
mit „E" nach London und den Rest von Europa.
[<<zurück nach oben]
Reines MDMA ist eine weiße kristalline Masse und sieht normalerweise
wie weißes Pulver aus. Die Substanz, die sehr lange haltbar ist, zersetzt
sich weder an der Luft noch im Licht. Charakteristisch ist ein prägnanter
starker und bitterer Geschmack.
MDMA ist die Abkürzung für die
chemische Formel 3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin. Es gehört zur Gruppe
der Phenetylamine, wozu auch Amphetamine und diverse Halluzinogene (z.B.
Meskalin) gehören. Zu dieser Gruppe gehören noch weitere psychoaktive
Substanzen wie DOM , 2CB, DOB, und die dem MDMA nahestehenden Substanzen MDA,
MDEA, MDOH und MDBD.
Das synthetische MDMA kann man von seiner chemischen
Struktur her mit dem in der Natur vorkommenden Safrol vergleichen. Safrol kommt
u.a. in der Muskatnuß und in dem Lorbeergewächs Sassafras vor ( vgl.
Schroers, A., 1996, S.11).
Es ist sehr schwierig, Ecstasy einer bestimmten
Gruppe der psychoaktiven Substanzen zuzuordnen. Mal wird es als
Amphetamin-Derivat den Stimulantien zugerechnet, an anderen Stellen dann wieder
den Halluzinogenen. Die Zuordnung zu den Amphetaminen liegt aufgrund des
energetisierenden Effekts in der Wirkung nahe, allerdings läßt sich
diese amphetaminartige Wirkung auf die durch die Droge verursachte erhöhte
Dopamin-Ausschüttung zurückführen. MDMA ist aber kein Amphetamin.
Auch die halluzinogenen Effekte, von denen des häufigeren berichtet wird,
lassen sich durch verschiedene Gründe erklären. Vielleicht wurde statt
MDMA MDA 2CB oder DOB konsumiert, alle drei sind Stoffe, welche durchaus
halluzinogene Wirkungen hervorrufen, die für MDMA typischen Effekte gehen
aber eher in die Richtung des Wärme- und Wohlsein-Gefühls, Kontakt-
und Kommunikationsfähigkeit werden verstärkt. Die Schwierigkeit der
Einordnung führte zur Einrichtung einer neuen Gruppe, die 1986 mit dem
Überbegriff „Entaktogene" versehen wurde.
"Das spezielle
Wirkspektrum führte zur Kreierung einer neuen Stoffklasse, den sogenannten
Entaktogenen, denen u.a. auch MDA und MDE zugeordnet werden."
(Wirth, N.,
1996, S.11)
Der Begriff „Entaktogen" kann frei aus dem Griechischem
(„en"= innen und „gen"= verursachen) und dem Lateinisch (
„tactus" = berührt) als „im Innern ein Gefühl erzeugend"
oder auch „die innere Berührung hervorbringen" übersetzt werden.
In der Definition der Entaktogene wird die therapeutische Bedeutung
hervorgehoben, wohingegen Fromberg mehr Gewichtung auf den kommunikativen Aspekt
der Droge legt. Welche Interpretation
treffender ist, hängt wohl am
ehesten mit dem Kontext der Drogeneinnahme zusammen (vgl. Schroers, A., 1996,
S.15).
An vielen Stellen wird Ecstasy fälschlicherweise als
Designerdroge bezeichnet. Designerdrogen sind aber neue synthetisch hergestellte
Substanzen, die einer schon bekannten, aber bereits dem BtMG unterstehenden
Droge in Wirkungsweise und meist auch chemischer Zusammensetzung sehr
nahestehen. Somit soll das BtMG umgangen werden, weil jeder neue Stoff dort
erstmal aufgenomen werden muß, was immer eine gewisse Zeitspanne in
Anspruch nimmt, während der der neue Stoff noch nicht illegal ist, so
daß Herstellung bzw.Handel nicht unter Strafe gestellt werden können.
MDMA hingegen wurde, wie bereits gesagt, 1912 zum ersten mai synthetisiert und
ist somit keine Designerdroge.
2.1 Ecstasy und seine Wirkung
Bezüglich der Wirkung und Folgen des Ecstasy-Konsums gibt es sehr
wenig einheitliche Erkenntnisse, da die Wirkung auf Körper und Psyche von
sehr, sehr vielen inneren und äußeren Faktoren abhängig ist.
Dementsprechend werden heftige „Glaubenskämpfe" insbesondere
über mögliche negative Folgen des Langzeitkonsums geführt. Diese
Auseinandersetzungen erschweren eine sachliche Diskussion und
Informationsvermittlung über Stoff und Wirkung. Im folgenden werden deshalb
ausschließlich Wirkungen beschrieben, die in der Literatur mit Ecstasy in
Verbindung gebracht werden oder Erfahrungen, von denen User in der Literatur
berichten.
Bericht eines Ecstasy-Konsumenten:
„Ein Blick auf die
Uhr, um den Wirkungseintritt besser einschätzen zu können, dann einen
exponierten Platz suchen, um in dieser Karenzzeit die Leute besser zu
beobachten.
45 Minuten später: Ich beginne zu spüren, daß
ich nicht gelinkt wurde, daß meine Tablette kein Aspirin war. Ein leichtes
Wärmegefühl um die Magengegend wird langsam zu einem den Körper
umfließenden wohligen Gefühl, das in einer steigenden Vorfreude
mündet. Das Treiben, den Lärm um mich herum nehme ich wie durch Watte
war. Die Menschen, die mir gerade noch völlig egal waren, beginne ich
sympathisch zu finden, sie sogar zu mögen. Der Alltag ist weit hinter mir,
etwas Weltbewegendes geht hier vor. Alles ist gut! Alles gefällt mir! Ein
Jubel breitet sich in mir aus, ich will ihn hinausschreien, also schreie ich.
Die es mitkriegen, lächeln mir zwinkernd zu, wünschen mir eine gute
Reise.
Zwei Stunden später :Der Zenith ist überschritten, ich
schlüpfe wieder in meine Hülle zurück, widerstrebend, aber
unvermeindlich erlischt der Sternenglanz des Glücks..."
(Stadtzeitung
PRINZ, S.30, September 1994)
Die Wirkung von Ecstasy ist sehr einfach zu
fühlen, aber sehr schwer zu beschreiben, da sie zwei gegensätzliche
Eigenschaften, nämlich Anregung und Entspannung, miteinander verbindet. Die
psychotrope Wirkung von MDMA setzt in der Regel 20-60 Minuten nach der Einnahme
ein. Es werden gewöhnlich 75-150 mg Reinsubstanz benötigt. Das
Wirkungsmaximum wird in der folgenden Stunde erreicht, und nach weiteren zwei
Stunden klingen die psychotropen Effekte langsam wieder ab. Die Nebenwirkungen
(sympathomimetische Stimulation) halten normalerweise noch ein paar Stunden an.
Über die psychische Wirkung sind mittlerweile viele Details
bekanntgeworden; sie gilt als multifaktorielles Zusammenspiel aus
Drogeneigenschaft, Dosierung, Set (innere Disposition des Konsumenten) und
Setting (äußerliche Umgebungsfaktoren). Bei angemessener Dosierung
(s.o.) werden folgende Effekte berichtet:
- Entspannung
- milde Euphorie und Ekstase
- Glück und
Wärme
- Gefühle der Liebe und Zuneigung
- unerschöpfliche
Energie und Antriebssteigerung
- Offenheit, Mitgefühl und Akkzeptanz
anderer
- intensiveres Erleben
- Abbau von Hemmungen bei erhalten
bleibender geistiger Klarheit
- seelische Ausgeglichenheit
Insgesamt stellt die Wirkung einen persönlichkeitsbezogenen Rausch
dar, in dem Gefühle, Gedanken und Sinnesreize angeregt werden und es
leichter fällt, sich in andere Personen hineinzufühlen und mit ihnen
offene und unverkrampfte Gespräche zu führen.
„Die
Unterscheidungsfähigkeit zwischen der eigenen Person und der Umwelt,
zwischen Selbst und Nichtselbst, ist herabgesetzt."
(Thomasius, R. in Rabes,
M. / Harm, W., 1996, S.48).
Einige User berichten von einer
mystisch-ekstatischen Verschmelzung zwischen ihnen und der Umwelt, dabei sind
diese Veränderungen im persönlichen Erleben verbunden mit einer
Steigerung des Selbstbewußtseins und des Selbstwertgefühls. Des
weiteren wird von einer verbesserten Introspektionsfähigkeit berichtet,
d.h. von einem besseren Zugang zu den eigenen Gefühlen, Stimmungen und
Konflikten. Reine Amphetamine bringen zwar im Vergleich zu MDMA eine
stärkere Aktivierung und Leistungssteigerung, indes sind die Auswirkungen
auf das interpersonale Erleben und auf die Introspektion im Vergleich eher
unbedeutend.
Im Gegensatz zur Wirkung von LSD fehlen die halluzinatorischen
Effekte beim Ecstasy-Rausch fast gänzlich. In der Regel bleibt die
Selbstkontrolle erhalten. Üblich sind hingegen leichtere
Wahrnehmungsveränderungen, wie verschwommenes Blickfeld, Unfähigkeit
zur Fokussierung sehr naher Gegenstände, Nachbilder und eine
veränderte Art und Weise Geräusche wahrzunehmen. Bei Hochdosierung von
200 mg und mehr tritt keine Steigerung des Rausches mehr auf, während die
Wahrscheinlichkeit von Kreislaufproblemen, Krämpfen und notorischer Unruhe
und Desorientierung steigt (siehe Nebenwirkungen).
Die verschiedenen
Wirkungen der Droge können auf eine körperliche und eine geistige
Hauptwirkung zusammengefaßt werden: Einerseits werden Muskelspannungen
gelockert und andererseits Ängste abgebaut
"Leute auf Ecstasy haben das
Gefühl, sich frei bewegen und ausdrücken zu können. Die Droge
erzeugt einen Geschmack von einem Leben ohne Zwänge, die wir als Teil
unseres Lebens akzeptiert haben. GebraucherInnen vergleichen die Wirkung oft mit
Erinnerungen aus der frühen Kindheit, als sie den Menschen in die Augen
schauten, im Augenblick lebten und noch keine Hemmungen hatten."
(Saunders,
N., 1994, S.27)
2.1.1 Drug - Set - Setting
Bei jeder Drogeneinnahme werden die sich einstellenden Effekte nicht nur
von der Substanz an sich, sondern von einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren
beeinflußt. Hierzu gehören u.a. die subjektive Einstellung des
Konsumenten zur Droge sowie das Umfeld, in dem der Konsum stattfindet.Norman
Zinberg bezeichnet dieses Beziehungsgefüge als die Triade „drug, set
and setting". Die Ecstasy-Wirkungsfaktoren sollen im Folgenden erläutert
werden.
Dosierung (drug)
Die Dosierung einer Droge stellt den
grundliegenden Auslöser für die Drogenwirkung dar. Sie
beeinflußt die Wahrnehmung und die Emotionen während des Rausches.
Substanzqualität und -quantität einer Ecstasy-Pille haben einen
entscheidenden Einfluß auf den Konsumenten. Auch wenn es den Konsumenten
aufgrund fehlender Möglichkeiten einer Analyse nicht möglich ist,
genauers über die Qualität oder Zusammensetzung der verwendeten Pille
zu erfahren, bleibt die Gewichtigkeit der Dosis als Determinante der
Drogenwirkung unverändert hoch (vgl. Schroers, A., 1996, S.33). Die in
Ecstasy-Pillen enthaltene MDMA-Reinsubstanz liegt in der Regel um 100mg.
Ausgehend von einem durchschnittlichen Körpergewicht von 70kg entspricht
dies einer Dosierung von 1,4mg MDMA pro kg Körpergewicht. Je niedriger das
Gewicht ist, desto weniger Substanz wird gebraucht, um eine Wirkung zu
spüren.
Einstellung (set)
Unter „set" versteht man den persönlichen
Zustand des Konsumenten. Die Erwartung, die Einstellung und die Vorbereitung
nehmen genauso Einfluß auf das Rauscherlebnis wie der allgemeine seelische
Zustand des Konsumenten. Wird zum Bespiel eine Person von ihren Freunden dazu
überredet, auch etwas „einzuwerfen", obwohl sie an diesem Abend gar
nicht die rechte Lust dazu hat, sind schonmal schlechte Voraussetzungen für
eine guten „Trip" geschaffen.
Aber auch die Charaktereigenschaften
einer Person beeinflußen die Effekte eines Rausches. Bestimmte
Eigenschaften oder Eigenarten werden unter dem Einfluß einer Droge nicht
„weggewischt", sondern werden sich auch dann zeigen.
Umfeld (setting)
Unter „setting" versteht man die eigentliche
Umgebung des Konsumenten. Hiermit ist zum Beispiel die Gruppe, mit der der
Konsument unterwegs ist, sowie die räumliche Umgebung selber gemeint.
Verbringt der Konsument die Zeit des Rausches mit Personen, die er gut kennt,
oder sind es Leute, zu denen er wenig Vertrauen hat? Ist die Umgebung eine
angenehme, oder empfindet er z.B. den Club als zu eng oder zu laut? Über
diese Einflußfaktoren sollte sich der Konsument vor der Einnahme von
Ecstasy im Speziellen und jeder Droge im Allgemeinen klar sein, damit er nicht
plötzlich mit u.U. größeren Problemen konfrontiert wird.
2.1.2 Kurzfristige Neben - und Nachwirkungen
Im Gegensatz zur akuten Wirkung von Ecstasy sind die normalerweise
auftretenden Nebenwirkungen bei weitem nicht so prägnant, die meisten
UserInnen finden nicht, daß die Erfahrung davon sonderlich
beeinträchtigt wird.
Fast immer auftretende Nebenwirkungen sind ein
trockener Mund sowie Appetitverlust. Sehr oft wird von verschiedenen
Muskelreaktionen berichtet. Dazu gehören ein verkrampfter Kiefer,
Augenzittern, Muskelzuckungen, Übelkeit und Krämpfe. In der Regel
gehen diese ca. eine Stunde nach der Einnahme vorüber, sind allerdings bei
häufigem Gebrauch und höherer Dosierung ausgeprägter. Eine
Langzeitnebenwirkung ist Gewichtsverlust. Dies ist auf die Abnahme des
Hungergefühls und die körperliche Bewegung während eines Raves
oder einer Party zurückzuführen und ist für manche Leute
sicherlich kein unangenehmer Effekt. (vgl. Saunders, N., 1994, S.33).
Die
meisten Leute sind nach der Einnahme von Ecstasy sehr erschöpft. In
Anbetracht der Umstände, in denen es konsumiert wird, ist dies nicht weiter
erstaunlich. In einer „durchgetanzten" Nacht, in einer Disco mit
wahrscheinlich wenig Frischluftzufuhr, entstehen für den Körper
Belastungen, die er in dieser Form nicht gewohnt ist. Auch die Psyche ist in
einer solchen Nacht aktiver als sonst. Der fehlende Schlaf kommt noch dazu.
Dieser „Kater" kann allerdings abgeschwächt werden, indem man den
Konsum anderer Drogen wie Alkohol oder Amphetamine vermeidet und nach der Party
genug schläft. Auch Vitamine sollen helfen, genauso wie der Verzehr von
Nahrungsmitteln wie Obst usw..
Andere häufige Nachwirkungen sind
erschöpfte oder steife Gliedmaßen vom Tanzen (Muskelkater). Manchmal
kann es zu Depressionen,Schlafstörungen oder Paranoia kommen, eher
vorkommend bei häugigem Gebrauch (siehe psychologische Folgen und
Komplikationen).
2.1.3 Wirkungsweise im Körper
Im folgenden Kapitel beziehe ich, soweit nicht anders angegeben, auf den
Vortrag von Dr. Kuhlmann, gehalten auf der Fachtagung Ecstasy, am 17.02.1997.
Oral eingenommenes MDMA wird im Magen verdaut. Ein relativ kleiner
Teil erreicht über den Blutkreislauf das Gehirn und zwei Drittel werden
über die Nieren wieder ausgeschieden (vgl. Saunders, N., 1994, S.34). Um
die Wirkungsweise von MDMA zu erklären, wird im folgenden erstmal die
normale, das heißt von Drogen unbeeinflußte Reizübertragung
bzw.-verarbeitung im menschlichen Gehirn erläutert.
Die Funktionen des menschlichen Gehirns basieren auf dem Zusammenspiel von
ungefähr 100 Milliarden Nervenzellen, welche Neurone genannt werden. Diese
Neuronen besitzen besondere Fortsätze, sog. Dendrite, über die das
Verarbeiten und Weiterleiten von Informationen abläuft. Eine für die
Wirkungsweise von MDMA besondere Rolle spielen dabei die Kontaktstellen zwischen
den Nervenzellen, die sog. Synapsen. Jede einzelne der Nervenzellen verfügt
nämlich über ca.100.000 Eingangskontakte und 10.000 Ausgangssynapsen,
so daß sich sich ein unglaublich feingeädertes Nervengeflecht bildet.
Wenn ein elektrisches Signal über ein Axon (Nervenzellen-Fortsatz) zu dem
synaptischen Spalt kommt, wird eine Ausschüttung spezieller chemischer
Botenstoffe (Neurotransmitter) bewirkt. Diese Botenstoffe befinden sich vor dem
Eintreffen des Reizes in den sich vor dem synaptischen Spalt befindenden
synaptischen Bläschen, die Vesikel genannt werden. Nun öffnen sich die
Bläschen und die Neurotransmitter überqueren den Spalt zwischen den
beiden Nervenzellen. Dort binden sie sich nach dem
„Schlüssel-Schloß-Prinzip" an spezifische Rezeptoren auf der
postsynaptischen Seite und bewirken dort eine Weiterleitung des elektrischen
Impulses. Die Botenstoffe werden anschließend entweder von speziellen
Enzymen wieder abgebaut, oder vom Neuron, das sie ausgeschüttet hat, wieder
aufgenommen, um für die nächste Reizübertragung bereit zu sein.
Im menschlichen Nervensystem kommt eine große Anzahl von
Neurotransmittern vor, z.B. Acetylcholin, Serotonin, Dopamin (vgl.
Linder-Biologie, 1983, S.202). MDMA entfaltet seine Wirkung an einem bestimmten
Botenstoff im Gehirn, dem Serotonin (oder 5-Hydroxytryptamin; 5-HT). Zwar
ließ sich in Tierversuchen (Ratte) nachweisen, daß MDMA auch im
dopaminergen System eine Wirkung hat (vermehrte Ausschüttung von Dopamin),
allerdings ist die dopaminerge Komponente im Wirkungsspektrum wesentlich
geringer als die serotonerge (vgl. Thomasius, R. in Rabes, M / Harm, W., 1997,
S.46).
Das serotonerge System gilt als das ausgedehnteste Botenstoffsystem
im Säugergehirn. Obwohl es nur eine vergleichsweise geringe Anzahl von
serotonergen Nervenzellen gibt, führen deren Fortsätze in fast alle
Regionen des Gehirns. Zu den Funktionen des Gehirns, an denen das serotonerge
System beteiligt ist, gehören solch wichtige wie das Eßverhalten, die
Wahrnehmung von Schmerz, hormonelle Funktionen, das Schlaf/Wachverhalten, die
Temperatur-und Kreislaufregelung, Emotionen sowie die sexuelle Aktivität.
Im Stoffwechsel serotonerger Nervenzellen wirkt Ecstasy als indirekter
Serotonin-Agonist. Es bewirkt eine vermehrte Freisetzung von Serotonin, wobei es
gleichzeitig die Nervenzellen daran hindert, die Botenstoffe wieder aufzunehmen.
Durch diesen Effekt wird die Erregungsübertragung verstärkt, was sich
in der stimulierenden Wirkung von Ecstasy niederschlägt und oft als
Steigerung der psychophysischen Leistungsfähigkeit empfunden wird.
Allerdings verhält es sich so, daß dem Organismus diese vermeintliche
Steigerung der Leistungsfähigkeit nur vorgespielt wird, da vegetative
Funktionen wie Blutdruck und Körpertemperatur durch den Anstieg des
Serotonin-Spiegels ebenfalls steigen. Nach der MDMA-bedingten starken
Erhöhung der Serotonin-Freisetzung fällt die Serotonin-Konzentration
im Gehirn langanhaltend ab.
2.1.4 Auswirkungen des Ecstasy-Konsums in physischer und psychischer
Hinsicht
Auswirkungen in physischer Hinsicht
Tierversuche, sowohl an Affen als
auch an Ratten, haben bewiesen, daß nach einer einmaligen Applikation von
MDMA die Serotonin-Konzentration längerfristig vermindert ist, wobei diese
Verminderung bei den Versuchstieren stark vom Alter abhängig ist.Je
älter die Tiere waren, desto langfristiger war die Absenkung der
Serotonin-Konzentration (vgl. Lohmann, Dr. H., 1997, S.5).
Einer der wichtigsten Effekte langfristiger Applikation von Ecstasy ist die
Degeneration serotenerger Nervenfasern im Gehirn, die parallel zur bereits
beschriebenen Verminderung der Serotonin-Konzentration beobachtet wird. Nach
Lohmann bewirkt eine Verabreichung von Ecstasy bei allen bisher untersuchten
Säugetierarten (Ratten, Katzen, Affen) nach zwei Wochen zu einer massiven
Degeneration der dünnen Serotoninfasern. Allerdings ist das Ausmaß
der Degeneration stark abhängig vom jeweils untersuchten Gehirnareal.
Während es im sog. Hypothalamus und im Globus Pallidus zu einer
Regeneration kommt, bleibt die Degeneration im cerebralen Cortex auch nach 12-18
Monaten bestehen. Relativiert werden diese auf den ersten Blick erschreckenden
Ergebnisse meiner Meinung allerdings, wenn man sich die Versuchsanordnung
genauer betrachtet. Das MDMA wurde subcutan (unter die Haut) injiziert, und zwar
eine Dosis von 2 mal täglich 5mg/kg Körpergewicht über vier Tage.
5mg/kg Körpergewicht entspräche einer Dosis von ca.400mg bei einer
80kg schweren Person, und dies zweimal am Tag, also einer Dosierung, die
jeglicher Vernunft oder „Safer-use"-Regel widerspräche, wenn man, wie
oben beschrieben von einer für einen E-Rausch benötigten
Wirkstoffmenge von ca.100mg ausgeht. Dazu kommt noch die in der Praxis so gut
wie nie vorkommende subcutane Applikation, so daß viel mehr Substanzmenge
das Gehirn erreicht als es bei einer oralen Einnahme der Fall ist. Mir
persönlich scheint diese Untersuchung ziemlich praxisfremd zu sein, auch
wenn sich sicherlich die Tendenz zu Gehirnschädigungen ablesen
läßt (vgl.auch Märtens, P. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.
196).
Faßt man die Wirkung von Ecstasy im zentralen Nervensystem
zusammen, läßt sich folgendes festhalten:
Ecstasy-Konsum
führt zu einer starken Erhöhung der Serotoninfreisetzung, was
Veränderungen im Verhalten, den vegetativen Funktionen und der kognitiven
Leistungsfähigkeiten bewirkt. Unter ungünstigen Bedingungen
können diese Wirkungen letal sein. Langfristige toxische Auswirkungen durch
den Konsum gelten als gesichert (Verminderung der Serotonin-Konzentration,
Degeneration serotonerger Fasern im Gehirn). Durch chronischen Gebrauch von
Ecstasy kann es- aufgrund des Serotoninmangels- zu Verhaltenveränderung in
Form von Depressionen und Angstzuständen kommen (s.u.).
„Qualitativ ist Ecstasy-Konsum mit einem großen Risiko
verbunden, welches sich aber aufgrund mangelnder längerfristiger
Untersuchungsergebnisse quantitativ nicht definitiv festmachen läßt."
(Lohmann, Dr. H., eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, 1997).
Auswirkungen in psychischer Hinsicht
In den letzten Jahren wurde in der
wissenschaftlichen Literatur immer häufiger über UserInnen
geschrieben, die im Zusammenhang mit Ecstasy psychiatrisch erkrankten. Auch
gehen immer wieder Meldungen über solche Erkrankungen durch die
Tagespresse:
„Dr.Ulricke Ullrich, Leiterin des sozialpsychiatrischen
Dienstes beim Gesundheitsamt, registrierte allein in den ersten vier Wochen des
neuen Jahres vier Fälle mit psychiotischen Krankheitsbildern, die eine
Behandlung im Aplerbecker Landeskrankenhaus notwendig machten"
(vgl.
Ruhr-Nachrichten v. 21.02.97).
Die direkten Kausalzusammenhänge sind
allerdings selten bis nie eindeutig gesichert, da in fast allen Fällen
zusätzlich zu MDMA auch andere Drogen konsumiert wurden. Auf jeden Fall
muß zwischen akut auftretenden psychiatrischen Komplikationen, die mit dem
Nachlassen der Rauschwirkung wieder weggehen, und anhaltenden psychiatrischen
Folgeerkrankungen unterschieden werden. Die am häufigsten erwähnten
anhaltenden Folgeerkrankungen sind atypische und paranoide Psychosen. Zu den
atypischen Psychosen gehören Störungen wie Affektverflachung und
Kontakt - bzw. Denkstörungen, zu den paranoiden zählt man Verfolgungs
- und Beziehungswahn. Diese Psychosen können entweder spontan ausheilen
oder sie chronifizieren. Des weiteren wurden depressive Symptome,
Panikstörungen, Depersonalisationssyndrome und unterschiedliche
Verhaltensauffälligkeiten wie unangemessener Leichtsinn oder
Selbstüberschätzung beobachtet.
Ein wesentlicher Faktor bei diesen
Erkrankungen ist nach heutigem Kenntnisstand die jemals konsumierte Menge an
Reinsubstanz, welche man als kumulative MDMA-Gesamtdosis bezeichnet.
Außerdem weisen fast alle psychiatrisch erkrankten Personen zyklische
Gebrauchsmuster auf, d.h. der Gebrauch von Ecstasy fand schon über einen
längeren Zeitraum mit festen Intervallen, meist von Wochenende zu
Wochenende, statt.
„Fast ausnahmslos hatten sie [ Personen, bei denen
psychiatrische Komplikationen auftraten, d. Verf.] eine kumulative Gesamtdosis
von 40-50 Tabletten (...) eingenommen. Berichte über Patienten, bei denen
sich bereits nach erstmaliger Einnahme von MDMA psychiatrische Komplikationen
herstellten, sind die Ausnahme."
(Thomasius, R. in Rabes, M. / Harm, W.,
1997, S.52).
Eine psychiatrische Erkrankung wird außerdem noch von
anderen Faktoren begünstigt. Zu nennen sind hier eine fortwährende
Tendenz zur Überdosierung sowie eine schon vorher bestehende
Vulnerabilität (Anfälligkeit) für psychische Störungen.
Für die Theorie der Vulnerabilität spricht, daß sowohl in der
Biographie als auch bei engen Familienangehörigen Hinweise auf
psychiatrische Erkrankungen vorkamen (vgl. Thomasius, R. in Rabes, M. / Harm,
W., 1997, S.52). Allerdings ist die Vulnerabilität keine notwendige
Bedingung für eventuelle Komplikationen; es liegen Berichte über
UserInnen vor, bei denen sich Komplikationen auch ohne dazu bestehende
Neigung entwickelt haben.
Eine weitere offene Frage ist die nach der
Bedeutung und Auswirkung von gleichzeitigem Beigebrauch anderer Rauschmittel.
Während z.B. manche Wissenschaftler davon ausgehen, daß der
Cannabiskonsum die Gefahr einer psychotischen Folgewirkung birgt, fanden die
Autoren des Buches „XTC und XXL" in ihrer „Gesamtsicht keine
Anhaltspunkte für diese Hypothese (vgl.Thomasius, R. in Rabes, M / Harm,
W., 1997, S.52).
Wenn sich bei Personen, die Ecstasy über einen
längeren Zeitraum und in nicht geringen Mengen konsumieren, psychiatrische
Komplikationen zeigen, dann passiert dies infolge eines komplexen dynamischen
Prozesses. Hier wäre zu einfach, ein normales Ursache-Wirkung-Konzept
anzusetzen, und den Ecstasy-Konsum losgelöst von dem sozialen Umfeld der
jeweiligen Person zu sehen. Die Gruppe der Ecstasy-Benutzer ist keineswegs
homogen. Eine psychische Komplikation sollte also nicht nur in Hinblick auf
einen eventuellen E-Mißbrauch untersucht, sondern auch unter
Berücksichtigung des sozialen Kontextes gesehen werden (vgl. Thomasius, R.
in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.52).
2.1.5 Suchtpotential von MDMA
Der Begriff der Sucht ist ein weites Feld. Fast jeder Mensch hat eine
unterschiedliche Auffassung davon, und so verschieden sind auch die Definitionen
dazu. Eine Definition soll hier im Vorfeld dieses Kapitels vorangestellt werden.
Der DSM-3-R (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen)
verwendet anstatt des Begiffes "Sucht" „Abhängigkeit". Eine
Substanzabhängigkeit wird hier wie folgt beschrieben:
„ (...) ein
Komplex kognitiver, verhaltensspezifischer und körperlicher Symptome, die
eine herabgesetzte Kontrolle über den Gebrauch psychotroper Substanzen
(Mittel, die das zentrale Nervensystem beeinflußen) anzeigen und auf einen
fortgesetzten Mißbrauch der Substanz trotz negativer Auswirkungen
hinweisen" (ebd., 1991, S.212).
Normalerweise werden die Begriffe „Sucht" und
„Abhängigkeit" für ein und denselben Zustand gebraucht.
Allerdings muß beachtet werden, daß sie nicht ein und dasselbe sind.
Während eine Abhängigkeit von bestimmten Sachen, Dingen oder Personen
(Motorrad, Musik, Fernsehserien, Lebenspartner) durchaus normal ist,
verhält es sich mit der Sucht anders. Nach Scheerer ist Sucht „...per
definitionem am Extrem angesiedelt. Wenn eine Abhängigkeit schwächer
wird, bleibt sie immer noch Abhängigkeit. Doch wenn eine Sucht
schwächer wird, verliert sie ihren Charakter als Sucht und verschwindet im
Meer der Abhängigkeiten (ebenda, 1995, S.31).
Innerhalb der
Abhängigkeit muß zwischen der körperlichen und der seelischen
unterschieden werden. Körperliche Abhängigkeit zeichnet sich durch
Entzugserscheinungen mit physischen und psychischen Symptomen nach Absetzen der
Droge aus. Der Körper reagiert auf das Ausbleiben der speziellen Substanz
mit Zittern, Übelkeit oder Schweißausbrüchen, daher kann
körperliche Abhängigkeit auch medizinisch festgestellt werden (EEG,
EKG). Des weiteren entwickelt sich eine pharmakologische Toleranz, die einen
ständigen Zwang zur Dosissteigerung zur Folge hat.
Psychische
Abhängigkeit hingegen zeichnet sich durch sehr, sehr starkes, manchmal
unwiderstehliches Verlangen nach ständiger oder periodischer Einnahme der
speziellen Substanz aus. Das Verlangen ist darauf gerichtet, sich ein mit der
Droge verbundenes Lustgefühl zu verschaffen, oder ein ohne die Droge
auftretendes Mißgefühl zu vertreiben.
Laut der MDMA-Forscherin C.
Weigle lassen sich in der medizinischen Literatur keine Hinweise darauf finden,
daß der Konsum von Ecstasy eine physische Abhängigkeit zur Folge hat.
Dies wird dadurch begründet, daß sich weder eine Dosiserhöhung
noch Entzugserscheinungen feststellen lassen. Bei chronischem Gebrauch von MDMA
ohne ausreichende Pausen dazwischen nehmen die positiven, erwünschten
Wirkungen der Droge ab, während die negativen, unerwünschten zunehmen.
Obwohl es zu keinen Entzugserscheinungen kommt, kann bei
übermäßigem Konsum eine Toleranz gegenüber MDMA auftreten
Toleranzentwicklung heißt, daß sich der Körper an eine Substanz
gewöhnt und zur Erzielung der gleichen Wirkung eine höhere Dosis
benötigt wird. Der niederländische Ecstasy-Forscher A. De Loor geht
daher davon aus, daß bei kontrollierten Benutzern gegen diese
Toleranzentwicklung und die damit einhergehende Dosiserhöhung eine
„eingebaute Sperre" im Gebrauch von Ecstasy vorhanden sei. Wenn ein
Gebraucher aufgrund zu hoher Frequenz der Einnahme oder zu hoher Dosierung keine
angenehmen Erfahrungen mehr macht und stattdessen die negativen Nebenwirkungen
wie das „sich ausgezehrt-Fühlen" in den Vordergrund treten, stellen
sie seiner Meinung nach den Konsum für eine gewise Zeit ein.
„In der Regel, d.h. bei Leuten, welche die volle MDMA-Wirkung
haben wollen, wirkt die eingebaute Sperre. Durch den Aufbau einer
pharmakologischen Toleranz dauert es Tage, bis die spezifische Wirkung von MDMA
wieder auftritt, und man muß einige Wochen warten, bis die erstmalige
optimale Wirkung wieder erreichbar ist."
(Schroers, A., 1996, S.36).
Für User, die die empfohlenen Regenerationsphasen nicht einhalten und
lediglich den energetisierenden Effekt von Ecstasy nutzen wollen, nimmt dieser
Regulations- und Schutzmechanismus keine Bedeutung ein. Diese User könnten
statt MDMA genausogut Speed konsumieren, da bei einer hochfrequenten Einnahme
die empathischen Effekte verschwinden. Wenn Konsumenten allerdings dazu
übergehen, die früher als gut erlebten Wirkungen, die aufgrund einer
Toleranzentwicklung nicht mehr in der gewünschten Form auftreten, durch
Dosissteigerung oder Beikonsum von anderen Drogen wieder zu bekommen, kann dies
durchaus ein Hinweis auf eine bestehende psychische Abhängigkeit von
Ecstasy oder den anderen Drogen sein.
Eine eventuelle psychische
Abhängigkeit ist meiner Meinung nach ein schwerwiegenderes als die
physische. Körperliche Entzugserscheinungen sind in den meisten Fällen
nach ca.zwei Wochen überwunden (z.B. Heroin), während eine psychische
Abhängigkeit von ihrer Anlage her komplexer ist. Gerade bei einer Droge wie
Ecstasy, die einen Menschen frei und unbefangen mit seinen Gefühlen umgehen
läßt, einen anspornt und immer wieder zu geistigen oder emotionalen
„Höhenflügen" verhelfen kann, ist es für den langfristigen
Gebraucher schwierig, seinen Drogenkonsum objektiv zu betrachten und zu
bewerten. Doch gerade dies ist für ihn wichtig, da er nur so erkennen und
realisieren kann, welche Bedürfnisse er durch seinen Konsum befriedigt, und
wie er es schaffen kann, diese auch ohne die Einnahme von Ecstasy zu
befriedigen.
„Dabei besteht das Problem, daß es
zunächst einfacher erscheint, Gefühle z.B. mit einer Pille
hervorzubringen oder zu beseitigen als sich damit auseinanderzusetzen."
(Wirth, N., 1996, S.22).
Ich denke, daß man bei der Beantwortung
der Frage des Suchtpotentials von Ecstasy wichtige Faktoren beachten muß.
Zum einen die Frage, von welcher Konsumentengruppe die Droge gebraucht wird und
zum anderen zu welchem Zweck sie eingesetzt wird. Von vielen Leuten wird Ecstasy
benutzt, um im Freundeskreis zu Hause oder in der Natur ein bereits vorhandenes
Gefühl des Vertrauens oder von Nähe untereinander noch zu
verstärken, tiefgehende Gespräche zu führen, oder ein
schönes und nicht alltägliches Erlebnis zu teilen. Bei dieser Art des
Gebrauchs wird die Droge als Katalysator verwendet. Zu dieser Form des
kontrollierten Gebrauchs sind auch Leute zu zählen, die MDMA verwenden, um
einen tiefergehenden Einblick in ihre Emotionen zu bekommen. Hier ist das
Mißbrauchspotential eher gering, wie es auch die Studie von Beck aus
dem Jahr 1990 belegt, in der eine soziologische Untersuchung über
MDMA-Konsumenten zusammengefaßt wird:
"Deshalb kommt auch diese Studie
zu dem Ergebnis, daß MDMA ein relativ geringes Mißbrauchspotential
besitzt. Unter der derzeitigen MDMA-Population ist es sehr selten, daß
jemand auf Dauer einen problematischen und mißbräuchlichen Gebrauch
von MDMA beibehält." (Weigle, C., 1992, S.25).
Demgegenüber
stellen Raver eine spezielle Gruppe unter den Ecstasy-Konsumenten dar, da der
Gebrauch von Ecstasy hier in das gesamte Erlebnis einer Techno-Party, mit allem,
was dazu gehört (laute Musik, Lichter, Menschen) eingebettet ist. Das
Tanzen und die Wirkung der Droge werden zusammen als eine Einheit empfunden, so
daß es schwierig bis unmöglich erscheint, diese Dinge getrennt
voneinander zu betrachten. Für viele Raver ist der Besuch einer Party mit
dem gleichzeitigen Konsum und Genuß von Ecstasy so sehr zur Gewohnheit
geworden, daß sie die sich zwangsläufig einstellenden Nebenwirkungen
wie Niedergeschlagenheit und Schlappheit zu Wochenbeginn billigend in Kauf
nehmen. Bei dieser Form des Gebrauchs ist auch die Wahrscheinlichkeit des
Ausweichens oder Beigebrauchs anderer Drogen sehr hoch. In diesem Verhalten kann
man eine starke Tendenz zur psychischen Abhängigkeit erkennen, obwohl es
aber keine reine Ecstasy-Abhängigkeit ist, sondern vielmehr eine
„Party-und Erlebnisabhängigkeit" in starkem Zusammenhang mit Ecstasy.
„Wenn du Ecstasy an einer Party nimmst, ist es untrennbar verbunden
mit dem Groove, der Stimmung und der Musik, sagt Valerie. Süchtig mache
nicht Ecstasy, sondern der Rhythmus: Du willst die Party am Samstag haben, du
willst die Droge, die Musik das Licht, die Leute, die Stimmung - alles zusammen
macht süchtig."
(Saunders, N., 1994, S.272)
Reiner Domes von Eve
& Rave geht davon aus, daß es in der Techno-Szene um Party- und
Erlebnissucht geht, wobei dahinter allerdings das Gefühl stehe, ohne die
Drogen nicht mehr „richtig" feiern zu können oder aber adäquaten
Spaß zu haben. Außerdem wird von vielen Ecstasy konsumierenden
Partygängern berichtet, daß die Diskrepanz zwischen euphorischem und
exzessivem Partyleben und trister Alltagswelt nur schwerlich auszuhalten sei
(vgl. Schroers, A., 1996, S.36).
2.2 Ecstasy und damit in Verbindung gebrachte Todesfälle
Immer wieder geistern Berichte von an den Folgen des Ecstasy-Konsums
verstorbenen Personen durch die Tagespresse. Die meisten dieser in der Regel
überzogenen Darstellungen überzeugen weniger durch fachliche Kompetenz
als vielmehr durch ihre Panikmache . So wird eine notwendige sachliche
Diskussion unnötig erschwert. In diesem Kapitel soll ausgehend von einigen
Beispielen dieser „Pressearbeit" der Frage nachgegangen werden, welchen
Einfluß Ecstasy auf die Verstorbenen hatte.
„Sie sehen
ganz harmlos aus, aber schon eine Ecstasy-Pille kann tödlich sein."
(Zeitschrift TV-NEU, 16.04.1996, S.6)
„Ecstasy - Russisches Roulette,
Selbstmorde, Unfalltote, Vergiftungen- die schicke Partydroge hat tragische
Folgen." (Zeitschrift FOCUS, 42/1995)
„Ecstasy - So gefährlich
ist die Wochenend-Droge...Ja, E ist ein Killer." ( BILD-Zeitung, 18.01.1997)
„Ecstasy - Berlins erster Toter." ( BILD-Zeitung, 26.05.1995 )
In
der wissenschaftlichen Literatur der Jahre 1989-1995 sind mindestens 53
Fälle über ernsthafte medizinische Komplikationen infolge eines
MDMA-Gebrauchs veröffentlicht worden, in mindestens 14 Fällen mit
tödlichem Ausgang (vgl. Thomasius, R., in Rabes, M. / Harm, W., 1997,
S.54). Die am häufigsten vorkommende Komplikation ist eine Störung der
Körpertemperaturregelung. Dies wird neben dem Einfluß von MDMA auf
den Körperstoffwechsel mit den langen Aufenthalten der Konsumenten in
überhitzten und schlecht belüfteten Clubs, dem erhöhten
Flüssigkeitsverlust sowie unzureichender Flüpssigkeitszufuhr in
Verbindung gebracht. Sehr oft wird die Temperaturerhöhung von einer
Blutgerinnungsstörung begleitet, die sich in Magenblutungen
äußert. Das gleichzeitige Auftreten dieser beiden Komplikationen wird
in mindestens zehn Fällen beschrieben, wovon vier Fälle tödlich
verliefen. Allerdings ist das Krankheitsbild relativ unabhängig von der
eingenommenen Dosis, der nachgewiesene MDMA-Spiegel variierte bei den Patienten
recht stark (vgl. Thomasius, R., in Rabes, M. / Harm, W. 1997, S.54).
Auch Kreislaufdysregulationen werden häufig im Zusammenhang mit
Ecstasy erwähnt, obwohl es sich in den meisten Fällen um keine
lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbrüche handelt. In drei
Fallbeschreibungen ist über einen Herztod nach Ecstasy-Konsum berichtet
worden. Natürlich ist es heute sehr schwierig zu sagen, zu welchen Anteilen
die konsumierte(n) Droge(n) Anteil daran hatte(n).
Nach Schroers wurde bei
einer der Personen eine bereits vorher bestandene Verletzung der Koronar-Arterie
festgestellt.
"Die Einnahme der Pille brachte bei dieser Vorerkrankung
sozusagen das Faß zum Überlaufen."
(Schroers, A., 1996, S.23)
In zwei weiteren Fällen hatten die Personen zusätzlich zum
Ecstasy-Konsum extrem viel Alkohol getrunken. Herzprobleme im Zusammenhang mit
Ecstasy treten vor allem bei bereits vorhandenen Schädigungen dieses Organs
auf. In solchen Fällen ist von einem Ecstasy-Konsum unbedingt abzuraten.
Der Tod einer Person, die sowohl MDEA als auch MDMA konsumiert hatte, und
daraufhin an akutem Asthma verstarb, ist laut Fromberg darauf
zurückzuführen, daß diese Asthmaerkrankung nicht gut genug
behandelt wurde. Begünstigt werden können solche Komplikationen durch
die Tatsache, daß MDEA in hoher Dosis die Bronchialmuskulatur erschlaffen
läßt. So vermuten Dowling und andere
Autoren, die über
diesen Fall geschrieben haben, „daß eine Herzarythmie durch
Atemdepression den Asthmaanfall verstärkt hat und somit zum Tode
führte."
(A. Schroers, 1996, S.23).
Es werden auch
Unfälle im Straßenverkehr mit Ecstasy in Verbindung gebracht:
„An den langen Wochenenden fahren die Fans im Techno-Fieber von einer
Kult-Disco zur nächsten (...) Fehleinschätzung der eigenen mentalen
oder körperlichen Leistungsfähigkeit und vermindertes
Kritikvermögen provozieren einen Fahrstil mit Fahrfehlern beim Führen
eines Kraftfahrzeuges."
(vgl. DIE WELT, 22.08.1996).
Ob bei diesen
Unfällen Alkohol eine Rolle spielte, wird leider seltenst erwähnt. Ein
in diesem Zusammenhang ungünstiger Einflußfaktor ist die Tatsache,
daß die Raver in den frühen Morgenstunden, in denen die meisten
dieser Unfälle passierten, oftmals schlichtweg übermüdet sind,
was sich natürlich negativ auf die Fahrtüchtigkeit auswirkt. Einer
aktiven Teilnahme am Straßenverkehr ist nach Ecstasy-Konsum natürlich
absolut abzuraten, aber die passierten Unfälle sollten doch näher
beleuchtet werden.
Die Meldung von „Berlins erstem Ecstasy-Toten", die
einen Monat lang für große Aufregung gesorgt und einen Medienrummel
ausgelöst hatte, wird in einem Bericht der Tageszeitung vom 24./25.06.1995
relativiert. Der verstorbene Andreas S. war bis ein Jahr vor seinem Tod
Leistungssportler und hörte dann sehr abrupt mit dem Schwimmen auf, ohne
seinen Körper langsam abzutrainieren, wie es in so einem Fall notwendig
gewesen wäre. Daraus resultierten eine Herzschwäche sowie
Kreislaufprobleme, mit denen der Tote auch schon vor dem Ecstasy-Konsum Probleme
hatte. „...Andreas klagte häufiger über Kreislaufprobleme und
Schwindelanfälle..."(TAZ, 24./ 25.06.1995).
Durch solche schlecht
recherchierten Pressenachrichten lassen sich auch immer wieder Politiker zu
unreflektierten Aussagen hinreißen, die eine neutrale Diskussion der
Thematik unnötig erschweren:
„Die Senats-Drogenbeauftragte
Elfriede Koller hielt es damals sogar für erwiesen, daß Ecstasy so
gefährlich sei wie Heroin oder Kokain. Von Hardlinern der Drogenpolitik
wurde gefordert, das „Legalisierungsgefasel über sogenannte weiche
Drogen" nun endlich zu beenden."
( TAZ, 24. / 25.06.1995).
Zusammenfassend läßt sich zur Thematik von Krankheits-und
Todesfällen mit Ecstasy sagen, daß die jeweils individuellen
Begleitumstände genau durchleuchtet werden sollten, damit keine voreiligen
und falschen Schlußfolgerungen gezogen werden. Mit der Einnahme von
Ecstasy sind gewiß auch körperliche Risiken verbunden, doch gibt es
wenig aufgezeichnete Fälle von Erkrankungen durch die Droge, die ganz
allein auf sie zurüchzuführen sind. Die eingenommene MDMA-Dosis
scheint eine geringere Bedeutung zu haben als die individuelle
Vulnerabilität (vorbestehende körperliche Grunderkrankungen, bereits
bestehende Anfälligkeit für psychiatrische Komplikationen,
Allgemeinverfassung und Ernährungszustand, eventueller Mischkonsum usw).
Ein weiteres Problem ist, daß sich der bisherige Kenntnistand auf
Kasuistiken bezieht. Es ist nicht möglich, diese Ergebnisse auf alle
MDMA-Gebraucher zu übertragen. Es besteht bisher noch ein großes
Defizit an großangelegten Studien über Suchtverläufe und
gesundheitsschädigende Verhaltens-und Persönlichkeitsmerkmale. Hier
wird die Forschung in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag zu
leisten haben. Deutlich wird allerdings die Bedeutung und Notwendigkeit der sog.
„Safer-use"-Regeln, auf die jeder verantwortungsbewußte User Wert
legen sollte.
[<<zurück nach oben]
3. Gängige
Party - und Designerdrogen
Zwar ist dies eine Ausarbeitung zum Thema Ecstasy, doch der Mischkonsum mit
anderen Drogen oder Substanzen, auf den an späterer Stelle noch eingegangen
wird, nimmt immer mehr zu. Deshalb erscheint es mir sinnvoll und notwendig,
einen kurzen Überblick über die am meisten konsumierten anderen Drogen
und die Auswirkungen des gleichzeitigen Konsums von Ecstasy zu geben.
Amphetamine / Speed
In ihren pharmakologischen Wirkungen gleichen
Amphetamine dem körpereigenen Stoff Noradrenalin. Estmals synthetisiert
wurde Amphetamin 1887 von dem Chemiker Edelano und in verschiedenen
Inhalationspräparaten zur Schnupfenbehandlung benutzt. Amphetamine
stoßen derzeit auf eine außerordentliche gesellschaftliche
Akzeptanz, werden dementsprechend häufig konsumiert und sind in Europa die
wichtigsten Grundstoffe für die Produktion von Designerdrogen.
Zumeist
werden sie als Tabletten, Kapseln und vor allem in Form von weißem Pulver
verkauft (vgl. Wilkens, W., 1995, S.42).
Amphetamine und Metamphetamine
(1934 erstmalig deriviert, im Wirkungspotential stärker als Amphetamine)
wirken sich leistungssteigernd aus und fördern Wohlbefinden, Zufriedenheit
und Gelassenheit. Sie steigern das Selbstvertrauen, die Motivation sowie die
Leistungsfähigkeit. Das Hungergefühl fällt fast gänzlich weg
und das Schlafbedürfnis wird vehement reduziert.
Unangenehme
Nebenwirkungen sind bei höherer Dosierung Unruhe, Nervosität,
Gereiztheit sowie auf körperlicher Ebene hoher Blutdruck und eine stark
erhöhte Herzfrequenz. Die Wirkung hält bis zu 15 Stunden und
länger an und wird von Müdigkeit, Erschöpfung und
„Katerstimmung" abgelöst.
Speed gehört zur Gruppe der
Amphetaminderivate, genauer zur Untergruppe der Phenylethylamine, deren
Stammsubstanz der vom Meskalin bekannte Wirkstoff Trimetholxyphenyl ist. Es
läßt sich verhältnismäßig einfach herstellen.
„Aus legal käuflichen Chemikalien für ca.450,- DM
läßt sich in einem entsprechenden Labor innerhalb von zehn Stunden
ein kg Metamphetamin mit einem Wert von ca.150000,- DM produzieren."
(Wilkens, W., 1995, S.45).
Die Zusammensetzung von Speed sieht in der
Regel folgendermaßen aus:
25% Metamphetamin
15% Amphetamin
15%
Ephedrin
15% Koffein
30% Verschnittstoffe (Milch - und Waschpulver)
Von seiner Wirkung her ist Speed dem Kokain ähnlich, deshalb wird es
oft dann konsumiert, wenn kein Kokain verfügbar ist. Außerdem ist
Speed bei längerer Wirkungsdauer wesentlich billiger ( Ein Gramm kostet
zwischen 20,- und 40,-DM) und leichter zu besorgen. Dies hat zur Folge,
daß es sehr weit verbreitet ist und in der Techno-Szene neben Ecstasy die
größte Akzeptanz erfährt. Der Dauerkonsum führt zum
körperlichen Zerfall, Immunschwäche, Infektionsanfälligkeit und
einem allgemeinen Gefühl des „Ausgebrannt-Seins", sowohl physisch als
auch psychisch.
Im Zusammenhang mit der bereits erwähnten
Unfähigkeit zum Schlafen nach Speed-Konsum kommt es häugig zu einer
Polytoxikomanie, da von den UserInnen dann häufig Beruhigungs-und
Betäubungsmittel eingenommen werden, um schließlich doch schlafen zu
können.
LSD
Lysergsäure-Diäthylamid (LSD) wurde 1938 vom Chemiker
Albert Hoffmann entdeckt. Die starke halluzinogene Wirkung entdeckte er aber
erst 1943, als er LSD in einem Selbstversuch testete. Allerdings wußte er
zu diesem Zeitpunkt noch nichts vom enormen Wirkungspotential dieser Droge, so
daß er die ca. 20-fache Menge der normalerweise für einen Rausch
benötigten Menge konsumierte und ein sehr schweres und intensives
Rauscherlebnis hatte. Für einen Rausch benötigt man lediglich 100
Mikrogramm, das sind nur 0,1 Milligramm, so daß ein Gramm LSD ausreichen
würde, um „...jeden Menschen einer kleinen Stadt mit 100.000
Einwohnern auf eine „LSD-Reise" zu schicken." (vgl. Schmidbauer / Scheidt,
1987 , S.217).
LSD gehört zur Gruppe der Indol-Tryptamin-Derivate, und es besteht
eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem weiter oben beschriebenen Serotonin.
Heutzutage ist es meistens in Form von Pappen und Löschpapier, auf die die
Lösung geträufelt wurde, oder als kleine Gelatineecken, den sog.
"Micros" erhältlich.
Akute Wirkungen des LSD-Trips sind erweiterte
Pupillen, ansteigender Blutdruck sowie nicht vorhandenes Schlafbedürfnis.
Als unangenehme Nebenwirkungen können Schwindelgefühle, Übelkeit
oder Brechreiz auftreten. Das eigentliche Rauscherlebnis ist stark von der
Dosierung und vor allem von der körperlichen und psychischen Verfassung des
Konsumenten abhängig. Schlechte Laune, Niedergeschlagenheit oder gar
Depressionen sind gerade bei LSD die denkbar schlechtesten
Konsumvoraussetzungen, da hier die Gefahr eines „Horror-Trips" rapide
ansteigt.
„Diese Horror-Trips gehen meist mit Panik, Todesängsten
und Wahnvorstellungen einher. Auch Überdosierungen können zu
„Horror-Trips" und psychotischen Episoden führen, wenn der Konsument
dafür anfällig ist."
(Wilkens, W., 1995, S.37).
Wenn Set und
Setting gut sind, beginnt sich die erwünschte Wirkung nach einer halben bis
dreiviertel Stunde einzustellen. Die Farbwahrnehmung, die Perspektiven und das
Körpergefühl beginnen sich zu verändern. Akustische und visuelle
Sinneseindrücke werden stark intensiviert wahrgenommen, immer wieder wird
von Konsumenten berichtet, daß sie unter dem Einfluß von LSD den
Eindruck hatten, die Musik fühlen zu können. Teilweise kommt es auch
zu Visionen oder Halluzinationen, In denen etwas ganz anders wahrgenommen wird,
als es tatsächlich gesehen wird. Formen und Konturen lösen sich auf,
beginnen ineinander überzugehen und zu zerfließen. Bei einem guten
Rausch kann dies sehr anregend und unterhaltsam sein, bei einem schlechten wirkt
es eher beunruhigend, und der Konsument wünscht sich, möglichst
schnell wieder „normal" zu sein (vgl. Schmidbauer / Scheid, 1987, S.218).
„LSD ist zur Zeit zusammen mit Ecstasy und Speed der große
Renner unter den Partydrogen".
( Wilkens, W., 1995, S.37).
Dies
ist meiner Meinung nach insofern bedenklich, da es gerade beim LSD-Konsum
bestimmte Regeln zu beachten gibt, die äußerst wichtig sind, aber
gerade von unerfahrenen oder jungen Party-Besuchern oftmals vernachlässigt
werden. So sind „set" und „setting" zwei ganz auschlaggebende
Faktoren für die zu erwartende Wirkung jeder Droge im allgemeinen und ganz
besonders bei LSD. Die Wichtigkeit dieser Faktoren wird oft unterschätzt,
so daß es immer wieder zu Situationen kommt, wie sie u.a.von Lennart
Grube, Mitarbeiter der DROBS in Hannover beschrieben werden:
„Da kommt
ein 15 - jähriger (!) zu uns in den Bus [Die DROBS Hannover fährt mit
einem umgebauten Bus zu Parties und bietet Gespräche und Tips zum Safer-Use
an, Anm. d. Verf.] und sagt, er hätte seinen ersten Trip genommen, ihm
ginge es sauschlecht und wann das denn endlich mal wieder aufhören
würde."
(Eigenes Protokoll der Fachtagung „Ecstasy", 17.02.1997).
LSD ist eigentlich keine Partydroge, wie es auch das Safer-Use Info von Eve
& Rave schreibt. Gerade aufgrund der möglicherweise auftretenden
psychischen Nebenwirkungen sollte diese Droge (wenn überhaupt) in einer
ruhigen, angenehmen Umgebung (Natur, zu Hause) genommen werden. Außerdem
ist es sehr ratsam, daß beim Konsum eine Person zugegen ist, die sich mit
Drogen auskennt, aber selber nüchtern bleibt, um in eventuellen
Notfällen den Überblick behalten zu können oder einen
beruhigenden Einfluß auf den Konsumenten auszuüben.
„LSD
ist ein mega-heftiges Halluzinogen. Wenn man es schon nimmt, sollte man erstens
ein gewisses Alter und somit ein bißchen Lebenserfahrung haben (...), und
drittens ist es ratsam, Halluzinogene das erste Mal in einer Umgebung zu nehmen,
die einem vertraut ist und einen nicht mit Abermillionen Impulsen und Signalen
bombardiert. Ich denke da z.B. an eine Wiese o.ä.. Natürlich darf man
so etwas auch nicht alleine machen bzw. Dabei allein gelassen werden."
(Märtens, P. in Rabes M./ Harm, W., 1997, S.185).
MDA
MDA wurde bereits 1910 von den beiden Deutschen G. Mannisch und W.
Jacobson zum ersten mal synthetisiert, also zwei Jahre früher als MDMA.
Eigentlich sollte es als Mittel gegen Husten und Grauen Star eingesetzt werden,
kam aber nicht auf den legalen Arzneimittelmarkt. Um einen Effekt auf die
menschliche Psyche zu erzielen, wird eine Wirkstoffmenge von 80 mg benötigt
Charakteristisch für MDA ist die im Gegensatz zu MDMA stärkere
halluzinogene Wirkung, weshalb sie von einigen Konsumenten bevorzugt wird. Von
anderen Konsumenten hingegen wird die Wirkung als „weniger warm" und
„amphetaminähnlicher" beschrieben (vgl. Wilkens, W., 1995, S.55).
„Antriebssteigerung, Umtriebigkeit und innere Unruhe sollen bei MDA
vergleichsweise mehr im Vordergrund stehen."
(Nowoczyn, K., 1997, S.26).
In Tierversuchen hat sich herausgestellt, daß MDA neurotoxischer ist
als MDMA. Des weiteren besteht keine Kreuztoleranz zwischen diesen beiden
Drogen, „daß heißt, wenn man gegen eine der beiden Substanzen
durch zu häufigen Gebrauch eine Toleranz entwickelt hat, spürt man
trotzdem noch die Wirkung der anderen."
(Wirth, N., 1996, S.27)
MDE (MDEA)
Auch MDEA ist eine dem MDMA in der chemischen Struktur
verwandte Droge. Nachdem MDMA verboten worden war, erschien sie zum ersten Mal
auf dem Markt, was sie als eine echte Designerdroge ausweist. MDE und MDEA
wurden in Deutschland im Januar 1991, in den Niederlanden erst 2 ½
Jahre später in das BtMG aufgenommen.
Die Wirkungsdauer von MDEA ist
etwas kürzer als die des MDMA, sie beträgt etwa 2 bis 3 Stunden bei
einer benötigten Wirkstoffmenge von 100 bis 150 mg.
Physische und
psychische Effekte ähneln denen von Ecstasy, „jedoch sollen MDEA
teilweise die „kommunikativen", emotional „öffnenden" Wirkungen
fehlen und die beruhigenden Anteile der Drogenwirkung stärker
ausgeprägt sein."
(Nowoczyn, K., 1997, S.27).
Auch zwischen MDEA
und MDMA besteht keine Kreuztoleranz. Die bei Tierversuchen nachgewiesenen
Gehirnschädigungen konnten bei MDEA bisher nicht gefunden werden,
„obwohl die beispielsweise in einer Studie verabreichte Dosis einer
Drogeneinnahme von einmalig 3,2 kg bei einem durchschnittlichen Erwachsenen
entsprochen hätte." (Nowoczyn, K., 1997, S.28)
3.1 Auswirkungen von Mischkonsum
Ohne Zweifel ist Ecstasy die beliebteste Droge der Konsumenten auf
Techno-Parties, weil es zum einen das Harmoniegefühl der Leute
untereinander stärkt und zum anderen die zum langen Tanzen notwendige
Leistungsfähigkeit gibt. Die gemessen an der Zahl der Gebraucher und
konsumierten Pillen vergleichsweise wenigen schweren Zwischenfälle mit
Ecstasy bestätigen sowohl die relativ geringe Toxität der Stoffe als
auch den recht verantwortungsvollen Umgang der Konsumenten mit der Droge.
Allerdings zeichnet sich eine zunehmende Tendenz zu einem ansteigenden
Mischkonsum immer deutlicher ab, sei es um der Toleranzentwicklung
gegenüber MDMA entgegenzuwirken oder sich auf der Suche nach neuen,
heftigeren „Kicks" weiterer Substanzen und Stoffen zu bedienen (vgl.
Wardle, 1995, S.84). War zum Beispiel Alkohol eine lange Zeit unter den
Partybesuchern verpönt, wird die Techno-Szene in letzter Zeit mit
alkoholhaltigen Getränken im wahrsten Sinne des Wortes überschwemmt.
Bei Drogenkombinationen kann es zur Addierung oder sogar Potenzierung der
verschiedenen Einzelwirkungen kommen, was den Körper zusätzlich
belastet.
„Mischkonsum ist grundsätzlich sehr kritisch zu
betrachten, da sich die Risiken und gegenseitigen Reaktionsweisen nicht
abschätzen lassen, wenn verschiedene, oft verunreinigte Drogen im
Körper miteinander kämpfen."
(Wirth, N., 1996, S.28).
Drogenkombinationen bergen ein nicht absehbares Gefahrenpotential, welches
gleichzeitig die Ursache der meisten Todesfälle im Zusammenhang mit
Techno-Parties war. In diesem Kapitel soll auf die Gefahren der verschiedenen
Drogenkombinationen eingegangen werden.
Ecstasy und Speed
Neben dem Beigebrauch von Alkohol ist diese
Kombination die wohl am häufigsten vorkommende. Besonders Leute, denen die
aufputschende Wirkung von Ecstasy nicht ausreicht, nehmen gerne „ein paar
Näschen" nebenher. Vor allem wenn sich aufgrund einer Toleranzentwicklung
die entaktogenen Wirkungen von Ecstasy nicht mehr einstellen, wird schnell zu
dem Amphetaminderivat gegriffen. Ein weiterer Grund für den ansteigenden
Speed-Konsum ist die Tatsache, daß hier der aufputschende Effekt erhalten
bleibt, wenn der Konsument entsprechend der entwickelten Toleranz die Dosis
erhöht. Es besteht also keine „eingebaute Sperre" wie beim MDMA, die
den Gebraucher durch das Nicht-mehr-Eintreten der Wirkung vor zu häufigem
Gebrauch schützt.
Die Kombination dieser beiden Substanzen ist deshalb
so problematisch, weil sich die Effekte im Körper potenzieren, wodurch der
Organismus stark belastet. Wird. Die Schwelle zur Überdosierung wird
schnell erreicht, so daß die körperlichen Begleiterscheinungen
(Herzrasen, Kollaps) ebenso schnell auftreten können. Die Meinungen
über die psychische Wirkung dieser Kombination sind geteilt:
„Einige KonsumentInnen behaupten, mit Speed halte die
Ecstasy-Erfahrung länger an, andere berichten, daß die feine,
einfühlsame Wirkung von Ecstasy hierdurch verlorenginge."
(Schroers,
A., 1996, S. 29)
Ecstasy und Alkohol
Wie schon weiter oben gesagt, war
der gleichzeitge Genuß von Alkohol zusammen mit Ecstasy lange Zeit
verpönt. Alkohol galt als „Spießer- und Pennerdroge" und wurde
kaum konsumiert. Diese Grundeinstellung hat sich in letzter Zeit deutlich
geändert, der Alkoholkonsum nimmt zu. U.a. haben auch trickreiche
Werbestrategien, die genau auf die finanzkräftigen 18-25-jährigen
Besucher von Techno-Parties gemünzt waren, zu diesem Umschwung geführt
(vgl. Rabes, M., 1995, S.18). Da der Alkoholindustrie deutlich wurde, daß
bei diesen finanzkräftigen, potentiellen Kunden (noch) kein Geschäft
zu machen war, mußten sie für Alkohol ein neues Image finden, das zu
der leistungsorientierten Zielgruppe paßte. Ergebnis solcher
Überlegungen sind immer mehr alkoholische Getränke, die angefangen
beim Design (keine langweilige Bier-oder altbekannte Schnapsflaschenform,
sondern futuristisch oder medizinisch anmutende Flaschendesigns) bis hin zu den
Inhaltsstoffen (neben Alkohol z.B. Guarana oder Vitaminkombinationen) schamlos
auf die Techno-Generation zugeschnitten sind.
"Die Werbebotschaft lautet
also: Ihr könnt Alkohol trinken und trotzdem fit / wach bleiben."
(Wirth, N., 1996, S.30)
Psychisch gesehen kann diese Kombination schnell
zu Übermut und Selbstüberschätzung führen. Auch werden
Hemmungen schneller abgebaut, so daß der Konsument Gefahr läuft,
Vernunftsüberlegungen (...ich hab`doch schon zwei Pillen geschmissen, aber
egal...) in den Hintergrund zu stellen. Außerdem belastet hoher
Alkoholkonsum Leber und Nieren und trocknet den Körper aus. Gerade dies ist
ein problematischer Punkt, da schon alleiniger Ecstasy-Konsum zu einem
Dehydrierungseffekt führen kann. Dieser kann schnell durch Alkoholkonsum
beschleunigt, bzw.verstärkt werden.
Da MDMA auch die Temperaturregelung
des Körpers beeinträchtigt, erhöht diese Mischung ebenso die
Gefahr einer Hyperthermie. Ebenso sind die Nachwirkungen eines Ecstsy-Rausches
größer, wenn Alkohol konsumiert wurde. Kater und Müdigkeit
werden am nächsten Tag als stärker empfunden.
Ecstasy und LSD
Nach Saunders sorgt MDMA, vor der Einnahme eines
LSD-Trips, für eine positive Einstimmung auf denselben. So könne man
die Ecstasy-Erfahrung auf das Doppelte der Zeit verlängern. Bei Heimkonsum
hingegen wirke Ecstasy als Katalysator für LSD, da die psychedelische
Wirkung gesteigert werde. Ich halte diesen Ansatz für etwas problematisch.
Ausgehend von den Ausführungen über die Vorbedingungen („Set")
des Konsumenten und von der Tatsache, daß LSD als Party-Droge nicht
geeignet ist, sollte der Konsument, wenn er LSD auf einer Party nimmt, nicht
vorher für eine gute Grundstimmung sorgen müssen, sondern sie einfach
haben.
Da auch ein angenehmer LSD-Trip sowohl für die Psyche als auch
für die Physis sehr anstrengend ist, und der Konsument meistens mehrere
Tage benötigt, um die empfundenen Emotionen und Erfahrungen zu verarbeiten,
sollten die beiden Drogen nicht unbedingt zusammen genommen werden. Ist sich ein
Gebraucher seiner positiven Grundstimmung nicht sicher genug, sollte er lieber
vom Konsum absehen.
Ecstasy und Cannabis
Cannabis (die Bezeichnung soll hier
zusammenfassend für Marihuana und Haschisch benutzt werden) ist eine mild
psychoaktive Droge, deren Wirkung vom darin enthaltenen THC
(Tetra-Hydro-Cannabinol) verursacht wird. Das Wirkungsspektrum geht weit
auseinander und wird von Konsumenten teilweise sehr unterschiedlich beschrieben.
Dies liegt wohl hauptsächlich daran, daß eine tendenziell
einheitliche Wirkung die Verstärkung der vorher bereits empfundenen
Stimmung ist. Wenn ein Konsument niedergeschlagen oder traurig ist, so wird er
sich nach Genuß eines Joints nicht plötzlich seines Lebens freuen.
Unter Party-Besuchern ist der Konsum von Cannabis sehr weit verbreitet. Dies
macht sich u.a. schon an der „Dampfwolke" fest, die man eigentlich in
jedem Chill-Out - Raum beobachten kann:
„...wegen der
dämpfenden Wirkung des THC wird Cannabis oft in der Chill-Out- Phase von
Techno-Parties benutzt."
(Schroers, A., 1996, S.28).
Der gleichzeitige
Konsum von Ecstasy und Cannabis scheint aufgrund der relativ milden
Wirkungsweise des letzteren und der in den meisten Fällen positiven und
entspannten Grundstimmung der Konsumenten weniger problematisch zu sein, als es
an manchen Stellen behauptet wird (z.B.von Poelke, 1995, S.17). Nach Zurhold
kann Cannabis in Zusammenhang mit Ecstasy aufgekommene Spannungsgefühle
abmildern, allerdings kann auch genau das Gegenteil eintreten. Die Richtung der
Co-Wirkung ist sehr stark abhängig von anderen Einflußfaktoren
(Qualität des Cannabis, Erfahrung im Umgang damit usw.).
„Zwar
haben sich tatsächlich einige Leute übers Kiffen beruhigen können
aber gegenteilige Aussagen sind uns auch bekannt."
(Märtens, P. in
Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.185)
Zusammenfassend kann man nichts
Definitives über diese Mischung sagen. Einige Konsumenten vertragen sie gut
und mögen es, um die ausklingende Phase der Ecstasy-Wirkung sanfter zu
gestalten. Andere Konsumenten berichten von Spannungs-und
Unsicherheitsgefühlen.
3.2 Unbeabsichtigter Mischkonsum
Es treten immer wieder Fälle auf, in denen Ecstasy-User Mischkonsum
betreiben, ohne dies zu beabsichtigen. Dies ist dann der Fall, wenn ein anderer
Stoff als MDMA in konsumierten Pillen enthalten ist. Gründe für ein
Vorkommen anderer Stoffe sind vielfältig. So ist MDEA bspw. leichter
herzustellen als MDMA. Außerdem muß bei der Herstellung dieser
Stoffe generell sehr sauber und genau gearbeitet werden, da ansonsten das
Ergebnis stark vom gewünschten Stoff differieren kann. Sind die Fälle,
in denen MDEA statt MDMA konsumiert wird, noch vergleichsweise harmlos, kann es
bei unbeabsichtigten Konsum von z.B. Halluzinogenen zu ernsthaften
Zwischenfällen kommen. Das Problem bei der gnzen Sache ist, daß man
Ecstasy-Pillen einfach nicht ansehen kann, ob wirklich der mit „Ecstasy"
beschriebene Wirkstoff MDMA enthalten ist. Um dieses Problem wenigstens
ansatzweise zu lösen, führt die DROBS Hannover Pillentests durch,
worauf aber an späterer Stelle noch eingegangen wird. Herausgestellt hat
sich allerdings, daß nur in einem guten Drittel der analysierten Pillen
reines MDMA enthalten war. Von 100 identifizierten Pillen, die zwischen April
und Mai 1996 getestet wurden, enthielten 68% Entaktogene, 20% Amphetamine und
13% waren Placebos. Von 68% der identifizierten Entaktogene enthielten nur 24%
reines MDMA. In !4% war MDEA und in 4% MBDB, eine relativ neue Designerdroge,
die ähnlich wirkt wie Ecstasy. 58% der Pillen mit entaktogenen Substnzen
waren ein Gemisch aus MDMA, MDEA und MBDB.
Gefährlich wird es, wenn den
Pillen Stoffe wie DOB beigemischt sind. DOB ist ein äußerst potentes
Halluzinogen, dessen Wirkungsdauer bis zu 30 Stunden andauern kann. Bemerkt ein
Konsument eine solche Wirkung, sollte er schnellstmöglich nach Hause gehen
und sich nicht scheuen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Glücklicherweise kommen solche Fälle vergleichsweise selten vor.
[<<zurück nach
oben]
4. Zur
Illegalisierung von Ecstasy / MDMA und das BtMG
Die heutige Drogenverbotspolitik reicht in ihren Anfängen bis in den
Anfang dieses Jahrhunderts zurück. Schon zu dieser Zeit standen neben
gesundheitlichen-moralischen Aspekten politisch-ökonomische Interessen
verschiedener Staaten im Vordergrund der Verbots-und Kontrollpolitik von
Opiaten. In den USA wurde 1914 der sog. "Harrison-Narcotics-Act" statuiert, mit
dem zum ersten Mal der Besitz von Drogen unter Strafe gestellt wurde, womit eine
Grundsteinlegung für die heutige Kriminalisierung von DrogengebraucherInnen
gelegt wurde. Neben diversen Verträgen, die die Drogengesetzgebung
verschärften, wurde 1961 in New York erstmals ein Vertrag beschlossen, der
vier Listen mit Stoffen einführte, welche „Substanzen mit einer
ernsten Gefahr für die Bevölkerung beinhalten und aufgrund ihrer
Illegalität ! (die Stoffe waren vor ihrem Verbot noch nicht illegal)
gefährlich seien."
(Schroers, A., 1996, S.38).
Nachdem sich in den
USA eine u.a. durch Sensationsmeldungen und Horrorszenarien seitens der Presse
ausgelöste Paranoia gegenüber LSD entwickelt hatte, wurden auf der
UN-Konferenz über psychotrope Stoffe in Wien 1971 vier Listen mit Stoffen
unterschiedlicher Kontrollformen eingeführt. Liste l führt Stoffe,
denen keinerlei Heilwirkung, dafür aber ein großes Risikopotential
zum Mißbrauch zugeschrieben wurde. Liste ll führt Stoffe wie
Amphetamin und Stimulanzien, denen aufgrund ihres Abhängigkeitpotentials
wenig therapeutische Möglichkeiten gegeben wurden. Auf Liste lll kamen
Schlafmittel (Barbiturate) und auf Liste lV Beruhigungsmittel und Tranquilizer.
Nachdem verdeckte Agenten der Drug Enforcement Administration in den USA auf
die Gefährlichkeit von MDMA als Straßendroge aufmerksam gemacht
hatten, fanden im Februar und März 1985 verschiedene Anhörungen statt.
Noch bevor diese alle beendet waren, wurde MDMA im Rahmen einer übereilten
„Notprozedur" in die erste der genannten Listen eingestuft. Dies hing mit
denen im ersten Kapitel bereits beschriebenen Zwischenfällen zusammen, bei
denen Fentanyl-Derivate als „China-White"- Heroin verkauft worden waren
und es zum Auftreten einiger Parkinson-Erkrankungen gekommen war. Der damals
vorsitzende Richter stellte den möglichen medizinischen Nutzen von MDMA
fest und schlug vor, es in die dritte Liste aufzunehmen. Diesem Vorschlag folgte
die DEA allerdings nicht, so daß MDMA am 11. Februar 1985 endgültig
in die Liste l gelegt wurde. Da die USA schon oft eine Art
„Vorreiter-Rolle" in der Drogenprohibition innehatten, ließ ein
weltweites Verbot von MDMA nicht lange auf sich warten, sei es aufgrund
internationaler Abkommen, oder auch, weil andere Regierungen versuchten, das
Problem auf die gleiche Art und Weise lösen, wie die USA.
Das deutsche
Betäubungsmittelgesetz (BtMG) beinhaltet drei Arten von Substanzen (Anlagen
I bis lll), wobei die Stoffe der gleichen Gruppe Gemeinsamkeiten hinsichtlich
des möglichen medizinischen / therapeutischen Nutzens aufweisen sollen.
Da MDMA und seine nahestehenden Stoffe und Derivate in Anlage l zu
§1 Absatz 1 als „nicht verkehrsfähige" Substanzen
aufgenommen wurden, stehen sie dem Gesetz nach auf derselben Stufe wie Heroin,
Kokain, LSD und Cannabis. Die Gemeinsamkeit der in dieser Anlage
zusammengefaßten Substanzen ist, daß sie alle keinen medizinisch
anerkannten Nutzen haben sollen und ein hohes Mißbrauchspotential
aufweisen. Des weiteren werden die Drogen dieser Gruppe umgangssprachlich als
„harte" Drogen bezeichnet. Die Drogenforscherin C.Schmerl unterteilt das
Charakteristikum „hart" in drei weitere ein. Zum ersten die vergleichbare
Menge, die benötigt wird, um mittels einer Droge denselben Effekt zu
erzielen, wie mit einer anderen, zum zweiten die Qualität des Effekts einer
Droge (z.B. MDMA im Vergleich zu Heroin), und zum dritten ist in diesen
qualitativen Eigenschaften einer Droge „Härte" auch ein Maßstab
dafür, mit welcher Geschwindigkeit eine Substanz bei
regelmäßigem Konsum eine psychische oder physische Abhängigkeit
hervorruft.
Wenn man nun die Eigenschaften von Ecstasy unter diesen
Gesichtspunkten betrachtet, so stellt sich die Frage, ob es zu Recht in eine
Klasse mit Heroin oder Kokain eingeordnet werden darf. Wegen der eingebauten
Sicherheitssperre, der recht weichen Wirkweise und des relativ geringen
Abhängigkeitspotentials kann man MDMA meiner Meinung nach nicht auf eine
Stufe mit den erwähnten anderen Substanzen stellen.In den Niederlanden wird
MDMA zusammen mit Cannabis den „weichen" Drogen zugeordnet, was ich auch
nicht optimal finde, meiner Auffassung nach liegt Ecstasy zwischen den
„harten" und „weichen" Drogen. Da aber nicht davon auszugehen ist,
daß Ecstasy in Deutschland in naher Zukunft legal erforscht
werden darf, oder auf seine mögliche Verwendung in Psychotherapien hin
überprüft wird, würde es so oder so keinen Sinn machen, wenn es
in einer der anderen Klassen eingeordnet werden würde.
4.1 Auswirkungen des BtMG in der Praxis
Hier soll ein kurzer Überblick über das Maß der Strafe
gegeben werden, mit welchem der Besitz von Ecstasy oder ähnlichen
Substanzen belegt wird. Seitdem MDMA in das Betäubungsmittelgesetz
aufgenommen wurde, verhält sich grundsätzlich jeder, der im Besitz
davon ist, kriminell. Die juristischen Folgen, bzw.das Strafmaß
hängen in erster Linie
von der Quantität des Drogenbesitzes
bzw.des Verkaufes ab. Grundsätzlich wird ein Unterschied zwischen einer
„geringen Menge" und einer „nicht geringen Menge" gemacht. Bei der
„geringen Menge" handelt es sich um die Substanzmenge, bei der nach
Anwendung des § 29, Absatz 5 des BtMG von einer Bestrafung abgesehen
werden kann (!). Hierfür wird allerdings die Bedingung gestellt, daß
das Betäubungsmittel lediglich zum Eigengebrauch in geringer Menge
hergestellt, eingeführt, ausgeführt, erworben, oder auf andere Weise
besessen wird. Bei MDMA bedeutet dies, daß den
Strafverfolgungsbehörden bei einer Menge von ca. 2-3 Konsumeinheiten,
welche mit einer Tablette mit einer enthaltenen Substanzmenge von ungefähr
100-150 mg Reinsubstanz gleichzusetzen sind, die Möglichkeit haben, von der
Ahndung des Delikts abzusehen. Allerdings wird die Anwendung dieses Paragraphen
je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt. So wird der § 29, Abs.5
in Bayern nicht angewendet, so daß schon beim Besitz einer halben
Ecstasy-Pille Geldbußen von mehreren hundert Mark keine Ausnahme sind.
Zusätzlich gibt es noch den § 31a des BtMG, nach dem von der
„Verfolgung" eines Täters abgesehen werden kann, wenn die Schuld des
Betroffenen als „gering" anzusehen ist, kein „öffentliches
Interesse" an der Strafverfolgung besteht oder die auffällig gewordene
Person die Betäubungsmittel lediglich zum Eigengebrauch besitzt. Da der
Bundesgerichtshof bis jetzt noch nichts Endgültiges festgelegt hat,
orientieren sich die einen Landgerichte an den Entscheidungen der anderen. Die
Grenzwerte für „nicht geringe" Mengen werden im Sinne weniger
schwerer Fälle wie folgt definiert:
MDMA 24g (ca.
200 KE á 120 mg )
MDEA 34g
(ca. 200 KE á 170 mg )
MDA
48g (ca. 600 KE á 80 mg )
Amphetamin 10g (ca.
200 KE á 50 mg )
LSD
6g (ca. 120.000 KE á µ50 )
Nach Schroers wird anstelle der Konsumeinheiten manchmal auch die Base der
Substanz zugrundegelegt (ebd., 1996, S.43).
Problematisch ist diese
Grenzwertsetzung für den Konsumenten allerdings in folgender Hinsicht: Da
es bisher sehr schwierig ist, seine Pillen auf ihre Zusammensetzung bzw. Ihren
Wirkstoffgehalt überprüfen zu lassen, weiß er nicht, mit wie
vielen Pillen seiner derzeitigen Sorte er diese Grenzwerte erreicht oder
überschreitet. Dazu kommt noch, daß jedes Landgericht entscheiden
kann, daß die oben angegebenen Grenzwerte zu hoch
seien und die
„geringen Mengen" niedriger ansetzen können. Außerdem spielen
bei einer eventuellen Verurteilung noch andere Faktoren eine Rolle, z.B, ob die
auffällig gewordene Person beim Verkaufen oder Weitergeben der Pillen
beobachtet wurde (sehr unvorteilhaft), ob sie schon vorher straffällig
wurde und ob sie ein Geständnis abgelegt hat.
4.2 Zahlenmaterial des Bundeskriminalamtes zu Ecstasy und anderen
„Partydrogen"
Nach dem Rauschgiftjahresbericht des BKA ist bei den polizeilich
registrierten Rauschgiftdelikten im Jahr 1995 eine deutliche Zunahme im
Vergleich zu 1994 festzustellen (ebd., 1995, S.11). Der Anstieg beträgt
19,7%. Besonders bei den Partydrogen sind hohe Zuwachsraten zu verzeichnen. Bei
den Amphetaminen beträgt sie 102,3%, bei LSD 62.5%, bei Kokain 25,9%. Die
Zuwachsrate mit anderen Betäubungsmitteln, zu denen auch Ecstasy
zählt, beträgt 40,9%.
"Die Gesamtzahl der Erstauffälligen
Konsumenten harter Drogen (EKhD) hat mit einem Anstieg um 4,9% auf 15.230 eine
neue Rekordhöhe erreicht, die ausschließlich auf die Entwicklung im
Bereich der synthetischen Betäubungsmittel zurückzuführen ist."
(BKA, Rauschgiftjahresbericht 1995, S.6).
Dagegen ist in Zusammenhang
mit Heroin eine abnehmende Erstauffälligenzahl (-18.0%) sowie eine
gesunkene Sicherstellungsmenge (-41,3%) zu verzeichnen.
Auch bei den
Sicherstellungszahlen in Zusammenhang mit Partydrogen ist ein rapider Zuwachs zu
beobachten:
Sicherstellungen in der Bundesrepublik Deutschland 1994 und 1995
Rauschgiftart
|
1995
|
1994
|
|
|
|
Heroin
|
933 kg
|
1590 kg
|
Opium
|
15 kg
|
35 kg
|
Kokain
|
1845 kg
|
767 kg
|
Amphetamin
|
138 kg
|
120 kg
|
Ecstasy
|
380.858 KE
|
238.262 KE
|
LSD
|
71.069 KE
|
29.627 KE
|
Haschisch
|
3809 kg
|
4033 kg
|
Marihuana
|
10436 kg
|
21660 kg
|
Haschischöl
|
2834 kg
|
1434 kg
|
( Quelle: BKA Rauschgiftjahresbericht 1995, S.30)
Man sieht, daß der größte Zuwachs bei den Sicherstellungen
mit 59% bei Ecstasy liegt, hingegen die Sicherstellungen bei Heroin, wie schon
gesagt, um 41,3% niedriger lagen.
Bei der Zahl der Erstauffälligen
Konsumenten harter Drogen ist die Tendenz ähnlich:
Rauschgift
|
1995
|
1994
|
|
|
|
Gesamtzahl
|
15230
|
14512
|
Heroin
|
6970
|
8501
|
Kokain
|
4251
|
4307
|
Amphetamin
|
3119
|
2333
|
Ecstasy
|
2371
|
nicht bekannt
|
LSD
|
772
|
321
|
sonstige
|
26
|
490
|
(Quelle: BKA Rauschgiftjahresbericht 1995, S.49ff.)
„Erstauffällige Konsumenten sind Personen, die im Berichtsjahr
erstmals der Polizei oder dem Zoll in Verbindung mit dem Konsum harter Drogen
aufgefallen sind. Dabei handelt es sich nicht in jedem Fall um
Rauschgiftabhängige, sondern auch um Personen, welche die Droge
ausprobierten oder um Gelegenheitskonsumenten. Aus polizeilicher Sicht kann hier
keine Unterscheidung getroffen werden."
(vgl.BKA, Rauschgiftjahresbericht
1995, S.49)
Die teilweise sehr stark angestiegenen Zahlen im Bereich der
synthetischen Drogen müssen etwas relativiert werden. Es kann sein,
daß durch die in jüngster Zeit stark gestiegene Präsenz der
Ecstasy-Thematik in den Medien und die dadurch ausgelöste öffentliche
Diskussion die Behörden veranlaßt hat, in diesem Bereich
verstärkt tätig zu werden. Es ist davon auszugehen, daß mit
steigender Konsumentenzahl zwangsläufig auch die Bemühungen der
Polizei steigen, dagegen etwas zu tun.
"Wahrscheinlich nimmt nicht nur die
Anzahl der Konsumenten zu, sondern auch die der Fahndungen und Razzien der
Polizei"
(Wirth, N., 1996, S.38).
Festzustellen bleibt allerdings,
daß die Tendenz eher in Richtung eines Anstiegs der Verbreitung von
Ecstasy geht und nicht in die eines Rückgangs.
[<<zurück nach oben]
Die öffentliche Meinungsbildung und Wahrnehmung aktueller
Jugendkulturen ist in den meisten Fällen durch die Darstellung in den
Medien wesentlich vorbelastet. Ständig begegnet man sich immer wieder
wiederholenden Vorurteilen gegenüber Jugendkulturen, die andauernd
aktualisiert werden. So war die Hippie-Bewegung eine „Horde bekiffter und
LSD-berauschter junger Menschen, die keine Lust hatten zu arbeiten und
stattdessen wilde Orgien zusammen feierten". Das weitverbreitete
öffentliche Bild der Techno-Szene könnte man ungefähr so
beschreiben: Die Techno-Szene tanzt zu einer schwachsinnigen, künstlichen
und monotonen Musik und steigert sich in sinnlose, ungesunde und lediglich durch
Drogen ausgelöste Tanzexzesse hinein, die von Freitagabend bis
Sonntagmittag andauern. Außerdem ist es eine künstliche Jugendkultur,
eine von der Industrie gelenkte Massenmanipulation von Jugendlichen.
Im
folgenden Kapitel soll die neben dem medialen Klischee real existierende
Techno-Szene beschrieben werden, die mit geschätzten 1,5 Millionen aktiven
Teilnehmern neben der „Hip-Hop"-Kultur die wichtigste der 90-er Jahre ist
(vgl. Richard, B., eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, 1997).
5.1 Die Techno - Musik
5.1.1 Die Anfänge von Techno
„Techno is music made by humans; in its most definitive forms it
sounds like it is made by machines."
(Mc Ready, J. in Feist, U., 1996,S.63)
Was ist das für Musik, die nach der Meinung einiger auch von Maschinen
gemacht sein könnte? Ist es nur eine stumpfe und sinnlose Aneinanderreihung
von synthetischen Tönen, oder steckt mehr dahinter? Klaus Schulze, der fast
50-jährige Pionier elektronischer Musik, und seit 25 Jahren Produzent
unzähliger Veröffentlichungen in diesem Genre, beschreibt den heutigen
Techno so:
"Das ist ja fast genau das Gleiche, was wir in den siebziger
Jahren gemacht haben, nur daß die Produzenten heute eine durchgehende
Bassdrum darunterlegen."
(Claus, C. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.74).
Diese durchgehende Bassdrum, die einen gleichmäßigen und
stampfenden Rhythmus im 4/4 -Takt produziert, war Mitte der achtziger Jahre das
revolutionäre Element im Bereich der elektronischen Musik.
Eigentlich beginnt die Geschichte des Techno bereits mit der
Möglichkeit des Kaufes eines elektronischen Musikinstruments. Der bereits
erwähnte Klaus Schulze bildete zusammen mit „Tangerine Dream" und der
Gruppe „Kraftwerk" das Fundament elektronischer Musik, auf das sich fast
jeder heute populäre Musiker dieses Bereiches beruft. Die 1968
gegründete Düsseldorfer Gruppe Kraftwerk definierte ab 1975 die Musik
auf eine neue Art und Weise, als sie konventionellen Musikinstrumenten den
Rücken kehrte und anfing, ihre Musik mit dem damals auf den Markt
gekommenen „Moog-Synthesizer" vollsynthetisch zu komponieren. In den
achtziger Jahren beschäftigten sich dann Musiker bzw. Produzenten mit den
Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man zwei Platten nebeneinander laufen
läßt, sie vom Tempo her aneinander angleicht und zwischen ihnen hin
und her springt, um so einen neuen „Track" zu kreieren. Als dann die
ersten Schlagzeugcomputer auf dem Markt erschienen, folgte die Idee, der Musik
einen durchgehenden Beat zu verpassen und die einzelnen Lieder ineinander
übergehen zu lassen, um so die Illusion eines einzigen, die ganze Nacht
lang andauernden Stücks zu schaffen.So wurde der Person des Diskjockeys
(DJ) eine ganz neue Bedeutung zuteil.
Als „Keimzelle" des Techno
gelten die Städte Chicago und Detroit, Chicago mit einem eher vom
Disco-Sound der siebziger Jahre beeinflußtem, Detroit mit einem etwas
härterem und schnellerem Sound. Seltsamerweise war es gerade die Musik von
Kraftwerk, in Deutschland lange Zeit nicht gerade erfolgreich, die im
rezessionsgebeutelten Detroit großen Anklang fand und die von den
Vorreitern der Szene wie Juan Atkins und Derrick May als Initialzündung
bezeichnet wird, ohne die der heutige Techno wohl gar nicht existieren
würde (vgl. Claus, C. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S75).
In Europa,
genauer in England, begannen DJ's 1987 damit, Soul-und Funkanklänge aus
Chicago sowie Techno-Anklänge aus Detroit zu verbinden und sie mit
langgezogenen „fiependen und schrillen" Tönen zu verbinden. Die
„Acid-House"-Welle wurde ausgelöst und schwappte auch in Form von
Parties und gelben „Smileys" in allen erdenklichen Variationen nach
Deutschland über. Diese Welle flaute allerdings genauso schnell ab, wie sie
gekommen war. 1990 wurde dann das Geburtsjahr von Techno, wie man ihn heute
kennt. Frankfurt am Main und Berlin kristallisierten sich als Zentren des neuen
Sounds heraus und die ersten DJ's, die ihn auflegten, zählen heute noch zu
den Führenden innerhalb der Szene (WestBam, Sven Väth, Dr.Motte).
Viele Anhänger sorgten sich damals noch darum, daß Techno durch seine
schnell einsetzende kommerzielle Ausschlachtung dasselbe Schicksal wie die
einige Jahre zuvor populäre Neue Deutsche Welle ereilen könnte,
nämlich das schnelle Verschwinden. Dem war aber keineswegs so.
Durch eine früh einsetzende Aufsplittung der Szene in autonome
kleinere Sparten und durch enormen Anklang und eine sich rasch verbreitende
Popularität setzte sich Techno in der Musiklandschaft fest und ist zu einer
eigenständigen Musiksparte geworden.
5.1.2 Unterarten von Techno
Aufgrund der Aufsplittung der Szene, der Variabilität dieser Musik und
der Kreierung immer neuer Stile im Bereich der elektronischen Musik ist es
heutzutage eigentlich unmöglich geworden, von der Techno-Musik zu sprechen.
Die verschiedenen Stilarten werden eigentlich nur unter diesem Begriff
zusammengefaßt. Zwar muß man bedenken, daß einige angeblich
neue Unterarten lediglich von gewitzten Marketing-Strategen erdachte Synonyme
für bereits Dagewesenes sind, um die Umsätze anzukurbeln, aber
insgesamt bestehen teilweise doch recht gravierende Unterschiede zwischen den
Besuchern verschiedener Parties. Die einzelnen Gruppen und die damit auch
verschiedenen Motive, eine Party zu besuchen, sind auch aus dem Blickwinkel
sozialpädagogischer Arbeit zu betrachten. Deshalb beschreibe ich im
folgenden einige der Unterarten des Oberbegriffes Techno. Hierbei einen Anspruch
auf Vollständigkeit geltend zu machen, ist nicht möglich. Teilweise
verzweigen sich die Gruppen im einzelnen noch weiter, teilweise ist es reine
Interpretations - oder Ansichtssache, in welche Sparte ein Track eingeordnet
werden müßte. Bei der Beschreibung beziehe ich mich einerseits auf
den Vortrag von Dr. B. Richard, gehalten im Rahmen der Fachtagung
„Ecstasy" zum Thema „Techno - Musik", andererseits greife ich auf
eigene Erfahrungen mit der Musik und dem Publikum auf verschiedenen Parties
zurück.
Hauptunterscheidungsmerkmal der einzelnen Stile ist die Anzahl
der Bass-Drum-Anschläge pro Minute, also die „Geschwindigkeit" eines
Tracks. Diese wird im Allgemeinen mit der Abkürzung Bpm (Beats per minute)
bezeichnet.
Trance
Trance ist wohl eine der wichtigsten und meistverbreiteten Unterarten des
Techno. Sie wird als Trance bezeichnet, weil sie im Gegensatz zu einigen anderen
Unterarten keinen besonderen Wert auf besonders hohe Geschwindigkeit legt, die
Bpm-Zahl bewegt sich zwischen 120 und 170. Trance versucht vielmehr, den
Hörer durch Einsatz von für das Ohr „wohlklingenden" sich oft
wiederholenden Passagen in eben eine solche Trance zu versetzen.
„Trancezustände können durch viele Formen der Musik
erreicht werden, meist sind es diese genialen Verbindungen von einigen wenigen
Soundelementen, die die Zuhörenden durch ständige Wiederholungen auf
andere Levels zu heben vermögen."
(Koch, 1995, S.102).
Bekannte
Vertreter der Trance-Musik sind Sven Väth, Cosmic Baby, Laurent Garnier und
Gary D.
Breakbeat, Jungle, Drum and Bass
Bei diesen Spielarten erfolgt
eine Form der Vermischung von Techno und HipHop. Hip Hop Rhythmen werden in
ihrer Geschwindigkeit gepitcht, das heißt beschleunigt, und von
stakkatoartigen Snare-Drum-Anschlägen untermalt. Kennzeichnend ist eine
nicht durchgängige Bassline, die Bass-Drum-Anschläge werden vielmehr
mit den Snare-Anschlägen zu einer auf den ersten Höreindruck
ziemlich hektischen und unhomogenen Mischung verstrickt. Auch das Grundtempo des
Breakbeats ist ziemlich hoch, die Bpm-Zahl liegt zwischen !60 und 180.
Beim
Jungle, der vor ca. zwei Jahren eine großen Medien-Hype erlebte, wird
diese Mischung noch durch Reggae-Anteile, teilweise mit vereinzelten Stimmen und
/ oder Gesang ergänzt.
Drum and Bass ist ein typisches Beispiel
für die Einführung eines alten Produktes unter neuem Namen, was
natürlich auch neue Käufer beschert. Im Grunde ist es nichts anderes
als der beschriebene Breakbeat, lediglich etwas ruhiger und nicht ganz so
hektisch. In einigen Tracks findet man sogar Merkmale der Jazz-Musik wieder
(Saxophon, warme Frauenstimmen).
Acid
Acid-Musik ist mit 130 -160 Bpm zwar nicht besonders schnell, stellt aber
dennoch eine eigene Untergruppe der Techno-Musik dar. In keiner anderen Unterart
des Techno ist nämlich ein technischer Ausrüstungsgegenstand so
wichtig wie der 303-Synthisizer von der Firma Roland für Acid. Mit diesem
Gerät lassen sich Töne auf beliebige Art und Weise sowohl in ihrer
Länge als auch in ihrer Höhe variieren, was den typischen
„Sound" dieser Musik ausmacht. Man kann sie mit den Adjektiven schwirrend,
hoch, zwitschernd und nervös beschreiben.
Vertreter des Acid-Sounds
sind Miss Djax und Ritchie Hawtin.
Gabber
Gabber gilt als die schnellste, aggressivste und extremste Form der
Techno-Musik, weshalb sie n vielen Stellen auch als „Hardcore-Techno"
bezeichnet wird. Aufgrund seiner Schnelligkeit, die Bpm-Zahl beträgt
150-250, ist Gabber eigentlich gar nicht mehr tanzbar. Stattdessen werden Arme
und Beine wie verrückt nach vorne geworfen, was diesem „Tanzstil" ein
recht seltsam anzuschauendes Erscheinungsbild verleiht. Gabber ist vor allem in
den Niederlanden sehr populär, er gilt hier als Ausgleich zu der sonst
meist recht ruhigen Musik auf Parties, auf denen meist House-Musik gespielt
wird. Entsprechend der Geschwindigkeit der Musik ist Speed die unter den
Gabber-Anhängern meistverbreitete Droge, anders läßt sich der
anstrengende Bewegungsstil wohl auch nicht realisieren.
Obwohl die
Techno-Szene im Allgemeinen als sehr gewaltfrei gilt, stellt die Gabber-Szene
eine Ausnahme dar. Gerade unter den gewaltbereiten Anhängern der in deren
Augen verfeindeten Fußballvereine Feynod Rotterdam und Ajax Amsterdam ist
Gabber sehr beliebt, und diese Fehde wird des öfteren auf Gabber-Parties
ausgelebt. Auch eine gewisse „Rechtslastigkeit" in der politischen
Gesinnung kann man hier des häufigeren antreffen.
House
Die House-Musik hat ihre Wurzeln im Disco-Sound der siebziger Jahre. Obwohl
sie heute eine eigenständige Sparte innerhalb der Techno-Musik ist, kann
man sie als Vorläufer von Techno bezeichnen. Wie oben beschrieben gilt
Chicago mit seinem House zusammen mit Detroit als „Geburtsstätte" von
Techno. House ist von seinem Grundtempo von 110-140 Bpm relativ langsam. Als
charakteristisch gelten „jazzige" Untertöne und sehr oft der Einsatz
von „richtigem" Gesang. Gerade bei schwulen Partygängern ist House
sehr beliebt. Das Durchschnittsalter des Publikums liegt in der Regel
etwas höher als das auf anderen Parties. Auf ein „freakieges und
teilweise auch edleres Styling legen die Besucher von House-Partys einigen Wert.
Ambient
Wenn es auf einer Techno-Party einen Chill-Out Bereich gibt, dann wird dort
fast immer Ambient gespielt. Es ist eine sehr ruhige Musik, bei der in vielen
Fällen überhaupt keine durchgehende Basslinie enthalten ist. Statt
dessen werden viele angenehm und ruhig klingende Töne oder Passagen zu
einer „Klangcollage" zusammengefügt, die in ihrer Art oft an
meditative Musik erinnert. So eignet sie sich gut dafür, in Chill-Out
Räumen, die ja zur Erholung und Abkühlung der Party-Besucher gedacht
sind, gespielt zu werden.
Bekannte Ambient-Projekte sind The Orb, KLF und
The Future Sound Of London.
GOA-Trance / Techno
Diese Unterart von Techno ist nach dem Bundesstaat in Indien benannt, der
schon seit langer Zeit für besondere Parties am Strand oder im umliegenden
Regenwald bekannt ist. Unter den Besuchern von Goa-Parties kann man oft Verweise
auf die Hippie-Generation finden. Dies fängt bei der Kleidung an, die oft
an die Mode der siebziger Jahre angelehnt ist. Dies äußert sich auch
an oft zu sehenden Schlaghosen, bunter Kleidung mit teilweise psychedelischen
Mustern und langen Haaren der Besucher.
Die Goa-Musik ist in ihrer Art
ziemlich eingängig, „tribal-ähnliche" Einflüsse sind
genauso oft zu finden wie psychedelische Passagen in vielen Wiederholungen und
Variationen. Meistens gibt es innerhalb der einzelnen „Tracks" einen
akzentuierten Höhepunkt, der für den Hörer / Tänzer
besonders energiereich herüber kommt.
Auffällig auf Goa-Parties
ist das im Gegensatz zu anderen Techno-Parties deutlich höhere
Durchschnittsalter der Besucher und die geringe Verbreitung von teurer Kleidung
mit Aufdrucken bekannter Hersteller. Des weiteren kann man eine klare Tendenz
zum ungehemmten Einsatz von Drogen erkennen, wobei gerade LSD von vielen
Besuchern favorisiert wird. Auch wird auf fast jeder Goa-Party Lachgas aus
Druckbehältern verkauft, wozu ich leider keinerlei Literaturverweise
gefunden habe.
Eine gewisse „Naturnähe" kann man in der
Goa-Szene auch beobachten. Innerhalb der Techno-Szene gibt es keine Unterart, in
der Freiluftparties auf Feldern, im Wald oder Steinbrüchen vorkommen. Dies
kann man wohl auch als eine Art Reminiszenz an die Hippie-Bewegung eshen.
5.2 Techno - Parties und das Publikum
5.2.1 Die Techno-Party als Gesamtkunstwerk
Es wäre falsch zu denken, eine Techno-Party bestände lediglich
aus einer großen, leeren Halle, ein paar DJ's und einer Musikanlage.
Diejenigen Veranstalter, die noch nicht vor dem Reiz des schnellen Geldes
kapituliert haben und in die Organisation einer Party viel Zeit und Mühe
investieren, beachten immer noch einen der Aspekte, die Techno zu dem gemacht
haben, was er heute ist.
Um eine Techno-Party zu einem Gesamtkunstwerk werden zu lassen, müssen
Flyer (postkartengroße Pappzettel) gedruckt werden, die auf die Party
aufmerksam machen, also für sie werben. Die Dekoration der Halle muß
geplant und realisiert werden, und die Zusammenstellung des Programmablaufs
sollte stimmig sein, denn die Leute zahlen viel Geld für eine Party , und
dementsprechend sollte auch der Gegenwert sein, den sie dafür bekommen.
Da langanhaltendes Tanzen eine kräftezehrende und
schweißtreibende Angelegenheit ist, hat es sich auf Parties ziemlich
schnell etabliert, einen Chill-Out Raum einzurichten, sofern es die
räumlichen Gegebenheiten zulassen.
„Auf den Parties befinden sich
zumeist sog."chill-out"-Räume, häufig mit Matratzen ausgelegt und
„spacig" eingerichtet."
(Schroers, A., 1996, S.65).
In diesem
Chill-Out ist es möglich, sich hinzusetzen, es wird vorwiegend Ambient
gespielt (siehe Unterarten des Techno), und die Temperatur sollte ein
bißchen niedriger als auf der Tanzfläche sein. Auf vielen Parties
wird mittlerweile auch kostenlos frisches Obst angeboten, sicherlich eine gute
Sache, angesichts der Eintrittspreise aber durchaus im Bereich des
Möglichen.
Fast genauso wichtig wie die Musik ist eine gute Dekoration
auf einer Party. Es werden auf die Musik abgestimmte Lichtanimationen verwendet,
genauso wie Diaprojektionen und Videobeamer. Gerade auf diesen Punkt legt Hans
Cousto vom Berliner Verein „Eve & Rave" sehr viel Wert. Er vergleicht
eine Diskothek von der technischen Seite her mit einer
„Großraummindmachine". Mindmachines sind technische Aufbauten in
z.B. kleinen Zelten, in denen der Betrachter entspannt liegt und von allen
Seiten mit visuellen und auditiven Reizen versorgt wird. Diese Reize wirken mit
bestimmten Schwingungen und Frequenzen, die elektronisch durch einen Computer
nach streng wissenschaftlichen Kriterien gesteuert werden, auf das Gehirn
ein. Ziel dieser Mindmachines ist es, den Betrachter in kurzer Zeit in tiefe
Entspannungszustände zu versetzen. Mindmachines werden in der Medizin
angewendet, vorwiegend im Bereich der Sucht-und Schlaftherapie, genauso wie bei
Meditationsübungen (vgl. Cousto, H., 1995, S.60-62).
Techno, und vor
allem die Parties, auf denen Techno gespielt wird, besteht nicht nur aus der
Musik, wobei sie natürlich das ausschlaggebende Kriterium ist. Aber Licht,
Sound und Rhythmus bestimmen die Stimmungen der Besucher mit. Und diese Faktoren
bilden zusammen mit den teinehmenden TänzerInnen und dem DJ ein
„multimediales Gesamtkunstwerk" (ebd., 1995, S.32).
"Der
Ecstasy-Rausch ist bei diesen Veranstaltungen eingebettet in ein
„Gesamtkunstwerk" aus Tekkno-Musik, Tanz, Laser- und Licht-show,
Dekoration, Ambiente und stimulierenden Personen."
(Schroers, A., 1996,
S.65)
In letzter Zeit ist allerdings ein gewisser Rückgang bei
Massenveranstaltungen zu erkennen, abgesehen natürlich von solchen Events
wie der „Mayday"-Party in in Dortmund bzw. Berlin. Diese Party wird auch
als die „Mutter aller Parties" bezeichnet Claus, C. in Rabes, M. /
Harm, W., 1997, S.84). Dieser Rückgang hängt sicherlich mit der 1995 /
96 quantitativ stark angestiegenen Zahl von großen Raves zusammen, bei
denen allerdings die Qualität des öfteren stark zu wünschen
übrig ließ.
„In der jüngsten Vergangenheit betraten
immer wieder regelrechte Abzocker das Feld, die für wenig Aufwand viel Geld
verlangten und so den ehrlichen Veranstaltern das Leben schwer machten."
(ebd., S. 84).
Eine Art Rüchkehr in die kleinen Clubs hat
stattgefunden, die Raver scheinen mittlerweile lieber im „kleineren
Kreise" mit 200-300 anderen zu feiern als auf Großveranstaltungen mit
Besucherzahlen, die teilweise über 10.000 lagen. Auch in Bezug auf die
„Mayday" mehren sich die Meinungen derer, die das ganze für eine rein
kommerzielle Angelegenheit halten.
„Allerdings werden auch hier
[ bei der Mayday, Anm.d.Verf.] die Stimmen derer lauter, die ein abfallendes
Niveau zugunsten eines höheren Profits befürchten."
(ebd., S 84).
5.2.2 Wer besucht Techno-Parties?
Von dem typischen Techno-Publikum zu sprechen, ist wegen der
Buntgemischtheit eines Party-Publikums eigentlich gar nicht möglich. Einer
der am höchsten gehaltene Wert der Szene ist die Toleranz anderen
gegenüber.
„Die Partygäste sind nach Alter, Bildungsstand,
Abstammung und sozialer Schicht bunt durcheinander gewürfelt, und genau das
macht die Szene aus."
(Wirth, N., 1996, S.50).
Die Besucher von Techno-Veranstaltungen stellen gewissermaßen einen
„Schmelztiegel" aller bisher dagewesenen Szenegruppierungen dar, die in
der Musik gemeinsame Vorlieben gefunden haben (Tanz, Spaß, Ekstase) und
diese im Techno ausleben können.
„So wird es möglich,
daß Skin-Heads, ehemalige Anhänger der Indie-, Punk-, Schwulen- und
Ökoszene gemeinsam ein „Party-Imperium" aufbauen konnten.Während
alle anderen Musik szenen eine Spezifizierung in Bezug auf die
Verhältnisse, Probleme und Stimmungen der unmittelbaren Umwelt haben, ist
Techno offen."
(Zeitschrift „Highlife", 1/97, S.40).
Eine der
Hauptsachen ist es, kein Spießer zu sein, sondern auffällig und
„abgefahren" angezogen zu sein. Und in kaum einer anderen Szene findet man
eine dermaßen große Vielfalt von phantasievollen Outfits, die
manchmal eher an Karneval erinnern, als an eine Party.
Die Party-Szene setzt
sich überwiegend aus 16-22-Jährigen zusammen, aber es finden sich auch
ältere Besucher, die Grenze nach oben ist eigentlich offen, Wirth
führt hier als Beispiel Hans Cousto an, den 47-jährigen Mitarbeiter
von „Eve & Rave e.V. und Verfasser des Buches „Vom Urkult zur
Kultur".
Sehr auffällig ist allerdings der große Anteil von unter
18-jährigen, die sich nach dem Jugendschutzgesetz noch gar nicht in
Diskotheken oder Nachtclubs aufhalten dürften.
Die wenigsten der
Techno-Fans sind in ihrem „Alltagsleben" sozial auffällig, die
meisten befinden sich in funktionierenden sozialen Bezügen und gehen
während der Woche zur Arbeit oder in die Schule. In der FAZ wird Techno als
„die Musik vor allem weißer Mittelstandskids" beschrieben (ebd,
07.07.94). Dies ist vor dem Hintergrund der mit dem Besuch einer Party
verbundenen finanziellen Aufwendungen gut nachvollziehbar. Bei einer
größeren Party / Rave liegen die Eintrittspreise in einer Spanne von
25,--50 DM,-. Auch in einer Disko, in der Techno gespielt wird, muß der
Besucher in der Regel höhere Eintrittspreise in Kauf nehmen, als in einer
„normalen" Disko. Dazu kommen die Preise für Getränke, Drogen
und eventuell noch passendes Outfit. So kommt man schnell auf Kosten für
einen Abend, die ab mindestens 50.- DM, meistens aber zwischen 100,- und 150.-DM
liegen (vgl. Wirth, N., 1996, S.50). Es wird deutlich, daß es sich
finanziell schlechter gestellte Leute nicht leisten können, Techno-Parties
zu besuchen.
Innerhalb der Szene ist jedenfalls keine
Aussteigermentalität zu beobachten:
„Die Anhänger sind keine abgewrackten 'Aussteiger' und sie
verstehen sich auch nicht als solche. Stark vertreten sind Arzthelferinnen und
Kaufleute, Versicherungsvertreter, Beamtenanwärter, Studentinnen,
Krnkenpfleger und Sprachenschüler."
(Hurrelmann, K. in Magazin für
die Polizei, 26, 1996)
Insgesamt gesehen kann man zwei Gruppen von
Party-Besuchern ausmachen, wobei die Grenzen allerdings fließend sind. Zum
einen sind es diejenigen, die sich zum großen Teil über Techno
identifizieren, ihn gewissermaßen zu einem Lebensinhalt gemacht haben und
sich der Szene zugehörig fühlen. Zum anderen gibt es Leute, die sich
zwar nicht unbedingt mit der Techno-Kultur identifizieren und sich auch nicht
als Raver fühlen, aber dennoch Techno-Parties besuchen und dort genauso
viel Spaß haben wie die anderen, nur daß ihre Kontakte mit der Szene
quantitativ weniger sind.
Helmut Ahrens, der sich mit den verschiedenen
Techno-Szenen befaßt hat, ordnet die Berliner Szene von der Altersstruktur
her zwischen 16 und 36 Jahren an. Der „harte Kern" indes, also Leute, die
der Szene schon seit mehreren Jahren zugehörig sind, läge zwischen 20
und 26 Jahren. Das Verhältnis der Geschlechter sei freitag abends noch
ziemlich ausgewogen, ändere sich aber, je weiter das Wochenende
fortschreitet.Samstags bestände das Publikum nur noch aus einem Drittel bis
einem Viertel aus Frauen. (vgl. Ahrens, H., 1993, S.37)
5.3 Politische und moralische Werte und Ideale der Techno-Szene
Über politische und moralische Werte innerhalb der Techno-Szene gibt
es sehr viele verschiedene Auffassungen. Während einige Autoren in der
Rave-Szene eine Fortsetzung revolutionärer Traditionen sehen (z.B. T.
McKenna ), sprechen andere den Party-Besuchern jedes politische Bewußtsein
ab und ordnen Parties in die Sparte „kollektives Wochenendvergnügen
gelangweilter Mittelklassekids" ein. Auffällig in der Literatursichtung ist
die Tatsache, daß auf der einen Seite Leute, die mit Techno zu tun haben,
oder aktiv in der Szene tätig sind, sich auf eine positive Art und
Weise zu solchen Fragestellungen zu äußern, während andere
kein einziges gutes Wort für die Techno-Fans übrig haben. Im folgenden
sollen erstmal Beispiele aus der Literatur gegenübergestellt werden, die
zeigen sollen, wie weit die Meinungen auseinandergehen.
Einige Autoren sehen
in der Techno-Szene eine Basis oder ein Potential für politische
Veränderungen, so z.B. der weiter oben erwähnte T. McKenna:
„I see the rave culture, developing here at the end of the 20th
century, as the inheritor of all this energy - Modern art, Jazz, Rock and Roll,
Dada. The whole antibourgeois impulse which began as an avatgarde agenda in the
late 19th century is actually an impulse for cultural survival that is probably
our last sane thought before we descend into the Apocalypse or something."
(Interview in der Zeitschrift „Alternative Press", aus Krollpfeiffer,
K., 1995, S.88).
McKenna erwähnt in diesem Kontext auch ein
„archaisches Revival", das eine Basis für politische
Veränderungen darstellen könnte (vgl.ebd., S. 88).
Autoren wie
eben dieser McKenna nennen die Rave-Bewegung in einem Atemzug mit der
„68-er Revolte" und ähnlichen revolutionären Jugendbewegungen,
während andere die Szene für etwas gänzlich Unpolitisches halten.
In dem bereits zitierten Artikel aus der FAZ vom 07.07.94 schreibt der Autor
folgendes:
„Nach Jahrzehnten, in denen Jugendbewegungen und Popmusik
jeglicher Stilrichtungen ausnahmslos als Gegenkulturen verstanden wurden, deren
Schicksal früher oder später unweigerlich in Kommerzialisierung und
Vereinahmung mündete, hat Techno den einzig möglichen Weg
gewählt, mit seinen Idealen nicht zu scheitern.Techno hat keine Ideale. Er
hat keinen politischen oder gesellschaftskritischen Aspekt."
(Spiegel, H.,
ebenda).
Es gibt einige kritische Stimmen wie diese, die den
Techno-Anhängern jedes politische Bewußtsein absprechen und
Techno-Parties als reines Fluchtphänomen sehen, in welches der Alltag in
all seiner Eintönigkeit keinen Zutritt hat und anstelle dessen Drogen
konsumiert werden, um sich nicht mit deprimierenden Gedanken rumschlagen zu
müssen. Andere Autoren gehen sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnen
die Techno-Anhänger als Menschen, für die außer der Party gar
nichts anderes von Wert ist:
„Das Leben dieser Menschen [das der
Techno-Anhänger, d. Verf.] beschränkt sich aufs Wochenende - oder
wenigstens das, was sie als Leben bezeichnen und erleben. Für sie ist der
Alltag eine Qual, die Arbeit ist frustrierend, die Arbeitslosigkeit
beschämend. Nur das Wochenende zählt, die Flucht aus dem Alltag, die
Flucht in das, was als wirkliches Leben gil t(...) Diese Jugend ist
maßlos, sie kennt keine Grenzen, die Flucht darf keine Minute zu früh
zu Ende sein. Zu trist ist die Aussicht auf die nächste frustrierende
Woche, die nur überstanden wird, weil auch danach wieder ein Wochenende
folgen wird. Es gibt nichts mehr, was diese Menschen freut. Die Gesellschaft hat
ihnen nichts mehr zu bieten. Sie leben nicht, sie existieren (...) es gibt keine
Ziele, die locken, alles erscheint hohl und schal."
(Rufer, M., 1995,
S.229).
Ich könnte noch zwei weitere Seiten mit ähnlichen Zitaten dieses
Autors füllen, aber anhand dieser Zeilen wird seine Meinungstendenz wohl
schon mehr als deutlich. Nichts gegen freie Meinungsäußerung, aber
eine Gruppe von Menschen, die zahlenmäßig in die Hunderttausende,
wenn nicht sogar in die Millionen geht, halte ich nicht mehr für vertretbar
sondern für äußerst unsachlich und diffamierend. Auch wenn die
Anhänger der Techno-Bewegung nicht gerade die Politischsten sind, kann man
wohl nicht soweit gehen und ihnen ein „Leben" absprechen und ihres nur als
Existenz bezeichnen.
Sachlicher sind da schon eher die Aussagen des
Techno-Autors Patrick Walder, der schreibt :
„Außer in der Wahl
ihrer Genußmittel unterscheiden sich die Raver kaum vom Rest der
Gesellschaft. Die vielbeschworene Raving-Society ist so gesehen nicht viel mehr
als eine Konsumgemeinschaft in der Konsumgesellschaft. In zwei nicht
unwesentlichen Punkten unterscheidet sich die Rave-Szene aber doch von unserer
Hau-rein-den-Schrott-Society. Erstens sind die Drogen ihrer Wahl illegal, und
zweitens ist das Ziel des Konsums...ein exzessiver Rauschzustand, der
bekanntlich mit den tragenden Stützen unserer Gesellschaft zu kollidieren
droht: Arbeit, Disziplin und Nüchternheit zählen nicht gerade zu den
Grundfesten der Raving-Society."
(Walder, P. in Ecstasy: Prävention des
Mißbrauchs, 1995, S.30).
Die Techno-Besucher unterscheiden sich also
lediglich in ihre Wahl der Drogen vom Rest der Jugendlichen? Nein, das alleine
reicht nicht aus, um das Phänomen und die enorme Anziehungskraft dieser
Party-Kultur zu erklären. Techno ist, vergleichbar mit der Hippie-Bewegung
der 60er Jahre ein Lebensstil. Es ist eine Kultur, bei der das „
Gut-drauf-sein" und das intensive Erleben unweigerlich dazugehören. Um dies
zu erreichen, ist es allein mit einer Mischung aus spezieller Musik und
speziellen Drogen nicht getan. Dazu gehört auch eine eigene Ästhetik
in Farbe und Stil (siehe Szenezeitschriften „Frontpage" und
„Raveline"), welche sich auch auf den sehr phantasievoll und individuell
gestalteten Ankündigungen für Parties (eben die sog. „Flyer")
bemerkbar macht. Typisch sind auch eine spezifische Kleiderordnung und ein
spezielles Wertesystem. Zu diesem Wertesystem gehören vor allem Aspekte wie
Toleranz, Offenheit, Ehrlichkeit und das schon erwähnte
„Gut-drauf-sein". Negative Aspekte wie schlechte Laune,
Niedergeschlagenheit, Angst oder Trauer sind auf einer Techno-Party nicht
besonders gern gesehen (auf einer anderen Party wahrscheinlich genauso wenig).
Die Toleranz wird innerhalb der Techno-Bewegung besonders hoch gehalten. Man
hört immer wieder, daß dort kein Unterschied gemacht werde zwischen
Schwulen, Lesben oder Heterosexuellen, daß es egal sei, woher jemand
komme, oder welcher sozialen Schicht man angehört. Genauso unwichtig sei im
Grunde genommen die politische Gesinnung, die Hauptsachen sind das
Fröhlichsein und die Bereitschaft zum guten „Abfeiern". Dazu der
schon weiter oben erwähnte DJ WestBam :
„Für uns ist die
Raving Society eine eigene Welt mit eigenen Regeln und Strukturen, die
'allergeilste Form von Demokratie'. Für uns ist sie a higher community with
a higher reality, mit einer eigenen Sprache und eigenen Feiertagen."
(TAZ
vom 25.11.94).
Ein Motto der Techno-Bewegung lautet „Leben und
Genießen" (vgl. Spohr, B., in „Partner-Magazin", Juni/Juli 1995,
S.11). Dazu gehört es, kreativ zu sein, fröhlich, schön,
individuell und anders als alles andere. Wer sich gut in Szene setzen kann, wird
dafür auch mit Applaus und Anerkennung bedacht, wer nicht durch besondere
Verhaltensweisen auffällt, bleibt im Hintergrund und wird nicht weiter
beachtet. Ist das nicht das exakte Übernehmen der Merkmale unserer
Leistungsgesellschaft? Wer viel leistet, bekommt die gewünschte
Anerkennung, wer scheitert, bleibt auf der Strecke? Die Gefahr einer Abwertung
ist auch innerhalb der Szene groß.
„Wer beim Klamottenkauf
daneben gegriffen hat, wird an Tagen mit hohem Besucheraufkommen an den
Türen der Clubs wieder abgewiesen oder erntet Stirnrunzeln und Kritik."
(ebd., S.12).
Die Techno-Szene ist, wie Walder es behauptet, demnach
vielleicht wirklich nur eine Konsumgemeinschaft in der Konsumgesellschaft, in
der an den Teilnehmer genauso große Anforderungen bezüglich seiner
Leistungsfähigkeit gestellt werden, wie in der „normalen"
Gesellschaft.
Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Techno-Gemeinschaft
im Grunde genommen keineswegs als locker, offen, freundlich und vorurteilsfrei.
Dazugehören, in die Party integriert zu sein, kommt nicht von allein. Es
ist eine Ehre, die man sich erst verdienen muß. Bietet man einen
interessanten Eindruck und verbreitet gute Stimmung, ist man ein Gewinn für
die Party und wird akzeptiert. Letztlich ist die Szene also überaus
leistungsorientiert. Vor alllem bei Jugendlichen stellt sich oft die Frage:
„Bin ich okay?" In der Techno-Szene mit ihrem Kult der Selbstinszenierung
lautet diese Frage: „Bin ich toll und brillant genug, um hier bestehen zu
können?"
„Nur wer sich anstrengt, wer leistet, wer eine gute Show macht,
bekommt die begehrte Anerkennung und damit für kurze Zeit das Gefühl,
nicht nur gut, sondern sehr gut, brillant zu sein." (ebd., S.13).
Ich
möchte es keineswegs dem Autoren Rufer gleichtun und die gesamte
Techno-Szene über einen Kamm scheren, aber eine gewisse Tendenz zu der
beschriebenen Leistungsorientiertheit ist meiner Meinung nach nicht von der Hand
zu weisen.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die
Techno-Anhänger innerhalb der Szene recht klar definierte politische und
moralische Grundhaltungen einnehmen, zu denen vor allem Toleranz, Akzeptanz,
Offenheit und Friedfertigkeit gehören. Neueinsteiger müssen sich daran
halten, wenn sie angenommen werden möchten. Vielleicht erscheinen Umwelt-
und politische Probleme in ihrer Gesamtheit als zu groß, um gelöst
werden zu können. Sich zu engagieren und dann erkennen zu müssen,
daß das Engagement nicht ausreicht, um erfolgreich zu sein, ist
desillusionierend. Deshalb läßt man es lieber und kann so auch nicht
enttäuscht werden. In der heilen Party-Welt kann die Sehnsucht nach einem
gemeinschaftlichen Miteinander in Frieden und ohne Aggressionen ausgelebt
werden, und es ist gut denkbar, daß dieses Verhalten auch im
„normalen" Leben positiven Einfluß auf das Sozialverhalten der Raver
hat. Hierzu nochmals DJ WestBam in einer Reportage des ARD :
„Eine
Jugendbewegung, die authentisch sein will, muß von finalen
Heilsbotschaften Abschied nehmen. Befreiung ist ein abstraktes Wort, ich
z.B.würde niemals eine klassenlose Gesellschaft fordern. Eine ehrliche
Musikbewegung kann so etwas nicht versprechen."
(Cappelluti, N., ARD, 1996).
5.4 Von einer Subkultur zur kommerziellen Massenbewegung
Die Alltagsrealität von jungen Menschen wird in großem
Maße von gesellschaftlichen Umbrüchen in den letzten Jahrzehnten
verändert. Diese Umbrüche werden nach Beck sozialwissenschaftlich als
Pluralisierung von Lebensformen und Individualisierung von Lebenslagen
bezeichnet. Es gibt keine Lebensform, welche für alle Menschen
ausschlaggebend ist. Individuelle Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten
werden in immer stärkerem Maße auch von Jugendlichen in Anspruch
genommen (vgl. Schroers, A.,1996, S.61). In der Kunst, Architektur und Musik
entwickeln sich Trends und Moden genauso schnell wie im Bereich der Drogen.
„In der modernen „Erlebnisgesellschaft" (Schulze)
gehören bestimmte Drogen zum Inventar von Selbstverwirklichungs-und
Erlebnismilieus."
(ebd., S.61).
Wenn man sich die Entwicklung von
Drogentrends anschaut, so lassen sich beim Aufkommen dieser Trends in den
meisten Fällen drei Phasen beobachten: In der ersten Phase wird eine
„neue" Droge von sog. „Trend-Setters" in eine Jugendkultur
eingeführt. Im Grunde genommen beinhaltet jede Jugendkultur, in der eine
Droge ihren Platz findet, immer auch Merkmale einer bereits vorher dagewesenen
Jugendkultur (Ecstasy z.B. wurde Ende der 80er Jahre im Rahmen des Revivals der
Hippie-Kultur poulär). Diese alten Elemente werden dann mit neuen
verbunden, z.B. Computer, moderne Sound-Effekte usw.. Wenn die Trendsetter-Phase
vorbei ist, beginnt eine größere Gruppe von Jugendlichen, sich
für den Trend zu interessieren, der Trend zieht weitere Kreise. Die zweite
Phase beginnt. In dieser Phase kann eine zunehmende Kommerzialisierung
beobachtet werden, Kleidungsstile werden von den Herstellern adaptiert und auf
den Markt gebracht, Tonträger werden durch den Verkauf in großen
Handelketten einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Einige der
„Trendsetter" aus den Anfängen beginnen nun, sich von der Szene
abzuwenden, weil sie in deren Augen an „Esprit und Charme" verliert,
vielleicht auch, weil die Szene durch angestiegene Zulaufzahlen zu
unübersichtlich geworden ist. Andere nutzen ihren Einfluß aus und
werden zu bestimmenden „Szenegrößen" ( z.B. Sven Väth, DJ
WestBam). Sie organisieren die Jugendkultur, organisieren Parties oder
versuchen, innerhalb der Szene neue Trends zu setzen. Ganz nebenbei beginnt sich
ein professionelles System zu entwickeln, um die immer stärkere Nachfrage
nach den Drogen decken zu können.
In der dritten Phase
schließlich vollzieht sich eine Akzeptanz der neuen Kultur durch die
„normale" Gesellschaft. Die neu entstandene Jugendkultur wird von der
normalen Kultur geschluckt. Heutzutage bspw. werden die Charts zum großen
Teil von äußerst kommerziellen „Techno-Produktionen"
beherrscht. Diese Produktionen haben zwar mit dem eigentlichen Techno nichts
mehr zu tun, und ein „echter Techno-Anhänger" rümpft mit
Sicherheit die Nase, wenn er hört, was so in den Hitparaden läuft,
aber alle diese Produktionen haben den für Techno typischen durchgehenden
Bass-Drum-Sound und ihre Wurzeln lassen sich zweifelsohne in der Techno-Musik
finden. Für einige Jugendliche verliert die Jugendkultur in dieser Phase
ihre Anziehungskraft und es entsteht ein Vakuum, in dem sich schon wieder ein
neuer Trend vorbereitet - der Kreis schließt sich.
Techno hat diese dritte Phase bereits durchschritten. Er ist derart von der
Industrie vermarktet worden, wie kaum eine andere Jugendkultur zuvor. Von Seite
der Firmen wurden alle nur erdenklichen Anstrengungen unternommen, auch eine
Scheibe des Kuchens abzubekommen. Es gibt organisierte Parties auf Schiffen, in
Zügen, in Flugzeugen, egal wo, Hauptsache nicht alltäglich und noch
nicht dagewesen. Die Hauptintention für die Sponsoren solcher Events ist
die Präsenz in den Medien:
„ Allen voran marschiert die
Tabakindustrie als übermächtiger Sponsor diverser Großevents.
Die Krönung der immer kostenintensiveren Engagements sind sicherlich die
von Camei veranstalteten „Airraves", wo zum Beispiel ein Flugzeug
gechartert und der zahlungsfreudige Raver für taschengeldfreundliche
tausend Mark zum Tanzen nach Las Vegas geflogen wird."
(Claus, C. in Rabes,
M / Harm, W., 1997, S.89).
Daneben gibt es auch eine große Palette an
Artikeln, die exra für die Techno-Szene entwickelt worden sind. An erster
Stelle stehen hier natürlich die „Energy-Drinks" wie „Flying
Horse" und andere, die zu immensen Preisen verkauft werden, deren Wirkung aber
im Regelfall von preiswerter Apfelschorle übertroffen wird. (vgl., ebd.,
S.89)
Auch im Bereich der Kleidung ist Techno vollkommen kommerzialisiert
worden.
„ Der Bekleidungssektor fand mit Techno ein völlig neues
Betätigungsfeld. Von den klassischen Sportmarken mit eigenen
techno-orientierten Kollektionen über reine Merchandising-Firmen, die
Einheitsshirts mit den Logos von Plattenlabels oder Clubs bedrucken, bis hin zu
Designern, die Haute-Couture-ähnliche Kreationen in die Partyszene
entsenden."
(ebd., S.89 und 90)
Anmerkung des Verfassers: Den meiner
Meinung nach Gipfel der Kommerzialisierung entdeckte ich vor wenigen Tagen in
einem großen Dortmunder Kaufhaus. Eine CD mit dem Titel „ Bugs Bunny
und seine Techno-Freunde", darauf Kinderlieder in Techno-Form.
5.5 Die Party als Entspannung - Aber Leistung ist angesagt
Obwohl es wahrscheinlich für einen äußerst großen
Teil der Bevölkerung unseres Landes auf ewig ein Rätsel bleiben wird,
wie ein Mensch sich in einer Diskothek bei hoher Lautstärke, unter
schlechten Luftbedingungen und dazu noch eingequetscht zwischen hunderten
anderer Raver entspannen kann, wird dies doch vom Techno-Partybesucher ganz
anders empfunden. Für ihn bedeuten diese Stunden ein Losgelöstsein vom
(manchmal) langweiligen und grauen Alltag, Stunden, in denen er nicht über
irgendwelche Probleme nachdenken will, sondern in den meisten Fällen
zusammen mit seinen Freunden eine Party feiert.
„ Der Besuch von
Technoveranstaltungen kann für Jugendliche auch ein Mittel sein, belastende
Alltags- und Streßsituationen bei der Bewältigung von
Entwicklungsaufgaben besser aushalten zu können. In diesem Fall wird die
Technoparty zur Erholung ( Rekreation) aufgesucht."
(Cousto, H., 1995, S.43)
Nicht nur als Erholung wird das Party-Wochenende angesehen, sondern auch als
Ausbruch aus dem „normalen" Leben, ein Kontrast zum Alltag. Neue Leute
kennenlernen, sich locker und ungezwungen unterhalten, manchmal die ganze Nacht
lang, oder einfach nur Tanzen, Spaß an der Bewegung haben, schwitzen und
Lachen, das sind im Allgemeinen die Intentionen der Raver, wenn sie eine Party
besuchen.
In unserer heutigen Gesellschaft der Massenmedien, Mobiltelefone,
Faxmodems und Datenhighways werden die Menschen mit Informationen und
Sinneseindrücken geradezu überschüttet. Eine ständige
Präsenz, diese Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten wird von
praktisch jedem erwartet. Die menschliche Verarbeitunskapazität ist jedoch
schon seit längerem überlastet. Um diese wieder zu entlasten, so
meinen viele Party-Gänger, biete sich ein wöchentlicher
Inten- sivurlaub in Form einer Party geradezu an. Dort
könne man die angestauten Spannungen, die aufgebauten Aggressionen
wunderbar „wegtanzen" und sei nicht dem allgegenwärtigen Druck
unserer heutigen Leistungsgesellschaft ausgesetzt. (vgl. Zeitschrift
„Highlife", 1/97, S.39).
Die Frage, die sich daraufhin stellt, ist
die, ob bei einer Techno-Party nicht mindestens die gleichen Anforderungen an
die Leistungsfähigkeit des Besuchers gestellt werden, wie im
„normalen" Leben auch.
Es fängt doch schon beim Türsteher
an: Wer nicht „stilecht" gekleidet ist, hat des öfteren Probleme,
überhaupt hereingelassen zu werden, besonders in Clubs, die etwas
„auf sich halten". Generell scheint die passende Kleidung ein wichtiger
Punkt innerhalb der Szene zu sein. Wie bereits oben beschrieben, ist die Szene
keineswegs so tolerant, wie es oft behauptet wird, und erscheint jemand in
Szeneuntypischer Kleidung, so wird er mit Sicherheit bemerken, daß viele
andere ihn etwas verstört angucken werden.
Ein weiterer Punkt ist der,
daß die Clubs ihre Türen in der Regel gegen 23 Uhr öffnen,
die Party aber erst ab ca.2 Uhr in der Nacht richtig losgeht und dann meistens
bis in die frühen Morgenstunden oder noch länger andauert. Hier ist
die Leistung durchzuhalten gefordert, wer schon um 3 Uhr nach Hause geht, ist
ein Schlappmacher, er verpasst ja das Beste.
„Die Raves, auf
denen Ecstasy konsumiert wird, sind zum Erlebnis- und Abenteuerersatz für
junge Menschen in der Großstadt geworden. Gut drauf sein ist das Ziel, und
durchmachen muß man, vor allem nach Einnahme der Pille."
(Wilkens, W.,
1995, S.68)
Kein Wunder, daß angeblich energiesteigernde Getränke
wie „Red Bull" oder „Flying Horse" gerade in der Techno-Szene ihren
größten Absatzmarkt haben. In Anbetracht dieser Tatsachen ist es
eigentlich auch nicht verwunderlich, daß die Besucher zu Drogen greifen,
um durchzuhalten und um nichts zu verpassen.
„Da die langandauernden
Tanz- und Technoparties dem Körper einiges abverlangen, achten die Raver
auf körperliche Fitneß. Häufig wird der körperlichen
Leistungsfähigkeit mit Hilfe der (...) stimulierenden Drogen wie Ecstasy
und natürlichen Koffeinen wie Guarana oder teuren Koffeinpräparaten
(...) nachgeholfen."
(Schroers, A., 1996, S.66)
Zwar wiederholen sich in
der Szene oft Formulierungen und Aussagen wie „es geht auch ohne Drogen",
aber „meist siegt auch bei selbsternannten Rave-Gurus, und vor allem bei
kalkulierenden Veranstaltern und nüchternen DJs, die Einsicht, daß
die Raves ohne Drogen spätestens um sechs Uhr morgens zu Ende wären.
Ohne Drogen keine Marathonfeier."
(vgl Walder, P. in Ecstasy-Prävention
des Mißbrauchs, 1995, S.32).
Natürlich kann niemand behaupten,
daß 100% der Besucher einer Party unter dem Einfluß einer Droge
stehen oder daß man nur „zugedröhnt" stundenlang zu Techno
tanzen könne. Ecstasy ist nicht Voraussetzung, aber schon ziemlich
stilprägend für die Techno-Kultur. Und die Leistungsanforderungen an
den Party-Teilnehmer werden durch den Ecstasy-Gebrauch noch erhöht. Eine
Person, die nüchtern eine Party besucht, kann dies wenigstens noch zur
„Entschuldigung" anbringen, wenn sie früher als andere nach Hause
möchte, aber jemand, der Ecstasy genommen hat, „kann" eigentlich
nicht vor sechs Uhr auf die Idee kommen, den Club verlassen zu wollen.
Ähnlich verhält es sich mit der Stimmung eines Einzelnen.
Schlechte Laune oder gar Mißmut auf einer Party sind ganz und gar nicht
angesagt. Wie im Kapitel „Politische und moralische Werte und Ideale der
Techno-Szene" bereits beschrieben wurde, wird an den Party-Gänger die
Leistungsanforderung gestellt, gut drauf zu sein.
„Ein
unglücklicher Raver stellt in sich ein Paradoxon dar. Man muß
mitmachen und eine Party der Superlative feiern, oder diese mindestens wie einen
Orgasmus vortäuschen."
(Zeitschrift Highlife, 1/97,S.40).
Obwohl
diese Worte nicht ohne einen leicht ironischen Unterton geschrieben wurden, ist
mit Sicherheit etwas dran am Paradoxon des unglücklichen Ravers. Aber wo
bleibt die Entspannung, wenn ich mich unter den Druck gesetzt fühlen
muß, unbedingt gut drauf sein zu müssen?
Aber auch die
Veranstalter sind inzwischen in Zugzwang geraten, jede Party muß noch
besser sein als die letzte, reine Wiederholungen eines Konzepts sind nicht
gefragt:
„Die Partys haben Extase auf dem Programm. Das Angebot an
technischer Ausstattung und Effekten wird ständig überboten, jede
Party soll ein Riesenspektakel sein, von dem man noch lange spricht: 'Der
Aufwand stellt alles, was es bisher in der Geschichte von Mayday und Partys
überhaupt jemals gegeben hat, in den Schatten: 250 Tonnen Licht und Ton,
500.000 Watt Sound, 200 Techniker, eine Woche Aufbauzeit...' tönen die
Veranstalter in der TAZ vom 25.11.94....müssen sich mit jedem neuen
Mayday-Mega-Rave selbst übertreffen. Teurer, lauter, bunter: Zur Ehre des
Maschinenrhythmus werden keine Mühen gescheut. Jeder Mayday ist deshalb der
größte Rave aller Zeiten, für jeden Mayday liegt die Latte etwas
höher."
(Spohr, B., 1995, S.10).
Die Veranstalter sollten sich
meiner Meinung nach einmal vergegenwärtigen, in was für einen
Kreislauf sie hineingeraten sind und sich fragen, ob weniger nicht manchmal mehr
ist.
5.6 Zu Techno Tanzen - Oder „ die Seele baumeln lassen"
Fast alle Stile von Techno, abgesehen vielleicht von Ambient und, mit
Abstrichen, Trance, sind durch ihren durchgehenden und antreibenden 4/4-Rhythmus
wie geschaffen, um dazu zu tanzen. Eine Techno- Party ohne eine sich auf der
Tanzfläche bewegende Menge ist eigentlich nicht vorstellbar. Um sich
vorzustellen, was Techno- Musik für eine Wirkung auf Körper und Geist
hat, muß man in der Lage sein, sich darauf einzulassen. Schafft man dieses
nicht, empfindet man Techno wohl eher als undefinierbaren Lärm und weniger
als Musik. In diesem Kapitel soll beschrieben werden, was die Faszination des
Tanzens in Verbindung mit Techno ausmacht.
Kurz und knapp ausgedrückt
kann auf einer Party die Musik zusammen mit den anderen Sinneseindrücken,
die hier zu erfahren sind, den Raver beim exzessiven Tanzen in Trance- und
Rauschzustände versetzen. Drogen wie Ecstasy werden u.a. dazu benutzt,
diese Rauschzustände schneller auftreten und das Tanzen noch intensiver
werden zu lassen.
Die Verbindung von Musik und Tanz, mit der Intention,
bestimmte Trance- oder Rauschzustände zu erlangen, reicht weit in die
Geschichte der Menschheit zurück. In seinem Buch „Vom Urkult zur
Kultur" nennt H. Cousto einige Beispiele von Volksgruppen oder religiösen
Vereinigungen, die durch das Zusammenspiel von Tanz und Musik (oft kamen auch
Drogen dazu) andere Bewußtseinszustände hervorrufen wollten. Er nennt
Schamanenmusik, Derwischtänze, Sufiorden und Gregorianischen Gesang als
Beispiele für diese zumeist religiös inspirierten Gruppen. Allen
gemeinsam war die Benutzung derselben musikalischen Mittel :
Rhythmus,
Wiederholung und oftmals eine Steigerung des Tempos (vgl.ebd., 1995, S.46-52).
Techno-Tänzer berichten oft davon, daß sie nach einiger Zeit des
Tanzens die Musik fast ebensogut fühlen wie hören könnten, und
obwohl es der Bass ist, der die Tänzer anreibt (vgl. Ahrens, H., 1993,
S.91), liegt dies nicht nur an dieser vorherrschenden Frequenz. Ahrens
erklärt, daß zum einen das vegetative Nervensystem durch die
Hochgeschwindigkeit des Beats, zum anderen die Psyche durch Klang - und darauf
abgestimmte Lichtcollagen- beeinflußt werde.
„Die technisch
erzeugten Licht-und Schallwellen und die synthetischen Rhythmen der Technomusik
durchdringen mit ihrer Impulsdichte und Hochfrequenz den lebenden Organismus
ganz und erzeugen im wesentlichen den „Kunstraum"."
(Ahrens, H., 1993,
S.33).
Da eine Wirkung von Ecstasy die Steigerung des
Berührungsempfinden ist, ist es durchaus vorstellbar, daß der
Eindruck, die Musik spüren zu können, dadurch noch verstärkt
wird.
Viele Tänzer empfinden das stundenlange Tanzen als eine
körpelich-sinnlich-seelische Verbindung, die als Befreiung und Ablenkung
angesehen wird. Dahinter steht oftmals der Versuch, eine Einheit zwischen
Körper, Seele und Geist zu finden. Ahrens bezeichnet diesen Effekt der
Entspannung bei gleichzeitiger Bewegung „Entspannungsekstase"
(ebd.,
S.33). Interviewpartner von Ahrens sagen, daß das Tanzen ihnen helfe, sich
von Affektstauungen, Alltagsfrust und spezifischen Alltags - und
Lebensängsten zu befreien und sie die Zeit vergessen ließe (vgl.
ebd., S.96).
„Techno ist eine nichtaggressive Musik, sagt Valerie,
auch wenn viele das Gegenteil behaupten würden. Sie peitsche nicht auf,
sondern baue Aggressionen ab. Tanzen sei Trance und Leistungssport zugleich,
nachher bist du erschöpft, ausgelaugt, aber zufrieden."
(Saunders, N.,
1994, S.272).
Bestätigt wird dies auch von den Gesprächspartnern
K. Krollpfeiffers:
„...dieser Rhythmisierungseffekt, was die Musik
angeht (...) Diese Umsetzung der Musik in Tanzbewegungen funktioniert auf 'ne
ganz außergewöhnliche Weise..."
(Krollpfeiffer, K., 1995, S.167).
Techno- Parties scheinen auch insofern ein guter Platz zum Tanzen zu sein,
weil jeder im Grunde genommen machen kann, was er möchte. Der
Unterschiedlichkeit der Tanzstile sind keine Grenzen gesetzt, manche stehen eher
auf der Stelle und bewegen nur ihre Arme, andere laufen beim Tanzen durch die
Gegend, und wieder andere springen auf und ab.
„Das Tanzen auf den
Raves (oder House-, Technoparties) ist berührungsfrei, es sind keine
festgelegten Tanzstile auszumachen. Aus Platzgründen werden oft die Arme in
die Luft gehoben."
(Schroers, A., 1996, S.65).
Gleichzeitig Drogen zum
Tanzen zu gebrauchen, ist zwar weit verbreitet, aber um die ekstatischen
Erfahrungen beim Tanzen zu machen muß man nicht unbedingt Drogen nehmen:
„Du kannst das Erlebnis [des exzessiven Tanzens, d.Verf.] nicht haben
ohne die Musik, aber du kannst das Erlebnis haben ohne die Droge."
(Krollpfeiffer, K., 1995, S.205).
Allerdings sind Techno-Parties der
ideale Rahmen für Ecstasy, „bspw. um einen Zustand wie Trance oder
Ekstase zu erfahren." ( Schroers, A., 1996, S.65)
H. Cousto beschreibt das Gefühl des Tanzens auf Parties
folgendermaßen:
„Der Beat und der Sound treiben einen auf die
Tanzfläche und schon befindet man sich in einem ganz neuen Energiefeld,
jenseits von Logik und Verstand, hüpfend und tanzend bis einem der
Schweiß in großen Tropfen auf der Haut herunterperlt, mit allen
anderen im Gleichklang tanzend und tobend bis zur völligen Ekstase."
(Cousto, H., 1995, S.42).
Außer der Drogenwirkung gibt es aber
noch andere Aspekte, welche den Tänzer das Tanzerlebnis rauschähnlich
empfinden lassen. Man kann das Tanzen mit sportlichen Betätigungen wie z.B.
dem Langstreckenlaufen vergleichen. Bei Marathonläufern bspw. werden nach
einer bestimmten Zeit körpereigene Drogen ausgeschüttet, die sog.
Endorphine. Diese Endorphine bewirken, daß der Sportler bzw. der
Tänzer die Anstrengungen der körperlichen Betätigung nicht mehr
so stark bemerkt, eine Art des Rauscherlebnisses wird empfunden (vgl. Wirth, N.,
1996, S.54). Die auf die Musik hin abgestimmten Lichteffekte, zuckende
Stroboskop-Strahler, verbunden mit der hohen Lautstärke auf Raves
verursachen eine Art Reizüberflutung. Nach Rufer wirkt eine
Reizüberflutung genauso wie Reizentzug. Die Methode des Reizentzugs wird in
der Psychotherapie angewendet, um beim Patienten außergewöhnliche
Bewußtseinszustände hervorzurufen. Einige Effekte dieser
Reizentziehung gleichen von ihrer Wirkung her denen von Ecstasy oder auch von
anderen Halluzinogenen. Auch der Schlafentzug, der oft mit dem Besuch von
Techno-Parties einhergeht, tendiert von seinen Auswirkungen her in diese
Richtung.
5.7 Hat Techno einen religiösen Aspekt?
Einige Techno-Liebhaber vergleichen die ekstatischen Erfahrungen, die auf
Parties gemacht werden können, mit religiösen Erfahrungen. Auch einige
Autoren, unter ihnen besonders Cousto, gehen auf dieses Thema näher ein.
Cousto schreibt u.a., daß Techno es durch seine konsequente sequenzielle
Struktur ermögliche, einen Zugang zu Bereichen zu bekommen, die den
materialistischen und naturwissenschaftlichen Denkweisen verschlossen blieben,
und daß diese Erlebniswelten jenseits aller klassischen
abendländischen Kultur und der Kunst bekannten Muster lägen.
Er
zieht Parallelen zwischen Techno und Religion, indem er den Plattenteller mit
Gebetsmühlen gleichsetzt, die Diskothek als einen Tempel sieht und den DJ
mit einem Priester vergleicht (vgl. Cousto, H., 1995, S.42).
Des weiteren
setzt er die Regelmäßigkeit, mit der Raver zu Parties gehen, genauso
wie die Wochentage, nämlich Samstag und Sonntag, mit dem Verhalten von
Kirchengängern gleich. Auch das Tragen bestimmter Kleidung und das
gemeinsame Zelebrieren eines Rituals zeige Ähnlichkeitem zwischen der
Kirchen- und der „Techno"-Gemeinde.
„Wem die heutige Kirche zu
rational geworden ist, der kann im Techno-Tanz-Tempel mystische, visionäre
und ekstatische Erfahrungen mit anderen Menschen sammeln. So wie einst die
Kirche für die meisten gläubigen Menschen ein Zentrum des
gesellschaftlichen Lebens war, so ist heute der Techno-Tanz-Tempel der zentrale
Treffpunkt der Technoliebhaber."
(Cousto, H., 1995, S.42).
Zwar mag es
einige Technoliebhaber geben, für die das Besuchen von Parties den gleichen
Stellenwert hat, wie für andere der Gang zur Kirche, doch halte ich diesen
Vergleich für etwas weit hergeholt. Die Hauptintention der Party-Besucher
ist doch wohl eher hedonistischen Charakters, und religiöse Ansprüche
kann man meiner Meinung nach, wenn überhaupt, nur selten finden.
Viele
Leute sehen im DJ eine Verkörperung eines Priesters, weil die Raver zu ihm
heraufschauen und er den Takt angibt, doch die Konstellation Zuschauer-Musiker
kann man seit Jahrzehnten auf jedem Rockmusik-Konzert antreffen, und dort hat
man noch nie etwas von einem solchen Vergleich gehört.
[<<zurück nach
oben]
6. Vorstellung
suchtpräventiver Organistionen und Einrichtungen
6.1 Eve & Rave e.V., Berlin
(Bei der Beschreibung von Eve & Rave beziehe ich mich vor allem auf die
Ausführungen von H. Cousto, 1995, SS.198-203)
Eve & Rave, seit
Oktober 1994 eingetragener Verein, bezeichnet sich selber als „ein
Raverprojekt für Gesundheit, Kultur und Arbeit zur Förderung der
Technokultur und Minderung der Drogenproblematik." Die Gründung des Vereins
geht auf die Initiative von Ravern aus der Szene einerseits und auf das
Engagement des Soziologen Helmut Ahrens andererseits zurück. Der
eigentliche Initiator Ahrens führte im zweiten Halbjahr des Jahres 1993 im
Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums eine Studie der deutschen Aids-Hilfe
in der Techno-Szene durch. Da MDMA einen gewissen Ruf als Liebesdroge hat(te),
sollte diese Studie der Frage nachgehen, ob wegen des weitverbreiteten Konsums
in der Szene ein HIV-riskantes Verhalten und damit ein besonderer Bedarf an
Aids-Prävention bestünde.
Durch diese Studie aufmerksam geworden,
begann eine Gruppe engagierter Raver, sich einmal in der Woche zu treffen, um
wichtige, die Szene betreffende Dinge zu besprechen. Ein Punkt, der diesen
Leuten als besonders wichtig erschien, war der, die Raver darauf aufmerksam zu
machen, wie man Drogen mit möglichst wenig Risiko konsumieren kann. Da es
sich sehr schnell zeigte, daß darüber nur Wenige Bescheid
wußten, beschloß man eine Safer-Use-Broschüre zu Ecstasy,
Speed, LSD und Kokain herauszubringen. Allerdings stieß der Inhalt dieser
ersten Broschüre auf starken Widerstand aus der Politik, insbesondere aus
den Reihen der SPD und CDU. Es hieß, das Heft sei eine
„jugendgefährdende Schrift", insofern, als daß es Drogen
verharmlose und Jugendliche durch solch eine Gebrauchsanweisung erst zum
Drogenkonsum verführe. Die Veröffentlichung der ersten
Originalbroschüre in Frankfurt a.M. wurde aufgrund des politischen Drucks
zunächst wieder eingezogen. Erst nach einer Überarbeitung durch eine
Gruppe von Frankfurter Drogenexperten und erneuter Prüfung durch die
Frankfurter Staatsanwaltschaft wurde die nun teilzensierte Fassung wieder
veröffentlicht. Alle seitdem gedruckten und neu bearbeiteten Auflagen waren
binnen kürzester Zeit vergriffen. Die Broschüren wurden u.a. auf
Parties verteilt und fanden reißenden Absatz, was das große
Informationsdefizit und -bedürfnis seitens der Party-Gänger deutlich
machte.
Weil sich Eve & Rave aus der Szene heraus entwickelt hat,
besteht unter den Ravern eine sehr große Akzeptanz für deren Arbeit.
Man arbeitet prozeßorientiert, und der Blickwinkel ist auf die
Bedürfnisse der Raver ausgerichtet, der Verein ist voll in die Szene
integriert.
Innerhalb des Vereins gibt es eine Aufsplittung in verschiedene
Arbeitsgruppen, die allerdings nicht strikt getrennt voneinander arbeiten,
sondern aufeinander aufbauen und sich sich ergänzen:
1. „Vor-Ort" - Arbeit in Berlin
Rave Safe Line: Bei dieser
Telefongruppe können interessierte Leute anrufen und sich ihre Fragen am
Telefon beantworten lassen
Club-Teams: Hier werden Informationsstände
organisiert, die direkt auf Parties aufgebaut und an denen
unterschiedliche Sachen angeboten werden. Die Partydrogen-Broschüre ist
hier erhältlich und es werden Kondome und Safer-Sex-Infos verteilt.
Außerdem kann man hier persönliche Beratungsgespräche in
Anspruch nehmen.
Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern
Kreativworkshops für Raver: Hier werden allgemeine kreative Aufgaben
wie die Gestaltung der Informationsstände, Herstellung von Vereins-Shirts
und weitere ähnliche Dinge organisiert und verwirklicht.
Twin-Planet:
Der Twin-Planet ist ein freistehendes Haus in der Nähe von Berlin. Hier
gibt es gruppentherapeutische Angebote für Leute, die Probleme mit ihrem
Drogenkonsum haben oder „partysüchtig" geworden sind. Es bestehen
Angebote wie Meditationen und kreative Workshops. Der Vorteil hierbei besteht in
der Tatsache, daß die Leute hier in ihren Szenezusammenhängen bleiben
und somit die Hemmschwelle, dieses Angebot wahrzunehmen, sehr niedrig liegt
Drug-checking: Bis vor ca. einem halben Jahr war den Testen einer
Ecstasy-Pille nur durch Einsenden von 70,-DM möglich. Aufgrund dieser hohen
Kosten, war es eigentlich nur für Dealer interessant, dies
durchzuführen, da es sich wahrscheinlich nur wenige Konsumenten leisten
können, so viel Geld für das Testenlassen auszugeben. Nun bietet auch
Eve & Rave den Schnelltest auf Parties an, der zwar auch nicht aussagen
kann, was wirklich in der Pille enthalten ist, aber wenigstens die Hauptstoffe
(MDMA, Amphetamin oder Halluzinogene) identifiziert.
2.Kommerzielle Kreativarbeit
In diesen Bereich fallen Dinge wie die
Gestaltung der Chill-Out-Räume, der Informationsstände und -zelte
sowie Konzeption, Gestaltung und Bau der Mind-Machines, die weiter oben schon
beschrieben wurden. Diese Arbeitsgruppe ist auch für die Produktion einer
Benefiz-CD für Eve & Rave verantwortlich. Diese Arbeit verfolgt zum
einen das Ziel, Künstlern aus der Szene Gelegenheitsjobs zu verschaffen,
zum anderen aber auch Geld für den Verein zu erwirtschaften.
3. Außenkontakte und Entwicklung neuer Konzepte
In dieser
Arbeitsgruppe werden Kontakte zu anderen in der Szene tätigen
Präventionseinrichtungen gepflegt. Hier wird überprüft, inwiefern
sich bewährte Konzepte anderer Einrichtungen, wie z.B. das aus Manchester
stammende „Safer-Dancing" auf Berlin oder auf die übrige deutsche
Party-Szene übertragen lassen.
Weiterhin werden hier DJ's dahingehend
ausgebildet, wie sie die Partybesucher durch ihre Musik in Trance versetzen,
aber auch wieder zurückholen können. Hierbei profitieren Verein und DJ
gegenseitig voneinander. Die Gage wird von Eve & Rave kassiert, der DJ
erlangt einen Bekanntheitsgrad über die Grenzen von Berlin heraus, was
normalerweise bei der Masse an ambitionierten DJ's sehr schwierig ist.
In
dieser Kontaktgruppe wird außerdem ein Informationsaustausch mit
Drogenberatungsstellen, Drogennotdiensten, Gesundheitsministerien und
-ämtern sowie den Senats-Regierungsstellen betrieben. Dort stoßen
jedoch die Vorschläge für eine liberalere Drogenpolitik in der Regel
auf „taube Ohren" (vgl. Cousto, H., 1995, S. 209-213).
Ziele von Eve
& Rave
Die von Eve & Rave verfolgten Ziele sind einerseits auf die
Gesundheit der Raver, andererseits auf die Entwicklung und Fortführung der
Techno-Kultur ausgerichtet. In der Präventionsarbeit werden Drogen nicht
verteufelt, es wird auch nicht auf eine absolute Drogenabstinenz hin gearbeitet.
Vielmehr wird es angestrebt, die Eigenverantwortung der Partygänger
hinsichtlich ihres Drogenkonsums, ihrer Gesundheit und ihres Wohlergehens
entwickelt, bzw. verstärkt werden. Bewirkt werden soll dies durch eine
Stärkung und Anregung des Bewußtseins der Raver für Beziehungen
untereinander. Diese Beziehungen sollen einer Suchtentwicklung entgegentreten.
Im Gegensatz zur immer stärkeren Kommerzialisierung der Szene sollen die
„alten Werte" wie Toleranz und Gemeinschaft untereinander besonders den
Neueinsteigern nahegebracht werden. Außerdem soll die Technokultur in der
Musik und der Körperarbeit weiterentwickelt werden.
Finanzierung
Da der Verein keinerlei finanzielle Unterstützung von
staatlicher Seite erhält, finanziert er sich aus eigener Kraft durch die
Arbeit der einzelnen Mitglieder. Ein großer Teil des Geldes kommt durch
z.T. zweckgebundene Spenden von Diskothekenbetreibern oder DJ's zusammen. Auch
für Vorträge auf Informationsveranstaltungen oder im Fernsehen bekommt
man Geld. Der Verein arbeitet daraufhin, daß man sich mehr und mehr aus
eigener Kraft finanzieren kann. Dies soll dadurch erreicht werden, daß man
sich die Arbeitskraft der Mitglieder verstärkt bezahlen läßt -
entweder durch die Nutzer oder durch Sponsoren.
6.2 Der Drogeninfobus der Beratungsstelle Hannover
Ausgehend von Beobachtungen in England sahen die Mitarbeiter der
Drogenberatungsstelle in Hannover, was für Probleme in Verbindung mit
Ecstasy auf sie zukommen würden. Deshalb beschlossen sie, ein Faltblatt zu
konzipieren und zu veröffentlichen, in dem darüber aufgeklärt
werden sollte, welche Dinge man als Konsument von Pillen beachten sollte. 1993
schließlich wurde der „Raver's Guide" als erstes Informationsheft
über Ecstasy veröffentlicht. Parallel zur Erstellung der
Broschüre wurde ein ausrangierter Doppeldecker-Bus der Berliner
Verkehrsbetriebe angeschafft und umgebaut. Im unteren Bereich des Busses
befinden sich nun Stehtische und Barhocker, außerdem werden dort
Säfte und Mineralwasser zum Selbstkostenpreis verkauft. Im Oberdeck
befindet sich ein Chill-Out-Raum, wo sich bis zu 20 Leute bei angenehmen
Temperaturen erholen können. Der gesamte Bus ist ein drogenfreier Raum,
d.h. es dürfen dort keinerlei Rauschmittel konsumiert werden, auch kein
Alkohol.
Mit diesem Bus fahren Mitarbeiter der DROBS nun direkt zu den
Parties, vornehmlich im Bereich Hannover und Umgebung. Zugänglich für
die Besucher ist er von 22 Uhr abends bis 6 Uhr am Morgen. Die Besucher haben
hier aber nicht nur die Möglichkeit, sich auszuruhen oder preiswerte
Getränke zu kaufen. Vielmehr wollen die Mitarbeiter mit Usern ins
Gespräch kommen, was vor allem durch die Nähe zur Szene erreicht
werden soll. Nach der Sicht der Drobs brauchen Jugendliche eine differenzierte
und objektive Aufklärung zum Thema Ecstasy und anderer Party-Drogen. Sie
will nicht zur absoluten Drogenabstinenz aufrufen, da sie diese Zielsetzung als
unrealistisch ansieht. Vielmehr soll es darum gehen, den Drogenkonsumenten zu
akzeptieren und ihm zu einem vernünftigen Umgang mit Rauschmitteln zu
verhelfen. Außerdem soll der Konsument Gefahren beim Konsum erkennen und
abschätzen können, genauso wie Verantwortung zu übernehmen.
Ein oft vorkommender Einsatzort des Buses sind die „Hanomag-Hallen" in
Hannover. Dort finden an Wochenenden Techno-Großveranstaltungen mit
mehreren tausend Besuchern statt. Trotz des großen Publikums gibt es dort
keinen Chill-Out, so daß die Kapazität des Busses eigentlich
jederzeit voll ausgeschöpft wird, die Akzeptanz der Raver ist nach einigen
Anfangsschwierigkeiten sehr hoch.
Pillentesten
Das Testen von Pillen stellt innerhalb der Arbeit des
Busses einen wichtigen Faktor dar. Durch das Pillentesten hat die DROBS einen
recht guten Überblick über die sich momentan auf dem Markt
befindlichen Pillen. Sie führt einerseits den Schnell-Test durch, bei dem
einige Krümmel einer Pille mit Indikatorflüssigkeit beträufelt
werden. An der sich anschließend einstellenden Verfärbung kann
abgelesen werden, ob es sich beim enthaltenden Wirkstoff um MDMA oder ein
Derivat davon handelt, ob eventuell Amphetamine oder Halluzinogene enthalten
sind bzw., ob überhaupt ein Rauschmittel drin ist. Allerdings kann dieser
Test keine Aussage dahingehend machen, wie hoch der Wirkstoffgehalt ist, bzw.
wieviele Verunreinigungen die Pille enthält (daher wird in diesem
Zusammenhang auch eher von „Pillenidentifikation" als vom
„Pillentest" gesprochen).
Deshalb werden die meisten Tabletten in
einem Labor, das mit der DROBS zusammenarbeitet, per Spekroskop untersucht.
Anhand von Form, Farbe, Abmessung und Prägung läßt sich so fast
jede Pille zuordnen.
Kommt eine „schlechte" Pille in das Labor, also
eine Pille, die hohe Verunreinigungen oder andere gefährliche Beimischungen
wie z.B. DOB (ein Halluzinogen mit bis zu 30 Stunden Wirkungsdauer)
enthält, werden so schnell wie möglich Warnzettel gedruckt und auf den
Parties verteilt. Parallel zu solchen Aktionen arbeitet die Drobs mit dem
Techno-Magazin „Mushrooms" zusammen. Inzwischen hat die Drobs in diesem
Veranstaltungsheft eine eigene Rubrik, in der neben allgemeinen Fragen zu
Ecstasy oder anderen Drogen Analyseergebnisse und Warnungen vor schlechten
Pillen veröffentlicht werden. Die Akzeptanz ist nach Aussage von Peter
Märtens sehr groß, viele Raver rufen auch unter einer Hotline an und
fragen nicht nur nach Testergebnissen, sondern vor allem nach gesundheitlichen
Auswirkungen des Drogenkonsums.
Es gibt eine Kontroverse zwischen der
Beratungsstelle und Eve & Rave, dahingehend, ob die Testergebnisse aller
Pillen veröffentlicht werden sollten, oder nur die der schlechten. Eve
& Rave ist der Ansicht, daß die Leute über qualitativ gute Pillen
genauso informiert werden sollten, wie über schlechte oder
gefährliche. Die Mitarbeiter des Drogeninfobusses sehen allerdings die
Gefahr, daß sich User auf ein Testergebnis einer angeblich guten Pille
verlassen könnten, ohne mit Gewißheit sagen zu können, ob es
sich wirklich um die gleiche und nicht um eine Kopie handelt. Die User
könnten sich in einer nicht vorhandenen Sicherheit wiegen und lassen ihre
Pillen dann evtl. nicht mehr testen.
Ziele und Absichten der Beratungsstelle Hannover
In seinem Vortrag auf
der Fachtagung Ecstasy machte Lennart Grube deutlich, daß es in der Arbeit
der Drogenberatungsstelle nicht mehr nur darum gehen könne, Hilfen zum
Ausstieg aus dem Drogenkonsum zu geben, sondern daß ein weiterer und
wichtiger Schwerpunkt auf den Bereich der Drogenerziehung gelegt werden
müsse. Seiner Meinung nach ist nicht der asketisch lebende Mensch das Ideal
unserer Gesellschaft, sondern vielmehr der mündige Konsument.
„Davon ausgehend, daß das Ausprobieren und der Konsum auch von
illegalen Rauschmitteln ein jugendtypisches Risikoverhalten darstellt, muß
sich die Prävention auch als eine Art „Drogenerziehung" verstehen."
(Grube, L., eigenes Protokoll der Fachtagung Ecstsy, 1997)
Um die Ziele
der Drogenerziehung zu verfolgen, fährt der Drogeninfobus unter der Woche
zu Schulen. Dort werden die Schüler über Drogen informiert und Fragen
dazu werden beantwortet. Die Informationsschrift „Raver's Guide" wird dort
übrigens nicht verteilt, da sie für Leute gedacht ist, die sich
bereits dazu entschlossen haben, MDMA zu nehmen.
Eine weitere Zielgruppe der
präventiven Arbeit sind Lehrer, Eltern und Freunde der Konsumenten. Diese
sollen genauso über Ecstasy, LSD und Speed aufgeklärt werden. Deshalb
hat die DROBS Hannover auch eine speziell für Eltern konzipierte
Broschüre herausgegeben, in der über eben diese Drogen informiert
wird. Die Eltern sollen ihre Informationen nicht aus unsachlichen oder
panikmachenden Zeitungsartikeln bekommen, sondern sich mit der Thematik
angstfrei(er) auseinandersetzen. Außerdem soll erreicht werden, daß
sie auf der Basis kompetenter Informationen einen besseren Zugang zu
Gesprächen mit ihren Kindern bekommen.
Die Finanzierung des Busses
Die Finanzierung des Busses steht auf
keinem sicheren Boden. Die Mitarbeiter werden hauptsächlich über
ABM-Stellen finanziert, die in den meisten Fällen nur über ein Jahr
laufen. Dies hat natürlich den Nachteil, daß die Klienten zum
Jahresende eine Umstrukturierung der Mitarbeiter in Kauf nehmen müssen, was
eine Konstanz der Beziehung zwischen Mitarbeiter und Klient nicht
zuläßt.
Auf Veranstaltungen stellt der Bus eine Dienstleistung
dar, die vom Veranstalter und somit eigentlich vom Besucher bezahlt werden
muß. Der Veranstalter muß pro verkaufter Eintrittskarte 50 Pfennig
an die DROBS abführen. Bei einer Besuchermenge von 3000 Personen
erwirtschaftet sie also 1500,- DM.
6.3 Das Jellinek-Zentrum, Amsterdam
Obwohl es immer wieder heißt, die niederländischen Drogengesetze
seinen besonders liberal, unterscheiden sie sich nicht sonderlich von denen der
Nachbarländer. Lediglich die politischen Auslegungen der Gesetze sind
liberaler. Die Politik in den Niederlanden verfolgt nicht das
grundsätzliche Ziel, seine Bürger vom Drogenkonsum abzuhalten. Es wird
stattdessen versucht, die Risiken des Konsums sowohl für die Konsumenten
als auch für die Gesellschaft so niedrig wie möglich zu halten.
Repressive Maßnahmen erstrecken sich nicht auf die Konsumenten, sondern
auf Hersteller und Händler.
Wegen ihres sehr pragmatischen Umgangs mit
dem Drogenproblem steht die Niederlande immer wieder im Kreuzfeuer der Kritk der
anderen Nachbarländer. Unter solchen Umständen ist es natürlich
schwer für ein einzelnes Land, neue Wege in der Art und Weise, mit Drogen
umzugehen, zu beschreiten. Trotzdem versucht die niederländische Politik,
alternative Strategien zur Repression einzuschlagen.
Das Hauptziel des
Jellinek-Instituts ist es, dem problematischen Konsum vorzubeugen, nicht dem
Konsum im Allgemeinen. Diesen Anspruch kann man mittlerweile auch in deutschen
Beratungsstellen finden, auch wenn er hier nicht so unumstritten ist wie in den
Niederlanden. Ein für die Präventionsarbeit sicherlich sehr
interessanter Ansatz soll im folgenden vorgestellt werden.
6.4 Das Projekt „Antenne"
Antenne ist eine Art Basis für die Präventionsarbeit. Nur wenn
man genau darüber informiert ist, was die Menschen bewegt und
beschäftigt und was sie eigentlich wollen, kann man ihnen auf eine
dafür zugeschnittenen Art und Weise Hilfe anbieten.
„Diese
Überlegungen dürfen aber nicht starr auf den Drogenkonsum der Leute
gerichtet sein, sondern müssen den Menschen als Ganzes einbeziehen. So
muß man sich zum Beispiel fragen, welchen Lebensstil die Person oder die
Gruppe verfolgt, ob und wie sie politisch engagiert sind, in welcher Kultur sie
erzogen werden / worden sind, welche Wünsche, Ziele und spezifischen
Probleme (...) sie in ihrem Leben haben."
(Wirth, N., 1996, S.91)
Um
diese Fragen beantworten zu können, hat das Jellinek-Zentrum ein
Befragungssystem entwickelt, das halb-und ganzjährlich durchgeführt
wird, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Dieses Projekt heißt
„Antenne".
Aus den Ergebnissen ergibt sich ein Einblick in das
gegenwärtige Konsumverhalten der Jugendlichen. Außerdem lassen sich
gewisse Trends für die nahe Zukunft ablesen, so daß man einige
Prognosen treffen kann, ob es bald Personenkreise geben wird, die vermehrt
Drogen konsumieren werden, und welche Drogen bald beliebter werden. Somit ergibt
sich der Vorteil, nicht auf bereits aufgetretene Probleme reagieren zu
müssen, sondern schon im voraus handeln zu können.
Um zu diesen
Informationen zu kommen, gliedert sich das Projekt in drei Arbeitsschritte. Als
erstes werden im jährlichen Abstand Schüler verschiedener
Altersklassen und Angehörige spezieller Risikogruppen, wie z.B. Klienten
der Jugendsozialarbeit befragt. Im halbjährlichen Abstand bezieht man
Informationen aus einem Forum von 25 Personen, die eine wichtige Stellung
innehaben. Hierzu gehören Schlüsselfiguren aus dem Diskotheken- und
Gaststättengewerbe, der Jugendsozialarbeit, aus Dealerkreisen, aus
Verbänden der ausländischen Arbeitnehmer und der Polizei.
Außerdem schickt das Jellinek-Institut zweimal pro Jahr ungefähr 25
Mitarbeiter in die Stadt, um dort in einschlägigen Kreisen nach neuen
Trends zu suchen.
„Die Interviewer und die befragten Personen kennen
sich zum Teil seit vielen Jahren und haben ein vertrauliches Verhältnis
zueinander. Es ist selbstverständlich, daß alle Angaben vertraulich
behandelt werden und daß niemand ein polizeiliches oder juristisches
Nachspiel befürchten muß."
(Cousto, H., 1995, S.180)
Beim
zweiten Schritt setzen sich Personen aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen
zusammen, um das gewonnene Zahlenmaterial auszuwerten: Sozialarbeiter,
Mitarbeiter der Prävention, Forscher, Soziologen, Polizeibeamte und
Politiker. Durch die Überschneidungen zwischen diesen Berufsgruppen ist
dies ein sehr guter Weg, eine Lösung für eine bestehende oder
aufkommende Problematik zu suchen und zu finden.
Der dritte Schritt der
Arbeit besteht darin, auf der Basis der jährlichen Berichterstattung
Empfehlungen und Anregungen zu geben, in welchen Bereichen noch weiter geforscht
werden muß, oder an welchen Stellen die Polizei oder die
Präventionsarbeiter verstärkt tätig werden müssen.
Ziel des Jellinek-Zentrums
Mit der Befragungstechnik wie sie das
Jellinek-Zentrum für ihre Arbeit gebraucht, können die neuesten Trends
in der Drogenszene aufgespürt werden, und man kann schnell und
situationsbezogen beginnen, Konzepte zu entwickeln, um gefährlichen Trends
entgegenzuwirken.
Außerdem will das Zentrum den Konsumenten das Wissen
vermitteln, wie ein verantwortlicher Umgang mit Drogen erreicht werden kann. Die
Entscheidung einer Person für den gelegentlichen Konsum von Drogen
muß nicht automatisch schlechter sein, als überhaupt keine Drogen zu
nehmen, nur muß der Gebraucher wissen, wie er die damit verbundenen
Risiken minimalisieren kann. Die Mitarbeiter des Zentrums wollen den Konsumenten
Hilfe anbieten, sich dieses Wissen anzueignen.
[<<zurück nach oben]
7.
Kosumentenschutz in der Szene
Der Pillentest
Es kursieren viele Gerüchte in der Techno-Szene über angeblich in
Ecstasy-Pillen enthaltene Verunreinnigungs-oder Zusatzstoffe. Hierbei reicht die
Palette der vermuteten Stoffe von anderen MDMA-Derivaten wie MDEA oder MDA
über Speed, Koffein bis hin zu Strichnin oder gar Heroin. Inwieweit dies
zutrifft oder nicht, soll hier beispielhaft an der Arbeit des Büros von
August de Loor, dem „Stichting Adviesburo Drugs" in Amsterdam beschrieben
werden.
(In diesem Kapitel stütze ich mich bei der Beschreibung der
Arbeit des Labors auf die Ausführungen von Schroers, A., 1996, S.72 und
73).
Leider ist es in Deutschland ziemlich schwierig, Angaben oder
verläßliche Informationen über die Zusammensetzung der auf dem
Markt gehandelten Pillen zu bekommen, da es kein zusammenhängendes
Analyse-System gibt. In den meisten Fällen beschränken sich die
Informationen auf Erfahrungsberichte der Raver, die dann untereinander
ausgetauscht werden. Eine verläßliche und objektive Beurteilung der
Qualität einer Pille wird so natürlich unmöglich, da die
Empfindung eines Ecstasy-Rausches von zu vielen verschiedenen subjektiven
Faktoren beeinflußt wird, als daß man von seinem Erlebnis auf das
zukünftige eines anderen Ravers schließen könnte.
Möchte man sich die Entwicklungstendenzen oder die aktuelle Lage auf
dem Schwarzmarkt genauer betrachten, so geschieht dies in der BRD vor dem
Hintergrund einer sehr geringen Datenmenge. Lediglich in den Niederlanden findet
man eine ausreichende Datenmenge, da hier schon seit einigen Jahren Pillen
getestet werden. Diese Tests werden im Rahmen des DIMS-Projekts (Drug informatie
en monitoring systeem, Drogeninformations - und Überwachungssystem)
durchgeführt. Dieses Projekt erforscht kontinuierlich die Situation auf dem
illegalen Ecstasymarkt. Kernstück des Projekts ist die Pillenanalyse, die
entweder vor Ort, d.h. auf Techno-Parties oder im Labor durchgeführt wird.
Das Drogentesten auf großen Techno-Veranstaltungen wird im Rahmen der
„Safe-House-Campaign" durchgeführt. Bei diesem Schnelltest handelt es
sich um den gleichen, wie er auch im Drogeninformationsbus der DROBS Hannover
durchgeführt wird.
Um genaue Informationen über eine Pille zu
bekommen, muß diese in einem Labor untersucht werden. Das Labor führt
für jeden die Tests durch, es macht keinen Unterschied, ob man Konsument,
Dealer oder Hersteller ist. In jedem Fall kann man auf Wunsch anonym bleiben.
Um seine Pillen analysieren zu lassen, müssen sie bis zum Dienstag
einer Woche abgegeben werden. Die Pille wird mit einem Kenncode versehen,
außerdem wird zusätzlich ein Codename abgesprochen, so daß nur
der Kunde, der die Pille abgegeben hat, das Ergebnis erfahren kann.
Als
Kunde muß man lediglich angeben, wo man sie gekauft hat, wie sie
heißt und welchen Wirkstoff in welcher Dosis sie nach Angabe des
Verkäufers enthalten soll. Bis zum Beginn des Wochenendes, bis freitags
also, erhält man das Ergebnis, welcher Wirkstoff tatsächlich enthalten
ist und ob der Pille kritische und / oder gefährliche Beimischungen
zugesetzt sind.
So kann auf breiter Ebene eine Aussage darüber
getroffen werden, welche subjektiven Wirkungen welcher Substanz zugeordnet
werden können. Drogenlegenden und -mythen wird so die Grundlage entzogen
und durch gesicherte Daten ersetzt.
Leider ist die chemische Analyse sehr
teuer, für die Untersuchung einer Pille werden 100-200 Gulden
benötigt. Um die Leute, die wissen wollen, was in ihren Pillen drin ist,
durch diese Kosten nicht abzuschrecken, zahlt der Kunde lediglich einen Teil,
nämlich 25 Gulden. Den Rest übernimmt das Gesundheitsministerium, pro
Jahr übernimmt es Kosten in Höhe von 100.000 Gulden.
Wenn sich bei
den Untersuchungen herausstellt, daß eine Pille überdosiert ist, oder
sie gefährliche Beimischungen enthält, so wird ein Informationsnetz
aus Flugblättern (Auflage bis zu 100.000 Stück) und Radio- oder
Pressemitteilungen gestartet, um die Konsumenten vor diesen Pillen zu warnen und
zu schützen. Diese System hat sich in den Niederlanden sehr gut
bewährt, Pillen, vor denen gewarnt wurde, lassen sich kaum noch verkaufen.
Der Pillentest ist ein sehr wichtiger Teil des Konsumentenschutzes und
sollte auch in Deutschland großflächig angeboten werden. Zumindest
aus rechtlicher Sicht wäre dies möglich. Ansonsten besteht für
den Konsumenten lediglich die Möglichkeit, seine Pille(n) in einer Apotheke
testen zu lassen, denn auch Apotheker stehen unter Schweigepflicht. Dies ist
allerdings für den Kleinkonsumenten mit 70,- DM für einen Test mit
hohen Kosten verbunden, und es ist sehr fraglich, ob viele User dieses Angebot
in Anspruch nehmen.
[<<zurück nach oben]
8. Ecstasy in der
Techno-Szene - Eine Form integrativen Drogengebrauchs?
8.1 Erklärung der Fragestellung
Integrieren, integrierte, hat integriert:
1. etwas vereinheitlichen, zu
einem ganzen zusammenschließen; ein integrierender (zur
Vollständigkeit erforderlicher, wesentlicher, unerläßlicher)
Bestandteil...(Klappenbach, R., 1974, S.334)
Lange Zeit war Ecstasy bekannt
dafür, daß es ausschließlich in der Techno-Szene benutzt wurde.
Lediglich wenige Personen gebrauchten es für mehr oder weniger
professionelle Psychotherapien, oder um einen tieferen Einblick in ihre
Emotionswelt zu bekommen. Ein integrierter Drogengebrauch beinhaltet eine in
sich geschlossene Szene, in der eine bestimmte Droge in einem speziellen Kontext
benutzt wird. In einem solchen Fall sind die Situationen des Gebrauchs
ritualisiert, laufen also immer wieder nach dem gleichen Muster ab, insofern,
als das die Droge nur in bestimmten Situationen zweckgebunden eingesetzt wird.
In diesem Fall würde dies bedeuten, daß die Anhänger dieser
Szene zu Techno-Parties gehen, dort Ecstasy konsumieren und danach in ihren
Alltag, in dem die Droge keinen Platz hat, zurückkehren. Ob sich Ecstasy
zusammen mit Techno zu einem integrierten Ganzen zusammengefügt und diesen
Zustand beibehalten hat, soll in diesem Kapitel beantwortet werden.
8.2 Erläuterung des Ritualkonzepts
Das Ritualkonzept wurde in den 70er Jahren entwickelt. 1977 führten
Zinberg und Harding Interviews mit Konsumenten von Haschisch, Mariuhuana,
psychedelischen Drogen und Opiaten über deren Konsumgewohnheiten durch. Aus
Zinbergs langjähriger Arbeit ergab sich eine für ihn überaus
wichtige Fragestellung: Weshalb verlieren manche User die Kontrolle über
ihren Drogenkonsum, während andere in der Lage sind, das Konsumieren von
Drogen mehr oder weniger in ihr Leben zu integrieren.
Sie kamen zu dem
Ergebnis, daß in den drogenbenutzenden Subkulturen Rituale existieren, die
dem einzelnen die Möglichkeit geben, einen kontrollierten Umgang mit der
Droge zu betreiben. Unter dem Begriff Ritual verstehen Zinberg und Harding in
diesem speziellen Sinne:
„stylized, prescribed behavior surrounding
the use of a drug, the methods to procure and administer the drug, the selection
of physical and social settings for use, activities after the drug is
administered and methods of preventing untowards drug-effects."
(Zinberg /
Harding, zitiert nach Krollpfeiffer, K., 1995, S.40)
Eine allgemeine Definition des Begriffes liefert Meyer's großes
Taschenlexikon:
„Ritual: in der Soziologie Bezeichnung für eine
besonders ausdrucksvolle und standardisierte individuelle oder kollektive
Verhaltensweise.
(ebd., 1987, S.278)
Die Theorie des Ritualkonzepts geht
davon aus, daß solange sich ein User einer Droge an ein feststehendes,
vorgeschriebenes Ritual hält, was auch den Ort der Drogeneinnahme festlegt
und verschiedene Verhaltensweisen unter dem Drogeneinfluß beschreibt,
einen gewissen Schutz vor einer Suchtentwicklung bieten kann. Dies hängt
damit zusammen, daß der Rahmen für ein Ritual erst geschaffen werden
muß, der Konsument also nicht zu jeder Zeit zur Droge greifen kann. Der
Begriff des Rituals beinhaltet ebenfalls eine „Nicht-Alltäglichkeit"
beim Benutzen der Droge, eine Abgrenzung vom Alltag also, da es ansonsten nur
noch eine Gewohnheit wäre, und kein Ritual mehr.
Krollpfeiffer
führt für die Wirksamkeit des Ritualkonzepts die Tatsache an,
daß die Zahl der Zwischenfälle mit LSD im Laufe der Zeit weniger
geworden seien, was nicht daran läge, daß weniger Leute LSD
nähmen. Vielmehr hätte dies damit zu tun, daß in der
LSD-benutzenden Subkultur etablierte Rituale, Regeln und Sanktionen von einer
Generation von Usern an die nächste weitergegeben werden. Als Beispiel
führt sie die Betonung eines guten und „sicheren" Settings oder die
Vorbereitung auf die Drogenerfahrung an (Vgl. Krollpfeiffer, K., 1995, S.40).
8.3 Bieten Rituale einen Schutz vor Drogenmißbrauch?
Was hat dies mit den Anhängern von Techno-Musik und Ecstasy zu tun? Im
Grunde genommen einiges, denn beim Drogenkonsum in der Techno-Szene haben viele
Verhaltensweisen einen rituellen Charakter.
„Unter denjenigen, die dem
engeren Kern der Techno-Szene zuzuordnen sind und Ecstasy konsumieren, haben
sich gewisse Rituale entwickelt mit nicht zu unterschätzenden
Schutzfunktionen."
(Kuhlmann, T. in Jugendhilfe 6/96, S.31)
Die Wahl des
Ortes der Drogeneinnahme z.B.. Der typische Platz des Ecstasy-Konsumenten ist in
der Regel eine Techno-Disko, bzw-Party. Die anschließenden Verhaltenweisen
sind kollektiv standardisiert: Man tanzt viel, unterhält sich, tauscht
Zärtlichkeiten aus, verbal oder körperlich, achtet darauf, genug zu
trinken, möglichst keinen Alkohol, nimmt nach einiger Zeit vielleicht noch
etwas mehr Ecstasy und kehrt nach dem Verbringen des Chill-Outs in seinen Alltag
zurück.
Das wichtige Element des Ritualkonzepts ist es, die Droge immer
in einem speziell für sie geschaffenen Rahmen einzunehmen und sie nicht mit
zurück in den Alltag zu nehmen. Sobald mit dem Konsum keine rituellen
Verhaltensweisen mehr verbunden sind und die Droge auch in ganz
alltäglichen Situationen konsumiert wird, geht die suchtvorbeugende Wirkung
des Rituals verloren.
Die Bedeutung dieser Rituale darf allerdings nicht
überbewertet werden. Die Theorie funktioniert nur bei sehr
verantwortungsbewußten Drogengebrauchern. Wie oben bereits angedeutet,
kommt es bei der suchtschützenden Wirkung des Rituals sehr auf die
Häufigkeit desselben an. Für einen Techno-Anhänger, der jede
Woche von Freitag bis Sonntag in Diskotheken verweilt und dort an jedem dieser
Abende Ecstasy nimmt, hat das Ritualkonzept keine Bedeutung. Bei einem solchen
Ecstasy-Konsum kann man allerdings auch nicht mehr von einem Ritual sprechen,
sondern eher von einer Gewohnheit.
Die beschriebene Form des ritualisierten
Ecstasy-Konsums trifft zwar immer noch auf eine zahlenmäßig
große Gruppe von Gebrauchern zu, aber es gibt inzwischen so viele Formen
des Ecstasy Ge- und Mißbrauchs, so daß der Standardisierung des
Gebrauchs bei weitem nicht mehr die Bedeutung zukommt, wie es vor wenigen Jahren
der Fall war.
Für moderate Ecstasy-Gebraucher kann das Ritualkonzept
einen gewissen Suchtschutz bieten. Wie weit dieser reicht, hängt allerdings
in starkem Maße von den Konsumgewohnnheiten des Users ab. Solange dieser
den Besuch einer Party in Verbindung mit der Droge als eine ritualisierte
Verhaltensweise beibehält, die in ihrer Häufigkeit nicht ansteigt und
etwas besonderes bleibt, was nicht jedes Wochenende stattfindet, ist eine
suchtverhindernde Wirkung vorhanden. Aufgrund der Veränderungen in der
Techno-Szene verliert die Theorie des Ritualkonzepts allerdings an Bedeutung.
8.4 Aktuelle Veränderungen in der Techno-Szene
Die in Kapitel 5.4 beschriebene Entwicklung des Techno von der Subkultur
zur kommerziellen Massenbewegung war nicht die einzige Veränderung der
letzten fünf Jahre in diesem Bereich. Durch den zunehmenden
Bekanntheitsgrad der Musik, traten auch die damit verbundenen anderen Dinge ins
Rampenlicht der Öffentlichkeit, nämlich der Besuch von Techno-Parties
und die Droge Ecstasy. Ecstasy ist kein unmittelbar bedingender Faktor von
Techno, und es sind auch nicht alle Besucher von Parties Drogengebraucher.
Aber ohne Ecstasy würde die heutige Techno-Szene nicht in der Form
existieren, wie sie es tut. Und ohne Techno hätte Ecstasy nicht die
Verbreitung mitgemacht, wie sie es effektiv getan hat. Viele der heutigen
Besucher von Parties sind im Grunde genommen keine Anhänger von
Techno-Musik, sondern haben gemerkt, daß die Mischung der Droge und der
Musik eine für sie sehr angenehme ist, sie würden zu Hause, wenn
überhaupt, nur sehr selten Techno-Musik hören. Andere konsumieren
Ecstasy ganz ohne Techno, für sie hat die Musik keine Bedeutung, und sie
würden auch auf keine Techno-Party gehen.
„In den letzten Monaten
ist zunehmend zu beobachten, daß Ecstasy auch von Personen genommen wird,
die eher dem Randbereich der Techno-Szene zuzuordnen sind, sich tendenziell eher
keiner Szene zugehörig fühlen und damit auch nicht in bestimmte
Rituale eingebunden sind."
(Kuhlmann, T. in Jugendhilfe 6/96, S.32)
Bei
solchen Konsumformen kann man immer öfter eine Neigung zu tendenziell
riskantem Probierverhalten finden. Problematisch hierbei ist allerdings,
daß der Kenntnisstand über Wirkungsweisen und Gefahren nicht so hoch
ist wie bspw. in der Techno-Szene. Besonders problematisch sind dabei
Konsumformen, in denen der Konsument in keine Gruppe eingebunden ist und ohne
ausreichende Kenntnis und Sozialkontakte Ecstasy nimmt, um in irgendeiner Form
die erwünschte und von den Medien inzwischen in schillerndsten Farben
beschriebene Wirkung zu spüren.
Es finden sich immer mehr Anzeichen
dafür, daß Ecstasy die Grenzen der Szene überwunden hat, und
auch in anderen Szenen eine immer größer werdende Verbreitung findet.
Die Überschneidungen zwischen den einzelnen Szenen werden immer mehr. So
kann man in dem Heavy-Metal Magazin „Metal-Hammer" im Vorwort einen
Bericht eines Redakteurs über genau dieses Phänomen lesen, wo diese
Überschneidungen beschrieben werden, und in dem der Autor für mehr
Toleranz zwischen den Szenen aufruft. In immer mehr Clubs, in denen früher
ausschließlich Rock-Musik gespielt wurde, kann man inzwischen auch
Techno-Tracks hören. Beispiele hierfür sind Lieder der Gruppe
„Underworld" und „Prodigy", deren Techno-, bzw. Breakbeat-Tracks
auch in der Dortmunder Rock-Disko „Spirit" zum festen Repertoire der DJ's
gehören. Bei vielen Musikprojekten werden Elemente der Techno-Musik mit
Rock-, bzw. Hardcore-Musik vermischt, Beispiele hierfür sind Gruppen wie
„Chemical-Brothers" und wiederum „Prodigy". Es finden immer mehr
Annäherungen statt. Mitglieder von reinen Rockgruppen singen in ihren
Liedern über den Ecstasy-Konsum (Kory Clarke von der Punk-Rock-Gruppe
„Warrior Soul" im Lied „Trippin' on Ecstasy"). Leute, die immer
gesagt haben, daß Techno-Musik nie etwas für sie sein würde,
fangen an, sich dafür zu interessieren.
Und abgesehen von den
Überschneidungen im musikalischen Bereich steigt die Anzahl derer, die
Ecstasy unabhängig von Techno konsumieren. Auch die Verbreitung von Speed
steigt an, besonders in „Rocker-Kreisen", wie es auch A. Schroers von der
DROBS in Münster bestätigte, mit dem ich im Vorfeld dieser Arbeit ein
telefonisches Gespräch führte.
Nicht nur Techno-Anhänger
meinen, mit Ecstsy oder Speed besser feiern zu können, der Konsum der sog.
Techno-Drogen ist längst aus seinem ursprünglichen Umfeld
herausgetreten und zieht immer weitere Kreise. In Bezug auf diese Drogen kann
man mittlerweile nicht mehr von einem integrierten Drogengebrauch reden. Dies
war vielleicht bis vor wenigen Jahren der Fall, aber heutzutage verhält es
sich anders.
Denn auch in der Techno-Szene selber hat sich die Art und Weise
des Ecstasy-Konsums geändert. Nicht nur, daß der Beigebrauch von
Alkohol und der Mischkonsum mit anderen Drogen stark angestiegen ist, das
Beziehungsgeflecht unter den Techno-Anhängern hat sich ebenfalls
geändert:
„Früher, als die gesamte Szene noch viel kleiner
war, waren die Beziehungen untereinander viel stärker ausgeprägt, man
achtete mehr auf die anderen. Die Szene war familiärer und
übersichtlicher."
(Kuhlmann, T., eigene Aufzeichnung der Fachtagung
Ecstasy, 17.02.97)
Jetzt aber, so Kuhlmann, kämen immer mehr Leute zu
Techno-Parties, die einerseits von der Alterstruktur viel jünger seien als
früher, und auf der anderen Seite einen unreflektierten Drogenkonsum
betreiben. Die gefestigten Beziehungsstrukturen, die durch die gegenseitige
Kontrolle, Gespräche und das „aufeinander-aufpassen" einen gewissen
Suchtschutz bieten, würden mehr und mehr in den Hintergrund treten,
während dem unkontrollierten Drogenmißbrauch immer mehr Bedeutung
zukäme. Seiner Meinung nach müssten an dieser Stelle neue
Präventionsansätze gefunden werden, um dieser Entwicklung
entgegenzutreten.
[<<zurück nach oben]
9.
Präventionsansätze und Betätigungsfelder für die
sozialpädagogische Arbeit
9.1 Erklärung von Begriffen in Zusammenhang mit der
Suchtprävention
Unter dem Begriff der Prävention versteht man ein „Vorbeugen"
oder „zuvorkommen", also eine Verhinderung eines Zustandes. Dies
beinhaltet ein zielgerichtetes Handeln, um unerwünschte oder
gesundheitsschädigende Zustände zu verhindern (vgl. Treichler, J.,
1993, S.11). Anstelle des Begriffs der „Prävention" wird oft der
Ausdruck „Prophylaxe verwendet.
Innerhalb der
Suchtprävention unterscheidet mn drei verschiedene Bereiche:
1. Primärprävention
Die Primärprävention beginnt
schon bei Kindern im Vorschulalter. Nach wissenschftlichen Erkenntnissen
entscheidet es sich in diesem Alter, ob Kinder in einem psychisch gesunden
Umfeld aufwachsen, was für eventuelle Suchtgefahren von großer
Bedeutung ist. Somit versucht die Primärprävention psychische und
soziale Probleme bereits vor ihrer Entstehung zu verhindern (vgl. ebd., 1993, S.
12)
2. Sekundärprävention
Die Sekundärprävention setzt
bei Personen an, die schon einmal Kontakt zu Suchtmitteln hatten, oder aber auch
schon abhängig sind. Verhindert werden soll ein Ausweichen
auf
problematischere Substanzen oder Konsummuster. Den Konsumenten soll neben einer
Beratung in Form von sachlichen Informationen über Vor-und Nachteile einer
Droge auch eine therapeutische Behandlung angeboten werden (vgl. Scheerer, H.,
1995, S.101)
3. Tertiärprävention
Die Tertiärprävention richtet
sich einerseits an ehemals Süchtige oder vorübergehend abstinente
Personen, mit der Intention, Rückfälle zu vermeiden, andererseits an
akut Süchtige, um Überlebenshilfen anzubieten. Beispiele für
Tertiärprävention sind Substitutionsprogramme oder niedrigschwellige
Kontaktläden, in denen Kriseninterventionen stattfinden oder
Möglichkeiten für eine ambulante Beratung aufgezeigt werden (vgl.
ebd., S.101)
9.2 Von der Drogen- zur Suchtprävention
Bis ca. Mitte der 80er Jahre war das Hauptmerkmal der
Präventionsarbeit das Element der Abschreckung. Die Frage nach Ursachen
für eine Suchtentwicklung wurden nicht untersucht. Stattdessen ging die
Theorie der Prävention davon aus, daß man Jugendli
che nur drastisch genug vor den schrecklichen Folgen des
Drogenmißbrauchs warnen müsse, damit sie gar nicht erst auf die Idee
kämen, überhaupt Drogen zu nehmen. Damals wie heute wurde den
Konsumenten mit Strafe, Strafverfolgung und -vollstreckung gedroht, wodurch sie
kriminalisiert und dadurch in eine noch schlimmere soziale Lage gebracht wurden,
als es so oder so schon der Fall war.
1981 wurde das
Betäubungsmittelgesetz durch einen sehr wichtigen Paragraphen ergänzt.
„Therpie statt Strafe" lautete das Schlagwort, unter dem im Paragraphen 35
ff. erstmals ein Aspekt der Hilfe in das Gesetz aufgenommen wurde (vgl.
Loviscach, P., 1996, S.102).
Einen weiteren Wendepunkt gab es in der
Drogenerziehung, als diese dazu überging, neben den kognitiven auch die
emotionalen Bereiche bei Jugendlichen anzusprechen. Dabei ging es darum, sowohl
die Jugendlichen selbst durch Gespräche zu erreichen, um so
Veränderungen der Einstellungen und Verhaltensmuster zu erzielen, als auch
eine Veränderung der gesellschaftlichen Einflüsse anzupeilen, welche
Jugendliche in ihrer Entwicklung schädigen und so zu einer Suchtentwicklung
führen könnten.
Die Entwicklung führte zu einer
ursachenorientierten Suchtprävention, in der auch stoff-
ungebundene
Suchtformen wie Spiel- oder Arbeitssucht enthalten sind. Die eigentlichen
Auslösefaktoren von Sucht sind natürlich von Mensch zu Mensch
verschieden, doch in der Regel werden die Grundsteine dafür bereits in der
Kindheit gelegt, wenn ein Kind nicht genug Anregung für ein positives
Lebensbild und seine Identitäts- und Sinnbildung bekommt (vgl. Treichler,
J., 1993, S.55).
Parallel zur Prävention hat sich auch die Arbeit der
Drogenberatungsstellen verändert. Im Gegensatz zur traditionellen
Drogenarbeit, die in ihrer Form sehr hochschwellig war, hat sie sich zu einer
niedrigschwelligen entwickelt. Früher mußte der Klient eine
große Eigenmotivation aufbringen mußte, um an seiner Lage etwas zu
ändern. Pünktlichkeit und Nüchternheit bei den
Beratungsgesprächen war Pflicht, und über allem stand das Ziel der
absoluten Abstinenz.
Im Gegensatz dazu steht die heutzutage praktizierte
Form der Niedrigschwelligkeit. Die Möglichkeiten, Hilfe und
Unterstützung in Anspruch zu nehmen sollen jedem zur Verfügung stehen.
Ein Schlagwort der niedrigschwelligen Drogenarbeit ist die Akzeptanz. Die
Drogenarbeit soll suchtbegleitend sein, klientenorientiert und
risikovermindernd. Der Klient soll nicht bevormundet werden.
„Im Umgang mit Drogenkonsumenten wird auf Selbstbestimmung und
Eigenverantwortung geachtet, wobei es dem Klienten überlassen wird, ob und
wann er drogenfrei leben möchte."
(Wirth, N., 1996, S.77)
In der
Suchtprävention sollte nicht der Kampf gegen die Drogen im Vordergrund
stehen, dies wäre sowieso ein Kampf mit wenig Ausicht auf Erfolg. Die Sucht
sollte vielmehr als individuelles Schicksal und gesellschaftliches Problem
angesehen werden.
Als ein wichtiges Element fortschrittlicher
Präventionsarbeit sieht Grube die Genußfähigkeit.
„Genuß" sei der positive Gegenbegriff zur Sucht. Genuß solle
keinen schnellen, unreflektierten Konsum beinhalten. Vielmehr seien zur
Genußfähigkeit bestimmte Bedingungen nötig, welche dem
Konsumenten zu vermitteln in den Aufgabenbereich des Sozialpädagogen falle.
Hierzu führt er folgende Aspekte an:
Zeit haben / nehmen: Es soll
genügend Zeit zum reflektierten und, soweit dies möglich ist,
kontrollierten, Rauscherlebnis vorhanden sein, genauso wie ein passender Rahmen,
in dem die Zeit verbracht werden soll
Angstfreiheit: Genießen
muß erlaubt und nicht verboten sein, Ängste müssen besprochen
werden, es sollte in Gruppen konsumiert werden, um deren „soziales und
emotionales" Sicherheitspotential zu nutzen
Erfahrungsbildung: Der Konsument
soll eigenhändig Unterscheidungsfähigkeit entwickeln, d.h. über
Qualitäten und Einsatzmöglichkeiten von Drogen Bescheid wissen
Genuß ist subjektiv: Je nach persönlichen Motiven wählen
Menschen verschiedene Drogen und substanzunspezifische Handlungen zur
Befriedigung ihrer Bedürfnisse
Auch Abstinenz kann eine Form des
Genusses darstellen
Selbstbeschränkung: Ein wichtiger Punkt ist das
Prinzip „weniger ist mehr". Der Konsument soll über genug
Selbstkontrolle verfügen, um einschreiten zu können, wenn der
Genuß durch zu hohe Quantität verlorengeht
(vgl., Grube, L.,
eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, 17.02.97)
Wenn die
Präventionsarbeit in der Techno-Szene in diese Richtung ginge, könnte
die Gefahr einer Suchtentwicklung um einiges geringer werden. Das Erreichen der
Genußfähigkeit muß meiner Ansicht deshalb eines der Ziele in
der Arbeit mit Ravern sein.
9.3 Konsummotive und daraus resultierende Handlungsmöglichkeiten
Je mehr Techno-Anhänger es gibt, und je länger es Leute gibt,
deren Konsumgewohnheiten so geartet sind, daß sie praktisch jedes
Wochenende Drogen konsumieren, desto mehr wird auch die Zahl derer steigen, die
damit nicht mehr zurechtkommen und auf professionelle Hilfe angewiesen sind.
Will man als Sozialpädagoge adäquat auf diese Situationen
reagieren, so sollte man sich darüber im Klaren sein, welche nicht
erfüllten Bedürfnisse der Konsumenten durch den Drogenmißbrauch
verdeckt werden. Wenn die Motive zum Konsum klar sind, kann erstens eine
Intervention leichter sein, und zweitens kann dann auch die präventive
Arbeit an diesen Punkten ansetzen und somit (evtl.) verhindern, daß eine
Intervention überhaupt erst nötig wird.
Auf Techno-Parties kann
man beobachten, daß der Konsum von Drogen dort etwas so normales geworden
ist, daß sich niemand mehr darüber wundert. Nirgendwo bei einer Party
wird ein Ecstasy-User auf Erstaunen treffen, wenn er jemandem erzählt,
daß „er auf Pille ist". In der Szene existiert kein
Unrechtsbewußtsein für den Konsum illegaler Drogen.
„Die
Unterscheidung zwischen Legalität und Illegalität einer Droge ist
ohnehin für jugendliche Konsumenten eine ziemlich untergeordnete Frage."
(Hurrelmann, K. in Magazin für die Polizei, 26, 1996)
Aber
wie sollen Ecstasy-Konsumenten ein Unrechtsbewußtsein entwickeln, wenn wir
in einer Gesellschaft leben, in der hunderttausende Psychopharmaka konsumieren,
die völlig legal erhältlich sind? (vgl. Rufer, M., 1995, S.107).
Zwar ist die Tatsache, daß es auf einer Party eher unnormal ist, keine
Drogen zu nehmen, im Grunde genommen ein wenig erschreckend, aber trotzdem kann
hier eine Form der Prävention ansetzen. Gerade Neueinsteigern in der Szene,
die sich entschlossen haben, keine Drogen zu nehmen, müssen in dieser
Richtung bestärkt werden.
Wie schon weiter oben beschrieben, kann man
gerade unter Neueinsteigern in der Szene eine zunehmende Risikobereitschaft beim
Drogenkonsum erkennen. Die Hemmschwellen, Substanzen auszuprobieren, werden
immer niedriger. Aber bei den Neueinsteigern kann man eine Unterscheidung
zwischen zwei verschiedenen Gruppen erkennen: Die erste setzt sich
überwiegend aus Mittelständischen, Schüler der oberen
Jahrgangsstufen oder Angestellten in Verwaltung o.ä. zusammen. Die
Konsummotive sind in erster Linie Neugier, bzw. die Lust, etwas auszuprobieren,
von dem man schon viel gehört hat.
„Das wichtigste aktuelle Motiv für den Einstieg in den Konsum
sowohl legaler als auch illegaler Drogen ist meist die Neugier und der Wunsch,
die Wirkung einer Droge kennenzulernen und interessante und erlebnisreiche
Gefühlszustände zu durchleben."
(Hurrelmann, K. in Magazin
für die Polizei, 26, 1996, S.8)
Die andere Gruppe, „proletarische
Raver" (Wirth, N., 1996, S.111), sucht eher den Ausstieg aus der Realität
und will „krass und geil" abfahren.
Des weiteren muß zwischen
Konsummotiven für den Erstkonsum und den darauffolgenden Konsum
unterschieden werden. Während anfangs Motive wie Neugierde oder intensivem
Erleben im Vordergrund stehen, ist es hinterher der starke Wunsch, diese Dinge
nochmals zu erleben, nochmal so gut reden können, nochmal soviel tanzen
können. Man kann diesen Wunsch wohl gut verstehen, und es ist bestimmt kein
erfolgversprechender Weg, diese Leute davon abbringen zu wollen, nochmal Ecstasy
zu nehmen. Wichtiger ist es, ihnen zu verdeutlichen, daß der Konsum von
Drogen, wenn überhaupt, die Ausnahme bleiben soll, bzw. muß. Das
Gefühl, daß eine Techno-Party ohne die Droge keinen Spaß mehr
mache, darf gar nicht erst aufkommen. Deshalb ist es von großem Vorteil,
wenn ein Sozialpädagoge schon früh in Kontakt mit Ravern treten kann.
Er könnte sie dazu ermutigen, schon zu Beginn ihrer Techno-Phase auch ohne
Ecstasy tanzen zu gehen, so daß das oben beschriebene Gefühl erst gar
nicht auftreten kann. So kann dem sonst früher oder später
auftretendem Automatismus Party = Drogen entgegengewirkt werden.
Einen sehr
interessanten Ansatz dafür, daß Menschen Drogen konsumieren, bietet
E. Fromm. Er beschreibt den Menschen im Kindheitsstadium als ein sehr naturnahes
Wesen, daß noch keine Unterscheidung zwischen sich und dem Rest seiner
Umwelt machen kann. Mit dem Auflösen der primären Bindungen werde die
Welt allerdings abgetrennt und das Bedürfnis, neue Mittel und Wege zu
finden, um dem Getrenntsein zu entrinnen, steige stark an. Ein Weg hierzu sei
das Erleben von orgiastischen Zuständen, die man auch mit Hilfe von Drogen
erreichen könne. Bei einem vorübergehenden Zustand der Exaltion
verschwinde das Gefühl, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein.
„Werden diese Rituale (s.o.) gemeinsam praktiziert, so kommt das
Erlebnis der Vereinigung mit der Gruppe hinzu, was die Wirkung noch erhöht.
(...) Es scheint, daß der Mensch nach dem orgiastischen Erlebnis eine
Zeitlang weiterleben kann, ohne allzusehr unter seinem Abgetrenntsein zu leiden.
Langsam nimmt dann die Spannung der Angst wieder zu, so daß sie durch die
Wiederholung des Rituals wieder gemildert werden kann.
(Fromm, E., 1993,
S.24)
Gerade in diesem zitierten Abschnitt wird deutlich, daß
Suchtprävention schon im frühen Kindesalter beginnen muß, damit
dem später so oft aufkommenden Gefühl des Alleine-und-einsam-seins
dann schon der Nährboden entzogen wird. Dann kann es auch verhindert
werden, daß bei vielen Konsumenten von Drogen ein Defizitgefühl
Hauptmotiv für den Konsum wird.
„Bei den meisten Drogen ist
dieser Wunsch [Drogen und damit neue Gefühlszustände kennenzulernen,
Anm. d. Verf.] (...) vor allem bei denjenigen Jugendlichen besonders stark, die
Defizitgefühle im Leistungsbereich und sozialen Kontaktbereich empfinden."
(Hurrelmann, K. in Magazin für die Polizei, 26, 1996)
Und einen
weiteren sehr wichtigen Punkt für die sozialpädagogische Arbeit
spricht Fromm ebenfalls an: Die Rolle der Gruppe, in der zusammen konsumiert
wird, ist bedeutend. In der Didaktik bezeichnet man die Gruppe auch als
„funktionale Lerngruppe", weil Jugendliche unbewußt voneinander
lernen, sich aneinander orientieren und gegenseitiges Verhalten abschauen und
dann kopieren.
Befindet sich ein Raver nun in einer Gruppe, in der es
Gewohnheit ist, Ecstasy zu nehmen, so wird es für ihn doppelt so schwer
sein, dies nicht mehr zu tun, wenn er sich dafür entschieden hat. Da sich
in der Techno-Szene Konsumenten oft von Nicht-Konsumenten abgrenzen, läuft
dieser Jugendliche Gefahr, ein soziales Netz zu verlieren. Deshalb könnten
Sozialpädagogen versuchen, Gruppen anzusprechen, um dort Prozesse in
Richtung eines schadensmindernden und kontrollierten Konsums in Gang zu bringen.
Ebenfalls kann versucht werden, zusammen Handlungsalternativen zu suchen und zu
finden.
Ein anderer Aspekt der Präventionsarbeit sollte sein, dem
wachsenden Mischkonsum entgegenzutreten. Beim „Runterkommen" zur
„falschen" Droge zu greifen, also dazu überzugehen, Benzodiazepine
oder sogar Heroin zu nehmen, kann fatale Folgen haben. Daß die Tendenz
oftmls in diese Richtung geht, bestätigt Kuhlmann:
„Aus diesem
Grunde [um endlich schlafen zu können,Anm. d. Verf.] wird zunächst
Cannabis geraucht, viele greifen zu klassischen „Downers" wie Rohypnol,
sogar niederpotenten Neuroleptika und schließlich zu Heroin als scheinbar
idealem Entspannungsmittel. Bei Fortsetzung des chronischen MDMA-Konsums festigt
sich der Kontakt zur illegalen Heroinszene mit allen damit verbundenen,
hinlänglich bekannten sozialen, psychosozialen und psychischen Folgen.
(Kuhlmann, T. in Jugendhilfe 6/96, S.32)
Hier kann man versuchen, den Konsumenten nochmals das Motto „weniger
ist mehr" zu vermitteln, damit dieser nicht nach dem Wochenende noch so wach
ist, daß er zum müde-werden auf diese Substanzen zurückgreifen
muß.
Ein Problem der Drogenarbeit ist die oftmals bestehende
subjektive Distanz der in der Drogenhilfe professionell tätigen Mitarbeiter
gegenüber der Szene. Die bestehenden Vorurteile gegen diese (Sub-) Kultur
ist ein Hinderungsgrund bei der Entwicklung spezifischer niedrigschwelliger
Ansätze. Für die Entwicklung eines stabilen und tragfähigen
Kontaktes zu einer synthetische Drogen konsumierenden Person müssen die
gleichen Kriterien gelten wie in der Arbeit mit Opiatabhängigen:
Entwicklung einer von Empathie, Einfühlungsvermögen und
authentischer Akzeptanz geprägten Beziehung
Kenntnis der wesentlichen
Rahmenbedingung
Verständnis für eine „etwas andere"
Lebensform
Der teilweise auftretenden Distanz zwischen professionellen
Mitarbeitern der Drogenhilfe gegenüber der Techno-Szene liegt vielleicht
ein Bruch zwischen klassischer Drogenhilfe in Tradition der sogenannten 68er
Generation einerseits und der Techno-Szene als Vertreter des modernen
Computer-Zeitalters andererseits zugrunde. Indem man diesen Bruch erstmal
wahrnimmt und dann versucht, ihn zu überwinden, könnte ein
tragfähiger Kontakt zur Zielgruppe des Ecstasy-konsumierenden Techno-Fans
aufgebaut werden, ohne dabei sein eigenes Lebensgefühl in den Hintergrund
zu stellen. Die beschriebene Diskrepanz fiel mir persönlich besonders auf
der Fachtagung „Ecstasy" vom 17.02.97 auf. Dort äußerten sich
nämlich einige Mitarbeiter der Jugendhilfe auf eine Art und Weise zum Thema
Techno und dem damit verbundenen Drogenkonsum, welche die notwendige Akzeptanz
und Toleranz zu wünschen übrig ließ.
Erforderlich ist in
diesem Kontext kein anbiederndes Verhalten, sondern die Überwindung einer
grundsätzlich ablehnenden Haltung gegenüber dem Lebensgefühl von
Menschen, die sich einer anderen Subkultur zugehörig fühlen. Die
Zugangswege außerhalb der Einrichtungen der Drogenhilfe sollten nicht von
einer vorurteilsbehafteten Einstellung verbaut werden. Die Kontaktknüpfung
unmittelbar vor Ort, also auf Parties oder in Diskotheken sind eine wichtige und
unverzichtbare Voraussetzung, um adäquate klientenorientierte Angebote in
der Prävention zu entwickeln und mit diesen Angeboten die Zielgruppe auch
zu erreichen.
9.4 Konkrete Konzepte zur Präventionsarbeit
Die Präventionsarbeit in der Techno-Szene ist für deutsche
Sozialpädagogen ein ganz neues Arbeitsfeld. Hier könnte es helfen,
einen Blick in unsere Nachbarländer Niederlande und Großbritannien zu
werfen. Diese Länder haben in dem Bereich einen Wissensvorsprung von
einigen Jahren. Leider lassen sich diese Konzepte aufgrund der verschiedenen
politischen Verhältnisse nicht ohne weiteres auf Deutschland
übertragen. Jedenfalls geht es nicht, in Deutschland bestehende
Handlungskonzepte für Opiatkonsum auf die Techno-Szene anzuwenden. Es ist
dringend nötig, neue Überlegungen anzustellen und Handlungsstrategien
zu entwickeln.
Vorüberlegungen müssen dahin gehen, sich zu fragen,
was das Party-Leben ausmacht, und was es für die Raver bedeutet. Dann wird
die Situation deutlich, in der sie sich befinden. Sind die positiven und
negativen Seiten des Party-Lebens deutlich geworden, kann man damit beginnen,
Ziele für die Präventionsarbeit zu formulieren.
Zusammengefaßt lauten diese Ziele folgendermaßen:
Der
Kontakt zu Ravern muß so früh wie möglich hergestellt werden,
damit der Sozial-
pädagoge problematischem Verhalten schneller entgegentreten kann.
Es soll verhindert werden, daß „Probierer" oder
Gelegenheitskonsumenten zu Süchtigen werden.
Der Sozialpädagoge
soll Handlungsalternativen zum Drogenkonsum aufzeigen können.
Die
Folgen der Durchkommerzialisierung und Vermassung der Szene sollen abgemindert
werden. Die „alten Werte" wie Toleranz und Gemeinschaftsgefühl
müßten wieder gestärkt werden.
Den Ravern muß die
Bedeutung von engen und tragfähigen Beziehungsstrukturen nahegebracht
werden.
Safer-Use Regeln müssen noch weiter verbreitet und durchgesetzt
werden.
Sozialpädagogen müssen die Barriere zwischen ihrer
Lebenswelt und der der Raver überwinden, um klientenorientiert arbeiten zu
können.
Einen guten Ansatz zu einer „neuen"
Präventionsarbeit bietet die Möglichkeit, die Raver selbst aktiv
werden zu lassen, nach dem Vorbild von Eve & Rave. Die Einbeziehung in die
Arbeit fördert die Akzeptanz in der Szene und bei den mitwirkenden Ravern
selbst.
Die hier vorgestellten Modelle beziehen sich zumeist auf Konsumbegleitung,
welche die folgenden drei Bereiche beinhaltet:
1. Streetwork, d.h. auf
Parties anwesend sein
2. Niedrigschwelliger Kontaktladen für Raver
3. Beratung
Eine besondere Bedeutung haben die ersten beiden Punkte,
insofern, daß hier versucht werden soll, den Ravern Strukturen anzubieten,
in denen sie sich organisieren und auch selber aktiv sein können. Die
Hauptaufgabe der Sozialpädagogen besteht hierbei darin, eine Art
Anstoß zu geben, den die Raver dann weiter verfolgen sollen. Ziel dabei
ist es, die Raver kompetent zu machen, so daß sie eigenständig
Aufgaben erledigen und eigene Arbeitsbereiche übernehmen. Ein gutes
Beispiel für diese Arbeitsweise ist das Eve & Rave Projekt, wo sich die
Raver nach einem Anstoß auf eigene Initiative organisiert haben und das
mittlerweile eine wichtige Organisation innerhalb der Szene ist.
Streetwork
In diesem Bereich der Präventionsarbeit liegt der Schwerpunkt in der
Kontaktaufnahme mit Ravern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vermittlung von
Informationen. Der Ort dieser Kontaktaufnahme ist der Platz, an dem Raver sich
aufhalten, also eine Techno-Disko oder eine Party. Da eigentlich jede Party
einen Chill-Out Raum haben sollte, wäre dies der dafür geeignete
Platz.
Wenn man als Sozialpädagoge an einer Stelle eingreifen
möchte, muß er natürlich erst einmal den Kontakt zum Klienten
herstellen. Im einfachsten Fall tritt der Raver an einen Mitarbeiter heran und
fragt nach z.B. Informationsmaterial über synthetische Drogen. Es kann auch
sein, daß eine Person ein damit in Verbindung stehendes konkretes Problem
hat, das zu besprechen etwas länger dauert. Für diese Fälle
sollte es eine ruhige Ecke geben, in die man sich gemeinsam zurückziehen
kann. Zwar kann es sein, daß einige Leute gewisse Hemmschwellen haben, an
die Mitarbeiter heranzutreten, aber hier ist es dann von Vorteil, wenn Raver
selbst an solchen Informationsständen mitarbeiten. Die Hemmschwelle,
„Gleichgesinnte" anzusprechen liegt mit Sicherheit niedriger, als
gegenüber „normalen" Mitarbeitern.
Neben der Kontaktaufnahme ist
es von Bedeutung, daß Informationen zur Thematik weitergegeben werden.
Dies beinhaltet ebenso Informationen über einen risikomindernden Konsum,
genauso wie den weiter oben beschriebenen Schnelltest der Pillen mit
anschließendem Vergleich mit Listen von den sich im Umlauf befindlichen.
Wichtig hierbei, und von einigen Institutionen bereits realisiert, ist die
richtige Verpackung dieser Informationsbroschüren. Keine nüchterne
Aneinanderreihung von Fakten, sondern vielmehr ein ansprechendes Layout ist hier
gefordert.
Dem weiter oben beschriebenen Anstieg des Mischkonsums von
Ecstasy mit anderen Drogen kommt eine besondere Bedeutung zu, insofern,
daß es ein Hauptpunkt ist, bzw. sein wird, auf den Mitarbeiter gesondert
eingehen müssen, da er ein sehr großes Gefahrenpotential impliziert.
Ein weiterer Vorteil der Anwesenheit vor Ort, also auf einer Party, ist die
Ansprechbarkeit der Mitarbeiter in Notfällen, d.h. bei einer
Überdosierung oder ähnlichen Fällen. Es ist keine Frage,
daß bei akuten, gesundheitsbedrohlichen Situationen nur ein Arzt wirkliche
Hilfe leisten kann, doch in vielen Fällen können beruhigende und
einfühlsame Worte schon einiges leisten.
Außerdem kann das
Streetwork dabei helfen, das Cafe, welches weiter unten beschrieben wird,
bekannter zu machen. So können Mitarbeiter in Gesprächen den Vorschlag
machen, sich das Cafe doch einmal anzuschauen und zu überprüfen, ob
man sich dort wohl fühlt, also dieses Angebot in Anspruch nehmen
möchte.
Das Cafe
Das Cafe, eine Art Kontaktladen für Benutzer
synthetischer Drogen, ist ein neues Angebot, das in Deutschland meines Wissens
nach bisher einmalig ist. Es wird Mitte Mai in Bochum-Wattenscheid
eröffnet. In einem Interview mit der Mitarbeiterin Nadja Wirth erfuhr ich
Einzelheiten dazu.
In diesem Cafe soll Ravern, genauso wie anderen
Gebrauchern synthetischer Drogen, ein Raum geboten werden, in dem sie sich
drogenfrei kennenlernen können. Im Gegensatz zu einer Party, wo negative
Gefühle keinen Platz haben und deshalb abgespalten werden, soll im Cafe
darauf hingearbeitet werden, daß BesucherInnen auch die schlechten
Gefühle als dazugehörend empfinden und auch „leben". Das Cafe
soll sehr szenenah aufgebaut sein. Dies soll bewirken, daß die strikte
Trennung vom bunten Wochenende und vom grauen Alltag, wie es viele Raver
betreiben, überwunden wird. Die Energien sollen gleichmäßiger
verteilt werden. Viele verausgaben sich am Wochenende total, um sich dann den
Rest der Woche kraftlos zu fühlen. Dies kann recht schnell zu einem
Kreislauf führen, in dem positive Gefühle nur noch auf einer Party,
und dann meistens in Verbindung mit Drogen erlebt werden, während der
Alltag als langweilig und grau gesehen wird. Zur Verdrängung der schlechten
Gefühle wartet man dann auf die Party, die mit der Zeit idealisiert und als
Entschädigung für die langweilige Woche gesehen wird. Diese Raver
neigen oft dazu, die Drogen immer höher zu dosieren, oder zum Mischkonsum
überzugehen, um der Toleranzentwicklung entgegenzutreten. Im Cafe soll ein
(möglicher) Ausgleich zu diesem Verhalten geschaffen werden.
Es sollen
Strukturen angeboten werden, in denen sich die Raver selbst organisieren. Die
Aufgabe des Pädagogen besteht dann darin, Unterstützung und Hilfe
anzubieten. Außerdem sollen je nach Neigung Arbeitsgruppen gebildet
werden, in denen die Raver dann ihre Ziele verwirklichen können. Diese
Arbeitsgruppen könnten durchaus an denen von Eve & Rave angelehnt sein.
Warum soll es nur in Berlin organisationswillige, für ihre Szene aktive
Raver geben?
Im Cafe können Kontakte unter den Ravern in einer
drogenfreien Umgebung geknüpft werden. Dabei liegt der Anspruch an diese
etwas höher als auf einer Party. Dort stehen viele unter dem Einfluß
von Ecstasy, was die Hemmungen, jemanden anzusprechen niedriger werden
läßt. Im Cafe besteht hingegen nicht die auf Raves zwar
unausgesprochene aber dennoch vorhandene Pflicht, immer nett zueinander zu sein.
Konflikte und Meinungsverschiedenheiten sollen ausgetragen werden. Zu jeder
tragfähigen Beziehung gehören auch negative Gefühle, welche wie
gesagt auf Parties oft ausgeklammert werden. Da solche engen Beziehungen aber
eine nicht zu unterschätzende suchtpräventive Wirkung haben, soll im
Cafe ein Raum geschaffen werden, in dem solche Betiehungen geknüpft werden
können.
Die Öffnungszeiten des Cafes sollen zwei-bis dreimal in
der Woche am späten Nachmittag bzw. bis in die Abendstunden hinein liegen,
da die meisten Techno-Anhänger durch Schule oder Beruf eingebunden sind.
Bemerkenswert finde ich den Plan, das Cafe alle zwei Wochen sonntags morgens
zu öffnen. Dies soll ein Angebot an Party-Gänger sein, sich nach einer
Party in einer angenehmen Umgebung auszuruhen, und nicht noch mehr Drogen zu
nehmen und nach der Schließung eines Clubs zum nächsten zu fahren, um
dort die After-Hour zu besuchen. Das Cafe soll eine Alternative dazu sein, oder
wenigstens eine Unterbrechung. Die depressiven Verstimmungen beim
„Heruntekommen" von Ecstasy sollen hier in der Gemeinschaft
abgeschwächt werden, um dem Verhalten „nicht runterkommen, sondern
nachlegen" entgegenzuwirken.
Die Beratung
Die Beratungsarbeit im Zusammenhang mit synthetisch Drogenabhängigen
oder Leuten, die mit synthetischen Drogen Probleme haben, ist Beratungsarbeit im
klassischen sozialpädagogischen Sinn. Neben der Weitergabe von
Informationen zum Thema selber, wie Wirkungsweisen, Gefahren, Safer Use,
Mischkonsum usw., umfaßt sie ambulante Betreuung für gefährdete
Raver, oder solche, die meinen, daß sie mit ihrem Drogenkonsum nicht mehr
alleine zurechtkommen. Sie richtet sich außerdem an diejenigen, denen die
Mitarbeit im Cafe nicht ausreicht, oder die, die darauf keine Lust haben.
Da
die Gemeinschaft in der Techno-Szene sehr hochgehalten wird, könnte man
sich von der typischen Form der Einzelberatung lösen und Angebote für
kleinere Gruppen anbieten, falls dies den Leuten zusagt.
Neben der Beratung
für im Kontakt zur Szene stehende Raver umfaßt dieses Angebot
weiterhin Informationsweitergabe an Personen, die mit Techno direkt nichts zu
tun haben, aber in deren Bekannten- oder Verwandtenkreis sich solche Leute
befinden. Diesen müssen Sach- und Hintergrundinformationen vermittelt
werden, damit sie auf dieser Basis einen unvoreingenommenen und angstfreien Um-
und Zugang zu Gesprächen mit ihren Freunden oder Angehörigen erreichen
können.
Des weiteren könnte ich mir eine Schulden- und / oder
Rechtsberatung für Raver vorstellen, ähnlich wie es auch in der Arbeit
mit Opiatabhängigen praktiziert wird. Da das Leben in der Techno-Szene mit
hohen finanziellen Ausgaben verbunden ist, gibt es viele Personen, die sich
dadurch verschuldet haben. Viele von diesen gehen dazu über, ihre Schulden
durch das Handeln mit den Drogen abzubauen. Werden sie dabei der Polizei
auffällig, geraten sie in noch tiefere Probleme. Diesen Teufelskreis
könnte man mit diesem Angebot u.U. durchbrechen.
Der Arbeitsbereich der
Beratung ist nur zum Teil eine Konsumberatung. Neben den Sozialpädagogen
müssen sich auch weitere Berufsgruppen näher mit der Thematik Ecstasy
und andere „Partydrogen" beschäftigen, z.B. Ärzte und
Psychologen. Da die Zahl der Leute, die aufgrund ihres zu hohen Konsums dieser
Drogen Probleme bekommen, in Zukunft ansteigen wird, muß auch die Zahl der
medizinischen und psychologischen Fachleute höher werden, damit diesen
Personen professionell geholfen werden kann. Der Sozialpädagoge muß
auch in der Arbeit mit Ravern innerhalb seiner Kompetenzen bleiben.
Therapeutische und medizinische Hilfe fallen allerdings nicht in diesen
Kompetenzbereich herein. Deshalb muß auf eine Vernetzung der beratenden
Arbeit mit z.B. Krankenhäusern hingearbeitet werden, wo Jugendliche zur
Krisenintervention stationär untergebracht werden können. Ein Problem
hierbei besteht in der Tatsche, daß Ecstasy-Sucht von den
Kostenträgern nicht als Grund anerkannt wird, die Kosten für eine
stationäre Drogentherapie zu übernehmen. Es sollte von dieser Seite
aus erkannt werden, daß der Mißbrauch von „Partydrogen"
durchaus zu massiven psychischen Problemen führen kann, die eine
stationäre Behandlung erforderlich machen.
9.5 Notwendige drogenpolitische Veränderungen
Eines der größten Probleme in Zusammenhang mit Ecstasy ist mit
Sicherheit der Schwarzmarkt. Erst durch die Illegalisierung durch das
Betäubungsmittelgesetz enstand dieser Schwarzmarkt, auf dem in zunehmenden
Maße verunreinigte Pillen angeboten werden. Der Abstinenzvorsatz der
deutschen Drogenpolitik wird mit allen Mitteln durchzusetzen versucht, obwohl er
fast allen in der Praxis gewonnenen Erkenntnissen widerspricht. Denn am Ende der
Drogenverfolgungspolitik stehen zumeist immer die Kleinkonsumenten, die von
Strafverfolgungsmaßnahmen betroffen sind. Selbst Aussagen der Polizei
belegen, daß Jugendliche, die der Polizei durch MDMA -„Vergehen"
aufgefallen sind, in den meisten Fällen noch nie irgendwelche kriminellen
Handlugen begannen hatten. Meiner Meinung nach ist es unverantwortlich, diese
Konsumenten aufgrund ihres Eigenkonsums an Drogen zu kriminalisieren. Durch eine
Solche Kriminalisierung laufen diese Jugendlichen Gefahr, sozial destabilisiert
zu werden (durch Vorstrafen o.ä.). Daher würde ich darauf
plädieren, daß der Besitz von kleinen Mengen zum Eigenverbrauch
grundsätzlich straffrei sein sollte. Denkbar, und in meinen Augen
praxisgerecht, wäre hier eine Menge von 15-20 Konsumeinheiten, was in etwa
einer Anzahl von 8-10 Pillen entspräche. Eine polizeiliche Repression
gegenüber der Szene, z.B. in Form von Razzien, bringt im Grunde wenig, da
sich dadurch wohl nur sehr wenige Raver davon abhalten lassen, Techno-Parties zu
besuchen und dort Drogen zu konsumieren.
Bezüglich des notwendigen
Konsumentenschutzes in der Szene ist es nötig, daß politische und
rechtliche Möglichkeiten so weit ausgenutzt werden, wie es geht. Das
Pillentesten nach dem Vorbild aus Hannover sollte in ganz Deutschland
möglich sein. In größeren Städten sollte jeder seine Pillen
für wenig Geld testen lassen können. Die Erfahrungen in den
Niederlanden haben gezeigt, daß dies ein richtiger Weg ist. Da jede Person
die Tests anonym durchführen lassen kann und die Mitarbeiter unter
Schweigepflicht stehen, brauchen weder Dealer noch Produzenten eine
Strafverfolgung zu fürchten. Das Beispiel des Büros von August de Loor
hat gezeigt, daß die Produzenten durchaus bereit sind, solche Angebote in
Anspruch zu nehmen. Sie lassen entweder aus eigenem Antrieb ihre Pillen testen,
oder werden durch Zeitungsinserate oder Radiodurchsagen dazu gedrängt,
eventuelle schlechte oder verunreinigte Pillen vom Markt zu nehmen. Auf diese
Weise wäre die durch die Illegalisierung von MDMA enstehende Gefahr,
nämlich das Auftreten gesundheitsschädigender Pillen in der Szene,
stark gemindert. Der Staat sollte sich für die Gesundheit von Konsumenten
soweit verantwortlich fühlen, daß er den
größten Teil
der entstehenden Kosten tragen sollte, so wie es in den Niederlanden bereits
praktiziert wird.
Unter den Bedingungen des momentanen Schwarzmarktes sollte
es Monitoring- und Informationssysteme geben, die regelmäßig und in
einem repräsentativen Umfang Daten über den Drogenschwarzmarkt und
Drogentrends herausfinden. Hiermit sind Gebrauchsmuster und soziodemographische
Daten gemeint. Wenn tendenziell gefährliche Trends festgestellt werden
würden, wäre es für die soziale Arbeit wesentlich leichter,
diesen Trends durch frühzeitiges Handeln entgegenzutreten.
Einige
progressive Autoren werfen die Idee einer Legalisierung von MDMA auf (vgl.
Schroers, A., 1996, S.77). Ecstasy, so Schroers Vorschlag, könne evtl. in
Apotheken auf Rezept eines Arztes verkauft werden. Von solchen Ansätzen
halte ich persönlich nicht sonderlich viel. In Deutschland wird zu wenig
präventiv gearbeitet. Und meistens beschränkt sich die Arbeit auf
Hilfen zum Ausstieg. Kindern und Jugendlichen werden zu wenig bzw. keine
Handlungsstrategien zum verantwortungsvollen und kontrollierten Drogengebrauch
vermittelt. Genau dies wäre aber die Grundvoraussetzung für einen
freien Zugang zu Drogen. Vor diesem Hintergrund lehne ich eine Legalisierung von
Ecstasy ab.
[<<zurück
nach oben]
Nachwort / Versuch eines
Ausblicks
Für die Entwicklung der Ecstasy- Thematik in der BRD läßt
sich ingesamt recht wenig abschließendes oder definitives festlegen.
Dennoch gibt es einige Entwicklungslinien und Tendenzen, die genau beobchtet und
ausgewertet werden sollten.
Bezüglich der Konsumformen von Ecstasy und
anderen „Partydrogen" ist festzustellen, daß sich das
Konsumverhalten stark geändert hat. Waren in den 70er Jahren Haschisch- und
LSD- Konsum eine Form des Ausdrucks von Protesthaltung gegen die Gesellschaft,
sowie der Versuch sich von eben dieser abzugrenzen, verhält es sich mit
Ecstasy anders. Im Gegensatz zu heutigen Heroinkonsumenten finden wir in der
Techno-Szene Menschen, die trotz ihres Drogenkonsums keine gesellschaftlichen
Außenseiter sind. Im Gegenteil, es handelt sich vielmehr um
gesellschaftliche Leistungsträger, die oftmals in verantwortlichen
Funktionen tätig sind und die einem relativ großen Leistungsdruck
unterworfen sind. Um einerseits dabei bestehen zu können, und andererseits
auch mal diesen Ballast abzuwerfen, bedienen sie sich diverser Aufputschmittel
und setzen sich einer anderen Form des Leistungsdrucks aus. Dieses Verhalten
muß dahingehend geändert werden, daß die Konsumenten lernen,
eine gewisse Genußfähigkeit zu erlangen. Nur in
diesem Rahmen ist
es möglich, einen verantwortungsvollen Umgang mit Drogen zu betreiben.
Trotz der Verbreitung von Ecstasy über die Grenzen der Techno-Szene
hinaus, besteht immer noch eine große Anlaßbezogenheit des Konsums.
Viele der Ecstasy-User konsumieren nur, wenn der Rahmen stimmt, also am
Wochenende, auf Parties, innerhalb einer Gemeinschaft. Aufgrund der zunehmenden
Vermassung der Szene wird der Konsum leider immer vereinsamter. Dem muß
durch Betonung der Wichtigkeit enger persönlicher Bindungen und
Freundschaften entgegengewirkt werden.
Festzustellen ist weiterhin, daß die konsumierten Mischungen, die
teilweise von Dealern, aber auch von den Konsumenten selber, hergestellt werden,
immer stärkere Wirkungen entfalten. Dabei werden nicht nur die einzelnen
Stoffe immer potenter, sondern diese Stoffe werden dann auch noch miteinander
vermischt. Besonders häufig kommt es zu einer Kombination von
Halluzinogenen und Aufputschmitteln, z.B., wenn LSD, Speed und Ecstasy zusammen
genommen werden. Auch Versuche mit gegensätzlich wirkenden Stoffen, also
Betäubungsmittel kombiniert mit Stimulantien werden in den
Notfallaufnahmenh der Krankenhäuser immer häufiger registriert. Es ist
schon heute dringend notwendig, „Polytoxikomanen" Hilfsangebote zu
entwickeln.
Die klassischen Aufklärungs- und Präventionskampagnen
wirken bei den Konsumenten synthetischer Drogen kaum, bzw. gar nicht, weil diese
sich in den meisten Fällen nicht als suchtgefährdet ansehen. Die
Präventionsarbeit war zudem lange Zeit in den Paradigmen alter, absoluter
Abstinenzorientierung gefangen. Dadurch ist sie für junge Leute hochgradig
unglaubwürdig geworden. Für junge Menschen gibt es heutzutage wenig
Gründe, einer Prävention Glauben zu schenken, die schon immer jede
Droge als absolutes Teufelszeug mit größtem Suchtpotential,
Giftigkeit und schrecklichsten Folgen an die Wand malte. Wie sollen Jugendliche
aber auch dem Hauptslogan der bundesdeutschen Präventionskampagne
„Keine Macht den Drogen" Glauben schenken, wenn dieser bei den
Fußballspielen der deutschen Nationalmannschaft direkt neben der
Krombacher-Pils Werbung an der Bande zu sehen ist.
Mittlerweile befindet
sich ernsthafte Präventionsarbeit in einer gründlichen
Umorientierungsphase. Es entstehen neue Ansätze, die zunehmend Gründe
und Motivation des Konsums hinterfragen und die sich auch nicht scheuen, die
subjektiv als positiv empfundenen Wirkungen einer Droge zu thematisieren. Ein
weiters wichtiges Element ist die Abkehr von der suchtmittelspezifischen
Prävention, die die illegalen Suchtmittel verteufelt und die legalen
außer acht läßt, hin zu einer suchtmittelunspezifischen, die in
erster Linie auf das Verhalten der Menschen gerichtet ist.
Die Fragen nach den Ursachen und Motiven für den Drogenkonsum
einerseits und das Abgleiten in die Sucht andererseits, werden in Zukunft,
entgegen aller anderen aktuellen drogenpolitischen
Verdrängungsbemühungen, wieder ernster gestellt und vor allem
differenzierter beantwortet werden müssen.
Die Frage, ob mit den
Designerdrogen und insbesondere mit Ecstasy eine Drogenwelle mit all ihren
negativen Begleiterscheinungen über die Industrienationen und auch
über die BRD hinwegzieht, kann leider nicht definitiv beantwortet werden.
Dies liegt darin begründet, daß es in Deutschland keine dem
niederländischen „Antenne-Projekt" vergleichbaren Untersuchungen
diesbezüglich gibt. Die Bundesregierung sollte in solche Projekte
investieren, so daß Daten gewonnen werden können, auf deren Basis
gearbeitet werden kann, anstatt das Geld, das für die Prävention zur
Verfügung steht, in sinnlosen Projekte zu verpulvern, die nichts erreichen
und niemandem etwas bringen.
[<<zurück nach oben]
1. Ahrens, Helmut: Prävention für die deutsche Techno-Szene?
Ergebnisbericht der Pilotstudie im Auftrag des Bundesministers für
Gesundheit, Bonn, 1994
2. Bundeskriminalamt: Rauschgiftjahresbericht 1995,
Wiesbaden 1995
3. Claus, Carsten in: Rabes, M. / Harm, W.: XTC und XXL,
Ecstasy, Wirkungen, Risiken, Vorbeugungsmöglichkeiten und
Jugendkultur, Rowohlt-Verlag: Reinbek b. Hamburg 1997
4. Cousto,
Hans.: Vom Urkult zum Kult, Werner Piepers Medienexperimente,
Nachtschattenverlag: Löhrbach 1995
5. DSM-3-R (Diagnostisches und
Statistisches Manual Psychischer Störungen)
6. Feist, Udo: Techno
Trance Atlantic, Musik der Jugendkultur: Maschinenlärm und
Emotionalität in: Medien Praktisch, April / 1996
7. Fromm, Erich: Die
Kunst des Liebens, Frankfurt/M.; Berlin: Ullstein 1993
8. Grube, Lennart,
eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, Dortmund, 17.02.1997
9.
Hurrelmann, Klaus in: Magzin für die Polizei, 26/1996
10. Koch, P. in:
Walder, Patrick und Anz, Phillip, Techno, S.101 - 105, Ricco-Bilger-Verlag:
Zürich 1995
11. Kuhlmann, Thomas, eigene Aufzeichnung der Fachtagung
Ecstasy, Dortmund, 17.02.1997
12. Kuhlmann, Thomas in: Jugendhilfe 6 / 96,
Luchterhand-Verlag: Neuwied 1996
13. Klappenbach, R. und Malige, H. (Hrsg.),
Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, Akademie-Verlag: Berlin 1974
14. Krollpfeiffer, Katrin, Auf der Suche nach ekstatischer Erfahrung:
Erfahrungen mit Ecstasy, Verlag für Wissenschaft und Bildung: Berlin 1995
15. Knodel, H. und Bayrhuber, H. (Hrsg.), Linder-Biologie, Carl Ernst
Poeschel-Verlag: Stuttgart 1983
16. Lohmann, Horst, eigene Aufzeichnung der
Fachtagung Ecstasy, Dortmund, 17.02.1997
17. Loviscach, Peter in
Zusammenarbeit mit Lutz, Roland, Soziale Arbeit im Arbeitsfeld Sucht. Eine
Einführung, Lambertus-Verlag: Freiburg im Breisgau 1996
18.
Märtens, Peter in: Rabes, M. und Harm, W., XTC und XXL, Ecstasy, Wirkungen,
Risiken, Vorbeugungsmöglichkeiten und Jugendkultur, Rowohlt-Verlag:
Reinbek b. Hamburg 1997
19. Mc Ready, John: A - Z of Techno in:The Face,
Heft 12, S.56
20. Nowoczyn, Klaus in: Walder, Patrick und Anz Phillip,
Techno, Ricco-Bilger-Verlag: Zürich 1995
21. Poelke, T.: MDMA - Droge
oder Medikament? In: Westfälisches Ärzteblatt, August / 1995, S.16 -
19
22. Rabes, Manfred in: Rabes, M. und Harm, W., XTC und XXL, Ecstasy,
Wirkungen, Vorbeugungsmöglichkeiten und Jugendkultur, Rowohlt-Verlag:
Reinbek b. Hamburg 1997
23. Richard, B.: Eigene Aufzeichnung der Fachtagung
Ecstasy, Dortmund, 17.02.1997
24. Rufer, Marc: Glückspillen, Ecstasy,
Prozac und das Comeback der Psychopharmaka, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur
Nachf.: München 1995
25. Saunders, Nicholas: Ecstasy,
Ricco-Bilger-Verlag: Zürich 1994
26. Schmidtbauer, Wolfgang und
Scheidt, Jürgen vom: Handbuch der Rauschdrogen, Fischer-Verlag:
Frankfurt/M. 1984
27. Schroers, Artur: Ecstasy, Ein Ratgeber zur Droge MDMA,
hrsg. von der INDRO Münster, 1996
8. Scheerer, H.: Special: Sucht,
RoRoRo-Verlag: Reinbek b. Hamburg 1995
29. Spohr, Birgit: Techno, Party,
Drogen - Psychologische Aspekte und therapeutische Erfahrungen mit einer neuen
Jugendkultur in: Partner - Magazin Juni / Juli 1995, S.7 - 13
30. Thomasius,
Rainer in Rabes, M. und Harm, W., XTC und XXL, Ecstasy, Wirkungen, Risiken,
Vorbeugungsmöglichkeiten und Jugendkultur, Rowohlt-Verlag: Reinbek b.
Hamburg 1997
31. Treichler, Jürgen: Medienkampagne zur
Suchtprävention in Zürich in: Suchtprävention in Europa, S.109 -
!30: Geesthacht 1995
32. Walder, Patrick in: Ecstasy: Prävention des
Mißbrauchs, Dokumentation der Fachtagung vom 23. Und 24. Februar 1995,
S.29 - 37: Geesthacht 1995
33. Wardle, P., MDMA („Ecstasy") -
Gefährliche Droge oder Psychotherapeutikum in: Nervenarzt, Nr.65, S.802 -
805, 1994
34. Weigle, Constanze und Rippchen, A., MDMA - Die psychoaktive
Substanz für Therapie, Ritual und Rekreation, Werner Piepers
Medienexperimente, Nachtschattenverlag: Löhrbach 1992
35. Wilkens,
Wilfried: Designerdrogen - Eine Himmelfahrt zur Hölle? Deutscher Ring /
Jugend hilft Jugend: Hamburg 1995
36. Wirth, Nadja: Diplomarbeit an der
Fachhochschule Dortmund, 1996
Tageszeitungen und Zeitschriften
1. BILD, 18.01.1997, S.2,
„Ecstasy - So gefährlich ist die Wochenenddroge"
2. Frankfurter
Allgemeine Zeitung, vom 07.07.1994, S. 5, Spiegel, H.
3. Highlife, Februar
1997, S. 38-40, „Die Raving - Society auf dem Weg in die schöne neue
Welt?", Eisele, Christiane
4. Ruhr-Nachrichten, 21.02.1997, S.4,
„Ecstasy-Pillen: Vier mußten in die Klinik", Becker, Uwe
5.
Stadtzeitung PRINZ, September 1994, S.30-32
6. Tageszeitung, 25.11.1994, S.8
7. Tageszeitung, 24./25.06.1995, S.12
8. Tempo, September 1994, S.
19-28, „Diese flackernde Licht in der Seele, das sie Ecstasy nennen",
Weissenbacher, Robert
9. TV-NEU, 16.04.1996, S.6, „Ecstasy - Wie
gefährdet sind unsere Kinder?"
10. DIE WELT, 22.08.1996, S.13,
„Russisches Roulette mit 'Asterix'", Bettge, Ulla